Victus ocia nesit.
 
Res proprias, gentisque meæ nunc collige penna.
Qualibet ut referat post mea fata liber.
Scripsi ego res gestas, precor aslecla scribe gerundas.
Ut prosint domui vitiferæque patri.
Et antiquæ prout novæ scire domestica dicere.
Mixta quibas passim sunt aliena tam ea.
Aedificent quantumque veluet, memorare iuvabit.
Forte quis inueniet quod petituent erit.
Si puerile tenet, dones ivuenilibus annis.
Pars prior huius enim commodo ____.
Vitas et morts recitat quoque teniq____.
Factis cum relivis consule qu__ ____.
 
In diessem boich gedenck ich recht.
Des neuwen weinsberghhen gesclecht.
Schambt euch ___ ______ _____ _____.
Befordert sie ____ irß thoin ____.
Gott mach in geben ehr und goit.
Und helfen ihn auß ihrer not.
Keinererheb sich ist er ____.
Gluck wendt sich wol von _____ ____.
 
Sum liber Hermanni proprio sic _____.
vilisera patris stirpe domoque ____.
Civis agrippinæ memet scribensis ut in___.
[0] Maiorum domui sæpe legendus i___.
__me et post genitis scriptisque sequentibus annis.
_Insta__t quæ ficat gesta domique foris.
 
[0'] leer [0]
 
Ivuentutisverzierter Punkt.
 
Hic liber potest vocari et allegari ivuentutis, ad differentiam senectutis, licet ætates ad sexagesimum usoque annum, complectatur.
 
Plinius.
 
Nullus liber tam malus est, ut non aliqua ex parte prosit.
 
[0'] leer [0] [Titelblatt]
 
 
Ivuentutis.
60 annorum.
Gedenck boich der jaren Hermanni von Weinsberch von im selbst, sampt den sinen, auch von anderen ( hohes und nideren standes) luden, vermeldende.
1561.
Ab anno 1518.
Ad annum 1578.
 
[0'] leer
 
[1] Dem erenthaften fleisligsten zukunftigen hausfatter zu Weinsberch, minem geliebten erben, untbieten ich Herman von Weinsberch minen grutz und alles goden.
 
Wa etwas under allen vergenklichen dingen daurhaftich ist, lieber hausfatter, so ist die geschrift nach viller trefflicher leut zeugnis das allerlankwirigst und zu ewicher zit daurhaftigst wirk. Dan was von dem menschen immer geredt, gehort, geschein, gedain und gelaissen wirt, das verstirbt auch gemeinlich mit dem menschen, oder verpleibt es schoin ein zit lank durch verzellung und nachsagen, so verfelt es doch gern balde ader es wirt nit eigentlich ader recht behalten, dan der menschen gedechtnis ist swach und vergeslich. Derhalb hat got der her die wonderschone schreibkunst gegeben, das dadurch der swacheit und vergeslichheit menschlicher memorien und gedechtnis verholfen mogt werden, wilche alle beschene dingen in einer unsterblicheit erhelt und was vergessen und verstorben ist, widderumb erneuwert, hervurbringt und lebentich macht. Derwegen haben wir uns der geschrift hoichlich zu erfreuwen und zu bedanken, das uns alle geschichten und kunsten dadurch von tausent jaren zu tausent jaren erhalten sint und das die Juden, Greichen und Romer die geschrift sonderlich geubt und alle hendel so eigentlich beschriben, das sei auch der weiber, kinder und gesindes nit vergessen sint; darumb sint ire geschichten heutigs tags klarer am licht dan der ander barbaren, beurischer ungelerter folker geschichten, die gans ins vergess gestalt sint. Dweil ich nuhe sulchs ernstlich bedacht und der geschrift das zu mois geben, so hab ich zu andern zeiten die herkomst, genealogi und eigenschaft des stams und haus Weinsberch in ein boich geschriben und vergadert, damit es auch nit gar vergessen worde, sonder das es deste daurhaftiger mogt bleiben, und hab dasselb genant das boich Weinsberch, wilch ich euch vurhin zugeschriben, vertruwet und befollen hab, wie daselbst vermelt ist, und gode dem almechtigen zu lob und dem gemeinen haus Weinsberch zu eren und nutz. Dan wer kunte unserBd.1, S.03 [1'] vurelter leben und geschichten nachverzellen ader uis bloissem nachsagen behalten, wan sei nit in geschrift verfast weren, in sonderheit dieweil sei etliche vil hondert jar und vur miner zeit geschein sint und nemans lebendichs darvon sunst etwas wiste. So hab ich auch weiders sorg getragen, das der geschichten, die sich min leben lank in meiner zit zugetragen und in sonderheit unsern stam und haus Weinsberch und sunst betreffende nit ins vergess gestalt, dan mit fleis angezeignet und in ein geschrift zu ewiger gedechtnis verfast worden, und hab sei derhalb in ein boich samen geschriben, wilchs ich nit bessers gewist hab zu intituleren ader zu nennen dan ein gedenkboich der jaren mines lebens, angesehen, das es angefangen ist a. 1517 im jar, do ich eirstlich das leben bekomen und menschs worden bin, und soll auch von mir (ob got will) continueirt und vollenzogen werden, so lang mir got das leben verlenet, nach minem geringen vermogen, damit ir und das gemein haus und menniglich gedenken sollt, was in miner zeit, ungeferlich jar vur jar, gescheit ist und miner auch dabei in allem goeden gedenken. Sunst het ich es das geschichtboich ader das jarboich ader min lebenboich ader das genealogeiboich ader derglichen wol nennen kunnen. Nachdem aber diss gedenkboich der jaren mines lebens dem obbestimtem boich Weinsberch dermaissen anhengt und daruis untsprossen ist wie die zwigen und reiser uis dem stam eines boums, so hab ich es auch mit glichem vertruwen und ganser gewalt und volmacht uch befollen wie das vorige principailboich, Nuhe hab ich wol a. 1555 angefangen ein gedenkboich zu machen und darin zu schriben allerlei geschichten, handlungen, obligationes und contracten, mich und die mine samt dem haus Weinsberch betreffende, wie ichBd.1, S.03 [2] dan allerlei darin vur gedechtenis geschriben hab, bis ungeferlich zum ende des 1560. jars. Do ich nuhe mitlerweil eigentlich erfoere, das mir disse 5 ader 6 jare, darin ich allerlei angezeignet hat, vil gutz berichtz in villen sachen und puncten beibrachten, begunte mir disse anzeigung zu lieben und gedacht duck in minem sinne, wie es wol fein zirlich und nutzlich were gewesen, das ich sulchs lange zit vurhin hett angefangen. Also hat die forige anzeignis ein ursach gewesen weiders nach einem gedenkboich zu trachten, etliche sachen darin anzuzeignen, die lange vurhin geschein weren, bis mir endlich ein sulche begerte und lust darzu ankomen ist, das sulchs sinen anfank mit dem anfank mines leben haben mogt, und hab also diss min gedenkboich in den christhilligen tagen neigst verleden und also mit dem neuwe jar a. 1561 mit gottes gnaden des werks bestanden und von dem jar 1517 eirst an bis in das bestimt 1555. jar samt einem rest zweier ader dreier jaren darzu, und das allet in der zeit, wan ich etwas die mois, weil und rau hatt, mit sulcher Iust und eil, blois nach ordnung der jaren, mit etlichen umbstenden, wanne, wa, wie, warumb es ergangen, verzellende, das ich es naher dan in 8 monaten uis minen eilenden gedanken (doch incorrect) geschriben und volendet hab, als hett ich es einem andern mit dem monde und snellen worten dar verzalt, das mich der volendong selbst wonder gibt, dieweil ich mitlerzit fast vil schaffens gehatt hab und auch umb mangel mines gesichtes nit wol geherden kunde. Aber die liebde und eifer, den ich zu dem haus Weinsberch trag, hat mich herzu getriben, das ich plotzlich darin gerauscht, der zeirlicheit und geschicklicheitBd.1, S.04 [2'] nit acht gehatt, dan mehe mine ungeschicklicheit an den tag gedain, das man mir dan billich umb miner wolmeinung zu gut solt haben und mich darin unschuldigen, dan ich sult gedain haben wie etliche, wilche ire eigene geschichten und handlungen ires lebens von in selbst in tercia persona gesatzt und ire rede dahin gewant, als hett es ein dritter ader ander van in geschriben, so sei ire eigne sachen doch selbst personlich geschriben haben. Diss hab ich nit geacht und doch wol gedacht, darumb hab ich min rede in prima persona gebrucht und min eigen handlung und leben selbst von mir in die schrift bracht. Dan ich hab allezeit im sinne gehatt diss boich uch zuzuschriben und zu vertrauwen, dergestalt, glich als redte ich von mir und den meinen zu uch allein als zu meinem groisten ungezweifelten frunde, darvor man sich nichtz dan alles goden zu versehen hett, darvur man sich nit finssen ader einicher kunst der umbwege gebrauchen durft, dan ein frunt sol pillich zu dem anderen offenherzich sin und im sin anligen eroffnen, der es auch pillich halbar halten und bei im und anderen vertrauweten frunden, die es mit angehet, bleiben sol lassen und nit gar ins gemein laissen komen, dan da es die noittorft erfordert. Und wanne das man diss gedenkboich recht ansehen und erwegen will, was ist es dan vil anders dan liber domesticus seu familiaris, dan ein hauslich, broderlich und fruntlich gedenkboich, wie der inhalt, effectus und meinung durchaus bezeugen und mit warheit anzeigen werden. Dan in dissem gedenkboich wirt principalich und meisteils von mir selbst vermelt, min leben, handel und wandel van anfank bis uff jetzige zit und villicht noch weiters, wie zu verhoffen, beschriben; was sich minBd.1, S.05 [3] miner kintheit, jugent, manheit und alter zugetragen hat, wanne, wa und wie ich geboren, geteuft, gefirmt und erzagen bin, von minem scholgank, studern, promoveren, von minem fleis, unfleis und hindernis in der lehr, von minem ehestant, raitzgank, burgerschaft, kirchmeisteramt, borggreifschaft, von miner person leib und gestalt, von minen sidden, complexion und sinnen, von minen irtummen und widderwerdicheiten und was ich sunst mancherlei angekeirt, geredt, getain und gelaissen hab, von minen erbschaften, ungereiden und gereiden guttern, wie ich die gegolten und erlangt hab, von miner haushaltung, hanterung und kleidung, von minen hausfrauwen, iren kinderen und aller gelegenheit etc. Daneben hab ich auch miner lieber elteren gedacht, was sei in zeiten mines lebens bei mir und andern iren kindern, frunden und leuten angedriben haben, wie sei sich ernert und warmit sei gehandlet haben, van irer beider und unser herkomst, stammen und gesclechten und dero vureltern ins gemein, wan sei bestadt sint und wa sei gewont haben, von iren kinderen und frunden, das ist von minen naturlichen und eligen brodern und susteren und derselben kinderen, samt von den kinderen Peter Hersbachs und Drutgin von Weinsberch, eluden, und Johan Kuckelmans von Aich und Merjen von Weinsberch, mines seligen fatters swestern elich geboren, und von noch andern mehe bloitzbewanten, frunden und magen, was zeitz und jars sei geboren sint; doch hab ich die eigentlich tage derselben miner neifen und nichten nit kunnen wissen, in wilcher stat kirspel und haus sei geborn und geteuft sint. Also das lichtlich ein genealogei und geburtzegister von innen samen und besonder uis dissem gedenkboich zu stellen und zu machen were, zu noitturft, bericht und mererem verstande mines testamentz, uff das man wissen und spurren moge, wer von minemBd.1, S.05 [3'] fatter Christian von Weinsberch ader von sinen susteren Drutgin und Mergen geboren sei, wer ein agnat und cognat sei, wer elich ader unelich sei, uff das mine executoren und frunde daraus verstain mogen, wen man nach graid und ordnung zu einem hausfatter zu Weinsberch erwelen sol, uff das gein unordnung ader ubersclag der grade geschehe, das die agnaten und mansstam den vurgank hab vur allen anderen cognaten, also das die von Weinsberch denen van Ordenbach, von Dutz, Kuckelman van Aich, Muisger, Jabach, Lintlar etc. vurtretten sullen in der erwelung, und ist mit zu vernemen, wie das disse cognatische gesclechten an das haus Weinsberch komen sint. Auch ist heraus zu erlernen, an wen die vurges. mine frunde elich vermelet und bestadt sint, was frauwen die agnaten und cognaten, was menner die agnatinnen und cognatinnen bekommen haben und zum teiltel hat die Handschrift.mit von iren gelegenheiten, allet zur noitturft mines testamentz. Zudem was sei vur handel, gewerb, hanterung, arbeit und narung angetriben haben, was stantz, staitz, amtz, befilchs, deinsts und wesen ein jeder gewesen sei, war sei erzagen sint und mit irer heuslicher wonung gesessen haben, alles zu merer specificerung der agnation und cognation des haus Weinsberch; auch in was jars, tags, stunden, an was gebrech und krankheit und an wilcher platzen und orde sei gestorben sint und in wilcher kirchen und kerchhove sei begraben ligen und ir gebeins erhalten wirt. Also das ich diss gedenkboich nit alleine vur mich, dan auch vur mine broder, suster, neifen, nichten und ire kinder beschriben und gemacht hab, die dan pillich ein lust und zuflucht zu dissem boich sullen haben, dieweil darin von in selbst, iren eltern und kinderen und allerlei bericht fonden wirt. Darzu hab ich auch miner gesellen nit vergessen, die mit mir scholen und zur bursen gangen und studeirt haben und mit mir promoveirt sint, auch mit mir zu radeBd.1, S.06 [4] gesessen haben und mit mir kirchmeister gewest sint. Mines deinstgesindes, knecht, magt, jongen und der kostgenger, beiwoner, arbeider und derglichen hab ich auch in dissem boich nit verswigen, sonder wie es mir mit innen ergangen, wol und ubel, mit angezeignet, miner nachparen, wa ich bei gewont hab und die bei dem haus Weinsberch gewont haben und was sei angetriben, hab ich auch nit verbeigain willen irer zu gedenken.
Uber das hab ich mit sonderlichem fleis des loblichen kirspels s. Jacob in Coln gedenken moissen, dieweil das haus Weinsberch darin licht, wilchs mine eltern und vurelter bewont haben, darin ich samt minen broderen und susteren geboren und erzagen und unse sacramenten untfangen haben, da unse und ir begrebnissen auch sint. Derhalb hab ich von gelegenheit, gerechtigheit, bau, zerait, stiftungen, ordnungen, irtummen, pleiten, pastoren, kirchmeister und kirchndeneren daselbst und derglichen fast angezagen. Die hoichlobliche reichzstat Coln, min geleibtes fatterlant, und was darin vernoimtes in meinen zeiten beschehen und von einem erbaren rait und magistrait daselbst hab ich nit ubersclain kunnen, dan irer in etlichen emteren, sachen und puncten in dissem meinem gedenkboich auch untwagen moissen. Von den erzbischoffen und churfursten zu Coln, wan sei erwelt sint und was sich irenthalb ergangen hab und von dem catalogo aller bischoffen zu Coln, von den fursten von Gulich, Cleif und Berg als benachparten samt anderen chur- und fursten, prelaten, graven, edlen, stetten, flecken, landen und leuten etc. hab ich auch etwas moissen schriben. In sonderheit hab ich auch der hoher obricheit und potentaten, als pabst, keiser, koningen und iren gemalen, christen und heiden, nit kunnen absein, sonder hab irer geschichten und handlungen in geistlichen und weltlichen sachen samt der consilien, richztagen und lantdagen kurzlich mit moissen gedenken. Der kreich, sclachten, stormen, uberwindongen, uffroren in Turkei, Hongarn, Behem, Italien, Frankrich, Hispanien, Engellant, Schotlant, Denmark, Dutzlant, Saxen, Hessen, Gelre, GulichBd.1, S.07 [4'] mit gerort. Die veranderungen in religionssachen, von der Auspurgscher confession, von dem Luthero, Zwinglio, Oecolampadio, Calvino, Bucero, Melanthone, wie sich sulche widderwirdigen der romischer kirchen wonderlich geubt und Dutschlant, Engellant, Denmark, Prussen, Saxen und andere vil landen, herrn und stet sich irer leir anhengich gemacht etc., hab ich nit uberhupt. Der sterbden und krankheiten, waher die untstanden und wie man sich in den zeiten der pestilenz in Coln gehalten und wie ich mich domails samt anderen angestalt, ist auch heir angezagen. Von der durer zeit, misswass, hagelsclacht, brande und verhohung der zinsen weins und beirs und anders hab ich mit angezagen. Der gebeu in Coln an graben, kranen, heusern, tornen, platzen, auch der gebeu am haus Weinsberch und miner frunde hab ich nit stilswigend verbeigangen. Ich hab auch nit in der feder laissen stecken mine erfschaften, heuser, wingart, far, rent, klinater, ingedoim, kleider und allerlei hausrait, uff das ir und die executoren zur zit davon gutten bericht haben mochten. Zudem wie es mit etlicher scholt, contracten, obligationen, beseigelten breifen, quitancien, hantschriften, copeien, rechnungen, anzeigungen ein gestalt hab, sich darnach zu richten. Herneben von hadder, zank, gerichtzsachen, tagleistungen und vertregen, wie man sich darin gehalten hab und kunftiglich noch halten sulte. Von der haushaltung und was darzu gehort hat, hab ich auch meldung gedain, als von broit, wein, beir, aissen, ferken, herink, fisch, fleischs und derglichen, wie ich sulchs ingegolten und gebraucht hab. Mines studerens, practiserens, kaufmanschaft, weinzappens, scharzenhandels, hantierung, reisen, schriben, narung hab ich auch nit herin gar verswigen. Und wiewol noch vil mehe andere dingen, sachen und geschichten geschehen und verhandelt sint, dieweil es aber zu lankwilich hie alles zu verzellen were, so will ich doch des uberichen inhaltz eiz einBd.1, S.07 [5] ende machen und uch nit so lange uffhalten, sonder dahin geweist haben zu vernemen, was ir begert daruis zu wissen.
Dieweil ir aber eiz genogsam zur noitturft verstanden hatt, warvan diss gedenkboich tracteirt, so salt ir doch wissen, das noch fast nodige sachen und geschichten mangeln, die ich in diss boich nit geschriben hab. Dan wie ich in beschribung diss boichs zum teil eilte und nit alles bedenken kunte und zum teil auch under der beschribung angefertigt, versteurt und mit andern gescheften uberfallen wart, so ist vil dinges nit gedacht ader wol bedacht und widder vergessen worden, das es nit in diss boich ist bracht worden. Do aber diss boich in sinem ende volgeschriben ware, wiewol es mir do infiele und hetz gern darin gesatzt, do ware es zu spade und hat keine platz mehe innen, dar man es het schriben mogen. Darumb, lieber erb- und hausfatter, vernimt ir nochmails etwas, das in der warheit gescheit ist, euch ader mich ader das haus betreffende, und nodich und zirlich ist herzu zu schriben, das wilt doch in ur gedenkboichlin anzeignen, und ob diss boich immer verneuwert und uisgeschriben worde, herzu laissen setzen. Im fal ich mich auch in beschribung diss boichs versehen ader geirret hett, villicht das die handlungen, geschichten und dait anders zugegangen weren, dan hie angezeignet ist, das doch mines gewissens nit sin wirt, dan ich hab mit wissen van mir ader den minen nit anders geschriben dan die warheit; ob sich aber in kunftigen zeiden etwas vernemen leisse, das es sich zu corrigern, zu lengen, zu kurzen, zu bessern ader zu veranderen geburde, das wilt also stellen, wie sich das eiget.
Was ich aber von andern geschriben hab, mich ader die mine nit betreffende, als von groissen herrn, kregen und religionssachen und derglichen fremden geschichten, wa darin etwas geirret ist, kan ich nit keren, das ist dero scholt, die es geschriben und mir anders angesacht und nachverzalt haben. Das ich aber die heroica und namhaftige groisse kreichs- und religionssachen, auch von groissen herren, stetten,Bd.1, S.08 [5'] landen und leuden herzu gesatzt hab, ist uis zweierlei ursachen gescheit. Zum ersten, das min und miner frunde sachen, die dan gar geringe sint, durch disse groisse sachen, die darunden verspreidt sint, damit etwas verzeret worden. Zum andern, ob man der geringer sachen mode worde zu lesen, das man dan durch die andern, die dan wirdich sint zu lesen, etwas ergetzet worde, und mogen sunst hie auch groisse und klein sachen wol bei einanderen geduldet werden; dan ich verzelle, was sich in minem leben und zeiten zugetragen hat, das hat ehe hie wol stat, das ich es nach ordnung nach einander und under einander schreib, wie es ergangen und gescheit ist, und ist darumb auch wol lustich, uff das man bei zeiten eins edern gebort, bestatnis ader absterben auch etwas mirkligs finde, was umb die zit gescheit ist, zu starkunk der gedechtnis.
Nuhe mach ich auch in diss gedenkboich geschriben haben sowol dasjenich, was mir und dem haus Weinsberch zu groissem nachteil und schaden geraden mogt, als das nutzlich ader forderlich sin mag. Dan wanne das man unbesonnen ader eilend uisrichten etwas will, das wirt selden so gruntlich beherziget ader erwegen, als das mit wol vurbedachtem moede und rait uberlacht wirt. Darumb will ich fleislich begert haben, ir wilt uch heirinnen bescheidentlich als ein sorgfeltiger hausfatter halten und fleislich bedenken und bewaren diss boich in gutter gewisser hutt, das es nit jederman under die hende bekommt, und verzellet und offenbaret allein daraus, was raitsam und nutz ist zu wissen und mit uch sin mag; was aber nit raitsam, dan unnutzlich ist und widder uch bedudet mag werden, das behalt bei uch still in geheim und hailbar. In summa, gebrucht diss gedenkboichs, wie sich geburt, das es nutz und geinen spot, schaid off schand beibrenge, dan ich hab es nemans anders dan uch und dem gemeinem haus Weinsberch zu gut geschriben, wie ir uch dan heirinnen wol allerBd.1, S.09 [6] bescheidenheit gemeis solt wissen zu halten, wie ich uch das zuvertruwe. Nachdem ich auch principalich in dissem gedenkboich van unserem stam, gesclecht und fruntschaft gehandlet und von eins jederen geburt, herkomst, bestatnis und sterben verzalt, so versehen ich mich mit nichten, das ich damit ubel sult getan haben. Dan was man den sinen zu den eren und nutz schreibt, wie kann man das ins arge wenden? Wie uns die hillige schrift gutte zugnis gibt, das sulcher brauch got behachlich ist gewesen, da er Moisi befollen hatt, das er die kinder Israel nach iren gesclechten und irer fetter heuser mit iren namen verzellen sulte, num.Liber numer. 1, Eingang.am 1. cap.; dan es war nodich zu wissen, uis wilcherem stam ein jeder geboren ware, umb der gutter, emter und anderer sachen willn, wie davon Esdre am 2. cap. stehtLib. Esdrae I, 2, nach einer bei Peter Quentel in Köln 1527 gedruckten Ausgabe, fol. CXLI., da er von etlichen sagt, die nit kunten anzeigen irer fetter haus noch iren samen, ob sei uis Israel waren, auch von etlichen, die ire geburtzregister suchten und keine fonden, darumb sei vom preisteramt abgesatzt worden; und wider Esdre am 5. cap., im 3. boichDas. fol. CL., sagt von einem desselben gesclechtz gschrift wart gesucht in irem gesclechtzregister und wart aber nit fonden, dem wart das preisteramt verpotten und hetten kein deil in den hilligen dingen etc. Hie sehet ir nuhe augenscheinlich, wie die gesclechtzregister zugelaissen waren, und ist derhalb umb mines testamentz willen, wie oben angezeigt, auch hoich nodich zu wissen, und uff die weise werden im alten testament die stem viller leut oben herab clarlich verzalt, ja im nuwen testament hat Christus sulchs nit versmehet, dan van sich selbst nach der menschheit laissen geschehen, Matthei am 1. cap., Luce am 3. cap.; auch worden Joseph und Maria under Cyrino nach dem gebot des keisers Augusti beschriben und verfoigte sich Joseph williglich zu Bethlehem Jude, das er under sin gesclecht und Davids haus uffgezeignet worde, Luce am 2. cap. Ich wil hie verswigen den brauch bei etlichen dom-Bd.1, S.10 [6'] und anderen stiften und cloistern van edlen mannen und jonfrauwen, wie man die geburt des adels mois beiprengen ader wirt nit zugelassen. Ich lais auch driben, was die beschriben recht de origine, gentilitate, agnatione, familia und vom gesclecht und dess beweis uisforent; derhalb zweivel ich nichtz daran, das ich ubel darmit getain sult haben, dieweil es got dem allemechtigen zuvoran zu den ehren gescheit ist und fortmehe geschein sulle.
Dieweil ir auch hausfatter zu Weinsberch und min erb sit, so ist uch diss boich neben den obben angezeigten ursachen auch hoich von noten, uff das ir daruis alle meine gelegenheit, meiner und des gansen haus vernemen und leren mogt und unse heimlicheit ergrunden kunt. Nachdem ir und ich und ich und ir eiz eins sin sullen und moissen als ein person, sovil das amt des hausfatters zu Weinsberch betrifft, darumb geburt uch pillich, alle min wille, beger, vurnemen und hail zu wissen, wie ich selbst weis, wilchs ir uis dissem boich, wa nit all doch zum deil, spurren mogt, ja die noitturft wurt es auch erfordern, das ir es wist, dan es mochten sich villicht hernachmals allerlei irtummen und zweivelhaftige sachen und puncten zutragen, dar vil an gelegen were. Derhalb uch zu urer und des haus noitturft goder bericht und bescheit von noden worde sin, so kunt man dan allerlei bescheit und underrichtung in dissem gedenkboich finden, zum teil uis demjenigen, was ich bis hieher geschriben hab, und zum deil was ich forthin, so lange als ich mit gotz gnaden lebendich und gesont pliben, noch schriben werde; wa es aber nit alle, was zu hinlagung der irrungen deinstlich, in dissem gedenkboich befunden worde, so wirt man dannest noch etwas darin finden, das eben komen wirt, damit man sich etlicher maissen behelfen mag. Dan het ich gar geinen bericht in schriften nachgelaissen, wie der dan vil sintBd.1, S.10 [7] die hinsterben on allen schriftlichen bericht und bescheit, so moist man auch gedolt haben. Derwegen beger ich, wilt disse geringe anzeigunk vur gut annemen, damit dissmal zufreden sin und mir alles in das best wenden umb miner wolmeinung willen. Wan ir aber den mangel und unvolkomenheit spurren wert, so gedenkt allein, das ich uch und dem haus Weinsberch einen anfank gemacht, ein exemplar, vurbilt und ursach dargestalt und gegeben hab, darnach ir uch richten und in min foistappen tretten und doin kunt, wie ich vurhin gedain hab. Dan in dissem gedenkboich wert ir nit finden anders, dan was ich selbst geschriben hab ader noch schriben werde, und dasselbich wirt sich auch endigen und uffhoren, wan got der her sinen willen uber mich schaffen wirt nach dem gmeinen lauf der naturen, dar ich alsdan uffhoren mois, und auch fillicht umb swacheit, krankheit, blintheit und derglichen villerlei sachen willen, die zufallen und mich hinderen mochten. Darumb will ich uch fleislich und fruntlich gepetten haben, alsbalde ich nach dem willen des almechtigen von dissem jamerdal verstorben sin, das ir dan unbesweirt den mangel diss mines gedenkboichs wilt vollenzehen durch uch selbst ader durch einen anderen von dem orde an, da ich es gelaissen hab, bis zum ende mines lebens, als von miner krankheit, sterben und begrebnis, und was sichich in der Handschrift.darzwischen, auch dar vur und nach zugetragen hat, mit allen sinen anhengen und umbstenden, und volherdet das auch darnach stedich, so lang ir lebt, und befilcht es auch uren nachkomen, den hausfatteren zur zit, das sei alle zit derglichen doin wulten. Darmit ir das aber lichtlich doin mogt, so folgt darinBd.1, S.11 [7'] minem brauch und rustet alle jars ein almanachsboichelin zu, bindet darin und tuschen van blat zu blade papiren bledergin, unbeschriben, rein, das man ephemerim oder diarium nennet, das ist ein sulch boichlin, darin man scheir alle tags summarie und kurzlich anzeignet, was dan glaubwirdigs, mirklichs und notturftichs anzuzeichenen ist, uch und das gmein haus betreffende; und wan ir das also ins boichlin etliche tage, wochen, manat ader das jar durch angezeignet hat, wan ir dan einsmail lustich sit und die weil hat, so nimt das diarium und boichlin vur uch van tag zu tag, uberlaicht, extendeirt und schreibt es dan ins lange hinden an diss ader in ur eigen neu gedenkboich, das ir dan zugerust hatt, mit allen circumstancien und umbstenden, als wer, was, wa, wanne, wie und derglichen. Wa ir den brauch nuhe also fast und stede halt und verschafft und sorgt, das er bei dem haus Weinsberch fortan gehalten werde, so wirt man der hausgnosen, unser gebloit, fruntschaft durch ein ewige lankwirige memoriam vur vil tausent hauseren und gesclechten binnen und baussen Coln gedenken, lob und preis unserm haus vur vil andern, dar das nit geacht wirt, nachsagen Wie man dan vil ubertreffliche schone heuser und gesclechten in Coln und anderwa findet, aber was sich bei innen vur funfzich jaren zugetragen und wer sei gebaut und bewont hab, wer ire vurelter und frunde gewesen sint, ist in so kurzer zit vergessen; wiewol dargegen gesagt mogt werden, man funde doch sulchs in schrinen, besigelten breven, heilichsvurwarten und derglichen. Das ist wol war, aber den wenigsten teil, und auch nit uff einem orde von allen ins gemein bei einanderen, wie hie in dissem gedenkboichBd.1, S.12 [8] Sulchs wirket nuhe die geschrift und der stetiger gebruch anzuzeigenen; dan da der hinden worde bleiben, so were es nitz. Derhalb hab ich min testament, diss gedenkboich und ander mehe schriften dahin gestalt, das uns stam und gesclecht uff einem sicheren steden orde, nemlich bei uns fatters haus Weinsberch vernoimt in der memorien und gewisser gedechtenis durch die schrift erhalten und kundich plibe; so halt uch forthin bei dem gebrauch uffzuschriben, wie der fischs im wasser. Ir wist auch wol, das ich der allereltiste under minen sustern und broderen sin, und hab auch uff disse stunde nemans alters under allen denjenigen, die uis dem haus Weinsberch untsprossen und kundich sint, on min moen Drutgin von Weinsberch zum Hollender, mines seligen fatters swester. Und hab derhalb vil von minem seligen fatter und siner moder Maria Keppel und andern alten frunden gehort, erfragt und vernomen, da ir und min andere jongere frunde dan wenich van wist, auch fillicht nimmer darvon vernemen werdt. Wan ich dasselb nue nit angezeignet und in diss boich und anderswa geschriben hett, dadurch ir es eiz gewislich erfaren kunt, so sult es fillicht gans und gar in das vergess sin komen und alle zit fremt, unkundich und unbewost sin bliben. Dergestalt wordt es auch uren nachkomen ergain, wan ir auch nit etwas zu gedechtnis wordet anzeignen und zu gutter memorien in schriften, darin es am besten verwart ist, wordet nachverlaissen; die lebentige stim und geredte wort verswinden wie der wint, die geschrift aber ist durhaftich. Es haben alle unse vurelter vam haus Weinsberch sonderliche lust zu dem gesclecht gehat und steidich darvan geredt und ist mir sulchs angeworzelt und fillicht auch uch; aber sei haben den brauch des uffschriben nit alle gehatEin guter Theil von ihnen hat nicht einmal das Vermögen zum Schreiben überhaupt besessen; jene Versicherung über die Voreltern ist unter der grössten Einschränkung anzunehmen., soBd.1, S.12Ergänzung am Rand: __ scripta manet __ andita perit. [8'] ist durch mangel des schriben vil von innen versaumt und vergeslich worden. Ir moist auch sorg tragen und mit fleis versehen, das diss gedenkboich und was man dan uffschribt in gutter hut und custodia verwart worde. Dan was hulf es, das man vil in schriften nachgelaissen hette, wan die geschrift, diss gedenkboich und andere boicher, breif, register, instrumenten und zedulen mit fleis nit verwart worden. Derwegen wil hie die hoich noitturft erforderen, das durch uch und alle hausfetter diss gedenkboich und alles ander geschriben wirk uff einem sonderlichen gewissen orde verwart und wol besclossen worde, das auch mehe copien, abscriften gemacht und dupliceirt worde, im fall das ein vertragen ader verlacht were, das dan ein alzit uberich were, so es auch ein klein zit an ein nodich ort bracht ader verleint were, das es dan balde widder an sin gewonlich ort gelacht worde. Das ir aber immer gedenken oder sprechen wordet: was bedarf ich mich mit dissem schriben vil bemohen, ich hab kein lust darzu, willen mine frunde ir eigen hendel nit uffzeignen, kan ich nit keren, ich kans und wil es nit doin: ei, gedenkt nit also, das were ubel gedacht, nemans ist sich selbst geboren, dan mit vur sin frunt und gesclecht, laist uch die tragheit, unachtsamheit und faulheit nit so schendlich uberwinnen, dan getroist uch einer geringen arbeit. Wa ir aber selbst nit wol kunt schriben, derhalb ir einige unschuldigung mogt vurwenden, so bestelt einen anderen, der es kan, und gibt im etwas darvan, es wirt nit so vil kosten; ader halt an bei dem notario und schriber, dem ich doch in minem testament sulchs befollen und ufferlacht hab, das ers toe; er sols doin, dreibt in allein darzu, das es immer geschehe, dan wa ir selbst gein achtung daruff geben werdt und sulchs versaumen und verachten, was werden dann fremden uisrichten? Werlich nitz. Die werden nit sorgfeltich hervur sin. Ich besorg mich, das etliche wol heimliche practiken erdenken werden und darnach trachten, das sei nit allein dem haus und gesclechtBd.1, S.13 [9] zu den eren und walfart nit schriben werden, dan balder alle vorige alte memorien und gerechtigheit uisrotten und das wasser uff ire mulle triben, dan die abgunst und begerlicheit der bosen ist seir grois. Uch wirt noch wol allerleis umb und uis minem testament widderwirdigs widderfaren; daruff wilt ernstlich bedacht sin, halt uch menlich wie ein helt und wert uch frei, laist uch nitz schrecken ader anfechten, got und das recht wirt uch helfen, dem vertraut alzit und hoedet uch vur der falscheit, die man gegen uch gebruchen wirt, und gebrucht dargegen getruwer und weiser leut rait. Halt bei minem testament und lesten willen, auch dissem gedenkboich wieIn der Handschrift: we.ein anker, wilt auch nit gedenken noch sagen, in dissem gedenkboich staint vil weibische, kindigsche, narrische und lecherliche dingen geschriben. Dan ob das schoin zum deil were, was kan uch ader emans das irren; laist das in sinem wesen stain; wer weis, warzu das noch einmail denen kan; deint es aber nirgen zu, so laist es vur swenk und kurzweil gesatzt sin und bedeut es so im besten. Laist euch auch mit nichten irren, besweren ader anfechten in beschribung der geschichten des haus und gesclechtz, das villicht etliche ubel haushilten, verdurben, arm, bedurftich ader ellendich worden, ader das sich etliche ubel anstellen und schentliche daiten begain worden, dar sei got vur behoeten wil, also das sei darumb gestraift worden, darvan man schande untfingen; dan ich besorg und frucht, das nit alle diejenigen, so uis dem haus Weinsberch untsprossen sint ader untspreissen werden, gliche gotfrochtig, tugentrich, vursigtich, from, verstendich, gluckselich und rich sin werden, als sich wol geburren sulte; so underlaist doch ire geburt, stant, narung, bestetnis, amt, sterben und geschichten nit underwegen uffzuschriben. Daruis wirt man dan wol spurren, wie wonderlich und unstede das gluck ist, darnach ein jeder wandelt und handelt, gutz ader bois doit, darnach es im gain wirt und er loen untfangen wirt, daran sich alsdan die anderen spiegelen werden. Under allen gesclechten und geselschaften pleicht man wol mangelhaftigen schaif zuBd.1, S.14 [9'] finden, wie under den apostelen der Judas fonden wart. Dairumb waren die anderen nit bois. Es ist kein boum so edel, er hat etliche wormstichiche bletter, das gesclecht, geselschaft und boum ist darumb die arger nit. Ein jeder sol den last vur sich tragen, das kint nit vur den fatter, der fatter nit vur das kint, die frau nit vur den man, broder, suster, frunt, bewanter nit vor den andern, und ob sich einer ubel anstelt und dem andern das verweist worde, dess soll er sich nit annemen, aber der es verweist, ist selbst ungeschickt und weis nit, was im ader den sinen widderfarn mach. Christus unser heilant ist der allerbest, noch werden in sinem stam vil boser man und weiber funden; dess hat man sich zu troisten, man mach das faule glidmas, da im nit zu helfen noch zu raten ist, abhauwen und von sich werfen, kan man im aber helfen, dess sol man nit underlassen. Edoch hat man sich der fromer, armer frunde gar nit zu schamen, man mag ire geschichten wol anzeigenen. Wa aber ubeldeder befonden worden, da got vur sei, da halt uch meissich im anzeigenen, was aber die bosen und zankhaftigen betruben und argeren werden, das sullen (wilt got) die goden und getruwen bei dem haus Weinsberch vergoden und vereheren.
Dem allem nach, als ir nuhe den anfank, inhalt und meinung diss mines gedenkboichs gnogsam ingenomen und verstanden hatt, wils ich dan uch als dem hausfatter zugeschriben und befollen habenIn der Handschrift: hab.durch dissen minen schriftlichen sentbreif, dan ein epistel ader sentbreif ist ein rede und sprach des abwesenden gegen den abwesenden. Also wan ich doit und nit mehe hie sin, so sol diss min rede zu uch sin wie vurgesagt. Dieweil ich aber in dissem gedenkboich nit ercleirt hab, wer mir glich folgen und neigst nach mir hausfatter werden sol, so lais ich uch, minen lieben broder Gotschalk, wissen, das ich uch darzu gnogsam geschickt eracht und benant hab, wie ir davon in schriften einen breif und schein finden werdt mit miner eigner hant geschriben und mit minem siegel besiegelt, der ir nach uch nemen sult, und wan ich nit mehe im leben sin, so sult ir in minen executoren zeunenBd.1, S.14 [10] wilche uch alsdan zu einem hausfatter vur allen anderen erwelen sullen, wie das min ernstlicher wille ist, den ich mir in minem testament vurbehalten hab, und sol min broder Christian ader emans anders, er sei wie er wille, das nit vur ubel uffnemen, dan ich mirk, das ir noch gein kinder hat, in gutter narung sitzt und aller sachen besser uiswarten kunt und raten, so hab ich uch neigst nach mir in min stat ordineirt; sterbt ir aber vur minem broder Christian, so sol ers sin und dar nach inhalt mines testamentz. Wer aber zur zit hausfatter zu Weinsberch wirt sin, dem hab ich diss boich befoln zu verwaren und zu continuern. Und ist min gar fleislich fruntliche bit und beger, ir wilt doch min gutte meinung recht erwegen und helfen doch das haus Weinsberch in der fruchten gottes bauwen mit guttem leben und wandel, mit fleis, arbeit und narung, das es bestift werde und noitturft bekome ins gmein und besonder, das dan on die gnad gottes nit geschein kan, wie der psalmist sagt: es sei dan das der her das haus bauwete, so arbeiden sei umbsunst, die es bauwen willen etc.Psalterium ps. 126.Und macht uch ein erliche memoriam im haus Weinsberg, die ir nachlaissn werdt. Dan was hilf uch alles ur gut und was ir hie uff erden angetriben hatt, wan dasselb mit uch under die erde begraben sult werden und ure gedechtnis under urem geblode vergain sulte? Doch das ir geinen hoichfart darin habt, so kan es loblich, mit lust und freuden und on sonde hie uff erden wol geschehen. Der allemechtiger ewicher got will uch gnade verlenen, das ir gotfruchtich mogt sin und dem haus Weinsberch weislich und gluckseliglich mogt vurstain zo sinem ewichem lob und preis. Datum binnen der frien richzstat Coln uff dem Rhein, minem geliebten fatterlande, im jar unsers selichmechers, do man schreif dausent funfhondert einundseszich, uff den eirsten dag des manatz septembrisBd.1, S.15
Telosin griechischen Buchstaben
 
