Diplomatische Version Bei der diplomatischen Version handelt es sich um eine originalgetreue aber um alle Kennzeichnungen im Rahmen der Transkription bereinigte Fassung der Aufzeichnungen Weinsbergs, die vor allem für sprachwissenschaftlich orientierte Nutzer von Interesse sein könnte:
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Dem Erbaren vorsigtigen vornemenn
haûsfatter zû Weinsberch jeder zeit wesendt
vntpieten jch Herman von Weinsberch Lic¿
vill glûcks vnd heills. {verzierter Punkt}
Vilgeleibter haûsfatter vnd nachfolger ich hab wol eyn
gedenckboich der Jaren scheir mynes lebens oder my=
ner Hermanni von Weinsberchs alter vom jar 1517.
angefangen vnd biß zû ende des Jars 1577. jnscleislich
vollenfoirt dar jn ich von mir selbst, von minen frûnde-
von mines fatters haûß, kirspel, stadt heimat vnd vo-
vil anderen hohen vnd nider stands leûthen wigtige-
vnd geringen sachen eilendt vnd kûrtzlich jncorrect
allerlei (doch meistheils eûch vnd dem gemeine- haûß
Weinsberch zû gûtt) angezeignet, vnd wolt wol das
ich es zirlicher vnd besser hatte vermelden, vnd erkle=
ren mogen, das aûch nichtzs deinstligs vnd nûtzligs
vergessen were, wie dan ohn zweiûel wol vill gûtzs
dinges (das gar nodich zû wissen were) vergessen vnd
nit gnogsam mit allen synen vmbstenden beschribe-
wirt syn, Ob nûhe wol etliche schimpffen vnd sprechen
werden, Der hat gern geschriben, Der hat vil moissiger
zeit vnd nit vill andere nodigere geschefften gehatt zû
verrichten, Jha sag ich, daß ist war, dan het ich es nitt
gern gethain, nit so moissige zeit gehat oder mit zu vil
geschefften were beladen gewesen so were es von mir
nit geschein, Mach des Vergilij verslin wol hie anzehen,
O Melibee, Deûs nobis hæc ocia fecit, Got hat mir dem
gemeinen haûß zû gûtten vnd nûtz so vil reu\owiger
moissigkeit verlenett daß ich sulchs neben andern geschef=
ten verrichtet, Vnd ob ich nûhe vnd dan wol vil geschri=
ben hab so wirt von den nachkomen noch wol mehe
gewûnsch<e>t vnd begert werden, dan wer kanß alles er=
dencken oder samlen waß nodich ist, vnd syn wirt, So
hat sich dannest ohn daß sûlch min Gedenckboich das ich
wol eyn Rapiariûm mogt nennen etwaß geheûffet
Vornemlich da ich zweitheill samen gethain hab, also
seir wan ich mehe dar zû gethain hette so sult das
boich sûlcher dickten syn worden das man es nit
woll bequeimlich hett handlen mogen, derhalber ich
scheir noitzhalber daselbst hab moissen vffhoeren, Dan
dieweill Seesszich jar mynes alters dar jn begriffe-
zwischen wilchen myn vorige beste ætates verflossen
gedacht ich der allemechtiger ewiger Gott sûlt mich viß
dissem betrobten vnd verworren jamerdal erloist
vnd myn seel zû sich gefordert haben, so es eyn zym=
liche sterbde ware, das vil menschen bynnen vnnd
baûssen Coln besonder vmb mich her diß neigst abge=
laûffen jar an der pesten verfallen syn, Aber dweil
mir der gûtige Gott das leben mit gesontheit biß
zû ende des .1577. jars verlenet, so hab ich achtûng
gehat das vmb mich her fast alte betagte menner vnd
fraûwen von der burgerschafft vnd nachparschafft jn
Coln wonen die jre .70. jare, etlige 80, jha etliche .90
vnd 100 jare erreicht deren etliche des lebens schon sat
syn etliche aber noch lenger zû leben begeren Jch mogt
fillicht mit Gottes gnaden noch sûmmige jare jrer si<nt>
vil oder wenich bei leben bliben wie lang es Got dem |
Liber Iuventutis Liber
Senectutis Liber
Decrepitudinis
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