004r,01 bekennen, leidt dar vor tragen vnd bessern mogt oder daß nûr
02 Got eyn barmhertziger richter vnd gûtter fatter wult synn\
03 syn armeß geschefft nit laissen verderben,||Glich wie nûhe
04 die menschen hynfallen so wehen aûch die jaren vmb_
004r,05 Wie fast vil kynder, vil jongelinghn, vill jungen vnd alter
06 menner sich verbirgen also faren die veir theil des jarß
07 aûch da her, vnd wirt alles vergain vff dissen erdtrich\ waß
08 worden ist_ Der glens oder frolinck gronet, bloûwet, wegst\
09 jst gar suberlich vnd lûstich von gronen safftigen krûtern
004r,10 vnd blettern, mancherlei farben vnd angenemen gerogs
11 blomen, die schoin jnß aûge, vnd nasen syn_ Eben so syn
12 aûch die menschen nach der gebort vnd jn der waxsender
13 kyndtheit gar leiblich vnd schoin vnd werden noch mehe
14 gezeirt, syn ohn galle eynfeltich, spillen samen, syn
004r,15 jederman leidlich vnd angeneim_ Sûlcher froelinck jst
16 lang mit mir vmb gewesen, _was sich aber minenthalb
17 dar zwischen zûgetragen, da von sagt myn forich Ge=
18 denckboich,||Der Sommer ist aûch frolich, lustich, rûstich\
19 vber aûß sûûerlich, warm, vnd hitzich, dan schirt man
004r,20 die schaiff, beschawet den arn mit gellen helmen vnd
21 aren durch das felt, samlet das abgemehet graß jn die
22 hewberme, smacht daß frohe gewegs erber wolber steinaffs
23 garten gekrûder_ Dan ist der menschs dem glich jn der
24 jûgendt\ eyn jonglingh eyn jonge jonffrawe vnd medtlin
004r,25 stehen vffrichtich wegen sich, springen wie htzer vnd
26 hynden, haben lûst, reithen zu roß, jagen vnd bissen mit
27 mit honden vnd falcken, fahen die foegel, wegst jnnen
28 der bart, sehen vmb vnd vmb, greiffen zûr ehe_ Disser
29 Somer ist mit mir aûch abgelaûffen\ wie daselbst
004r,30 jm gedenckboich angezeigt,||Der Herbst ist glichfalß
31 lûstich\ nit so seir jnß aûgh alß jn den baûgh\ bringt
32 vill gûtter frûchten bei, vil pûrpere trûben, gutten ge=
33 smachs gelle vnd rothe eppel, birren, castanien vnd
34 mancherlei boûm vnd garten gewegs, der newe most
004r,35 vnd wein wirt gemacht, der frûchten garben gedresset vnd
36 kûmpt eitz die lange begerte nûtzung her vor_ Disser
37 herbst verglicht sich dem volkomen menlichen alter\
38 daß aûch gûtte frûcht vnd nûtz beibringet, _disse zeit
39 soichen die menschen narûng\ gelt vnd gût, renthen\
004r,40 erffhafften\ richtûmb, Ehr, vnd Regiment||Vnd ob
41 wol myn Glenß, somer, vnd herbst nit so wol gegronet\
42 geblohet\ gewagsen vnd frûchten jm arn vnd laesen bei=
43 pragt alß wol hett geschehen kûnnen vnd mogen, so
44 moiß ich damit gedolt haben, hab ich es versaûmpt\
004r,45 billich trag ich den schaden_ Es licht auch am menschen
46 fleiß allerding nit allein, wie gûtt der acker, wie wal
47 er regeirt wirt, wie gûtt die zeiten vnd daß jar ist, so
48 hilffs allet nit wanß Got dûrch syn gnade nit verlenet_
49 Das vnsser sûnde halber ohn zweiffel also widderfereth\
004r,50 were manchen vnd mir selbst villicht nit nûtz zu vill
51 glûcks gewesen, hett zû hoichfertich vnd stoltz mûtwil=
52 lich drûff
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Senectutis Liber
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