[10'] leer
 
[1] Das gedenkboich der jaren meines liebens, darin von mir samt den meinen soll vermellt werden mit gottes gnaden, durch mich Herman von Weinsberch licentiaten angefangen zu schriben.
 
Von dem ehestant und bruloft miner lieber eltern.
 
Anno 1517, das ist im jar nach der geburt Jhesu Christi unsers selichmechers, do man screif tusent vunfhondert siebenzehen, uff s. Pauli bekerong tag, wilcher diss jar gefallen wair uff sontach den 25. tag des manatz januarii im fastabent, ist der hoichzitlicher erentag und bruloft gewesen, da der ersamer Christian von Weinsberch, burger in Coln geboren, min lieber fatter, und die tugentsame Sophia Korth, min liebe motter, sich mit vurwissen, gutten willen und rade irer moderen (wilche dissmail beide widwen waren) samt beiderseitz fruntschaft zu der heiliger ehe genomen und vertrauwet haben, und ist sulchs in der kirspelskirchen zu Dormagen under Coln, nit fern vom Rhein bei Zons im herzochtumb Gulch, offentlich vur der ganser gemein beschehn. Min fatter war sines alters von 28 jaren, dan er war a. 1489 geboren; min motter war irs alters von 19 jaren, dan sei war a. 1498 zu Dormagen geboren. Also quamen die Colnischen und Gulichschen zusamen und worden frunde, und als der kirchgank herlich und zirlich beschein ware, so wart das hoichzitlich mail uff miner motter elterlichem erf, Pinnekranzhoff genant, zu Dormagen, oben am ende des dorfs gelegen, mit freuden gehalten. Es war kein geifebruloftDas ist eine Gabenhochzeit, Feierlichkeit, bei welcher die Gäste Geschenke darbringen mussten, im Bergischen nach privater Mittheilung bis vor kurzem noch in der Höhe eines Kronenthalers. Vergl. auch Weinhold, Deutsche Frauen, 2. Ausg., 1, S. 396. Der Gegensatz ist die , dan ein frihe mailzit under den frunden und nachparen. Auch geschach der beisclaif daselbst. Und die frunde waren drei tag bei einandern pliben und frolich gewest, zogen darnach von dannen, ein jeder an sin ort. Den zehenden tag darnach uff s. Blasii tag3. Februar.foren min fatter und moder mit iren frunden von Dormagen nach Coln in das haus Weinsberch. Da hatte mines fatters moder ein grois mail zugericht und untfinge die jonge eheleut in ir haus eirlich, danzten da abermail mit den frunden und waren frolich, und wart darnach das heilichsgut und -gelt zu beiden seitenBd.1, S.17 [1'] uberzalt und geliebert. Zu dem gaff mines fatters moder innen ein zinshaus in zu bewonen, war ein teil ires haus Weinsberch, darneben es lach, allerneigst dem haus zu Zweien Dauben, dar eiz die groisse stobe steit. Und als miner motter frunde verreist waren, zogen min fatter und motter in dasDas Wort ist in der Handschrift ausgelassen.besteimt haus alsbalde wonen, sclogen sich daselbst ernider, arbeiten, gewonnen und worben, ubten sich mit weid linengarn und linendoich zu ferben, und ware das ir allereirster handel und narungBd.1, S.18. Ich kans hie nit wol underlaissen, dieweil sich die gelegenheit eiz zutragt, miner lieber eltern namen, herkomst und fruntschaft zu gedenken. Mines fatters taufnam heischt Christianus und miner motter taufnam Sophia, sint beide greikische namen, machen ein fein beispil etwas darbei zu leren und zu behalten, dan Christianus heischt ein christglubiger, Sophia heischt weisheit; wa nuhe der christglubiger und die weisheit samenkomen, da steitz wol. Got woll sin gnade verlenen, das wir alle unser elter namen ingedenk weren und dieselb ins wirk stellen, christlich und weislich handelten. Mines fatters rechter zunam heischt Weinsberch, hat sinen ursprunk von einem jongen kintlin, das nackent uff einem weinberch in der herschaft Brunsau in Beiern (neulich geboren) gefonden wart, daher es Aramond von Weinsberch genant wart. Und als es ufferwassen, zum herlichen man wart, wilcher vur seir alten zeiten, etlicher hondert jaren, gelebt und ein anfenger mines fetterlichen stams gewesen istAuf die fabelhafte Vorgeschichte der Familie, welche einen geschichtlichen Werth nicht hat, soll am Schluss, bei der Würdigung des ganzen Werkes und seines Verfassers, eingegangen werden.. Disser zunam Weinsberch ist bei dem manlichem stam verpliben, bis uff einen, genant Henrich von Weinsberch, den keiser Fridrich der eirst des namens ritter gesclagen, zum freiherrnBd.1, S.18 [2] und grois gemacht hat und in mit einem wapen verehret: in einem sneweissen schilde ein swarzer spar mit dreien swarzen kleblatteren, uff dem helm ein guldin croin, darin ein zersnitten heubtmans rechter arm, in der faust einen bonten kluppel haltende. Und von dissem Henrichen ist der stam, zunam und wapen bis uff minen fatter und mich ererbet. Miner motter zunam soll daher sin untsprossen, das vurmails einer kort von personen gewesen, im lande von Berg geboren, den man derhalb Kort genant hat; und ist sulcher zunam bei den nachkomen verpleiben; und haben die Korthen ein wapen gehat: ein gell schilt, zwers durch ein bla balk und im balken drei weisser sternen, uff dem helm zwei bonte spitze horner, jeder mit gell und blauen schockeirtGeschacht, tuschen den hornen ein weis stern stainde. Und ist diss miner motter und ires fatters zunam und wapen gewestBd.1, S.18. Mines fatters moder Maria Keppel, minfreuwe, war diss jar widwe, dan ir ehewirt Gotschalk, minhergin, ein raitzman zu Coln, war a. 1502 in der groisser sterbden zur selen gedigenVgl. Weinsberg, lib. senect. Bl. 8'. In den Rathslisten nur als G. von Schwelm. Über das grosse Sterben vgl u. a. Annalen d. hist. Ver. f. d. Niederrhein 33, S. 48.. Und Gotschalk von Weinsberch vurs., minhergin, war ein eliger son Frowins von Weinsberch und Claren vom Dorholt eheluten. Frowin aber war ein son Christiani von Weinsberch, diss namen des eirsten, und Cathrinen von den Moren eheluten. Clara vurs. war ein dochter Adams von Dorholt und Metzen Relandt eheluten. Aber minfreu Maria vurs. war ein dochter Gerlach Keppels, eines raitzmans in Coln, a. 1505 verstorben, und Mirice Vateins von Bretten eheluten. Gerlach war ein son Dionisii Keppel und Anne Pickendals von Halvern eheluten. Die Mirick vurs. war ein dochter Salmanni Vateins von Bretten und Margarethe Gartz eheluten. Glichfals miner motter motter Margreit Baichmans, minfreuwe, war diss jar auch widwe, dan ir hauswirt Herman Kort, zolner, miner motterBd.1, S.19 [2'] fatter, war zu Dormagen a. 1509 verstorben, und gedachter Herman Kort, minhergin, war ein son Johan Korthen und Catharinen Kannegeissers eheluten. Johan aber war ein son Aloff Korthen und Geirtgin Preis eheleuten. Cathrin neigstbenante war ein dochter Bernhartz Kannegeissers und Treingin Schrabergs eheluten. Aber minfreuwe Margreit vurs. war ein dochter Hilger Baichmans und Jutte Dorpmans eleutn. Hilger aber war ein son Henrich Baichmans und Batz Maisfeltz eheleuten. Jutta war ein dochter Ulrich Dorpmans und Mergen von Dunen eluden. Und disse vurs. personen der herkomtz zu allen seiten hat min fatter Christian also gleublich mit warheit angezeignetIm liber senectutis Bl. 10' sagt der Verfasser, dass sein Vater, einem Familienbrauche folgend, Aufzeichnungen über die Verwandtschaft gemacht habe, welche er seinerseits mehrmals abgeschrieben; die Geburtstage seien auf einem Blatt in einer alten Bibel angemerkt worden. Man denkt dabei an die heutigen Hochzeitsbibeln., wilchs er bei leben miner beider freuwen gut zu doin gehat; dan wie ich meine freuwen beide zu meinem leben gekant und auch min anchfreuwe Jutta Dorpmans uff den Steinen und ire gelegenheit wol gewist hab, also haben mine beide freuwen auch widder ire freuwen und vurelter on zweivel wol gekant und minem fatter gutten bescheit davon kunnen anzeigen. Und uis den vurs. personen hat man lichtlich abzunemen, wer miner elter und meine anheren und anfreuwen, uranherrn und uranfrauwen gewesen. So vil von dem ursprunk und herkomst oben herab von allen seiten, wilche alle in got verstorben sint.
Anno 1517. In dissem jetzigen jar hat es mit minen elter und minen bloitzbewanten und fruntschaft (wilche diss jar in leben gewesen) disse gestalt. Es lebte jetz ein genant Anna van Weinsberch, ein hausfrau Roloffs von Brackerfelde und ein dochter Goddertz, minhergins Gotschalks von Weinsberch brodersdochter; wonten an der Leibgassen, handleten mit fruchten und fetter war und hatten noch zwei sontger in leben, Johan und Simon von Brackerfelde. Sunst hatte minhergin vurges. noch wol mehe susterund broder-kinder zu Swelhem, zu Meinertzhagen und anderswa verlaissen, aber dieselben sint umbBd.1, S.19 [3] desswillen, das minhergin langzit verstorben gewesen und kein ursach der samenkomst vurhanden ware, gans und gar uis der kontschaft komenIrrthümlich setzt W. noch ein: synt hierher.. Merg Keppel, minfreuwe, hatt diss jar in leben allein zwein broder, der ein heisch her Christian Keppel, war canonik s. Georgen in Coln, der ander heisch Johan Keppel, war des goltsmitzhantwirks und ein ratzman in Coln, an der Marporzen im Speigel in sinen eigen erf wonhaftich, hat drei sone im leben diss zit, Johan, Bartholomeus und Michel. Sunst hat minfreu noch etliche fernere bewanten, ein jonfer Catrin von Bretten zu s. Mauritz im cloister, die darin war gewest, ehe es reformeirt wareI. J. 1488 durch Anschluss des Klosters der Benediktinerinnen von S. Mauritius in Köln an Bursfelde, vgl. Thomas, Gesch. der Pfarre S. M. zu Köln S. 122., und dan Herman und Christian von Halvern und ire kinder, auch etliche zu Walberberge, Theis, Gartz und etlich zu Widdich, doch hat man mit dissen kein sonderliche kuntschaft gehatt. Herman Kort, minhergin, miner motter fatter, hat suster noch broder gehat, auch sonderliche gein kondige frunde. Margreit Baichmans, minfreue, miner motter motter, hat diss jar noch in leben zwein broder und ein suster: Reinhart Baichmans, scheffen zu Dusseldorf, der hat in leben Johan, Henrich, Wilhem, Greitgin und Metzgin, sine kinder; der ander broder miner freuwen Henrich Baichmans, ein wirt uff den Steinen gegen Neus uber uff dem Rhein, hat auch sone, dri ader veir, verlaissen, und miner freuwen suster Lisbet zu Lank, under Nuss uff der herrn hoff van Keiserswert, hat auch sone und dochter in leben gehat; ich kan der namen nit alle wissen. Sunst hat minfreu noch mehe gutter frunde in Dusseldorf gehatt, als die Steinger, Gronwaltz, Rumpels und ander, dar man auch gut kuntschaft mit gehat, davon auch noch fil frunde vurhanden sint, aber eiz so fern bewant. So vil von miner herger und freucher seit frunde. Aber min fatter Christian von Weinsberch hat diss jar in leben allein drei suster, Elsgin, die war bestadt an Herman Windeck, einen ratzman, boven uff der Bach bei den Weissenfrauwen wonhaftich; DrutginBd.1, S.20 [3'] und Merge waren noch jonge jonfrauwen, unbestadt, das sidmecheramt beide lerende. Feigin Kort, min moder, hat zwein broder, Wilhem und Johan; Wilhem hat zwa dochter verlaissen, Agneis und Geirtgin, beide in leben; Johan war ein jonkgesell. Auch hat min moder ein suster, Neis, war bestadt an Henrich Koppen, zolner zu Ichendorf, die hat fast kinder in leben, Herman, Tringin, Fei, Johan, Lisgin; folgens sint ir auch geboren Goddert, Elsgin, Cecilia; es sin auch etlich darvan doit. Diss vurs. frunde haben ungeferlich umb diss zit a. 1517 gelebt, davon dissmal gnog; folgens mach ich irer villicht an irem ort weiters gedenkenBd.1, S.21.
 
Anno 1517, diss jar ist nitz namhaftichs zu Coln ader Deutzlant. geschein, dabei man sich des anfangs disses gedenkboichs in dissem jar erinnern mag; dan leider das die groisse spaltung in der religion diss jar begonnen ist, und daher eirstlich untstanden. Als der pabst Leo der 10. den romischen ablas in Dutzlant verkundiget, hat Martinus Luther, ein Augustinermonich zu Wittenberg im lande Saxen, eirst darwidder geschriben und gepredigt, daruis vil boisses gefolget, kirchen und clausen beraubt und verdorben, geistliche und weltliche bekreicht und verbrant und derglichen toitsclech, jamer und ellend. Etliche sagen, es sei auch vil gutz druss untstanden, die groisse missbruch in der kirchen zum teil abgestalt, hett vil gelerte leut gemacht und die hillige schrift lautparer gemachet. Ob aber der schade ader der nutz groisser sei, das weis got; ich gebe das den fromen gelerten heim und wunschen durch die gnade gotz ein gemeine eintragt im rechten glauben bei allen lieben christen. Aber alle vurs. min vurelter sint bei der catholischer kirchen pliben und darbei in got verstorben; so gedenk ich auch bei der hilliger kirchen zu pleiben, wie min vurelter alle getain haben; die hillige kirch worde mich dan anders lehren.
Diss jar hat der Turk Solymus den soltan verdilget, im Hierusalem, Judeam, Aegiptum, Siriam, Damasco, Synai, Asiam zugeeignetBd.1, S.21.
 
[4] Anno 1517 im somer in der hiltumsfart zogen vil leut und pilgern allenthalben zu Treir und Aiche. Dan als der gestrickte rock Jhesu Christi unsers herrn vur vunf jaren, a. 1512, als der richstag zu Treir war, im hohen altar in gegenwortigheit keiser Maximiliani und bischof Richartz von Greiffenklau und filler fursten und herrn eirstlich gefonden wartAm 14. April 1512, Gildemeister und v. Sybel, Der heil. Rock S. XVI ff. Die näheren Umstände in der Medulla Joh. Enens von 1514 (wieder abgedruckt von Schmitz, Regensburg 1845). Vgl. Floss, Aachener Heiligthümer S. 208, 365, 369 ff., besonders S. 382 ff. zu 1517, und Jos. Hansen, Beiträge zur Geschichte von Aachen 1, S. 1-20 u. Zeitschr. d. Aachener Geschichtsvereins an vielen Stellen.und bisher alle jars gezaunt wart, bis das die ordnung folgens gemacht wart, das man zu seiben jarn allein den rock zeunen solte, do hatte min moder, die meiner dissen somer swanger gink, lust gehatt nach Treir zu zehen, aber umb ferne des weges verleis sei Treir diss jar und gink ir gebitte zu Ach, dahin sei ein offerhande mit groisser andacht pracht und got den almechtigen uis gronde ires herzen anreif, das er sei mit den augen siner barmherzigeit ansehen wolde und sei des bande mit gnaden wolde erlosen und die frucht zu gode wolde komen laissen und erhalten. Diss hat mir min moder oft verzalt und darbei gesacht, sei were diss jar zu Treir gewest und het Treir nit gesehen und ich were zu Aich gewest und hett Aich nit gesehen; dan mit den gedanken war sei zu Trer und nit mit dem leib, ich war zu Aich, aber min moder droge mich noch zur zeitBd.1, S.22.
 
Anno 1517 uff s. Thome tagDecember 21ist min fatter Christian von der gesellschaft und gaffeln uff des SwarzenhausÜber dieses Zunfthaus vgl. Cardauns und Hegel in den Chroniken der Deutschen Städte B. 12, S. 261, B. 14, S. CLII.gegen das zukonftich christmessn eirstlich widder sinen willen zu rat gekoren, wart auch zum brantmeister erwelt, war dabefor a. 1516 veirundveirzich gewest, war etliche jar vurhin uff dem Swarzenhaus (daruff sin fatter Gotschalk auch gewest warBd.1, S.22 [4'] ingeschriben und vereidet, und war diss jar sin eirster raitzgank. Und wiewol er mit sinem alten stamnamen ingeschriben sult sin gewesen, so ist doch dasselb versaumet und ist uff der gaffel und im rade Christian von Swelhem wie desglichen auch sin fatter Gotschalk van Swelhem daselbst ingeschribenIn der Handsch. noch überflüssig: ist.. Sulch ist auch in den schrinen und anderswa geschein. Und hat disser beiname Swelhem derhalber uberhant genomen, dieweil Gotschalk, minhergin, zu Swelhem geboren was und daher genant wart; sunst ist der recht zunam oben herab WeinsberchBd.1, S.22dan der vernoimbder freiher, Henrich von Weinsberch, hat ein son, genant Landerich von Weinsberch, deß son heisch Alexander von Weinsberch, deß son Marx von Weinsberg deß son Hillebrandt von Weinsberch der jonge, deß son Johan von Weinsberch, deß son Christian von Weinsberch, deß son Frowin von Weinsberch, diß zauch uis Coln zu Swelhem wonnen, da war sin son Gotschalk van Weinsberch geboren, und als er zu Coln quam wonen, wart er uis einfeltiger unwissenheit van dem kirspel Gotschalk van Swelhem gnant und nach im min fatter Christian von Swelhem. Diss screib ich darumb, das man an den personen mines fatters Christian und mines hergin Gotschalks nit sol zweiveln, dan vur einen man erachten, man finde sei von Weinsberch ader von Swelhem genant. Doch hat min fatter in sinem leben den beinamen Swelhem, so fil im moglich, understanden zu verdiligen (auch sich Weinsberch van Swellem mit eigner hant geschriben a. 1533, vide im boich Weinsberch fol. 172 in princ. et fol. 174 in fine)Den eingeklammerten Satz schrieb der Verfasser später hinzu, nachdem er seine Sammlungen, das eigentliche 'Buch Weinsberg', in welchem die ursprünglichen Briefe seines Vaters eingeheftet sind, wieder durchgesehen hatte.und sine kinder bei dem alten loblichen rechten zunamenBd.1, S.23 [5] zu hanthaben, mit ernstlicher beiger, (wie er mir oft gesagt hat) sine kinder sulten desglichen toin; und erfordert sulchs daneben auch die noitturft, dan manicherlei gesclechter und leut sint dissmail in Coln, die sich alle von Swelhem schreiben und nennen, der ich selbst nit weniger dan zwenzich gekant hab und noch vil kennen, daruis dan grois irtoim und unrichticheit untstain mogte mit breven uffzubrechen und sunst bedroch zu triben. Und dargegen hab ich nit vernomen noch gehort, das sich emans binnen Coln mehe von Weinsberch nent dan min fatter ind sin kinder. Hie soll sich auch nemans irren und meinen, der zunam Weinsberch sei von miner alter haus uff der Bach in Coln gelegen untsprossen, das auch Weinsberg heischt, darin min fatter und hergin gewont hetten und derhalb Weinsberch genant wolten sin, als were der zuname vom haus komen; das nit ist, dan das widderspil ist war, das bemelt haus von minem uffstigendem stam also gebaut und genant worden, wie das clairlich uis der alter stamgenealogiengeanelogien die Handschr.zu spurren ist, da der zunam Weinsberch vur vil hondert jaren ist beroimt gewesen, ehe dan das haus gebaut ist worden, dan der zunam hat sinen anfank mit Aramondo von Weinsberch gehat, der under keiser Carl dem groissen gelebt und den stam Weinsberch gegruntfest hat, wie das im boich Weinsberch gnogsam angezeigt istBd.1, S.23 [5']
 
Anno 1518 angefangen.
Anno d. 1518 uff sontag den 3. tag januarii zu 4 uren vurmittage, do Leo der 10. romischer pabst im 6. jare, Maximilian von Oisterich romischer keiser im 31. jare siner kronungDie Zahlen sind falsch; es war Leos 5., Maximilians 32. Jahr.und Herman von Widt erzbischof und churfurst von Coln im 3. jare nach siner erwelung, auch Conrad Schurnfelz und Adolf Rink, burgermeister zur zit der stat Coln, im regiment waren, in der sexter indiction ader romerzinszal, bin ich Herman von Weinsberch binnen der frien richsstat Coln am Rhein in s. Jacobs kirspel uff der Bach am Weitmart in dem zinshaus ader teil miner vurelteren ader fatterlichem haus Weinsberch, neigst dem haus zu den Zwein Dauben gelegen, oben uff der kameren des eirsten gebonnes zur straissen warz, ehelich und frei, recht und sclecht, stark und gesont von obgenanten Christian von Weinsberch und Sophien Kort, eheluden, minen lieben fatter und motter, zu der welt gezilt und geboren worden. Min motter plach minen geburtztag zu nennen den eirsten sontag im neuwen jar; dieweil aber der sontag nit steiz uff einen tag im manat felt, dan uff den 1., 2., 3., 4., 5. und also fortan, so nenne ich in den 3. tag januarii, dan anno der minderzail achtzehen war C sontagsboichstab und daruis zu spuren, das er der 3. januarii ware. Mine fruntschaft und das gesinde sagten under einandern, do ich geboren wart: mir haben ein neu jar, einen neuen manat, ein neuwe licht, ein neu wech, ein neuwen tag, ein neu moder, ein neu kint, dan ich war ir eirstgeborner son, und hatten damit ir kurzweil. Also bin ich uff diss ellendich erdrich geleint worden; wan got will, so mag ich widder daruis scheidenBd.1, S.24
 
Anno 1518 den 6. tag januarii, war godestag und der hilliger drei konink tag, doBd.1, S.24 [6] bin ich widdergeboren durchs sacrament der hilliger tauf, war mine geistliche geburt und ist also zugangen. Man hat mich uis der vurs. miner moder wonung den nachmittag umb 2 uren offentlich mit der frauwen-procession zu s. Jacobs kirspelskirchen mit dem vurgetragenem silber und wasskerzen (wie in Coln bei den ehekindern gebruchlich) gebracht, dan Lenhart Maes von Bracht hat mir gesagt, wie er mir personlich das silber vurgetragen hab, und her Peter Fuisgin, pastoir s. Jacob, hat mich gesegnet und geteuft und uis einem heiden zum christen gemacht. Johan Keppel, mines fatters ohem, und Herman Windeck, sin swager, waren mine beide patten und Margreit Baichman, sin swegerfrau, ware min gode; haben mich uff der taufen gehaben, mir einen christlichen namen gegeben und Herman genant, nach Herman Windeck, und geschach auch uis beger miner freuwen, miner goden, minem hergin Herman Korth zu ehren. Min patten und goden haben mir ein silbere schail und ander erliche schenkung uff der tauf getan, bin darnach uis der kirchen in das haus Weinsberch mit derselbicher pompen getragen worden, dar die frunde umb der groisser stoben, so es winter und kalt war, hin quamen und sich gar frolich machten; und wie ich bericht sin, sulten uff das mail wol acht man under den frunden und nachparen gewest sin, die alle Herman genant waren und an dem tisch gesessen hetten, dess man sich gnogsam verwonderten, das der nam Herman die zeit so gemein ware. Domals saissen auch die man besonder und die frauwen besonder nach gebruch der zit, ehe seir verandertBd.1, S.24.
 
Anno 1518, darin ich geboren was, war ein groisse schreckliche sterbde in Coln undBd.1, S.25 [6'] anderswahe, das vil tausent menschen storben in der stat, das man alle gerichter und scholen scloss und die hilligen in Coln umbtroge. Disse sterbte hoif zitlich an, tuschn parschen und pinstenZwischen April 4 und Mai 22. In Basel wüthete die Krankheit schon 1517, ein ganzes Jahr lang, vgl. die Basler Chroniken 1, S. 23. In Köln wollte der Rath in der zweiten Hälfte des August 1518 durch das Umtragen der Reliquien des hl. Antonius der Krankheit Einhalt thun, vergl. Briefbuch 49 im St. A., Bl. 328, 333'. In Frankfurt herrschte die Pest im Sommer 1519, vgl. Grotefend, Quellen z. Frankfurter Geschichte 1, S. 111; in Valencia um dieselbe Zeit, vgl. Baumgarten, Gesch. Karls V, B. 1, S. 217. Weinsbergs Zahlen darf man keinen Glauben schenken., und als sei tag vur tach groisser wart und ganse heuser gans uisstorben und die leut mit tausenten uis Coln wichen und kein narung vurhanden ware, flowen meine eltern auch uis der stat zu Dormagen bei minfreue und bliben da etliche manat ligen, und sei hatten mich dahin mitgenomenBd.1, S.25Umb disse zit war min motter auch swach worden, derhalb ir die milch untginge, daß sei mich nit gnogsam seugen mogt, so war ein gutte frau zu Dormagen, war from, und einfeltich, genant Merg Lenhartz wilche folgenß miner eltern pechtersche wart die soigden mich zu ofter mail mit irem kinde. Wie ich aber miner motter gewon war, und die lantfrawe nit kante, wolte ich min moder seugen, und alß sei deß nit beiprengen mogte, haben sei ir swartz unck uff die brost gesweirt, daß ich dar vur erschreckt wart, und min moder verleiß. Da mit ich aber der lantfrauwen nit gewar sulte werden, haben sei ir ein toich umb daß angesicht gelacht, und also verborgen, daß ich sei soige. also weirß geraten daß ich balde von dem sugen ableiß, entwenet, und gespenet wart. aß darnach baldt brei und ander speiß und dranck andern dranck.
 
Anno 1518 im herbst und hertzen der groisser sterbent vurß ist Herman Wyndeck min oem und pat, mit siner hausfrawen Elsgin van Weinsberch mineß fatterß suster, sampt irer beider einichem sone auch Herman genant, mit etlichem gesinde an der pestilentz gestorben. Und ist der fatter Herman min pat zu dem klein sant Mertin in dem umbganck [7] begraven worden, aber die motter Elsgin und ir sontgin Herman, ligen zu sant Jacob bei minem hergin Gotschalck von Weinsberch, sei plagen oben uff der Bach bei den Weissenfrawen zu wonen. Und ir handel war mit allerlei felwirck, waren noch gar jonge leuth do sei storbenn.
 
Anno 1518 nach dem herbst ist mines fatters suster Drutgin von Weinsberch bestat an einen, genant Peter Hersbach, war ein broder des hoichgelerten doctors Conradi HeresbachiiÜber die Verwandtschaft desselben vgl. Wolters, Konrad von Heresbach S. 11, 12., der fast geschriben hat, zu dem auch Erasmus Roterodamus und ander gelerten geschriben haben. Disses Peters handel war mit zeichen, leckwirk und scharzen binnen und baussen Coln. Darnach wart er mit hilf sines broders des fursten von Gulichs kuchenmeister und bestelmeisterBd.1, S.26. Und bemelte eheluth worden eirstlich bei min freu Mariam Keppel in daß hauß Weinsberch bestadt, wonten bei ir etliche jar, golten darnach daß hauß zum Hollender uff der Hoeportzen. Dar in sei folgenß wonten und kinder zilten, da von an sinem ort ungeferlich mit angezeigt sol werden. Und mineß fatters suster kinder wil ich in sonderheit gedencken, diweil sei viß dem hauß Weinsberg untsprossen sint, und alle, bei der handt in Coln geboren sint. Ich wolt miner moder suster und broder kinder auch gern gedencken. aber die sint viß Coln geborn, und ist mir ir gelegenheit nit so kondich, wil irer aber mit gedencken, war ich daß vermach.
 
Anno 1519 angefangenUnterstrichen.
Anno 1519 haben sich min fatter und motter berathsclacht, und bedacht, daß sei sich an die weinkaufmanschaft wolten geben, sagen auch das innen daß zinß hauß, neben Weinsberch, dar in sei wonten, zu klein ware, und sich dar in mit [7'] mit disser weinkaufmanschaft nit wol behelffen konten, so haben sei im hardenmondt diß jarß ein hauß zum Everßheuft ader Buckfelt uff dem Heumart gemeit, sint darin gezagen wonen, und haben wein gegoltenn, und verzapt. Und hatz in daselbst glucklich und wol ergangen. Und ich bin da bei in gewest, und van in erzogen worden.
 
Anno 1519 in der quatertemper in der fastenMärz 16.hab ich das sacrament der firmunk vom weibischof zu ColnQuirin v Wilich. Man vgl. über ihn u a. Krafft u. Crecelius, Beitr z. Gesch. d. Humanismus am Niederrhein und in Westfalen, 1. Heft, 1870, S. 45.untfangen, der mich gefirmt hat, und ist ein sterkung im glauben, wiewol ich noch ein kint war. Min firmpat heisch Mattheis Gartz zu Walberberg, mines fatter bewanterBd.1, S.26.
 
Anno 1519 im somer hab ich geruddelt; war ein kinderkrankheit, das sei mit roiten mailger im angesicht und uber das gans leib uissclaint, und sullen alle kinder daran krank moissen werden. Ich sult auch zweimail geruddelt haben; und wie mir gesacht ist, war ich domails gar ungedultich und lestich gewesen, das min fatter nachtz duck hat moissen uffstain, mir uff einem becken gespilt und gepiffen, das ich swigen sulte. Auch were ich von harter stimmen gewest, het zu zeiten in offnem haus so hart geschrouwen und geblart, das mans uber den gansen Heumart hett horen mogen. Ich eracht, ich hab gedain, wie ander lestige kinder plegen zu doinBd.1, S.26.
 
Anno 1519 uff sant andreiß tag ist Christian Hersbach ein eliger son, Peter Hersbachs, und Drutgin Hersbachs von Weinsberch elutn mineß ohem und monen, zu Wensberchsicim hauß (da sin eltern, noch dißmal wonten) geborenn. und hat den namen, von minem fatter sinem patter erhalten. Man hat in her Christian genant, [8] dan er ist folgens peistlich worden, canonick s. Severin, und zu Bon, und licentiat in den rechten. Zu sant Jacob it er geteuft wordenn.
 
Anno 1519 den 14. tag decemb. ist mir ein dochter suster Maria van Weinsberch von minem fatter Christian und Sophien miner moder, ehelich geboren, zum Eversgheubt uff dem Heumart, und ist zu den klein sant Mertin geteuft worden. Und hat den namen von menersicfrewen Maria Keppel erhalten, diß eirste suster ist nit alt van jaren worden.
 
Anno 1519 den 20. decembris hat mich miner moder deinstmagt uber die strais getragen und ist gestroichelt und mit mir gefallen, das ich im fallen einen stein traff und ein grois loch in den kopp kregen haff, das man sagt, ich hett an dem gehirns schaden gelitten; und het licht gemocht, das es ein toitlicher fall gewest were, doch hat mir got durch die arzt balt verholfen; ich hab sorg, es soll mir am verstande nit wenich geschat haben.
 
1520 angefangenBd.1, S.27.
 
Anno 1520durch einen Tintenfleck unleserlichist min ohem, miner moder broder Iohan Kort an Geirthin van Hittorp hausfrawe bestadt worden. Er hat daß scholtiß ampt zu Woringen under Coln bekomen, da er gewont, und wirtschaftTilgung: hegehalten hat. Und hat sich mit den dhomherrn graven, prelaten und edlen auch mit ederman redlich und leibzellich gehaltenKorrigiert aus: zudaß er reichTilgung: wartund selich wart. Diß war der lesthe, von miner motter eltern kinder die bestadt wart. Und dieweil ich mineß hergin Herman Korthn und miner freuwen kinder oben nit genant hab, so will ich sei hie nennen. Die eirste heischs Tringin, die 2 Geirtgin, die 3 neiß zu Ichendorf an Henrich Koppen bestadt. Wilhem zu Dusseldorf an Mettel Mutzhagen bestat, 4 Metzgin 5 Bastian, Feingin min moder anno 1598 den 25 februarii [8'] Johan eitziger scholtiß zu Woringen, der leste Reinhart. Diß sint alle miner moder, suster und broder gewest, 9 samen, 4 son, 5 dochter. Von innen sint Neiß, Wilhem, Feigin und Johan bestadt gewest. Und dan noch eine an Kurstgin Homborch zur kick, die andern sint unbestadt verstorben. Und bemelter Johan Kort hat zu Woringen fast kinder gezilt, under zehen mineß bedunckenß nit, weiß die namen nit alle, die elste dochter Leisgin, ist bestadt worden an Meniß van Berch, haben zu fuilen gewont, da von sint kinder, nach deß doit hat sei Hacob Brochr kregen. Haben zu Mechtern gewont, da mit hat sei auch kinder. Ist an dolheit gestorben licht zu Mechtern begraben. Darnach sin elste son Herman ist zu Coln gestorben. Albert ist gestorben. Neisgin hat zwein man Christgin von Welffen und Wilhem Vuylmanß, hat von beiden kindern. Christgin minß ohm son, ist zu Coln uff die Hertzstraß an Merg Wolffs bestadt, hat kinder. Johan hat ein widwe Zonß En genant, wont Bonß. Greitgin hat einen halsvam bei Knechtsteden.
Diß sint die kinder Johan Korthn mineß ohem, die ander sint alle unbestadt verstorben. Diß hab ich hie so gar kurtzlich angezeignet, ob ich es folgenß nit so wol bei kunt brengen.
Dieweil ich auch hie an miner motter gesclecht nemlich an iren suster und brodern sin, will ich miner monen kinder zu Ichendorf, und mineß ohem Wilhem kinder zu Dusseldorf auch kurtz gedencken, ob ich eß folgenß an sinen ort nit so genau wort anzeignen. Miner moenen Neissen kinder zu Ichendorf sint gewest die ich gekant hab, on die unbekante und unbestatte, irer ist mit under zwelfen gewest. Der eirste son heisch Herman Koppen plach bei minem fatter in Coln zu wonen, min fatter hat inKorrigiert aus: jamauch helfen bestatten zu Dormagen an Greit Hachen, damit er zuha dochter und ein son gewan, Stin, Eifgin, und Johan gezilt. Stin wart zu Nivenhem bestat an Thoniß den wirt. Eifgin zu Dormagen an Dreissen deß vur. Thoniß son, [9] Johan leirthe daß fasbender ampt in Coln. Die ander Tringin minr monen dochter wart zu Langk bei Kerpen bestat an Gordt, genant, hat vil kinder gezilt, hat darnach den zweiten man genomen. Daß dritte Leisgin, ist an Johan van Gulch zur Dannen uff dem Numart bestadt worden, hat mit dem kinder gezilt. Hat darnach Wilhem van Polhem kregen, damit auch kinder gezilt. Daß veirthe, Fei, hat zwein man zu Ichendorf gehat, von geinen kindern, hab ich gehort. 4 Cecilia hat zwein man gehat, weiß nit wie es mit den kindern sei gestalt. Hat zu Ichdorf gewont, ietz zvu Kerpen, der eirst man heisch Johan Blanckenhem der ander der clockener zu Kerpen. Daß 5 Johan, war ein einsgenniger in kreich gewest, wolte, aber konte sich nit bestaden, daß 6 ___ Gordt ein fasbender, hat zu Coln daß fasbender ampt geleirt, ist auch da bestadt wordenn. die ander miner monen kinder sint unbestadt gestorben, ligen zu Quadradt, uff dem kirchof begraben.
Min ohem Wylhem Kort miner moder broder war zu Dusseldorf an Mettel Mutzhagen bestadt gewesen. Da mit hat er zwei kinder gezilt, Agneiß und Geirtgin, die ander sint jongk gestorben. Agneiß ist von minen eltern von eim kinder ufferzagen gewest, hat sich nach irß fatterß doit seltzam mitTilgung: jir zugetragen, daß gluck hat ir zu und affgelauffen. Hat sich verloft, und den nit kreigen. darnach einen schiffer gnant Evert van Loissn zu Orsau kregen, von dem sei ein kindt gezilt. soll von ir mehe her nach gesagt werden. die ander suster Geirtgin hat zu Coln lang gedeint, hat dar nach einen halfman zu Sonnerstrof kregen, gnant, Johan Koller der jong. Hat kein kinder verlaissen, und ist minem fatter disser zweier halber, neit wenich unrau und schaden untstanden.
Miner moder suster zur Dick ein halfmanß frau hat kein kinder verlaissen.
 
[9'] Anno 1520 den 1. tag novembris hab ich in miner kintheit den uberaus herlichen inrit keisers Caroli des funften uff dem Heumart uis meines fatters wonungen gesehen. Dan als keiser Maximilian a. 1519 den 12. januariiDer Frankfurter Rath verkündigte seiner Bürgerschaft irrig den 13. Jan. als Todestag, vgl. Janssen, Frankf. Reichscorrespondenz 2, n. 1216.mit toit abgangen war, und sines sons konink Philippi von Hispanien etc. (a. 1506 verstorben) son Carolus, konink zu Hispanien, erzherzoch zu Oisterich und Burgundien, a. 1519 zu Frankfort zum romischen keiser erwelt wart, ist erDie Handschrift hat fälschlich: und.darnach diss jar 1520 uis Hispanien in octobri zu Aich komen und gekronet worden, und von Aich zu Coln, wie vurs., herlich inkomen und gehuldet wordenWie in Strassburg (Baumgarten a. a. O. S. 303 Anm.) und in Frankfurt (Janssen, Gesch. d. deutschen Volks 2, S. 132) bewahrt man auch noch in Köln im St. Anno die Anschreiben Karls. Mehr hierüber im Ergänzungsbande. Vgl. Baumgarten a. a. O. S. 315 ff., 379. Karls Einzug in Köln fand schon am 29. Oktober, nicht am 1. Novbr., wie Weinsberg sagt, statt, vgl. Stälin in den Forschungen z. deutschen Geschichte B. 5, S. 567. Andeutungen über die Festlichkeiten im Gürzenich zu Karls Ehren und über die Theilnahme Albrecht Dürers giebt Merlo in den Annalen d. hist. Vereins f. d. Niederrhein Heft 43, S. 48.. Und wiewol ich dissmail nit aller 3 jar alt was, noch dannest hat mich des inritz van dem tag stetiglich gedacht und nehe vergessen, und ist das lengste, das mich ehe selbst von eignem sehen gedenkt, und ich gleub, es hat mir die memoria duck gestarkt, das ich duck von anderen disses inritz gewach gehort hab und ich es auch andern verzalt hab. Mich gedenkt auch, das ein frau, Steffen genant, in der Bechergassen mich das mal oben in der finster gehalten hab; auch gedenkt mich, das die Hispanier, die bei minem fatter zur herberg lagen, mich in ein wige lachten, mich weigten und ir kurzweil und freude mit mir hattenBd.1, S.27.
 
Anno 1520 uff sant thomaß tag ist min fatter von der geselschaft deß swartznhus zu zweiten raitzganck gekoren gegen daß zu kunftich christmiß und daß jar ist auch brantmeister im rhade worden
 
Anno 1521 angefangen.
Anno 1521 den 1. januarii hat mir minfreu zu Dormagen ein bla rockelgin undBd.1, S.28 [10] ein roit bonetgin mit hohen ronden uffsclegen zum neuwen jar geschenkt. Sulche kleidung hab ich in miner kintheit van 3 jaren getragen, und wie mich min motter bericht hat, sult es mir wol gestanden haben, dan ich were die zit follich von leib und heubt gewest und het gel hairgin gehat. Fillicht, do ich miner motter eirste kint war, dochte sei, ich were seir schoin; dan ein jeder dunket sinBd.1, S.28.
Anno 1521 im fastabent ist min moene Meria van Weinsberch mineß fatter jongste suster ein elige dhochter Gotschalcks und Marien mineß hergin und freugin, an eines burgers son genant Johan Kuckelman van Aich ein son Carl van Aich zum Kovolt in der Hellen, der kurtzlich verstorben ware bestat. Und zogen disse jonge eheleut in ireß fattershauß zum Kovolt vurs. wonen, stallten Jaspar sinen broder deß zu freden, da haben sei ein zit lanck side geferft, und sich da mit ernert. Und habenTilgung: drietliche kinder in dem hauß gezilt, die andern uff sant Severynßportz, da er folgenß borggreif wart.
Dieweil aber benante min moen Maria mineß fatter jungste suster waß, und ahb oben aller ander suster und broder mineß fatterß und auch miner moenen vergessen, daß ich sei nit alle int gemein genant hab, so will ich sie hie nennen uff die reie nach ordnung. Der eirste Theniß straf ein sibenmondich kindt. Die 2. Greitgin starf im dritten jar. Die 3. Elsgin an Herman Windeck bestadt. Diß 4 Christian, min fatter, war vur Elsgin geborn. Daß 5. Gerlach ist imTilgung: stesesten jar gestorben. Daß 6. Tringin, daß 7. Johan sint beide anno 1502 in der sterbden jonck gestorben. Drutgin [10'] war Peter Hersbach hausfraw, die neunte diß Maria min moen. Und sint diß die kinder mineß hergin und freugin Gotschalcks van Weins berch und Marien Keppels eluden, und suster und broder mineß fatter. Und van den allen hat min fatter Christian, und sin beide susteren Drutgin Hersbach und Maria Kuckelmans van Aich van iren menneren (also genant) allein kinder verlaissen. Der drier kinder will ich alle hernach setzen zu meherem gedechtniß der fruntschaft. und boven den kinder van Weinsberch mines fatters, sol a stain, boven den kindern Hersbachs von miner monen Drutgin geboren, sol b stain, boven Kuckelmanß kindern van Aich sol 100 stain, da bei soll man sei underscheit lich erkennen mogen wie nach folgtDas folgende im Original dreispaltig.
 
A
Herman.
Maria.
Drutgin.
Maria.
Cathrin.
Agneiß.
Christian.
Gotschalck.
Iheronimus.
Sibilla.
Feigin.
 
neue SpalteB
Christian.
Maria.
Cathrin.
Conradt.
Feigin.
Barbara.
Iheronimus.
Lutger.
Peter.
Henrich.
 
neue SpalteC
Carolus.
Jaspar.
Herman.
Conradt.
Severin.
Maria.
Beilgin.
Gotschalck.
Feigin.
Johan.
Gertrud.
Steingin.
Christian.
 
Disse sint alle die kinß kinder mineß herginß und freuginß die viß dem hauß Weinsberch untsprossen sint.
Der kinder Weinsberch in all 11, den sone 4, der dochter 7.
Der kinder Hersbach in all 9, der sone 6, der dochter 3.
Der kinder Kuckelmanß van Aich in all 13, der sone 8, der dochter 5.
Von dissen allen will ich ungeferlich gewach haben, wann sei geboren sint, ader auch gestorben, und derglichn waß mir vurkompt.
 
[11] Anno 1521 hat Ulrich Zwinglius, ein canonicus zu Zurch, auch etwas neues in der religion widder das hillich sacrament des altair angefangen zu predigen, dargegen sich der bischof zu Costanz und ander gelacht haben, aber vergeblich; und hat disser Zwinglius die Switzer wie jener Luther die Saxen eirst von der romscher kirchen abfellich gemacht an etlichen orten, aber nit zumailDiese Nachricht gab der Verfasser nach der unten zu 1525 beschriebenen Epitome S. 48 wieder, deren Ausdruck er abschwächte.. Es toit mir wehe, das sich disse irtumen bei minem leben zugetragen habenBd.1, S.28.
Anno 1521, als mines fatters sustern Drutgin und Merge verheilicht waren und wosten, wa sei pliben solten, und minfreue nuhe mirkte, das sei in der groisser haushaltung zu licht sult sin und mit fremdem gesinde allein haushalten worde, das ir dan nit vortreglich sein worde, so hat sei sich mit iren kinderen und frunden vilfeltich bedacht und beratsclaget und nach gehabtem raede diss untsclossen. So fern min fatter Christian des haus Weinsberch vur emans anders begerte und darin wolte zehen wonen, so wolte minfreu Maria Keppel dar uiszehn und in das zinshaus neigst darneben (Wenemars huis im schrein genant), dar vurhin Christian in bestat was, zehen wonen, und sich daselbst mit etlichen kunden behelfen und wie ein einzliche widwe haushalten, und wolte den uberichen handel minem fatter ubergeben und im auch das haus Weinsberch zusagen, das er es zum eigentumb vur sinen sustern sulte haben. Sulchs gaben sei minem fatter zu bedenken, und als sich min fatter und motter dess vereinigt und verglicht hatten, haben sei das erpieten zu dank angenomen. Wiewol min altern uff dem Heumart in gutter narung saissen, so haben sei doch disse gelegenheit nit uis willen sclain. Dan min fatter hatt sonderliche genoigde zu sinem fatterlichen haus Weinsberg,Bd.1, S.28 [11'] dieweil er der manlicher erb allein darzu was und kein bruder mehe hatte; gedacht auch bei im selbst: leis du diss achterwegen, dine sustern mogten disse gelegenheit an sich nemen und mogte also das haus vam menlichen stamme komen. Derhalben ist gehandlet und vertragen worden, das min fatter Christian das haus Weinsberch vur sich und seine erben haben; dess sulte er miner freuwen eirstlich an barem gelde in die hant geben anderhalfhondert rader gulden, zu dem miner freuwen noch jarlichs geben 15 rader gulden leibzucht, so lang sei lebte, und des zinshaus auch zu irem gefalln ir lebtag laissen gebrauchen; und wan sei nit mehe in leben were, sulte min fatter jeder suster, Drutgin und Mergen, jeder 100 rader gulden gebenAm Rande bemerkt Weinsberg dazu: Nota: 1 rader gulden galt 24 albus, so vil galt der goltgulden auch., und alsdan sulten die sustern auch vur sich und ir erben kein gerechtigkeit me daran haben. Die zehen goltgulden faren auch, die her Hup am hause het, samt allem besweirnis sulte auch min fatter tragen. Sulchen vertrag haben sei alle eintrechtlich verwilliget und min fatter hat sich zu Airsberch am schrein laissen verwaren, hat auch folgens das haus von der faren gefrihet und die 10 goltgulden erbrente mit 200 goltgulden abgelaust. Nach sulchem vertrag ist minfreu eirstlich in das zinshaus mit irem gereiden gut gefaren, das nuhe bei 2 jar ledich gestanden hatt. Und min fatter ist in dissem vurs. jar uffgebrochen und vam Heumart in das haus Weinsberch gezagen wonen, und ich bin auch allet bei in pleiben und erzagen worden. Diss ist under mines fatters zweite raitzgank beschein. Und von disser zit an ist min fatter ein her und hausfatter zu WeinsberchBd.1, S.29 [12] gewest, und im bemelten haus hat min fatter neben siner winkaufmanschaft und winzappens mit der ferberien linengarns und doichs sich ernert, hat auch domails zwein knecht gehat, Bernd und Eckert, die ich beide seir wol gekant hab. Diss zit war der handel mit dem blaferben uff der Bach van der Hoeporzen an bis an die porz zu Weissenfrauwen mit so fil ferbern bewont, das die strais Under Blaferber heischs, und hatten alle gnog zu toin, dan man forte das bla garn zu Frankfort, zu Antwerp, in Westphalen zu allen seiten hin uis Koln und war ein groisser handel und narungBd.1, S.29.
 
Anno 1521, als min fatter und motter ins haus Weinsberch zogen, war es alsus gebauwet, gelegen und gestalt gewest. Das haus Weinsberch lach vurheubs mit dem giffel und ingank ins suden, mit dem uisgank hinden nortwarz uff den Buchel, schous oistwarz uff das backhaus darneben und westwart uff die Zwei Tauben, im schrein Melremans huis genant; stonde in sinen veir mauren, war binnen mauren in all breit 24 fois und binnen mauren lank ungeferlich bei 50 fois. Diss war das principail corpus des haus Weinsberch on das zinshaus, im schrein Wenemars huis genant. Der giffel am haus war steinen bis an das eirst gebonne, hat nach dem oisten ein groisse dur wie ein groisse porz, dar gegen recht uber die Bach ein steinen gewolfte bruck gink, so breit die porzdur was; neben der groisser dur stonde ein klein dur, oben mit einer isern trellier, darneben in der kuchen zwa groisse trelier und glasfinster. Boven mit dem eirsten gebonne das gink wol mit den balken 3 fois mit eim uberhank uber die strais und war der giffel fortan hulzen, mit steinen uffgericht, das holz swarz, die stein gra gemailt; uff dem ersten gebonne am sale stonden 3 par hulzen finster, roit, oben glasfinster. Das zweite gebonn hat 2 par finster, das dritte und oberst under den haimbalken 1 par hulzen finster, allet roit gemailt. Boven den finsteren des eirsten gebonnes war ein dechelgin, dar nisteldenBd.1, S.30 [12'] die fogel, swalben und muschen, und war das flegen seir lustich, aber die kinder schoschen mit bagen darnach und verderbten die glasfinster. Vur oben uff dem haus stonde ein bleien bloim. Item binnen was das haus also gestalt. Es was undersclagen, ein side nach dem backhaus oistwarz war ein vurhaus, die ander seide westwarz neben dem zinshaus war die kuch, hinder der kuchen ein klein stubgin, hat tach durch die kuch; hinder der kuchen stunde ein spintgin under einer trappen, boven dem stofgin und spintgin war ein gesindessclaifkemergin, hinder dem spintgin und dem vurhaus bis uff die hinderste maur des haus zum haif zu laich ein deipe duister kamer, war gemailt; am haif lach sei wol 5 fois in der erden, das der hoff hoher was. Neben der kamer war ein gank 6 fois breite ader me bis uff den steinwech gegen der Buchelsdur; der gank lach westwarz, die kamer oistwarz. Boven der kamer und gank stunden zwei lustige gemacher, ein schone becleite stoff oistwarz und ein sclaifkamer westwarz. Uis dem vurhaus gink man mit einer trappen uff die stoif ungeferlich 11 tritlin hoich, und das gebonne von der stoben und kamer oben war wol 4 fois hoher dan das gebonne boven dem vurhaus und kuchen. Der hinderste gevel vam corpus stunde uff der alter statmauren, daruis abzunemen, das das haus Weinsberch in der alter stat graben licht, wilchs auch in s. Jacobs kirspel gehort; aber der hoff, steinwech und alles hindergeheus gehoirt zu s. Peter. Das zinshaus tuschen Weinsberch und den Zweien Tauben war irgen 19 fois breit und 40 fois lank, vur an der straissen war es auch ein furhaus, darnach ein kuch oistwarz und ein stoffgin darneben; darhinden war ein steinwech bis uff die alte maur; aber das herderste deil disses steinwechs war neigst der mauren mit eim tag van der mauren gainde. Aber glich hinder beiden, dem principalen haus Weinsberch und dem zinshaus, war ein achtergeheus und dasBd.1, S.30 [13] was also gelegen und gestalt. Es gink an van dem haus Cronenberch oistwart an der nortsiden langs den Buchel, an der sudsiden lang der alte statmaur langs Weinsberch, das zinshaus, die Zwei Tauben, die Alte Taube, das Hirz und Schroders haus, bis westwart an den Torn, ein haus also genant, und war also geteilt. Neigst Cronnenberch hinder Weinsberch war ein klein grashoff bei 14 fois lank, darnach ein klein steinwech, auch 14 fois lank, darnach daruff stunde die Bucheldur wol 4 vois weit, darnach war ein geheus, ferbhaus und stallung, warzu man es brauchen wolte, wol bei 50 fois lank, oben mit sinen gebonnen, kamern und leientag; darnach bis an den Torn stunde noch ein ledige platz, neigstDer Verfasser schrieb fälschlich neigt.der stallung ein klein steinwech, darnach ein groin hoffgin bis an die maur des Torns; neigst der vurs. Buchelsdur gink ein trap uff die kamer boven dem ferbhaus, an der kanten des ferfhaus an dem steinwech bei der Buchelsdur hart an der Buchelsmauren stonde ein schoin putz, hat mines fatters fatter gemacht; daran war ein ligende rat wie ein teller, daruff gink man das wasser uff mit grossen emmeren, der ein bei ein ton wassers hilt. Das haus Weinsberch hat oben dem eirsten gebonne einen sail zur strassen, darhinder zwa kamern, dar das gebone an etwas hoher war dan vam sale; darboven waren kornleuben und kleiderleuben. Uff dem eirsten gebonne des zinshaus war ein fein kamer zur straissen warz, darnach noch ein kamer uff den steinwech des zinshaus gainde, darboven zur straissen noch ein kamer und hinder ein reuchhus. Alsus wie der gevel zu Weinsberch also auch war der giffel des zinshaus, aber alle geboner und das dach waren nederen mit dem oberspronge uber die strais hulzen.Bd.1, S.31
 
[13'] Anno 1521 haben min fatter und moder ires broder Wilhem Korthen dochtergin Neisgin ader Agneis Korthn nach sich genomen und ufferzagen, schriben, lesen und nehen laissen lern, habens mit vur ein kindermetgin gebrucht; hat wol 20 jar bei minen elteren gewont, das ir elter nit heller ader pennink an sei gelacht. Do diss metgin bei min elter quam, war es 4 jar (ader daruber) alt; dan es war geboren a. 1516, darin herzoch Wilhem van Gulch, Cleif und Berge geboren wasBd.1, S.32.
 
Anno 1521, im selben jar nam minfreu zu Dormagen mines fatter naturlich und bastartzkint, ein metgin van 4 jaren, genant Geirt, bei sich und underhiltz. Es war vurhin uff dem lande erzagen, aber a. 1517 im merz in Coln geboren. Diss metgins moder lebten umb disse zit noch, darumb hatten min fatter und moder vil irtumbs und ellens samen, der lang zit daurdenBd.1, S.32.
 
Anno 1521 den 14. tag augusti ist mir min sustergin Drutgin van Weinsberch, ein tochter Christian und Feigin miner lieber elter in elichem staidt, in dem hauß Weinsberch gebo ren, und sant Jacob geteuft worden, und hat den namen von miner monen Drutgin zum Hollender behalten. Diß min sustergin ist nit alt worden.
 
Anno 1521 diß jar hab ich so vill leuß uff dem heubt und am leib gehat daß es wonder war. man sagt mir es sulten min eltern sampt dem gesinde uff einen abent bei mir an einem kleinen betgin (dar uff ich gelegen) gestanden haben, und gesehen daß mir die leuß hin unde her zu allen seiten uber daß leib kruffen, deß sei sich seir wonderten. Sei stonden umb mich her beratsclagten sich, wie man die leuß vertriben mogte, jeder da sagt sin beduncken, der ein sagt man sulte mich smeren, der [14] ander man sult mich baden, verbedden und rein lagen, und derglichen. Wie ich nu allent halben ire ansclege erfort, daß nit dar viß wart sulte ich zu lest viß ein felticheit gesagt haben.Moder, mich duchte, der ein netzgin het und tribe sei darin und finge sei also. Diss min kintliche red machte in allen ein lecherei und haben miner darnach oft mit dem netzgin gespott. Doch bleif ich des geworms lange zinsich und worden beswerlich vertriben; dan sei sagten, ich hetz von natur an mir. Dem sei wie im will, so sag ich mit dem konink uis Frankrich, dem ein laus van dem kleit abgenomen wart, es were ein gut zeichn, ein zeichen, das er ein mensch wereBd.1, S.32.
 
Anno 1521 ist Maria Hersbachs ein tochter Peter Hersbachs und Drutgin van Weinsberch eheluthen mineß ohemen und monen, in Coln uff der Hoeprotzn zum Hollender geboren, und zu sant Peter geteuft, hat den namen von miner freuwen Maria Keppel erhalten, die wolte von allen iren kinderen, an einem kinde, den namen haben.
Diß wart folgenß Merg von WeselKorrigiert aus: vndvon minen frunden genant, dan zu Wesel wart sei bestadt. Hat folgenß auch zwein man gehat, wie an sinem ort wirt erlauten.
 
Anno 1521 uff s. Thomas tag ist min fatter, nachdem er des raitz abgangen ist, zum veirundveirzichen uff dem Swarzenhaus gekoren worden. Das werden diegenige, so van der gemeinden volmechtich eracht.
 
1522 angefangenBd.1, S.33.
 
Anno 1522 den 9. januarii ist der pabst Adrianus (do er als des keisers Caroli stathelder in Hispania ware) erwelt worden; war ein Deutzer in Holland, zu Utricht geborenBd.1, S.33.
 
[14'] Anno 1522 im glensen ist ein gemein krankheit under den jongen leuten untstanden, das sei an den kinderpocken krank worden. Do hab ich samt minen zweien vurs. sustergen Marien und Drutgin zugelich die kinderpocken kregen, haben alle 3 zuglich uff dem sale zu Weinsberch gelegen, und wiewol wir gutte hoit, rait und wardung hatten, noch dannest hat got sinen willen geschaffen und ist min suster Maria eirst gestorben und kurz darnach min suster Drutgin und sint beide zu s. Jacob bei meinen hergin Gotschalk von Weinsberchs graff zur erden bestadt worden, und bin damit dissmail allein, on suster und broder, gewest. Aber got hat mir dissmail zu miner gesontheit geholfen, das ich nit mit minen sustern gestorben sin, dess ich got sonderlich zu danken hab. Und ich hab verstanden, das ich in disser krankheit uberaus ungeduldich sin gewest, und als man mich underrichte, ich sulte gedolt in minen liden tragen, unser herre got versuchte sin frunde, die er leif hett; daruff solte ich geantwort haben: hie hat mich nit leif, hie ist ein boif, und het derglichen gesagt, und wiewol sulchs kindisch geredt, so ist mir es doch leit, got wil mirs verzegen. Were ich auch das mail mit gestorben, es were nit fil daran gelegen gewest, es hett mir auch fillicht nit unselich sin gewesen, doch bin ich mit gottes schickung zufridenBd.1, S.33.
 
Anno 1522 hat der turkischs keiser Solimannus den ritterbrodern von s. Johansorden Rodis abgewonnen und ingenomen. Diss jar hat auch ein dutsch edelman, Frans van Sickingen, gewutet und mit hulf allerlei kreichsgesindes Treir belacht, aber ist balde abgezagenBd.1, S.33.
 
[15] annoKorrigiert aus: 15211522 wie ich bericht sin, ader umb trint diß jar hat sich min fatter Christian mit miner moder Feigin an sin fatterlich hauß Weinsberch laissen schriben, zu Airsberch im schrin im boich genant porta panthaleonis Über der zeile, sententiarumErgänzung am Rand: Vide zu airsberch in lib. sentenciarum anno 1521. Diß und mehe geschrichten, sic tasu vide anno 1571 den 29.dar umb trint da mach man es soicken und finden, vurhin annoKorrigiert aus: 14971496 wirt man mineß fatterß fatter und motter zu arsberch imKorrigiert aus: selben vndboich sentenciarum dar angeschriben finden.
Ich habs dunk im sin und willen gehatt, hab auch den schrinschriber Wickrat, und m. Johan Cortessam (der vor. die schrein verstant hat) willich gemacht, daß sei alle geschrichten deß hauß Weinsberch mit allem sinem zubehur, auch fharen, dar uff stainde sulten uffsoichen, und vißschreiben wer vur zwei, ader dreihondert jaren, und mitler zit, so alt daß schrin ist, mit namen und zunamen daran geschriben steit, aber sei habneß nit gethain. Ich gedenck es noch mit got selbst einß uiszurichten, uff daß ich diß geschrichten und die eigenthummer deß vurß hauß Weinsberch mog setzen, nach ordnung, und mit dem boich Weinsberch consilieren.
Glichfalß wer es vur, und nach zinß geweiß, ader derglichen bewont hab, wan es die eigenthummer nit selbst besessen ader bewont haben.
Off daß aber van mir versaumpt, und viß dem schrin zu Airsberch nit pracht worde. So beger ich, daß es min erb nachfolger, ader emanß anderß thoin wolle und dem hauß vurß zu den erhen in daß boich weinsberch brengen.
 
Anno 1522 haben die megde uff dem steinwech bei dem putz hinden am haus Weinsberch kleider geweschen und ich hab bei in gangen, wie die kinder plegen zu toin; bin in ein budde mit wasser gefallen und mit dem kop darin pliben stechen, so stillichlich, das es van dem gesinde nemans vernamBd.1, S.34. [15'] Und zu allem geluck hat min fatter oben uff dem haus Weinsberch uff der kornleufen malz gewant und umb des stoffs willen zu der finstern zu hoff zu uisgesehen und mich da ungefar in der wasserbudden mit dem kop sehn stechen. Do hat er mit luter stimmen mordio geroifen und das gesinde angekrischen, das sei mich uisnemen, mit groissen sworen und jamer. Und als sei mich uis der budden zogen, leif mir das wasser uis dem monde und war mehe dan half doit, doch man suchte rait, das ich dess balde genasBd.1, S.34.
 
Anno 1522, balde nach dem vurs. ungefall bin ich heftich krank worden, hab groisse pein im bouch van wormen und im heuft vom sweimel und phantaseien gehat, das mich in der phantaseien duchte, da ich uff eim bedgin in der kuchen lach, das hausrat, schusseln, duppen und kessel weren allet uber einen haufen gefallen, her und dar geworfen worden. Die worme waren mir auch oben und unden abgegangen, man wolte mir wormkrut und ander bitter dingen ingeben, aber ich wolt sei neit geneissen. Mich gedenkt seir wol, das sei mich gern uberredt hetten mit gutten und auch mit dreuwenden worten, ich moiste das wormkrut essen ader ich moist in die swarze erde hinin faren, aber ich nam es nit in und got der her half mir glichewolBd.1, S.34.
 
Anno 1522 ist Carolus Kuckelman van Aich ein eliger son Johanß Kuckelmanß van Aich und Marien van Weinsberch eluthen mineß ohem und moenen binnen Coln in der hellen zu Kovolt geborn. Ist folgen ein monch zu knechtsteden worden, ist der eirstgeborn gewest und hat her Carl geheischn, [16]
 
Anno 1523 angefangenUnterstrichen.
Anno 1523 ist Frans van Sickingen (umb willen das er Treir vurhin belacht hat, uffrorich und lantfritbruchich war) uff sinem scloss LanstaLandstuhl.van dem bischof van Treir, vom palzgraven und dem lantgraven von Hessen hart belacht worden. Und wie das scloss hart beschossen und ein balk uff den Fransen gefallen war, das er sterben moiste, sint die drei fursten nach ergebung des scloss zu im komen, den er kein reverenz wolt beweissen, on dem pfalzgraven, sinem lehnherrn. Und als er gefragt, was in bewegt het zu sulcher uffroir, hat er keinen bescheit willen geben, dan allein gesagt: das hat sinen bescheit, ist damit gestorben. Disser FransEnnen, Gesch. d. St. Köln, B. 4, S. 31, macht darauf aufmerksam, dass in der nachstehenden Erzählung W. Franz v. S. mit seinem Vater Schwicker verwechselt. Ähnliches erzählte der Volksmund aber auch vom Junker Hatzfeld von Wildenburg, vgl. Annalen d. hist. Ver. f. d. Niederrhein H. 30, S. 207, mit welchem die Stadt dann lange in Fehde stand. Weinsberg giebt hier mündliche Erzählungen wieder im Anschluss an die unten zu 1525 näher bezeichnete, von ihm stark benutzte Epitome.war vurhin einmail in Coln gewest, troig das mail uff seiner seiten ein silbere scheide mit eim knechtzdegen, und wie domails in Coln verbotten war umb tegliche toitsclech willen und fillem mortz, nemantz sulte metzer, degen ader swerter uber illen lank tragen, derhalb die mais noch an den steinen peileren vur dem raithaus hengt, und dem Fransen sulchs oftmail angezeigt wart und er des swerttragens nit on sein wolt, so haben im die geweltrichter das swert genomen; do hat er die silber schide abgebonden, die hingeworfen und gesacht: halt die scheide darzu, ich sol sei wol widder bekomen. Die geweltrichter haben sei verwart, aber Frans kam nit widder umb obbestimter belegerung willen; hat gewislich nitz gutz in sinne gehattBd.1, S.34.
 
Anno 1523, als ich etwas uber 5 jar alt war, bin ich mit minem fatter uis Coln zu Dormagen bei minfreuwe gegangen. Dieweil ich aber zu sulchem wege uberBd.1, S.35 [16'] drittehalb meil vil zu swach sulte gewest sin; dieweil ich aber gnoigde zum wege hatt, gink ich eirst zimlich und min fatter leis mich duck resten; und als er mirkte, das ich moede wart, do zauch er einen klotz uis der mauwen und warf den vur uff den wech, dan warf ich widder, und herden das also lang, bis er mich zu Dormagen bracht, und man verwonderten sich seir, das ich den wech in dem alter het gegangen. Ich woist, das es zu Dormagen lustich war, da was ich gern umb der schaif, lamer, kelber, koe, firken, honer, gens, enten, tauben, pert und allerlei best war, darin ich min genoigde hatt, mocht hin und widder in den bongarten und felde laufen, damit was mir beholfenBd.1, S.35.
 
Anno 1525 im soemer hoif ich an zu bloden und herden das darnach lange zeit. Ich bloden zu zeiten also seir, das ich gar bleich und anmechtich wart, das man mich oft in den kuielen keller satzt, ganse tag lank, meinten, es sult mir damit vergain; das half allet nit. Man hink mir etwas an den hals, stach mir etwas in die naslocher, schot mir in den nacken ungewarnter sachen kalt wasser, troich bloitsteinDer faserige rothe Eisenstein, mit dem man das Blut zu stillen glaubte. Grimms D. WB.in den henden, und derglichen rait gebraucht ich. Zu zeiten mocht it helfen ader nit helfen, got weis es; und diss herden ich so lange zit, bis es mit der zeit bestonde zu vergain. Man wolte sagen, ich were ein sanguineus gewest van hitziger naturen, daher queim es. Ich plach auch lichtlich roit im angesicht zu werden, das ich manich jar an mir behilt. Wan mich emans ansprach oder ansach ader das ich emans ansprach, so wart ich so roitBd.1, S.36 [17] im angesicht wie ein bloit. Ja, wan ich etwas bei mir selbst gedacht, so wart ich hitzich van roden, also schamhaftichBd.1, S.36.
 
Anno 1523 den 1. septemb. ist min suster die zweite Maria van Weinßberch geboren, ein eheliche dochter Christiani van Weinsberch und Sophie Korthen miner lieber eltern. Diß geburt ist gescheit zu Weinsberch, unden in den hinderster kamer zu haif zu, ist sant Jacob geteuftt, und hat von miner freuwen Maria Keppel den namen behalten, dan die wolte ummer van jederem kinde ein enckel haben daß Maria heischs, dieweil min eirste suster Ma ria dhoit war, und so hat ich nu widder ein suster. Disse ist folgenßTilgung: nicht lesbaran Peter van der Ordenbach bestadt worden, derTilgung: vnddeß rhaidtz und folgenß umb lauf wart.
 
Anno 1523 ist min nichte Tringin Hersbachs ein elige dochter Peter Hersbach und Druitgin von Weinsberch eheluthen, mineß ohem und moenen, uff der Hoportzen zum Hollender geboren. Disse Tringin hat folgenß Arnt Jabach zum man kregen, hat mit siden gehandelt und sideampt gehatt.
 
Anno 1523 war der pabst Clemens, ein Florentiner von dem gesclecht, in octobri erwelt, als Adrianus der pabst neulich verstorben war. Under dissem pabst Clemens wart Rom von den keiserschen ingenomen und verstoret, geplondert uber die mais. Disser wart auch gefangen vom keiser Carolo 5., der in folgens frei erlediget; dess moiste er den keiser zu Bononien kronenBd.1, S.36.
 
Anno 1523 ist min fatter Christian zum dritten mail uff sant Thomaß tag gegen daß neigstfolgendt christmiß, von der geselschaft uff deß swartzenhauß zu rhade erwelt worden ist woichermeister dißmal worden. [17']
 
Anno 1524 angefangen.
Anno 1524 haben mine eltern im fastabent zu Weinsberch gezapt und man hat domails wein in den keller gelaissen; wie ich aber darbei war und zusach, wart der kellerboum, darumb das seil gink, unden loss und feil also hart neben mir her, das mich der baum an einen arm traff, und wer er ein kleins naer komen, er het mich on zweivel toit gefallen. Got foegde, das das stuck weins under dem boum nit abgedaut was, sunst were es auch verstorzt wordenBd.1, S.36.
 
Anno 1524 ist Jaspar Kuckelman van Aich min neif ein eliger son Johanß Kuckelmanß van Aich und Marien von Weinsberch eluden in Coln zu Kovolt in der Hellen geboren, und zu sant Albain geteuft worden. Disser Jaspar ist nit alt wordenn.
 
Anno 1524 hab ich einsmails uff der sraisse mit den kindern ligen spilen, und wie mich minfreu gesehen, das mir mit den hindern blois gelegen, hat sei mich gescholten und minen elteren uber mich geclaget und gesagt, man verzarteIn dem Sinne, dass man von jeglicher Erziehung absieht, das Kind ganz seinem Spiele folgen lässt.mich, hetten kein uffsicht uff mich, sei sulten mich von der strassen halten und uff die scholl doin, da leirte ich still sitzen und derglichen; wolte in dissem alter groisse weisheit von mir haben und meinte es doch wol. Min eltern hilten mich auch im hause, so vil in moglich was, aber es half wenich, ich moiste in der nachpar hauser gain und mit den kindern handlen, das war mir ubel abzubrengenBd.1, S.37.
 
Anno 1524 hatte mich min moder einmal weilich gesclagen, wie sei wol oft getain hat; ich kont es auch wol verschulden. Und uff das mail zapten min eltern und wie ich gesclagen war, leif ich weinende und schreiende zu minem fatter hinden in das ferfhaus, da er mit den knechten ferfte, und wie ichBd.1, S.37 [18] im min ellend clagte, das ich gesclagen war, hoif er an sin kurzweil und scherz mit mir zu triben und sagt zu mir: wolan, was reitztu darzu, willen mir din moder uis dem haus triben ader willen mir oben uff dem sael wonen und laissn din moder unden im haus wonen? Daruff sagte ich: laist sei unden wonen und uns oben. Und diss gefeil minem fatter wol, das ich sei nit wolt laissen vertriben umb ein wenich sclains willenBd.1, S.37.
 
Anno 1524 uff s. Gregorii tagMärz 12.in der fasten ginken die scholer s. Jacob und s. Georgen ront umb und durch das kirspel van haus zu haus, versoikende, off auch kinder vurhenden weren, die man uff die scholl wolt doin. Und wie sei vur Weinsberch quamen, bewilligten mine eltern, das sei mich mitnamen. Also quam ich diss jar eirst uff die scholl s. Georgen, do ich im minem sibent jar gink. Der scholmeister heisch magister Antonius Wipperfurdis, war a. 1504 eirstlich scholmeister worden und ist noch a. 1561 scholmeister gewest. Uff disser schollen hab ich eirst angefangen uis und in zu gain und still sitzen und swigen, auch das abcd etc. zu lesen und schriben geleirt, auch das paternoster, ave-Maria, benedicite, gratias, DonatDas allgemein gebrauchte erste Lehrbuch der lateinischen Sprache, enthielt die Formenlehre., grammaticam AlexandriDas Doctrinale des Alexander de Villa Dei, das grössere Lehrbuch der Grammatik in Versen (Formenlehre, Syntax, Prosodie), vgl. Paulsen, Gesch. d. gelehrten Unterrichts S. 24, Reichling, Joh. Murmellius S. 38, 109, 111 Anm. 5., evangelia und sequentias, peniteas cito und derglichen, hab auch cantum choralem geleirt, mehe ex usu dan ex arte. Disser scholmeister hilt die schuller seir strack und er hat mich auch oft gesclagen, nit umb miner doichden willen. Ich hab auch oft van dissem meister gehort, das er sagte uff ein zit, do er sinen eigen son meister, und her Johan, schrecklich under einem gesange geisseltenHier muss eine Lücke in der Handschrift sein; es wäre zu verstehen: da er, der Meister, seinen eigenen Sohn mit Herrn Johann u. s. w. geisselte. Wer dieser Herr J. sei, bleibt unbekannt. Dass auch sonst solche Züchtigungen unter dem begleitenden Gesang der Mitschüler vorgenommen wurden, lehrt die Chronica eines fahrenden Schülers von Joh. Butzbach, übers. von D. J. Becker, S. 13., das er sich unrein machte etc.: mogte ich uch also corrigeren wie minen son, ir wordet wol zuchtiger werden. Er sagt auch einmail: ir sit also bose jongen, kunt und durft ir s. Georgens torn uber haufBd.1, S.37 [18'] werfen, ir underleist dess nit einen tag. Aber ich hab dissen meister seir leif gehat, umb willen das er mich gestraift hat, und bin im folgens duck troistlich und fruntlich gewest. Er hat mir auch einen veireckeltichen kluppel (damit ich die gans vurmails mit geworfen hat) oft laissen sehen, daruff ich minen namen derzitz uffgeschnitten hat; den verwarte er mir, miner darbei zu gedenken. Alle mine broder, auch etliche vil neven, haven under im scholen gegangen. Er hat ein frauwe und wonte in der Butgassen, lefte sperlich und hat im alter nit uberichs. Gott will im fort helfenBd.1, S.38.
 
Anno 1524 im somer war die hiltumsfart, die man zu 7 jaren plach zu halten, und zouch grois folk zu Treir, Aich und Collen, und es waren diss fart mehe dan 2 ader 3 tausent Ungaren, Behemer, Oistericher und anderer fremden zu Coln, die das hillichtumb besuchten. Man gaff grois gut den armen pilgeren umb gottes willen. Sei lagen die Bach uff und ab in allen heusern, auch lagen sei mit heufen zu Weinsberch in mines fatters haus im stall jamerlich, aissen kirssen, prumen und obsts, sei hatten auch mit zuchten uff den hindersten hoff ir noittorft gemagt, das kirsboum da uissclogen wie ein walt und pliben lang stain unabgehauwen. Disse pilgeren drogen auch in den dom, zu s. Marien, zu Weissenfrauwen groisse sware wasskerzen, darin sei vil geltz staichen, und offerden dieselben, auch brachten sei Ungars gelt, kleine silbere penninkger, die lange zit gankpar waren. Etlich Ungarn brachten dissmail groisse berren von pertzlengden mit, die im haus Weinsberch und in andern winhusern und uff der gassen sich uffrichten und danzten nach dem spil, das die Ungaren hatten, peifer und bongelgerBd.1, S.38 [19] und bongelgerPaukenschläger, vgl. D. Städtechroniken B. 14, S. 974 unter bungen., [19] und bliben disse berren nach der hiltumsfart lange zit in Coln und umb die stat in andern landen, bis das sei uff das lest mit den berren ire morderei im lande antriben und also vertilliget wordenBd.1, S.39.
 
Anno 1524 gink min fatter und minfreue, die eiz im zinshaus wonte, beide mit dem blaferben umb und die narung mit dem ferben gink diss jar nit wol vur sich, darumb zouch ein jeder alle kunden nach sich, die er uberkomen mogte. Daruber worden sich minfreu, fatter und moder samen irren und untstunde ein groisser unwille tuschen in, wie dan gemenlich tuschen swegerfrauwen und snorgen pleicht zu geschehen, und leit min motter (wie sei sich beclagte) vil widderwillens von miner freuwen, also das sei zu beiden seiten einen verdross im ferben kregen, dan die anlage koste vil und es wart teglich vermangfeltigt. Minfreuwe leis eirst ab und uber ein weil wart min fatter des ferbens auch mode, warf die boden und ferfhaus uber hauf und bleif also bei der winkaufmanschaft und weinzappen; dabei foren min elter bess mitBd.1, S.39.
 
Anno 1524, als minfreu nuhe im zinshaus also narlois sass und mit der haushaltung nit wal hinwech kont komen und auch zu iren tagen war komen, das sei nit widder bestadt mogt werden, do practiseirte min moen zum Hollender mit irer moder, miner freuwen, das sei das zinshaus verlaissen sulte und zu ir uff die Hoeporz zu Hollender komen wonen, sei wolt sei in die kost nemen. Diss geschach, sei zouch mit allem irem ingedoim zu minerBd.1, S.39 [19'] moenen in; das mogten mine eltern wol leiden, umb unfriden zu vermiden, wiewol es in fast schadden, dan das gereide verfor daselbst seir. Das zinshaus wart vermedet einem, heis meister Arnt, und siner frauwen Ennen, war sins hantwirks ein fasbender und mines fatters wirkmeister, hat 2 sone, Jamman und Lodowich, waren mine scholgesellen, und minfreuw stach den zins in iren budel.
 
Anno 1525 angefangenBd.1, S.39.
 
Anno 1525 den 25. februarii uff s. MattheistagUngenau, der Matthias-Tag ist am 24. Febr. Aber am 24. Febr. war in der That der Geburtstag Karls V. Von Nauclerus' Chronik ausgehend, Sleidans Commentare streifend, hat W. hier vornemlich eine neue Zeitung oder ein Lied über die Schlacht von Pavia benutzt. Durch amtlichen öffentlichen Anschlag war der Sieg auch in Köln verkündigt, durch Dankgottesdienst gefeiert worden. Ausserdem hat W. hier und bei der Zusammenstellung aller Nachrichten zum Jahre 1525 die 'Epitome warhaftiger beschreibung der vornembsten händel, so sich in geistlichen und weltlichen sachen vom jar 1500 biss in das jar 59 zugetragen und verlauffen haben' verwerthet, gedruckt 1559 in Köln bei Jaspar Gennep, eine Streitschrift gegen Sleidan. Vgl. das Vorwort., wilch keiser Caroli geburtztag war, haben siner majestat kreichleut under graff Niclas von Salm und her Georgen von Fronsberchs regimenten den konink Franciscum von Frankrich, der nach menlichen absterben konink Lodowichen vom jar 1515 regeret, in dem belech vur Meilain bei Paphei an einem lusthaus Mirabello im teirgarten in einer sclacht gefangen und zu dem keiser gefenklich in Hispaniam geschickt, der mit im gnedlich gehandlet hat und einen vertrag uffgericht, das der konink uff alle gerechticheit der Nederlanden, als Burgundien, Flandern und derglichen, verzeihn sulte, und der keiser gab im Leonoram, sin swester. Es worden uff des Franzosen seiten mehe dan 8000 gesclagen und vil groisse herrn, aber der keiserschen nit uber 800. Also bleib Meilain bis uff hutigen tag bei dem keiser und sinen erben. Der keiser war dissmal nit uber 25 jar altBd.1, S.40.
 
Anno 1525 hab ich das allereirst in der fastenzit in s. Jacobs kirch vur her Johan Weber, capellain daselbst, min bicht gesprochen. Dan obgenanter magister Antonius, min scholmeister, plach die scholer jarlichs zu underrichten zu der gotzforcht und dem bichten und dan moisten alle scholer uff ir knehe vur dem herrn sitzen, der ein fur, der ander nach, und moisten ir gebett sprechen und ireBd.1, S.40 [20] penitenz, bois untfangen und sich absolveren laissen nach christlichen gebrauch der hilligen kirchen. Und mich gedenkt, das ich gar noede zu bichten plach; ich wolt lieber dur ein fur sin gangen, dan gebicht haben. Aber wie ich jar vur jar damit in einen brauch quam, do gaff es mir nit zu schickenDa machte es mir nicht (mehr) zu schaffen, nahm ich keinen Anstoss mehr., und bedunkt mich, das es ein loblich dink ist. Die busse und penitenz hat ich gut zu tragen, dan es waren nit mehe dan etliche paternoster und gebetterBd.1, S.40.
 
Anno 1525 den lesten julii uff sant peter vinckelß abent, ist mine suster Cathrin van Weinsberch, ein elige dochter Christian von Weinsberch und Feigin Korth miner lieber eltern, zu Coln in dem hauß Weinsberch hinden in der kamer zu haif wartz, uff der erden, elich geborn, und wart darnach zu sant Jacob geteuft. und hat den namen bekommen von Goswyn Wolfffrauwen, Catharin, genant, ist dar nach an Johan von Dutz zum Aren uff den Numart bestadt worden.
 
Anno 1525 ist auch Conradt Hersbach min neif ein eliger son Peter Hersbach und Drutgin von Weinsberch mineß ohem und monen uff der Hoportzen zum Hollender geboren worden, und zu sant Peter geteuft und nach sinem ohem doctore Conrado Heresbachio genant worden, hat daß fasbender ampt geleirt, hat der moder hauß helfen uffhalten, und ist ein firn jonck gesell worden.
 
Anno 1525 hat sich der erschrecklicher baurenuffroir in Dutzlant, in Swaben, Elsas, in Frankenlant, Duringen, am Rheinstrom, in Lothringen, im Algeu und ront umbher erreget, das die bauren ungestomlich an vil orten samenleifen wie unsinnige leut mit groissnBd.1, S.41 [20'] gewaltiger mennigdien und scharen und verderbten, plonderten und verbranten cloister, scloss und flecken und waren der oberkeit gans widderstrebisch und den geistlichen und adel allenthalben fiant. Etlich geben einem, Schapler, die scholt diss uffrur, der 12 artickel christlicher freiheit gemacht hatt; etliche dem Thome Muntzer, der sich annam, im were offentbaret, er sulte alle gotlosen mit dem swert vertilgen; etliche gaben den spruch Pauli an Romern am 13. vur, dar stunde: sid nemans nit schuldich; etlich willen, Luther hab die materi eirst zur uffrur geben, wiewol er hefftich darwidder geschriben hat, etc. Der teufel hatz on zweivel nit ungestocht gelaissen. Summa, ir meinung war, sie wolten van zoll, zins, zenden, steur, schatzung, gruntgelt, pachten und aller ding frei sin und nemans etwas geben, ein jeder wolte behalten, was er inhatt, wolten alle dink gemein haben und kein oberkeit erkennen. Diss uffroir hoif anfanks von jar an und weret bis in den somer, das die bauren alle in verscheiden haufen hin und wider in den landen lagen. Wa aber sich die fursten mit gewalt nit herwidder gesetzt hetten, die bauren hetten alles uber hauf geworfen. Darumb macht sich uff palzgraif Friderich, die herzogen von Beiern, der bischof van Auspurch, der lantgraff van Hessen, der von Brunswich, Lotrink, Treir und Saxen, jeder an sinen orten, und ersclogen die bauren allet mit tausenten, entheupten, verbranten, brantschatzten sei allenthalben, bis sei entlich gestilt und enttrent worden, das irer in 3Bd.1, S.41 [21] manat mehe dan 100_000 bauren ersclagen worden, im april, mei und heumanat. Und die arme leut sint so verblendt gewest und haben sich verforen laissen und moiste der from des bosen missgelten. Der Thomas Muntzer wart auch gefangen und entheubt und vil ander praedicanten und verlaufen monche, die zu dissem handel geholfen hatten. Mich gedenkt disser baurensclacht seir wol, das auch das gesinde allenhalben widderspennich was und dorften wol offentlich sagen: heut bis du her, morgen will ich her sin, heut ist es din, morgen min; wolten alsdan nit arbeitenBd.1, S.41.
Disse uffrur magte auch sulchen schrecken zu Coln under der geistlicheit, das sei sich freiwillich inleissen die zins van wein, beir und korn zu geben, so fern man sei beschutzen und beschirmen wolte. Vurhin plagen sei frei zu sin und gaben nichtz und sint van dissem jar bei der zinsen verpliben bis uff heutigen tag, wiewol sei sich oft gegen einen rait gestrefft haben und zu Speir am keiserlichen camergericht darumb procedeirtAuf diese Angelegenheit kann weder hier noch im Erläuterungsbande eingegangen werden. Es genügt auf Ennen, Gesch. d. St. Köln Bd. 4, S. 222 ff. zu verweisen, dem man übrigens auch hier nur mit Misstrauen folgen darf.. Ich bin einmail in dissem jar mit minem fatter zu Dormagen gewest und wie mir zu Zons in den NeusserDer Kahn, welcher den Verkehr zwischen Neuss und Köln vermittelte.gingen sitzen gen Coln zu faren, quam die zitung, zu Coln weren die geistlichen alle toit gesclagen; etliche erschrocken, etliche hilten es vur lugen. Wie wir nu bei die stat seir nach quamen, ginken zwein paffen am Rhein treden; do sagt min fatter: sei sint nochBd.1, S.42 [21'] nit alle toit gesclagen, sehet, da gaint irer noch zwein, jenertDoch so viel wie jenent, drüben, jenseits.noch mehe. Sulche alarm war diss jar. Man sank auch diss zeit ein leid, laudt also: Es sult ein baur eine wirtschaft haben, der ein der sult es dem andern sagen, ein sweinspeis haben, ein armborst tragen, ja, ja, ja, jaDieses Lied ist, wie die Herren Prof. Crecelius in Elberfeld und Frhr. von Liliencron in Schleswig mir bestätigen, sonst nicht bekannt., etc. und derglichen. Ich habs duck horen singen und auch selbst gesongenBd.1, S.42.
 
Anno 1525 war ein groisser ufflauf zu Frankfort in den hilligen tagen zu parschenApril 16., das die gemeinde einen neuwen rait satzte und die lutherei annamen. Desglich erhobe sich uff s. MarxtagApril 25. Dieser ganze Absatz ist Niederschlag der oben genannten Epitome.ein groisser ufflauf zu Menz, das die burger die porzen 3 tage sclossen und die geistlicheit zu einem vertrag drongen, wie sei woltenBd.1, S.42.
 
Anno 1525 in den pinsthilligen tagen und uff holzfartach erhoif sich zu Coln auch ein rumor und ufflauf, das die burger gewapender hant uff die gaffeln leifen und alda 2 ader 3 wechen verplibenSo erzählt die Epitome. Das übrige konnte W. als Kölner leicht hinzu setzen. Zum ganzen Abschnitt vgl. den Erläuterungsband, auch schon die Annalen d. hist. Vereins f. d. Niederrhein 7, 168-187.. Die heubtleut hirvon waren Jacob von Beiss, ein raitzman, und ander mehe bose leut. Sei hetten die lutherei auch gern ingerissen und die freiheit erlangt, alle beswernis abgelacht; aber ein ersam rait handlete seir vursigtiglichWörtlich ebenso erklärt die Epitome.mit innen, leis van stunt an affroifen, alle zins sult affgestalt sin, ein jeder sult frei sin; hetten sei auch mehe gebrechen, sulten sei anzeigen, ein rait wolt sich recht und pillich gegen sei halten. Und die gaffelen machten jeder einen uisschois, ein ader zwein, darzu gaff ein rait auch einen zu jeder gaffel, die hiltenBd.1, S.43 [22] rait uff dem Quatermart und die ubergaben fast vil artickel und beswernis fur. Ein rait nam sei in bedenkenAuch das steht wörtlich ebenso schon in der Epitome.. Dartuschen verleif sich die zeit, das es die burger uff den gaffeln mode worden, und sclissen sich mit gemach al van den gaffelen zu haus, das es also still wart. Und min fatter war auch von des Swarzhaus wegen darzu geschickt, sagt, das der gemeinden ratsclager ein groisse plumpe ungeschickde vergaderung ware. Das ander jar darnach entfingen die ursacher dises ufflaufs iren verdeinten loin. In dissem ufflauf wart das gewolf am platz beim raitzhaus gemacht, da man eiz win- und beirzeichen gibt; darin solt man alle schrein setzen uis allen kirspelen und gebaurhuseren. Man machte iser korf, darin man das mel van der mullen eirst uis-, darnach in weich; am Malzbuchel, an der Hallen und derglichen wart angefangen, aber wenich uisgericht. Es worden auch jeder burger vur sin heubt gefragt, ob er etwas wust zu bessern, und als einer, From gnant, ein goltgreber heimlicher gemacher, zu oft mail beschickt und gefracht bei sinem eide, sagt er: nu mois es got erbarmen, das man mich umb der stat sachen fragt; wolt nit sagen, er moist sagen und sagt: mich duchte, das man den winter absetzte, das sult der burgerschaft vil batten. Etliche zornten sich uber in, etliche lachten und sachten es im zu lob nachBd.1, S.43.
 
Anno 1525 in der voriger baurenuffroire war auch ein groisser handel mit der stat WeinsberchBd.1, S.43 [22'] am lande Wirtenberch gelegen. Darvon schribt Johan Sclidanus alsoSchon in dem eigentlichen Buch Weinsberg Bl. 151' ist die nachstehende Stelle aus Sleidans 4. Buch ausgeschrieben. Als der Verfasser sie hier wieder wörtlich einschaltete (nach der deutschen Baseler Ausgabe von 1557, die er hatte), verwechselte er das Datum des 16. April mit dem des 6., übertrug er die Worte 'k. Maximil. tochter bastartsweiss' (Baseler Ausg. S. 102, Frankfurter S. 47) in 'ledige dochter' (!) und gab er seinen Bericht so sklavisch wieder, dass er aus ihm auch den Hinweis auf die frühere Erwähnung von G. Truchsess, von dem Weinsberg doch nichts 'droben gesagt' hatte, mit aufnahm.: Under denen weilen waren andere in groisser anzail an andern enden und orten des Swabenlantz zusamen gelaufen, dieselbichen uberfielen das stetlin Weinsberch, namen das in den 6. tag aprilis, uff den diss jars das oisterlich fest gefallen war, erstaichen und fingen die vom adel, so darinnen in der befestigunk lagen. Uis den gefangenen jagten sei graff Lodowichen von Helfenstein durch die speis, in wilcher sach sei so erschrocklich lesterlich und unmenslich gehandlet, das sei auch sin ehegemahel, keiser Maximiliani ledige dochter, smelich und honlich von innen on erbermnis triben, die innen zu foissen gefallen und mit jamerlichn sufzen und weinen, auch anderer erbarmlicher gestalt samt irem unmondigen kintlen, so sei an irem armen trug, flelich bittende, sei wolten ir den man und dem unmondigen kintlein den fatter schenken etc. Aber her Georg Trucksess, von dem wir droben gesagt, des Swabischen buntz oberster heubtman, dem sich die bauren in Ulmer gebiede, im Algeu und am Bregenser sehe ergeben hatten, zouch unverzoglich widder die obgemelte haufen der pauren, und nachdem er sei gesclagen, auch etliche tausent erstochen worden, hat er die gefangen hart gestraift und vurneimlich diejenigen, so den von Helfenstein durch die speis gejagt, uis wilchen er einen an ein ketten und pfal (der gestalt, das er kunt herumb laufen) gesmidt braten leis, zu wilchem feur nit allein der heubtman, dan auch andere vom adel holz trugen, verbrant demnach die stat Weinsberch [mit 5 dorferen, den 19. mai] Die vom Verfasser selbst so eingeklammerten Worte bildeten den Kern seines Berichts, entnommen aus der Epitome S. 69.und verbott sei nit widder uffzubauwenBd.1, S.43.
Disser stat Weinsberch hab ich darumb moissenBd.1, S.44 [23] gedenken, das unsers schiltmeissigen stamsherrn Henrichen von Weinsberch, freiherrn, vurelter daselbst geboren waren und er, her Henrich selbst, do er nit uber 5 jar alt war, von siner motter daruis getragen wart, do sei keiser Conrad erobert hat, wie Joannes Carion sulchs kurzlich in siner cronik anzeucht, da er sagt van wort zu wort alsoChron. Carionis, 4. Buch, Konrad III, Ausgabe von 1554, Wittenberg, Bl. 190'-191.: Im kreich mit den Welfen gewan Conradus das scloss und stat Weinsberch, nit fern vom Necker gelegen, da leis der keiser alle edlen fahen, aber iren weiberen sagt er, sei mochten darvon zehen und jede, so vil sei tragen mocht, frei mit sich nemen. Da namen die frauwen alle edle kinder; dagegen sachten etliche, es were gemeint von gutteren, nit von leuten, und wolten die edle kinder behalten. Aber dem keiser gefeil die tugent [der weibe] wol und schaffet, das sei mit der jugent sicher darvon quamen, und leis innen ire gutter darzu folgen. Diss geschicht ist fast alt und haben es gemeinlich alle cronikschreiber. Und her Henrich vurs. quam auch also darvon. Aber diss ist nit das alte Weinsberch in Beiern, da die hausfetter wonten und Aramond gefonden wart, da auch her Henrich freiher uber wart; dan sei sint verscheiden stet gewest; aber mir sint von beiden her untsprossenDas verstärkt der Verfasser noch durch die Randbemerkung: Mir sin von Oberen- und Niddern-Weinsberg uis beiden landen, Beiern und Swaben, untsprossen.. Disse geschichten uis dem Carione und Sclidano setze ich auch herzu zu gedenken, ob man etwas lustichs wolt laissen malen unsem zunamen Weinsberch zu eren, so kunte man disse geschicht darzu wol gebrauchen und in taffeln malenBd.1, S.44.
 
Anno 1525 hat Joannes Oecolampadius zu Basel, uis der vurs. stat Weinsberch geborn, neben dem Zwinglio schriften von sacrament laissen uisgainBd.1, S.45.
 
[23'] Anno 1525 hat der deutze orden Preussen verloren, wilches margraff Albrecht von Brandenberch, der 34. dutzemeister in Prussen, ein ursach gewesen, der den orden hat laissen fallen. Damit er aber das lant mogte inhalten, so hat er sich vom konink von Polen laissen belenen und hat Dorotheam, des koninks tochter uis Denmark, getreuwet und ist evangelischs worden. Damit hat er den gansen orden erzornt, wilche in sin stat erwelt haben her Walter von Cronenberch, das er den titel und stant des hochmeister foren sulteVorstehendes setzt sich aus den Berichten von Sleidan (deutsche Baseler Ausgabe von 1557, S. 124, 125) und der Epitome S. 76 zusammen. Den Schlusssatz kann aber W. auch nicht sein eigen nennen, denn 1561 hatte der Orden Livland nicht mehr inne.. Und damit sint die dutze edelleut uis Preussen gemostert, die vurmails das lant inhatten, und war ir zuflocht und underhalt. Eiz haben sei Leiflant noch innen, so lang das duretBd.1, S.45.
 
Anno 1525, in dissem uffrorischen jare haben die kinder und scholer allenthalben auch gekreget, sich gesclagen und gekempt wie die jonge hanen; die van s. Jacob mit den vanDas Wort fehlt in der Handschrift.s. Johan, van s. Marien mit den von s. Mertin, und wiewol ich seir blode was und durft mich nit gern weren, noch dannest als mich die jongen einmail mit har treckten und under hatten, sach ich innen ein furtel aff und stous zwein zuglich in die Bach, wilche vur mines fatters haus her fleust, das sei scheir ersoffen waren; also holt ich min har widder. Fillicht diss jar ader der planet Mars hat meisterlich regeirt und mich auch widder min natur koin gemacht. In die forige Bach bin ich auch zu mehemalen gefallenBd.1, S.46.
 
Anno 1525 hab ich eirst broichhosen getragen, in hosen und wambis gegangen, und darnach kurzere, treisgra paltrock getragen; eirst ginken mir die kleidergin und pelz bis uff die fois hinaff.Bd.1, S.46 [24]
 
Anno 1526 angefangen.
 
Anno 1526 im hartmont zapten mine elteren zu Weinsberch und ich solt neigst der dur im backhaus wecken holen und stunde bei der beckerschen; indem stonde Peter von Berchem im ferbhaus, tuschen den Frauenbrodern und der Butgassen wonhaftich, und wolt da nach kraen uff der drenken scheissen und scheust in das backhaus mir hart langs den kop, das mich das loit an ein backen neulich rurt; schous durch ein zinnen schottel und bleif das loit in der want stechen. Er hat es unverhoitz getain, aber es war ein unbesonnen stuck. Balt darnach wart auch geschossen und das loit rachten ein frau, so im garten kruden gink, und bleif oben im dicken vam bein stechen, wart mit groissem smerzen heruisprachtBd.1, S.46.
 
Anno 1526 ist her Christian Keppel, canonich s. Georgen, mit einer roten beffenChorkappe, Halskragen, dann die 2 (weissen u. schwarzen) Läppchen am Halskragen bei den Geistlichen, vgl. Birlinger in den Köln. Chroniken 3, S. 971., gestorben und ich samt andern scholeren hab in helfen begraben zu s. Jorien in den umbgank; alle scholer kregen 3 heller und waren froe. Disser her Christian war mines fatters moder broder, wonte unden uff dem cloister seir nach bei der probsteien, war ein frolich man sin tag gewest; min eltern haben duck bei im gessen. Er war kurzwilich, nachparlich, reis gutte boissen. Einsmails wolten die nachparn glach mit im halten, waren gewon im etwas krutz ader koichen (was sei fonden) abzunemen; den hat er ein letgin mit seifen zugericht, zucker drin gemengt, und wie er fursetzlich uisgink, griffen sei das letgin und mallich sclickte etwas, meinendeBd.1, S.46 [24'] es were etwas gutz gewest. Er nam sich unvermirkt an, darnach, als sei getrunken hatten, wart innen der mont scheumen, einer sach den andern an und nemans wost, was das were; uff das last lachet er irer leckereien. Er hat zu s. Georgen finster und gemeil geben mit sinem schilt: ein peil im blaen felt, wie man es noch in der kirchen finden wirtBd.1, S.47.
 
Anno 1526 in der fasten (mines behaltz) sint die drei, Jacob von Beiss, der Krochelepper Under Kester und Tilman Weitmesser umb des forigen jars ufflauf und rumor uff dem Jonkerkirchof vur der stat ColnVor dem Weyerthor, gewöhnliche Richtstatt, vgl. Eckertz in den Annal. d. hist. Vereins H. 26, 27, S. 234.uff einem steiger gericht worden. Ich hab sei sein uisleiten und richten. Jacob von Beiss war der principal stifter des rumors. Anno 1513 hat er auch den ufflauf helfen machen, do die herrn worden gericht, hat sinen broitherrn und gefatter seligen, her Johan von Rheidt, burgermeister domals, helfen verraten und uff die fleischbank helfen lievern. Disser Jacob wart zu s. Brigiden begraven umb siner frunde willen. Der Tilman Weitmesser hat die lucht allein getragen, war ein from menschs und gar nachparlich, hat wol hondert gelager zu Weinsberch verzert und hat minem fatter duck helfen ferben; hat sich damit versehen: als er von greven des hohen gerichtz gefragt wart, wan es an ein zutasten gangen were, ob er auch mit zugetast wolt haben; daruff hat er geantwort, er wolt getain haben wie die anderen. Diss brach im den hals, sonst wer er wol los komenBd.1, S.47.
 
Anno 1526 im vurs. rumor hat sich Henrich Lutzekirchen kufferscleger (dem das haus Cronenberch domails zugehort, aber eiz min ist) auch under die rumoirschen ingelaissenBd.1, S.47 [25] weiters als im gezimt hat, darumb sollt er auch angetast werden und wart zu Cronenberch gesocht von der gewalt, aber nit fonden. Doch begaff er sich bei die smit uff sine gaffel und da dorft man in nit holen. Die smide handleten mit eim erparn rade, das man im freiheit zusagt. Er war sulchs ansehens bei dem amt und andern von der gemeinden, das her Johan Hup und ander mehe herrn zu im in sin haus Cronenberch kamen und in etlichen sachn beratsclagten. Er war auch rich, wolt das haus Cronenberch bauwen und ein steinen windeltrap machen tuschen dem gadem und haus und gange; aber er wolt darnach in Ungaren zehen, koffer zu gelten, kreich die pestilenz bei Frankfort, wart heraff bracht krank und starf zu Coln im haus Cronenberch, wart zu s. Peter in den umbgank begraven, verleis sin hausfrau Barbara von Munchs-Gladbach, die lang zit widwe sass und ein weil zit knecht hilt, darnach kessel verheurte, und die stein zur windeltrappen galt her Arnt von SiegenBd.1, S.47.
 
Anno 1526 uff palmtag25. März.quam ich uis der vesperen mit andern scholern und klapperden zu Weinsberch an, aber sei waren alle aus nach s. Gereon umb ire afflais, und ich sach, das die scholer uff der straissen spilen ginken, do stach ich das rocklin (war ein hupsch linen chorrocklin) tuschen die gadder und dur, vermeint, es were da wol verwart gewest, leif zu den scholern und spilte mit innen, und min rocklin wart da gestollenBd.1, S.48 [25'] Als min altern heimquamen und das vernomen, scloich mich min fatter wol und bessBd.1, S.48.
 
Anno 1526 im mei bin ich mit minen eltern, ohem und monen zu Woringen und zu Ichendorf mit einem wagen gefaren zu miner motter freuen GuitginSo änderte W. selbst das anfängliche Geirtgin.Dorpmans uff iren hoff uff den Steinen gegen Neus uber, disser ursachen. Dan bemelte min anchfreu uff den Steinen war ein uberalte frau, mehe dan 100 jar alt, hat kinder und kinskinder und enkel und urenkel verlaissen, der in iren leben uff ein zit 170 ungeferlich waren, die alle lebten und von irem leib geboren warenDesgleichen aus: worden., wie man berechenen konde, on dero menner und frauwen. Nuhe hatten sich ire enkeln dess beraten und sint irer umb diss zit mehe dan 80 uff einen tag zu ir komen und sei visiteirt vur irem toide. Da bin ich mit bei gewest, und bliben uff irer aller kosten 3 tage da ligen und waren frohelich und rechneten ire magschaft allenthalben, die gegenwortigen und abwesende; dess waren aber seir vil jonger leut und kinder in der gemeiner zail und man verwonderten sich, das ein frau so vil leibserben und nachkomen bei irem leben lebentich hett, aber gedachte Jutgin, min anfreu, war scheir blint von alterBd.1, S.48
Wie wir nuh widder van dannen foren, hab ich tuschen Dormagen und Woringen vam wagen uff einem hohen felde gesehen zwei kleiner leutger, ein menlin und ein weibgin, mines erachtens nit hoher dan anderhalb span,Bd.1, S.49 [26] gesehen und hab mich der kurzten verwondert; nemans hat sei aber mehe gesehen. Als ich diss nu miner moder verzalt, sagt sei: ich hab van jonges uff gehort, das an dem bestimten hohen felde twerge weren und hetten daselbst vurmails wonder angericht, und sei hiltz darvur gans, es weren twerge gewest; aber wie es ist, weis got. Mich duchte do eigentlich, das sei so gar kurz waren, nit uber einen fois hoich, als weren sei mit kittelger gecleidt gewest. Folgens hab ich wol daran gezweivelt und gedacht, ob ich irgens von ferne leut gesehen, die mich umb der ferne willen kurt zu sein geducht hat, besonder do ich uff dem wagen snell fore. Sunst hab ich min lebtag kein gespoik mehe gesehen dan a. 1550 ein gesicht im sclaif. Min moder sagt auch, es hetten die twerg wol im dorf getanztW. schrieb irrig getantz.bei nacht und einer het am loch gestanden, zugesehen und zu sinen gesellen gesacht: such, wie tanzen die twerg. Damit het ein twerg dar geblasen und dem ein aug uisgeblasenBd.1, S.49.
 
Anno 1526 ist Herman Kuckelman van Aich ein elich kindt und son Johan Kuckelmanß van Aich und Mergen von Weinsberch mineß ohem und monen zu Kovolt in der Hellen geboren, und zu sant Albain geteuft worden, ist in sinen jongen tagen gestorben, wie nachfolgen wirt.
 
Anno 1526, umb disse zit hat min neif Herman Koppen, mines ohem und monen son von Ichendorf, bei minen eltern gewont und uff die scholl gangen, folgensBd.1, S.49 [26'] hat ir dochter Tringen, desglichen ire kinder Leisgin und Johan haben bei minen eltern gewont und min eltern haben fil bei disen kindern getain, sint aber nit alle gliche dankpar gewestBd.1, S.49.
 
Anno 1526 uff sant thomaß tag ist min fatter Christian von Weinsberch von der geselschaft deß swartzenhauß zu rhade gekoren. Und war sin veirthe raitzgange.
 
Anno 1527 angefangen.
 
Anno 1527 hab ich ein gebrech in den mont kregen, das mir foul fleischs bei den zenden gewassen war, unden und oben, das ich zu dem bartscherer moist gain. Der sneit mir das fuil zantfleischs mit einer scheren aff und zauch mir etliche zende uis mit den henden, und daran foilte ich gein pein; man sagt, hett man mir nit balde rait gesucht, des gebrechs hett ich sterben moissen. O wie filfaltige gebrechen moissn alte und junge leut und kinder leiten, und gift mich nit wonder, das teglich so fil menschen sterben, dieweil der mensch so manichem gebrech underworfen istBd.1, S.49.
 
Anno 1527 ist min ohem Johan Kuckelman van Aich borggreif uff s. Severinsporz worden, ungeferlich in der fasten. Darzu hat im min fatter geholfen; daruff ist er gezagen und hat sinen broder Jaspar zum Kovolt in die Hell laissen zehen. Min ohem ist auch scheffen s. Severin gewest, min moen aber hat ein haus uff der straissen bei dem Staverhaif gemeit, da sei wein gezapt hat. Uff dissen porzen und graven haven wir kinder unsen gank duck gehat und freude getriben. Heruff ist er sinBd.1, S.50 [27] lebtag pleiben wonen und alle andere ire kinder gezillt. Were er bei dem sidferben in der Hellen wol so wal gefaren, als das er uff die porz zauch, wie etliche meinten. Er war ein seir guten fromen man, aber er war gar seir uff den drunk geneigt, das er wol 3 maissen drank, das man es im nit anmirken konte. Einmail war er krank und min moen zum Hollender gink von sinentwegen zum doctor mit dem wasser. Der doctor wost nit, wess das wasser war, und sagt: dissem ist der bodem am magen unden geletzt. Das dunkt mich, sagt min moen, er sol wol einen halben emer wein drinken, ehe er fol wirt, und lachte des doctors. Er sagt, der mont am magen were im unden geletzt, und sagt: im wirt der mage nit unden allein geletzt sin, dan es wirt ein grois loch unden im magen sin, dardurch der win feltBd.1, S.50.
 
Anno 1527 starf daß vurß kindt Herman Kuckelman van Aich ein son Johanß Kuckelmans van Aich und Merien von Weinsberch mineß ohmen und moenen uff s. Severinßportz und wart begraben zu sant Albain in die kirch bei sin hergin Carl Kuckelman van Aich.
 
Anno 1527 hab ich eirstlich einen schaden an minem leib, leider, bekomen, ein oberbruchelgin an der rechten seiten, also daß sich daß rechte hutlin etliche jar im leib erhilt, daß man es genawe vernemen kunt. Nach etlichen jaren vernam ich eß widder, und war beschediget daß eß nit gar ganß war, und wart mir daß seckelginTilgung: obenunden an der rechter seiten zu wilen etwa0 weiter und groisser als off etwaß dar in were gefallen, doch ein zit mehe, dan die ander, oben wart es mir auch zu zeiten dick wie ein halb ei, und [27'] war mir daß zu zeiten, uff ein zit mehe dan uff die ander in stain, reiten und gain beswerlich, dar nach daß mir daß leib mit speiß, dranck, ader wint besweirt waß. doch hilt es heimlich, daß es nemanß sonder lich gewar wart, dan min eltern wostenß woll, do ich jonck war, nachfolgenß meinten sei es were geheilet. Ich leiß es auch darbei, mein hausfrawen haben es mineß wissenß nit gemirckt, daß es ein bruchlin waß, doch haben sie es heimlich gemirckt, so haben sei es mir doch nit gesagt. Ich hab mich auch nevlich mit dissem gebrech vur weiteren schaden gehoit, vur kelten, vur inwendigem winde, vur swerlichem reisen. ich hab auch einen gurtel uber die latz gebonden wan ich im gain, stain, ader reiden besweirniß dar an befandt, sonst hab ich sonderlich nit mehe rhaits dar zu gebraucht doch plag ich lane zit darnach hoiche und weite spronge zu thoin, auch zu lauffen, und rennen, doch alle behoitter weissen diß gebrechelgin hat mir an der gesontheit nit gehindert, aber es hat mich verorsagt, vur groisser arbeit, reisen, kelten zu huten. darumb hab ich mich folgenß zu der kauf manschaft nit willen begeben, ader in herrn deinsten, dar man fill reisen, hitzst und kelte moist leiten. (Es hat mich auch scheu gemacht jonge frauwen zu nemen, quia metuebam, ne forte partim generationi obessetBd.1, S.51 Waher mir diss gebrech komen sei, weis ich eigentlich nit. Min moder meint, ich het einmail ein kalde fette zop gessen, darvan ich geproust und ubergeben hette, und daher weir es komen. Min fatter leis sich bedunken, ich hett ader in der scholen mit hohem und vil kreischen ader mit springen und gratzen es bekomen. Got weis esBd.1, S.50. Ich weiß es aber eigentlich nit. Aber diß weiß ich, daß ich anno 1549 ungeferlich do [28] ich min eirste haußfrau hatte, und daß hauß zum Thorn gegolten hat, und dar in baute, do war ich uff einen schragen stoil geklommen, der stunt uff einer banck, und wart fallen und feil mit dem stoil daß er mir tuschen die bein quam mit einem stollen, und dede mir wehe, daß mir min heimlich gelidt geswollen wart. und untfinge do mails an dem ort etwaß mehe schadenß, doch hab ich darnach nit vil smertz e an dem ort befondenn. Und hab doch diß gebreich min lebtag heimlich moissen tragen, aber an der lurtzer seiten hab ich nehe schaden vernomen. Hette ich aber diss heimlich gebrech nit gehatt, ich were villicht nit so stillich pliben sitzen in einem reuwichen leben, ich hoff, sult on zweivel etwas anders angefangen haben, das mir fillicht nutzer ader schedlicher were gewestBd.1, S.50.
 
Anno 1527 ist Ferdinandus, eiziger romischer keiser, diss jar konink zu Behem und Ungaren gekronet worden, wilche koninkriche er von wegen siner hausfrauwen Anne, des koninks Lodowichen van Behem und Ungaren swester (wilchen der Turk Solimannus a. 1526 ersclagen) bekomen hatt durch erwelung der beider koninkrichenBd.1, S.51.
 
Anno 1527 hab ich eirstlich in s. Jacobs kirch das heilich sacrament leibs und bloitz Christi untfangen, do ich im zehenden jar ginge, wie mich min scholmeister magister Antonius Wipperfurdis dess vurhin zu untfangen bericht und geleirt hatte; hab es domails in unnoselheitVon dem latein. innocentia?untfangen, aber was ich untfangen, nit wol verstanden, nachmails hat mir got die gnade bess verlenetBd.1, S.51.
 
Anno 1527 den 21. tag maji ist Philippus konink in Hispanien, erzherzoch in Oisterich und Burgundi, des keisers Caroli quinti und Isabelle von Portugal eirstgeborner eliger son, geboren in HispanienBd.1, S.51.
 
[28'] Anno 1527 ist Rom, das heubt der christenheit, von dem herzogen von Borbon, des keiser Caroli heubtman, und kreichsfolk ingenomen, geplondert, versteurt und verderbt worden. Dan wie das kreichsfolk im kreich gegen den Franzosen bei Roim im cloister s. Onofrii lage in hongersnoeten und auch allenthalben von den finden umbzingelt waren, haben sei uis noit die stat Rom den morgenDas Datum hat W. aber vergessen.froe gestormt und erobert. Der herzoch von Burbon ist erschossen und das kreichsfolk hat on heubt in der stat allen moitwillen, was ein jeder erdenken mogt, angetriben, den pabst Clemens gefangen, die cardinail, bischof und geistlichn wie deib umbgeleit, geistlich und weltlich ein-, zwei-, dreimail geschatzt, die ornaten des pabst und kirchen angetain, wie der paibst geritten und Luther zum pabst uisgeroifen, die jonfrauen geschendt, bullen und breif den perden undergestreut und unerdachten moitwillen 15 tag angetriben; sint darnach durch sterbt und swert von got gestraft worden. Der keiser hat sulche uberwindung mit beswertem herzen vernomen, aber sich gegen den pabst fruntlich gehalten. Vurhin hat ein armer mensch in der stat Rom umbgelaufen und geroifen: bessert uch ader got wirt uch straifen; aber man hatz vur ein dollerei eracht. Diss ist aber leider gefolgtBd.1, S.51.
 
Anno 1527 den densic26 tag julii ist min suster Agneß von Weinsberch ein elige tochter Christian von Weinsberch und Sophie Korthen miner lieber elter im hauß Weinsberch unden in der kamern geboren, und zu sant Jacob geteuft worden. Ist folgenß geistlich worden. In der Reimersgassen ingecleidet.
 
[29] anno 1527 ist Feigin Hersbachs ein ehelige dochter Peter Hersbachs und Drutgin van Weinsberch mineß omen und moenen, im hauß zum Hollender uff der Hoichportzen, geborn, und zu sant Peter geteuft worden. Ist folgennß in die Saltzgaß an Hilger Lintla van Deutz bestadt wordenn.
 
Anno 1527 hat ein deinstmetgin im hauß Cronenberch gewont, und wie eß etwaß ubelß verwirckt, daß eß die frau wolt sclaien und leif im nach, die trap uff, die frawe nach, daß metgin leuft in daß hoichst vam hauß, klumpt glenß uff das tag, da uff die kall, und kont nit weiterß komen. Und wie es die frau hort nachfolgen, spranck oben uber die maur in den hoff, richt sich da uff, sonder schedlich wehe dhoin, schrei und reiff, helft mir, min moen will mich sclain. Und war wonder daß es den haltz nit abgesturst, ader arm off beim zubrochen hat. Min eltern baden vur idt, daß es nit gesclagen wart, aber die frau war mehe erschreckt dan daß metgin.
 
Anno 1528 angefangen.
 
Anno 1528 ist die stat und stift Utricht mit allem zubehoir der hoicheit, uisserhalb die geistliche jurisdiction, under das haus Burgondi erflich komen; das hat bischof Henrich zu Utricht, ein geborner palzgraff, mit wissen und willen geistliches und weltliches stantz im stift ubergeben und ist vom pabst bestetiget, darumb das herzoch Carl von Gelren dem stift vil uberlast dede, und keiser Karl hat es also vom richs an sich und sine erben brachtBis hierher benutzte W. die Epitome S. 97, den Schluss konnte er wohl aus eigener Kunde, nach mündlicher Erzählung, hinzufügen. Die Citadelle Vredenburg, die i. J. 1577 geschleift wurde, ist 1528 erbaut.und ein fest scloss Fredenberch in die stat Utricht gebaut, und worden die burger so eigen binnen Utricht, das nit 3 samen moisten reden, es mocht ein paff ader Burgundier mit zuhorenBd.1, S.52. Im selben [29'] jar ist das mer auch uisgebrochen und hat stet, lant und leut in Hollant, Selant und Flanderen versoffen und verderftBd.1, S.52.
 
Anno 1528 ist die scholl uff der Santkuilen uff s. Loen capell vernoimt gewest, dan es war ein alter vicarius daselbst, heisch her Peter in sacello s. Eligii, der smit patroin. Disser hat einen jongen gelerten man bei sich, gnant her Henrich Imendorp, ein prester und magister, auch einen, gnant her Goddert van Wulffrat. Diss namen scholer an und richteten dieselb schol in particularibus herlich an. Uff disse schol haben mich samt minem neven Christiano Hersbach uns eltern zuglich getain, in hoffnung, mir sulten da bess leren dan s. Georgen, da mir des choirs und singes meisteils moisten warden. Es war in der fasten, do mir uff diss scholl quamen. Es waren fil groisser leut kinder bei dissen meistern in der kost und auch nit in der kost, das alle min scholgesellen waren, als jonker Johan und Costin Leiskirchen gebroder, burgermeister Arnolt von Siegen, jonker Frans und Georgen vam Spegel des greven sone, Peter Barthoult, Johan Mais, Ringelberch, Berenberch und derglichen. Uff disser scholen hab ich grammaticam Johannis DesputeriiÜber den fast gleichzeitigen, wenig älteren Grammatiker Joh. Despauterius vgl. u. a. Reichling, Joh. Murmellius S. 39., bucolica Vergilii, in sacris und anders gehort. Ich hab alles in disser zeit bei minen eltern gewont und ab und an gegangen, dan uber den Lichhoff, dan Under Pannenscleger her, hab da bei 2 jar verpliben und nit ubel geleirt, bin da auch nezitz gesclagen wordenBd.1, S.52.
 
Anno 1528 hab ich allet paltrock getragen lank under die knehe. Min fatter hat mir auch dissmail einen paltrock von raset laissen machen mit falden under dem gurdel, wie gewonlich, auch dissmal boven dem gurtel, vur uff der borst zugekrempt und hinden uff dem rucken mit kleinen platten gestrichen, staindenBd.1, S.53 [30] falden. War wat neuwes, nit gebruchlich, dan ich war noch zur zit sin einicher son, darumb hat er mich sonderlich leif. Ich trog disse zit auch bonetten, oben mit zwen urenlappen uff der bonetten ligende, wie do bruchlich; trog roite hosen und uisgesnitten schoin. Das har wart mir eiz etwas bruner, under die uren gande, war nit kraus, dan sclecht, zart und dunBd.1, S.53.
 
Anno 1528, diss jar ungeferlich erhoif sich ein ungemach, das Maissen van Brachtz husfrau, ein dick weif, in den Zwen Tauben neben minen elteren wonhaftich, mit zaubereien beruchtiget wart. Das quam also zu. Daneben in der Einer Tauben wonte einer genant Johan Beickhusen und Geirtgin, ehelude. Diss frau wart beruchtiget mit monchen van den Frauwenbroderen, die da uis und in gingen, waren ires handels auch blaferber zu allen seiten. Dissen Beickhusen ginge etliche vil malen die weit zu schanden und lidden groissen schaden, bereden sich mit warsageren, dem pastoir zue Rodenkirchen und jonker Stammel. Die gaben Maissen frauwen die scholt. Diss leut in Maisn haus hatten 3 wilder sone, Johan, Henrich, wart ein kerzmecher uff dem Igelstein, und Lenhart, bleif im hause. Der vurs. Johann bescleif die magt im haus, Trein genant. Disse Trein gebar ein kint, Johan starf, darnach wart sei krank und ir gink oben und unden ab ein metz einer spannen lank on schallen, 4 hechter van metzer, ein burstgin van figennistDies Wort ist mir unbekannt., dumen dick und lengde, ein schottelplack, halve schaifskeiven, fil ander beinger, steinger und schrotten, leffelstil, nussschalen und derglichen. Sulchs hat man uff ein taifel gelacht wie einen kram und hatz eim jederen gezaunt, wer es besehen wolt. Ich bin auch mit den nachparn darzu gelaufen und hab es wie vurs. gesehnW. verschrieb sich: geschehn., hab auch gesehen, das disse Trin sich gebrochen hat, und ist uis irem hals ein stein drier fingerBd.1, S.53 [30'] breit mit 3 spitzen gefallen; ich hab in in miner hant gehat und war ein schrot von eim Drachenfelder stein. Ich hab mich duck verwondert, das ir der stein den halz ader stross umb der groisden willen nit verdorben hat; aber es hat ir nit geschadt. Ich weis noch nit, was ich denken sol. Diss Trin bleib gesont und lebt noch heutigs tages. Diss handlung macht ein groisse uffsprach under der nachparschaft und mir kinder haben uns abentz erschreckt allein zu sein. Dan das metgin Agnes Kort schrei einmail in der nacht mordeio; den morgen stunde im der mont scheif und sagt, es hett die Maissenfrau gesehen. Beickhusens frau und er selbst sagten offentlich, Maissenfrau hett in das weit bezaubert, Geirtgin in der Alder Tauben starf daruff. Beickhusen bescleif sin magt Clair, leit die zu kirchen, starf auch daruff. Clair bleib im haus; die vurkinder Blasius und Gotschalk, min scholgesellen, storben, Ursel quam zu s. Mauritz, wart da ein stoilsuster und Beil wart an einen buddenbender bestadt. Darnach starf Mais van Bracht, sin son Lenhart bleif bei der moder wonen, nam ein frau van Wistorf uis dem Berchschn lande, Cecilia genant. Diss beide worden auch mit der moder beruchtiget der zaubereien. Diss Cecilia kreich ein bois bein, do sagt man, sei het einmail nach Wistorf willen faren und het das bein oben an dem doimtorn ader kranen, so daruff steit, gestossen; disse lebte bis a. 1553, starf do in der sterbden. Lenhart kreich do meister Lambertz dochter im Swarzenhaus, ein widwe, und die vurs. widwe Clair nam einen man, Peter van Fucht, zogen uis der Alter Tauben ins ferfhuis an dem Malzbuchel und do wart diss upsprach gestilltBd.1, S.54.
 
[31] Anno 1528 ist Conradt Kuckelman van Aich ein elicher son Johanß Kuckelmanß van Aich und Maria van Weinsberch mineß ohmen und moenen uff sant Severinßportz geboren, und ist zu sant Severin geteuft worden. Ist noch jonck gestorbenn.
 
Anno 1528 im somer hat das backhaus neben mines fatters haus Weinsberch einmail uff einen abent am schorstein gebrant. Min eltern waren uis essen und die nachparen leifen zu Weinsberch oben uff die kallen, trogen wasser hinuff und leschten den schorstein und die balken, die vurhin schoin fuir anhatten. Das backhaus war seir neder van gebonen und tag, das es gut zu leschen was; doch wan es schoin affgebrant were, hette es dem haus Weinsberch umb der hoher brantmauren wenich konnen schaden, dan allein uff den tag, wan der wint das fuir daher gejaget hett. Aber uff dem haus Cronenberch het es balder schaden kunnen doin, darumb leis die frau zu Cronenberch die maur an der seiten mehe dan manslengden hohen. Den andern heusergin neben dem backhaus, zur Hoporzen warz, hett es vil mehe mogen schaden, dan da stunden 4 heuser, die waren alt und klein. Diss vurs. backhaus soll auch kein gerechtigkeit in der mauren zu Weinsberch haben, dan die balken im backhaus ligen nit in der mauren, dan uff hulzer ader galgen langs die maur her. Ich hab es auch vurmails redt gehort, do das haus zu Weinsberch uffgefort sult sin, hetten die zum backhus die maur nit mit willen bauwen, so weren sei auch nit zu der mauren beregtiget, dan es quam mit einer schorsteinpeifen zu, die sei langs die maur on urloff uffforten; min fatter leis es doch darbei. HieBd.1, S.55 [31'] mois ich disser nachpar auch etwas gedenken. Das vurs. backhaus hort dem becker und siner frauwen zu. Er heisch Peter van Upen, ein klein mengin, gar kurzwilich; sei heisch Trein und war ein follige frau, aber etwas wilde; haben im backhaus gewont, do ich geborn wart und lang darnach. Er was arbeitsam genog und warde sines amtz; sei aber hat einen richen fatter, der leis ir 5 ader 6 heuser, ein kist vol silbers und hatten genoich, aber sei war wat kostfrei und milde, das sei nit fil darbei ufflachten; ir fatter starb, ir motter quam bei sei wonen, aber wart nit fast wol gehalten. Diss nachparn hatten fil kinder, son und dochter, Jaspar, Melchior und Balthasar und noch mehe son, Mettel, Greitgin und ander tochter; Melchior und Mettel sint bestadt worden, aber haben darnach nit lang gelefft; Greitgin ist ins groisse convent uff s. Gereonsstrais komen; Balthasar ist in Frankrich komen, hat da herrn gedeint. Anno 1547 ist Peter der becker gestorben; Trin die beckersche hat den knecht Evert zu kirchen geleit; der war nit fast weis, sei verdorben, verkauften ire erben, silbergescheir, hausrait und kleider, zulest auch das backhus selbst, zogen eirst hinder Gulich uff die Bach wonen, darnach uff den Buchel in ein klein huslin und leben noch beide; Evert aber hat nach das stechsnideramt geleirt, dess er sich erhelt mit armut; die kinder haben auch zu disser armut geholfen. Also sint jonge becker und beckersche in diss haus gezagen ungeferlich a. 1551. Der Evert sagt eins widder minen fatter: ich reissen mich frei uis der scholt, gott hab loff und dankW. nur: dan., wir waren Henrich Krudener 100 malder korns schuldich, die haben wir bezalt bis uff 90 nach, lachens wert.Bd.1, S.55
 
[32] Anno 1528 quam ein alt weib zu Weinsberch, hett gern wein gehat, gaff mir die fleschs und sagt: lieber son, ich bin half lam, hol mir doch den wein heruff. Ich dede es gern, eilte mit der fleschen hinaff zum keller in. Wie ich mitz uff die trap quam, kunt ich mich nit uffhalten, und als ich vernam, das ich fallen moist, sprank ich uber die andere tritlin zum keller in widder ein stuck weins, lach gegen der trappen, das ich zuruck mit dem kop widder die trap feil. Ich kreich ein grois loch in den kop und die flesch war vur so platt bei einander widder das fass gestossen, das nit vil weins darin mocht gain; und wie ich hinuff quam mit der fleschen und das weib ir flesch also gestalt sahe, wolte sei mich darzu sclain und schalt mich ubel. Umb disse zeit zapten min eltern steitz und wan ich uis der scholen quam, moist ich meisteil zepper sin. Das dede ich mechtich node, wan man essen solt; wan fil zu toin war, schickten sei mir in den keller min kost; wan nit vil zu doin war, leif ichDies Wort hat W. vergessen.duck uff und aff, war duck ehe boven, wan ich einem gezapt hatte, dan derjenich, der win holte, das ich node zapten. Eins hatten die nachparen sich verglicht, sei wolten mich duck in den keller jagen, und satzten sich ire 4 allein, leissen ein helfgin zappen, do quamen noch 5 darbei sitzn, als weir ein verschiden glach gewest, und war doch einBd.1, S.56 [32'] besonder helfgin zappen; do ich das bracht, war das eirst ledich; do ich das bracht, war das ander ledich; do ich das bracht, war das eirst widder ledich, und herden das also lang, das ich es mirkte, und ich gedacht: was giltz, ir wert es so balde moede werden als ich; und sei herden das 15 mail, darnach hat ich etwas rasten und lachten miner und ich irer. Es sass auch einmail ein weib und drank, der hat ich nach einandern 13 pintger weins gezapt, wie es uff der kisten angezeichnet stunde; als es an ein bezalen gink, wolt sei nit dan 12 bezalen; man sacht, erIhrer.weren 13 gewesen; sei sprach: in mein leif gaint nit mehe dan 12 pintger. Es wart gelacht und bleib dabeiBd.1, S.56.
 
Anno 1528, vur und nach disser zit, wanne das min eltern nit zapten ader auch zapten und nit fil zu doin hatten, so war min moder nerstich mit dem spinnen froe und spade mit iren mechden und dochteren, die sei anforte und hart uff das spinnen hilte, und sponnen grois garn, machten fil linen doichs, dan man bedarf es fil zu der haushaltung und ist ein kostlich kleinot. Nuhe hatten sei mich gewint, das ich haspeln moist, und ich hab grois garn gehaspelt. Min fatter machte mir einen wirkzug, dar ich steitz sass und haspelden; er borte mir ein lochelgin in die kaubank und ein lochelgin in einen schragenstoil, darin stach ich die spill, uff das ich der nit durft in den henden halten, und war mir das ein lichterung der arbeit. Hiermit hilten sei mich van der straissen; wann ich aber leu zum haspelen wart, so gabenBd.1, S.57 [33] sei mir von einem sicher zal spillen diss ader das und machten mich damit lustich, das ichs gern dede. Dieweil ich auch van der straissen gehalten wart ader in sonderheit, das ich still moist sin, sachten etliche nachparen zu miner moder: ur son ist ein engel vur andern jongen; sei leis es vur den nachparn darbei, aber zu mir sagt sei: du machs wol ein engel uff der straissen sin, aber im haus bistu ein jonk duvel. Ich moist allet etwas andriben wie die jongen, das war min hantspil; ich kont nit still sein, dem einen dede ich diss im haus, den andern das, dan clagten mine jonge susteren, ich het in etwas genomen, verborgen, het sei gesclagen, dan hat ich das kint geweckt, dan hat ich dem gesinde wat zubrochen; es was allet etwas. Ich gebe mich selbst schuldich, war ich ein engel ware, so bin ich ein rau engel gewestBd.1, S.57.
 
Anno 1528, als ich uff der Santkuilen scholen gink, do war uns spill, wan die scholer urlob hatten spillen zu gan, nemlich mit dem topp, koiten, omnian; aber ich spilte nit fil mit den scholern; wan andern spilten umb feder, remen, lechpennink, sach ich gemeinlich zu. Daruber fant mich min fatter einmail, das ich zusach und nit spilte, das im sonderlich wol gefele. Auch hatt ich einmail ein bagelgin ader klein armborst und scheus hin und widder im haus meisteils her oder darnach. Nuhe hat min moder ein deinstmagt, Nesa genant, war wol 40 jar alt; dieselb war ein wilde kone magt; sagt eins zu mir: Herman, kanstu scheissen, so scheus mir ingen arss; diss lachten alle, die imBd.1, S.57 [33'] haus saissen drinken, und sagten: das doin frei. Die magt sagt: ich will im halten, und gink an eine seite an einer langer drenkerstaifel stain, reckt das hinders, doch bedeckt, her und bucket mit dem heubt; ich spante das bagelgin, gink hinden an die ander seite der taifeln stain und wolte scheissen, eugete nach ir, sei zu treffen, und wie ich zu lang eugte, mit dem sach sei umb, war ich mit dem scheissen bleib, in dem truckt ich los und schous ir uff ein auge, do schrei die Nesa: mordio min auge, min auge, und wart die freud in truren gewant; sei leit groissen smerzn am augen, aber es heilte doch uberlank on schaden des gesichtesBd.1, S.57.
 
Anno 1528 quamen mir scholer im winter uff einen abent von der Santkuilen zu 6 uren, war duister. Es war Johan Schurman zum Raven uff der Bach, Aloff und Tilman Schuif und Servais van Triss uff der Felbach und noch mehe scholgesellen, und funden bei s. Steffan uff der Hoeporzen vil schrotten van Drachenfelder steinen da ligen, dan meister Tilman van der Ordenbach, mines swagers umblaufs fatter, leis stein da hauwen. So hat Johan Liblar an der Sternengassenort neigst neben sich 2 verfallen heuser und stunden die glasfinstern noch gans ungeferlich darin. Als mir nuhe zu den steinen quamen, raffte jeder van unser sexen sinen schois voll schrotten, ginken gegen die finstern stain und worfen zuglich in die finstern, das laute wonderlich klingelin, lin, lin, lin, lin, und leifen damit eilens die Hoeporz aff bis an die Bach und warten da, was folgen wolt. Do sagen mir, das alle hauserBd.1, S.58 [34] uffgingen und quamen man, frauwen, gesinde, kinder und alles herfur mit lichter und wonderten sich des geruchtz; jeder van uns sclichte heimlich an sin ort; nemans wist davon. Mir wart den morgen bange, besorgte, der meister sult es vernemen, aber es bleib still, dan nemans wost, wer es getain hatt. Also schelten mir auch einmail uff der Hoeporz ader klapperten vur allen durren, leifen hinwech, ein jeder quam hervur, nemans wost darvon, wer es getain hatte. Diss richten mir aus allet neben dem studeren, und mois die jugde also etwas andriben, es were aber stupens wert gewest. Die pannenscleger horten nit gern, das man sei fragt: wie mangche ur ists, dan meinen sei, man beschimp sei, dweil sei doch nit wol horen; wan wir dan einen unschuldigen fonden, wan es 6 uren war, sagten wir, es weren 5 uren, wetten mit dem; wan wir dan Under Pannescleger quamen, so sagten wir zu dem: hin, frag da die knecht; wan sei dan fragten, so leifen sei hinuis und smitzten den under dem angesicht swarz ader sclogen ader worfen in hesslich; die sulchs zugericht hatten, entleifen eilensBd.1, S.58.
 
Anno 1528 uff sant thomaß tag wart min fatter veir und veirzich uff dem swartz enhauß gekoren.
 
Anno 1528 hab ich ein sonderlich tugent begangen. Dan einsmail hatten lute zu Weinsberch hinden uff der stoben gelaich gehalten, gingen darnach alle hinwech; einer aber allein war beschenkt, bleib uffrichtich uff der bank sitzen undBd.1, S.59 [34'] scleif. Ich gink fast umb in her, staus in an, het in gern geweckt, das er wech gangen were; wie er sich aber nit daran keirte, nam ich die kerz und hilt sei im an die hende, das er die hitzt im sclaif foilte und wacker wart, und als er mich mit der kerzen sach, scloich er mich widder den kop, das ich neder feil, und gab mir den verdeinten lohn.
 
Anno 1529 angefangenBd.1, S.59.
 
Anno 1529 umb der hilliger drei konink tag war ich den morgen frohe uffgestanden, wolt zu scholen gain; wie ich uis uff die strais quam, ware es allet still, die kirchn s. Merjen und s. Mertin waren zo, und als ich uff die Santkuil quam, scloich es eirst ein ure; ich warte lang, meint, die clock hett sich versclagen, darnach scloich es zwa uren; ich gink widder nach haus, were gern ingewest, sei scleifen hart und wart nemans wacker; ich durft auch nit so groissen geschrei machen, ich gink die nacht hin und her, es ware seir kalt, ich war scheir halb toit verfrarenBd.1, S.59.
 
Anno 1529 uff s. Appollonien tag9. Februar.bleib ich uis der scholen, gink zu den Carmeliten, dar war s. Appollonien elter, hort die miss uis andacht und reif s. Appollonien an, das sei got vur mich betten wolte, das ich der zantpein quit mogt werden, daran ich oft ubel gequelt wart. Dan man hiltz darvur, s. Apollonia het macht uber die zende. Als ich aber den nachmittag in die schol quam, fragteBd.1, S.59 [35] mich der meister, war ich den vurmittag gewest were. Ich sagt es im, wie vurs., ich hett s. Apollonien vur die zende uff ir festag andechtig angeroifen. Er sachte: plus valet obedientia quam victima, und wolte mich sclain, aber ich bat in seir, er vergaff mirs dasmail, doch sult ich die schol nit versaumen, wan ich leren sulte; es were ein zit gen kirchen zu gain, auch ein zit scholen zu gainBd.1, S.59.
 
Anno 1529 im anfank disses jars hat min fatter einen bau zu Weinsberch angefangen. Eirstlich hat er die kuch und stofgin mit dem spintgin neben dem vurhaus abgebrochen und das vurhaus weiter gemagt, das vil leut drin mogten sitzensetzen in der Handschrift.und das man fass drin mogt setzen und binden und wein lagen. Darnach hat er die groisse kamer unden uff der erden zu haif zu und die stoif und sclafkamerensclafkamen ebenso.darboven affgebrochen und das erdrich manslengden teifer laissen graben und darvon ein beirkeller laissen machen und das gebonne auch manslengden laissn senken und daruff ein schon kamer gebaut, die noch steit, mit sinen finstern und neu maurwirk zu haif zu und neben die kamer ein schreifkamergin und darboven noch ein kemergin. Die kamer war nuhe dem erdrich am haif gliche hoich und der hoff so weit als der gefel hinder dem haus Weinsberch. Do wart die trap an der Buchelsdur abgebrochn. Das zinshaus war dissmail auch ledich worden, uis dem vurhaus macht min fader ein stoff,Bd.1, S.59 [35'] die wart grois. Das stoffgin in der kuchen des zinshaus brach er aff, machte die kuch weiter, das alle weite gemacher waren. Das ferfhaus brach er aff und machtmach ebenso.eine stallung und weiterung daraus, das man da etwas mocht antreiben, macht das rat und emmer am putz kleiner; von dem hindersten hoffgin und steinwegelgin magt er einen hoff, dan er hoichde das steinwegelgin mit der erden uis dem beirkeller gurdelsteif, darunden steit der steinwech noch. Er macht einen gank von dem zinshaus oben bis uff die kamer boven dem putz, auch macht er die lange trap unden vur der kamer, dar man uff den sael und bestimten gank kont komen. Disser bau ist ungeferlich diss jar vollenzagen. Auch hat min fatter ein neu gebonn uff den sael gemacht van dicken Basler borden, gaff domails vur jeder stuck einen dicken pennink ader scleifer; leis auch den gevel oben heraff strichen und das haus hinden und fur weissen, leis die glasfinster mit den wapen und mirker unden in die kamer, oben uff den sail und sclaifkamer boven der stoffen und unden in die stoffen machen. Die underste kamer leis er bepleistern und mit borden becleiden. Bei dissem bau was ich mit uber und an, sach uff allen orten zu, was ein jeder machte, und ich hat ein sonderlich lust darzu. Min fatter leis auch kurz nach disser zit alle kallen verneuwenBd.1, S.60 [36] verwechzelde das alte blei vur neuwe, das der regen ins haus nit komen mogt; leis auch ein neuwe trap in den winkeller machen, und des keller im zinshaus gebrauchte er mit zu siner noitturft, lachte wein darin und man kunde uis einem in den anderen komenBd.1, S.60.
 
Anno 1529 ist Barbara Hersbachs ein elige dochter Peter Hersbachs und Druitgin von Weinsberch mineß omen und moenen zum Hollender uff der Hochportzen geborn. ist folgenß sant Peter viß einen heiden zum christhn gemacht worden, die ist ein profeß jonfer zu Merienforst worden.
 
Anno 1529 in octobri ist der turkisch keiser Soliman 140,000 stark vur Wein in Oisterich gezagen und das gestormt; palzgraif Fridrich, des reichs heubtman, hat sich daffer gewert und Wein mit eren erhalten, das die Turken mit schanden moisten abzehen, der uber 80_000 pliben warenBd.1, S.61.
 
Anno 1529 sint zwein, Adolphus Clarenbach und Petrus FleistedtVgl. Varrentrapp, Hermann v. Wied S. 56 unt. und Krafft, Adolf Clarenbach und Peter Fliesteden, Elberfeld 1886., zu Coln als ketzer van den theologis verdamt worden und sint zu Melaten zu aeschen verbrant worden. Ich hab sei gesehen uisleiden und verbrennen, und sint uff irem vurnemen und meinung bis zum doit zu verpliben. Das folk hat sich vil umb irentwillen bekommert und ist vil sprachen in der stat van in gewestBd.1, S.61.
 
Anno 1529 saissen gutte gesellen und drunken zu Weinsberch im haus und worden sich under einandern zenken, und eim hoifsmitzknecht wart die nais vur dem angesicht reinBd.1, S.61.
 
Anno 1529 den 9. mai ist Severin Kuckelman van Aich ein son Johan Kuckelmanß und Marien van Weinsberch elich geborn, ist anno 1533 den 18. novemb. gestorben, [36'] abgehauwen, das sei in den keller sprank; nemans wolt sei antasten, bis ein magt quam und hoif sei mit einer klucht uff, lacht sei uff die gadder. Also wart der siner nasen quit; war ein stolz man. Der ander wart nit gewont. Darnach untstunde ein kreich, darin zogen sei beide und bleiben auch beide da doitBd.1, S.61.
 
Anno 1529 hab ich ein swacheit bekomen glichs einem feber, hat doch nit uber 8 tag geweret und ist alsus beikomen. Nachdem ich von miner gepurt an min lebtag keine keis gessen hab, er sei gestalt ader herkomen, wie er woll, fors ader druge, es sei lantkeis, hollantzkeis, engelskeis, texkeis ader derglichen, uisgescheiden doch eierkeis ader raumkeis, dan diss haben keinen keisart. Waher mir aber sulchs geschein ist, weis ich nit, ader ob es der renselz ader seurde des keis magt; sunst weis ich keine speise, die mir also seir widder natur ist als keise. Etliche haben sich laissen bedunken, ich eis es uis verzarticheit nit; etliche sagten, sei hetten auch eirst keinen keis gessen, nachmals hetten sei es widder mogmacht gessen, das in die nais uffgebarst und gebloidt hette, und darnach hetten sei fortan keis gessen. Etlich sagten, man hette den, die gein keis essen, heimlich keis in die speise getain und hettens nit vernomen, das keis darin were gewest; etliche hettens vernomen und davon geblodet ader ubergeben und fortan keis gessen. Ob ich aber ehe heimlich darmit bekort sin, ist mir nit kundich. Ich het gern keis gessen wie anderen und gedacht bei mir: du wils einmail versoikten, ob dir die nais bloidt, das ist ein geringtBd.1, S.61 [37] es mach dir nit vil schaden. Und einsmails stach ich keis in den mont, ais und keute, dede die augen zu und stach den keis mit fingern zum hals in, das ich so etwas insclickte; sobalde das beschehen, wart ich zittern und biffen und swach und krank, als were es das feber, doch ich genas es bald. Darnach hab ich keinen keis mehe gessen, aber er ist mir nit zuwidder gewest zu sehen, aber ich raur in nit gern, tast in auch nit gern an, das irten mich doch nit, wan ich es schoin dede. Ich stach in auch wol in den mont, kont in aber nimmer essen; wan ich in im monde hatt, dochte mich, der kop wart mir so weit als ein aimfas; metzer und teller ader was keis gerort hat, war mir nit angeneim. Alle, min elter, suster und broder haben keis gessen, uisgescheiden min broder Christian und ich; sunst auch etlich uisser dem gesclecht habens nit gessen. Und wiewol ich keinen keis ass, so hab ich nehezitz doch honger gelitten ader ungewontlich weis an noitturft mangel gehat. Ich bin auch sunst in minen jongen tagen wol verwint gewest mit essen, dan fett, speck und fleis ass ich nit gern, aber forsche wecken und weisbroit was alle min lust, die ass ich gern drogeBd.1, S.62.
 
Anno 1529, als min fatter den vurs. bau diss jar gedain, waren zwein kleiner kemmergin, ein oben dem ander, neben der groisser kameren zu haif zu gebaut; das ubers van den beiden nam ich in, war seir neder, so was ich auch noch klein. Diss kemergin nam ich in, min fatter leis mir ein finster und tur darin machen, das es sclossich wart.Bd.1, S.62 [37'] Uff diss kemergin satzt ich ein taifelgin, benk, stoil und bretter an die want, macht min studorium daruis; alle boich, bussen, laden, papir, breif, bagen, mutzen und alles was ich beibrengen mogt, scleift ich daruff, rust auch einen altar zu und schafft daruff, was mir geben wart. Diss sclois ich zu, das nemans darin kunt komen; aber minen neven und mitscholer Christian Hersbach, der war stetich bei mir, sunst wenich; daruff hat ich meisteils min handlung, wan ich uis der scholen quam, da lass ich, schreib, finge an zu malen und min vurs. neif half mir sonderlich herzu, der auch wol malen kunte. Und min fatter hat ein gut gefallen herzu und half mir rusten, uff das ich van der straissen bleiben mogte. Diss kemerlin hilt er mir mit allem stevel unversturet, dieweil ich zu Emerich war; wan ich weder quam, fant ichFehlt bei Weinsberg.es allet unverrotteltBd.1, S.62.
 
Anno 1529 hat der sweischs regeret in gansn Dutzenlande, war ein neue unbekante krankheit, quam van beneden uis dem groissen mer heruff, war ein pestelenschich sweis; daran storben die leut binnen 24 uren, wan sei die uberlebten, dan deden sei wol besser; und storben fil tausent menschen. Sie quam so snel heruff, ehe man darvan gehort hatt, und dieweil disser sweisch unkundich war, gebruchte einer disse, jener die arzenei und rait, der ein war gut, der ander noch schedlicherDie Mittheilung stützt sich auf Epitome S. 115, 116. Über diese grosse Epidemie, welche man sich durch die Berichte wohl vergegenwärtigen kann, vgl. Haeser, Lehrbuch d. Gesch. d. Medicin, 3. Bearbeit., Bd. 3, S. 327 ff. Im Mai war die Krankheit in London ausgebrochen, im Herbst auf dem Festlande am Meere, Anfang September in den Rheingegenden und Süddeutschland.. Als disser sweisch in Coln quam, war min fatter und moder zu Ichendorf, hoven miner monen ein kintNämlich aus der Taufe.. Wie sei widder nach der stat Coln ritten, bei Munnestorf begegneten innen kundige leutBd.1, S.63 [38] uis Coln, sachten zu in: wilt nit in die stat zehen, dar ist jamer und ellend, das folk sweist und stirbt binnen 24 stunden, was krank wirt; und storben in einem tag, dieweil sei uis waren, vil leut. Min eltern ritten in die stat, vernamen und sagen dissen jamer, besclossen das haus Weinsberch seir wol und fast, hinden und fur, gaben miner freuwen Marien Keppel den sclussel zu verwaren und zogen den andern tags zu schiff hin nach Dormagen mit mir und allen andern kindern und gesinde, bliben da, bis es uffhort und besser rait funden wart. Als mir uiszogen, ginken die pastoir und capellaine mit den hilligen sacrament und hilligen oli durch die ganse stat und schelten, das jamerlich war zu sehen und hurenVgl. auch den Erläuterungsband.. Nuhe war diss zit ein getruckt schrift uisgangenGemeint ist eine der drei Schriften, welche Haeser a. a. O. S. 344, 345 verzeichnet., wie man die sweischende leut die 24 stunde solt vom sclaif halten, buissen wint halten und nit schenken. Danach reguleirte man sich, lachten den luden bedde uff das leib, lafften sei nit und verdempten alsomanichen stolzen menschen, das es den leuten schrecklich war zu horen, und besorgten sich mehe vur das verdempen dan das sterben. Es war einer uff dem Neumart, gnant Gymnich, der kreich auch den sweisch. Den lachten sei uff das bedde, lachten noch ein grois swar bet uff in; der wer gern uff gewest, die LongbruderEine Bruderschaft in der Lungengasse, welche sich mit Krankenwartung abgab.felen im uff das leib, das er nit uff mocht kommen. Er begerte van sinner hausfrauen und kindern leffnis und drinken, sei sagten: wir wolten es von herzen gern toin, aber doint mir es, so moist ir sterben, und gaben im nitz, wasBd.1, S.63 [38'] schrei und batt. In dem quam sin nachpar Reinhart van Dutz, miner suster sweger, her Johan van Dutz, mines swagers, fatter, zu im hinin, die sich als broder leib hatten, und der Gymnich clagte im sin noit und sacht: lieber broder Reinhart, war ir mich nit troist, so werd ichFehlt bei Weinsberg.vermort und verdampt vur miner rechter zit, weib noch kint wilt sich miner erbarmen, ich roif wrag uber sei bei got, darumb helft mir umb das bitter leiden Christi und unser alter fruntschaft, das ich ein weinich lucht moge krigen und von allen minen weinen und gut ein klein gleslin weins zu drinken, das herz brent mir sunst ab, alsdan will ich gern sterben, ich mois doch sunst versmoren. Als bemelter Reinhart diss jamerliche clag horte, wart er ergrimmet van zorn, hoif an zu sweren: das uch gotz himmel und erdrich schende, wilt ir den man also vermorden; er leif eilenz, holte wein und schenkte im ein wenich weins 2 ader 3 mail, half im auch, das er etwas lucht uberquam. Die andern alle schrien mordio, mordio, und kunten es auch neit weren. Darnach dede der Gymnich bess und wart gesont, sachte, Reinhart het im das leben geben, aber sin weib het in morden willen, wiewol sei es wal meinte. Etliche ander groilten vur das verdempen, und wan sei der sweischs anquam, leifen sei in verborgen orter, bis die 24 uren uber waren, und wart es dan bess mit in. Uff das lest quam ein gutter rat herfur, do irer fil gestorben waren, damit wart den leuten geholfen. Anno 1486 war derglichen sweischBd.1, S.64 [39] eilte den Rhein uff durch alle Dutzschlant und man heischs in den engelschen sweischs. Binnen 3 manat durte er in Coln nit und darnach zogen wir widder in die stat in das haus Weinsberch und got der almechtiger hat min eltern und uns alle darvur behuttBd.1, S.64.
 
Anno 1529 den 22. novembris, uff s. Cecilien tag, den morgen zu 4 uren ist min broder Christian van Weinsberch, ein eliger son Christiani von Weinsberch und Sophie Korthen, miner lieber eltern, geboren worden in dem haus Weinsberch oben uff der sclaifkameren zur straissen warz boven der stoven, daruff ich auch geboren sin, und er ist folgens zu s. Jacob geteuft worden und uff beger mines fatters haben die beide patten bewilligt, das er nach minem fatter solt Christian genant werden, wie geschach; sunst heisch iren keiner Christian. Als er nu geboren ware, sass ich in der kuchen bei dem fuir und min moen zum Hollender quam herab, sagt zu mir: nu saltz du das einich sontgin und bobgin nit mehe sein, diss din brodergin wirt dich noch mit har trecken und wirt es dir heis machen, dan es wirt ein quaid leckergin werden, und redt zu mir, wie man zu den jongen plegt zu reden. Ich hab nachmails oft gedacht, sei soll wol zum teil propheteirt haben. Den morgen bleif ich uis der scholen; als ich widder drin quam, fragte der meister: ubi hodie fuisti, quid fecisti? Daruff sagt ich: mater mea habuit novum puerum. Dess lachten sei alle, so groisse gescheft hat ich uff disser gepurt.Bd.1, S.64
 
[39'] Anno 1529 ist min fatter Christan van Weinsberch zum funften mail uff sant thomaß tag van der geselschaft uff dem swartzenhauß zu rhaidt gekoren, gegen daß neigsth zukonftich christmiß. Wart auch diß mail paimentzher, und woichermeister.
 
Anno 1530 ist keiser Carl der 5. vom pabst Clemens zu Bononia in Italien den 22. februarii uberuis herlich gekronet, do sin majestat uber 10 jar erwelt gewesen und bis hieher durch den Turken und Franzosen verhindert wordenBd.1, S.65.
 
Anno 1530 ist meister Henrich von Imendorf, min scholmeister uff der Santkuilen, von den kirchmeistern s. Albain zum scholmeister angenomen worden, und wie gedachter meister Henrich die Santkuil verlaissen und die schol s. Albain innam, auch ein behausung gegen der scholen zwers uber von jonker Momersloch heurete, da er commensalen wolt halten, sint im der meher teil aller jongen uff die schol zu s. Albain gefolget und die schol zu s. Loen ist balde darnach gans vergangen. Also bin ich mit den andern scholern uff die schol s. Alban mitkomen. Hie moisten wir zum teil zu choir gain und singen, dardurch wart zu unser leir hie nit so vil fleis angekeirt wie jener, dar man des studerensstuderes die Hschr.und nit des singens plat warte. Ich gink zu disser zeit einmail an den Rhein spaceren, do man die septinaliaGleich septimanalia = Wochen- oder Tagesaufgabe? Herr Dr. Georg Kaufmann in Strassburg, der sich mit dem Unterrichtswesen im Mittelalter eingehend beschäftigt, vermochte, um Auskunft gebeten, die septinalia auch nicht näher zu bestimmen.sult uffsagen. Dan ich hort, das ander jongen suls oft dedenBd.1, S.65 [40] wolt es auch einmail versoiken, aber mir wart dasmail so bang, das mich duchte, die stein uff der straissen segen mich an, und wolt nit mehe under der letzenzit spaceren gain. Ich wart hie uff disser scholen neit mehe dan eins gestupt. Dan einsmail sass ich in der scholen an einer langer taifel und sneit ein veirecketich loch in den dischs; dess wart meister Henrich gewar und stupte mich. Ich was dess lang nit gewon und wart uber in zornich, sagt zu den scholeren: wolan, das sol im wol so vil silbers schaden, als in das loch mag gain; ich hat das banket hinwech. Min scholgesellen uff disser scholen, jonker Mommerslochs, sceffen am hohen gerichtgeritz in der Handschrift., kinder, der neben der scholen und dagegen wonte, Schlosgins son, Bergen, Soderman, Muisgin und derglichen. Disser meister Henrich hatt noch zwein meister zu sich, einer heisch meister Gerhart, der ander meister Goddert, beide preisterBd.1, S.66.
 
Anno 1530 trog sich ein schentliche handlung zu bei dissen vurs. meistern in der scholen s. Albain neben Mommerslochs haus und geschach also. Obbemelter meister Henrich Imendorf, als er s. Albain quam, gaff er einem kinderschol- und choirmeister urloff, genant meister Goddert N., und nam an einen in sin stat, der das geseng im choir warten solt, auch m. Goddert genant, im DailTheil der Strasse Unter Gottes Gnaden.wonhaftich. Der beurlaubte ader vertriben meister Goddert war also falschs uber den nachfolger meister Goddert im Dal, das er in doitlich haste, und er loede sich bei die meister und kostgenger zu gastBd.1, S.66 [40'] domails gewonlich was. Und wie er die kuch einmail allein fant, das die magt etwas daruis gangen ware, schut er rattenkrut in das mois, rort es umb, auch uff das gebrait und gink damit hinwech, hoffende, er wolte meister Goddert im Dal vergeven, und verschointe doch der ander meister, kostgenger und gesindz neit; also verzweivelt und verblendt was er uis hass und neit. Und es trog sich zu, das meister Goddert im Dal (darumb diss gift zugericht was) uis essen bleib und nit in die schol zum dischs quam. Die anderen alle aissen des mois und gebraitz und waren wol zufriden, bis das rattenkrut und vergift umb 2 ader 3 stunde wirkten; do wart meister Henrich, meister Gerhart, etliche kostgenger, darunden ein uiswendich edelkint und Jacob Schirl ware, und etlich gesinde krank und ubergaben sich und swal in das leib, das sei alle umb ein stunde zit mordio und au we, au we schrien und vil jamers uis bangicheit antriben. Diss wart der boiswicht gewar, das es dem meister Goddert nit ins leib komen were sonder den anderen allen, leif van stunt an in den doim und bichte sin sunde und disse missetait und befalch dem bichtzfatter, er sult staindes fois den meisteren ansagen, sei hetten rattenkrut ingenomen, darvur sulten sei rait soichen, sunst wost nemans, warher er krank were. Diss geschach; es wart angesacht und sei soichten bei den medicisBd.1, S.66 [41] rait und brauchten arzenei, lachten sich allenthalben langs das feur und bonden das leib rontzumb mit twelen und linendoichern zu und waren toitkrank; irer waren wol 7 ader 8 vergeben. Ein erpar rait keirte vil fleis an und leissen den boiswicht allenthalben soichen, aber der boiswicht entleif und man hat nehezitz vernomen, wa er bliben war. Als aber disse vergifte kranken lang gelegen hatten, starb meister Gerhart, ein alt prester, und ein commensail daran, die ander quamen widder bei und worden nach eim langen leger widder gesont. Durch dissen unrait worden die scholer ubel zur leir gehalten und ist mir diss schol zu s. Albain nit wol geraten. Der obbemelter meister Henrich van Imendorf ist uber etliche jar hernach canonicus s. Georgen und pastoir zu s. Johan bei s. Catharinen wordenBd.1, S.67.
 
Anno 1530 im mei quamen keiser Carl und alle chur- und fursten und die stende des richs gemeinlich zu Auspurg uff den richstag. Nachdem sich aber in 12 jarren vil verscheiden secten und irrungen in der religion zugetragen hatten als die lutherei, sacramentari und widdertauf und noch vil ubeler ler, das es eiz in Dutzlant des glaubens halben ubel stunde, der ein lert diss, der ander das, daruis man sich nit wol richten mogt, so hat keiserliche majestat denen,Bd.1, S.67 [41'] die dem Luther und siner ler anhingen, befollen, das sei eroffneten entlich, waruff das sei stain und halten wolten. Do hat der churfurst von Saxen, der lantgraff von Hessen samt etlichen andern fursten, graven und richstetten ire confession und bekentnis schriftlich und montlich zu latin und dutz keis. majestat uberlibert. Der keiser hat diss confession sinen gelerten zugestalt, die dan alle catholischs waren, zu besigtigen, und demnach hat keis. maj. ire confession verworfen und einen abscheit gegeben: ein jeder im reich sult bei der alten religion und kirchenbreuchen verpliben bis uff ein consilium generale, das ir k. m. bei pabstlichr heiligheit balde uiszuprengen verhoffte. Davon haben obbestimte Luthers anhenger protesteirt, das in von irer confession nit geburren wulte abzustain. Davon heischen sei die protesterende und ire bekentnis die Auspurgsche confession. Man plach sei die luterschen zu nennen, auch die evangelischen, dan sei staint allein uff die wort des evangelii und bibel, wie sei sagen. Damit aber disse protestanten deste bass mit irer confession mogten bestain, sint sei diss jar auch zu Smalkalden samen komen, da haben sei ein verbuntnis uffgericht. Dan sei besorgten sich hoichlich vur dem pabst, keiser, bischoffen und ander catholischenBd.1, S.67 [42] fursten, haben sich da verglicht und fast vertragen, im fal sei des evangelii ader irer confession halber uberzogen worden, sich zu weren. Und heischt diss der Smalkaldischs bunt. Dissen machten sei teglich fester und worben, das vil fursten und herrn samt den richstetten darin quamen. Ob disser bunt mehe gutz ader bois gewirkt hab, lais ich die frome gelerten richtenBd.1, S.68.
 
Anno 1530 hat man die brantklock uff dem raitztorn gehangen, und ehe man daruff scloig sei zu versoiken, hat man uff allen predigstolen verkunden lassen, das sich nemans erschreckte, uff den tag sult die brantclock versucht werden. Disse vurs. neue brantklock hengt noch heutichs tagsBd.1, S.68.
 
Anno 1530 im somer hatte min fatter die frensche wein zu Saffich uff dem Meinfelde hinder Andernach besprochen und er hat mich diss jar mit breven und bescheide dahin geschickt, hat mir uff ein breifgin geschriben, was ich handlen sult, wie ich auch nach dem wege fragen sulte. Min moder gaff mir auch in eim seckelgin ein dupgin botteren mit und gelt, das ich zerung hatte. Ich dede min allereirste reis, do ich 12 jar alt was, nach Saffich, quam zu mines fatters wirt Ackerhen ligen, richte mine dingenBd.1, S.68 [42'] mit fleis aus, gink do widder zu Andernach in ein schiff sitzen und fore herab und bracht das dupgin mit der botter widder; hatt diss reis binnen 9 tagen nit uber 12 albus verzert on schiffloin und zerung zu Saffich. Und min moder fragte, do sei sach, das ich nitz van der botter gessen hatte, wie das zuquaim; ich sagt, ich het uff die botter nit geacht, ich hett mich mit wecken beholfen; sei fragt, ob ich die droge gessen hett; nein, sprach ich, ich het sei in den Rhein gezopt, das hett mir wol gesmacht und het das drinken underwegen auch darbei gespart; dess sei lachtenBd.1, S.68.
 
Anno 1530 wart mines fatters hont in der nacht, da er vur der tur uff der gadern lach, erstochen, und als die magt den morgen frohe die dur uffdede, feil ir der hont blodich vur die fois zum haus in. Disser hont war genant Canis, war weis von farben, nit fast hoich, war ein wonderlich getreu beist, war min fatter hinzauch, dar ran er mit, und alle nachparn hatten ir kurzweil mit im; er war einmail zu Enkerich uff der Moseln verloren worden und quam widder; wan er gern in war, sprank er uff die gadder und clapperden wie ein mensch. Es dede mir wol so leide, das disser hont erstochen war, als were es ein mensch gewest, und war ein lecker stuck, das sich einer uber das arm beist streifde und das ermort hatteBd.1, S.69.
 
[43] Anno 1530 hat min fatter Titum Livium, officia Ciceronis und etliche ander boicher, Justinum, Herodotum und derglichen gegolten, die alle teusch waren; dar ubte er sich innen, durchlass sei und verstunde dieselb. Und dieweil er ein lei war (dan er war vam jar sines alters 12 uff keiner scholen gewest, davor hat er schriben, lesen und rechnen gelert), noch dannest, do er disse boichr lass, kreich er sulchen smach darin, das er steitich lass, und was er gelesen hatt, verzalt er uns uber tischs und war im sulchs wonderlich und seltzam, das sulchs in den boichen verborgen stunde; meint, er wolt noch fil uis den boichern leren, wie er auch dede, und beclagte sich duck, das in seine elteren zum studeren nit gehalten hetten. Also seir lobte er das studium und leir und lesung der boicher, daruis man alles vernemen mogte, was eim menschen nutzlich und deinstlich were. Vurhin war er ein sclechter lei, folgens hilt man in vur einen erfaren, belesen leien und raitzman. Er hat ein gutte memoriam und gedechtnis, darneben auch ein gutte reine, sidliche und langsameW. schrieb blos lansame.spraich, das er wol redte und auch von anderen wol verstanden wart. Dessglichen plach er mich oft zu ermanen, das ich mich doch auch im lesen und studern befleissichen wolte, und hatt sonderliche genoigde, das ich bei der leirGelehrtes Studium.mogt pleiben. Ich hatt aber sulche faste memorie und reine sprach nit als min fatter, darin er mich ubertraffBd.1, S.69.
 
[43'] Anno 1530 uff christabent, als min fatter des raitz abgink, ist er halrichter im kaufhus Gurzenich boven mauren worden, ist sin eirst richteramt.
 
Anno 1531 angefangenBd.1, S.69.
 
Anno 1531 den 5. tag januarii ist Ferdinandus konink zu Ungaren und Behem und erzherzoch zu Oisterich zo einem romschn konink und zukunftigen keiser binnen Coln im dom von allen churfursten (uisserhalb den herzogen von Saxen) erwelt worden. Der churtag war der hilliger drei konink abent. Dan denselbichen hatt bischof Herman van Coln zuwegen pracht umb gewonheit willen, das man den tag durch die stat und stift Coln freudenkonink pleget zu kesen. Sunst war der tag des erschinens vurhin den 21. decembris bestimt. Der churfurst herzoch Hans von Saxen protesteirden durch sinen son herzoch Hans Fridrich, darvon das er in die chur nit bewilligen wulte, umb desswillen das er in leben keiser Caroli sines broders und auch nit zu Frankfort inhalt der gulden bulln keiser Caroli quarti erwelt wartVgl. hierüber jetzt auch Fr. Noack, Die Exception Sachsens von der Wahl Ferdinands I., Progr. d. Realschule zu Crefeld 1886.. Das war aber der ursachen beschein, das der keiser zur zit, Carolus 5, vil koninkrich und lande ausserhalb des rich regeren moiste und nit stetich in Dutzlant sein konte; derhalb wart im sin broder zu einem mitheubt zugeben, der auch dem Turken naher sass. Zu Frankfort war die mess abgestalt und waren luters worden; derhalber geschach die chur zu Coln. Und sobalde die chur beschein war, spilt man oben ront umbher mit allerlei musick und sank das Tedeum-laudamus, und als sei uis dem dom gingen, rehntRegnete es.es gar seir und ein kal ranBd.1, S.70 [44] konink Ferdinando uber sin perlin breit bonet und sillern rock, do er uff das pert steich, und reit do mit keiser Carl und allen andern churfursten und fursten uff den Numart in Nicasii hoff. Da lach der keiser und in der Papengeien lach der konink Ferdinandus. Auch worden alle clocken durch die stat gelaut und die bussen uff den tornen abgeschossen und war groisse freud in Coln. Die trabanten waren alle roit gecleidt mit gellem besetz, darunder war einer heubtzlengdenheubtzlenden Hschr.hoher uber alle menschen in Coln, hinkden mit einem bein etwas, hat ein kleines weibginBd.1, S.70.
Den 13. tag januariiSchreibfehler, Epitome: 11. Jan., wozu man vgl. Forschungen zur Deutschen Geschichte Bd. 23, S. 349.wart konink Ferdinandus zu Aich von bischof Herman von Weid gekronet und quamen darnach uber 4 ader 5 tag zu Collen mit eim groissen herlichn rit in bei abent im dunkeln, das man fil lichter und torschen gebrauchte, und wart uber einen tag ader zwein darnach von eim ersamen rait und burgerschaft zu Coln gehuldet. Do quam der konink Ferdinandus mit vil chur- und fursten uff den platz reiten, stigen von den perden und gingen oben uff das portail boven den peilern vur dem raithaus stainde. Dar war ein gulden geseis hoich zugericht, daruff sass der konink und die fursten stunden umb in her; unden uff dem platz hilten die burgermeister und rait mit vil burgern im harners. Der platz war foll folches. Ich stunde auch uff einer bank und sach und hort zu, das her Johan Hup, elster burgermeister, das wort dede und die burger huldeten, wie auch der konink innen ire privilegia bestetigetVgl. die Beschreibung in den Chroniken d. D. Städte 12, 366..Bd.1, S.71
Zu disser zit lag ein herzoch uis Hispanien, genant Don Galzara Senior de CardonaEs ist leider nicht gelungen, diese Persönlichkeit festzustellen., zu Weinsberch im haus zur herberch mit 14 perden, war des keisers vursnitter. Der half minem fatterBd.1, S.71 [44'] und mir, das mir den keiser sahen essen. Der sass allein am tischs und dede die mailzit 3 drunk uis einem cristallinen gleslin, eirst gans aus, darnach half uis, zum dritten ein wenich. Disser Don Galzera wolt mich mit in Hispanien foren, begert, min fatter wolt das erleuben, er wolt mich versorgen; min fatter wolt dess nit doin und ich war auch nit gern daran. Sunst hilten sich disse herrn in der herbergen erlich und deden minen elteren ein erlich geschenk, do sei mit dem keiser und konink verreisden. Hatten wol 3 wochen da gelegen, hilten ir eigen kost, kochten die speise nit half gar, aber der her war stedich zu hoffBd.1, S.71.
 
Anno 1531 starb Richert von Greiffenklauwe, erzbischof und churfurst von Treir, ein ansehentlicher erfarner her underW. hat sich verschrieben: und.allen chur- und fursten des richs. In dissem jar quam auch frau Maria, widwe koninks Lodowichn von Ungarn, keiser Caroli suster, in die Neder-, Brabandische und Burgundische landen und wart der landen ein regentinAus Epitome S. 155 beides, doch hat W. den Satz unterdrückt, in welchem über die Muthmassung, Richard von Greiffenklau sei an Gift gestorben, berichtet wurde..Bd.1, S.71
 
Anno 1531 ist min fatter in stat Goswin Wolfs kirchmeistr s. Jacob erwelt worden und hat dem pastoir, kirchmeistern und nachparn im gansen kirspel den nachmittag zu Weinsberch gans gutlich getain. Disser Goswin Wolf war ein vernoimder her im rait gewest und sines handels ein rich wollenferber zum Sternen uff der Oberbach wonhaftich; hat die hillige sacramentsmess zu s. Jacob fundeirt, war her Arntz von Siegens, burgermeisters, swegerher und hat son und dochter zu Merjenforst und zu Seine im cloister; hat doch einen bosen son, war zum Hacht boven Marporzn bestadt, leif mit ein horen hinwech und wart in Engellant mit der horen gehangenBd.1, S.72.
 
[45] Anno 1531 uff montag nach misericordia domini24. April.fore ich zu schiff hinab nach Emerich in das Cleifsche lant, 15 meilen under Coln, in meinung daselbst zu studern. Und das quam also bei. Miner scholgesellen einer, genant Tilman Schuif van der Duissel, solt uis angeben etlicher zu dem Herzogenbuschs zu der particularscholen geschickt werden. Als ich diss vernam, were ich gern mit im gezagen und hilt darumb an bei minen eltern. Min fatter hat nuhe wol vernomen, das es uff der scholen s. Alban nit so gut war wie vurhin uff der Santkuilen, und er gab sinen willen darzu. Aber er gink mit mir und Tilman vurs. zu Weidenbach bei die monchen, sich zu befragen umb die gelegenheit zu Herzogenbuschs, die monchen aber widderreten, das man uns nit dahin, dan nach Emerich schicken solt, dahin kont man naher zu schiff komen, aff und an zeitung und noitturft schicken und wer die schol auch eiz mit gutten meistern besatzt. Also wart vur gut angesehen und besclossen, man sulte uns zu Emerich schicken. Also zauch Tilman Schuif und noch mehe studenten hinaff und quamen uff den dritten tag zu Emerich, gingen in die herberch zum Engel in der SteinstraissenBd.1, S.72.
 
Anno 1531 uff donnerstach nach misericordia domini27. April., den anderen tag, als ich zu Emerich ankomen war, zouch ich nach Cleif mit vil burgeren und studenten, da solt man rechtfertigen etlich straissen- ader stromschender, wilche zwischen Engers und Andernach etliche treffliche kaufleut mit vil gutz in irem nachen ader schiff mit gewaltiger tat angegriffen, gefangen und dasBd.1, S.73 [45'] gelt und gut genomen, in ir schiff gelacht und die kaufleut also gebonden und beraubt roder- und remenlois triben leissen, sei aber mit dem schatz mit uffgerichtem keisersfenlin tag und nacht langs alle zoll foren, als ob sei frei weren, bis gen Dinksclagen im lande van Cleif, dar sei den rauf deilten, den nachen mit erden besweirt senken wolten, daruber sei angetroffen und gefangen worden. Irer war 12, darunder war Christgin van Merhem, ein alter fint der stat Coln; disser warf gelt uber gelt van sich und untquam innen. Erst als er die klock zum storm horte luden, wolt er sich auch hinwech machen, sacht: diss ist zu spait gelaut zur mess und zu fro zur vesper, und wolt do auch uff sin gewest, doch er quam darvan; wehe meher boif, wie groisser gluckDenn je grösser der Schelm, um so grösser sein Glück.. Die anderen aber worden zu Cleif bracht. Darhin war der TreirscheW. hat nur: Treische.marschalk und ander mehe rete komen, beclagten sei peinlich als vur offentliche straissenschender, die in der oistermissen van Frankfort im geleide den RheinstromRheinstorm bei W.!geschant hetten, wolten auch nit abzehen, innen geschege dan ir recht. Also worden irer 6 uff den godestachMittwoch den 26. April.gericht. Den donnerstach, do ich dar quam, richte man 5, einen graven, 2 kaufmenner und 2 edelmen, die alle strassenschender waren. Der graff und noch einer vom adel worden vur der stat uff dem kirchoff gericht und begraben, die ander 3 worden am galgen gericht und uff rader gesatzt; man sagt, herzog Johan het den graven gern erledigt umb groisser bedt willen, die vur in geschahen; aber die furstin zauch uff Monderberch bei Kalkar, wolt nit widder komen, er were dan rechtfertiget. Und zu Cleif fantBd.1, S.73 [46] ich minen neven Christianum Hersbach, sinen fatter Peter Hersbach, der in dar uff die schol getain hat, und disser min ohem satzt mich hinder uff sin pert, das ich den graven richten sach, und im hau worden im die daumen und finger mit abgehauwen, die andere kop, als sei gericht worden, felen mir vur min fois, das ich davon aller erschrakBd.1, S.73.
 
Anno 1531 uff saterstach nach misericordia29. April.wart ich zu Emerich im fraterhausVgl. über dasselbe Dederich, Annalen d. St. Emmerich S. 305 ff.in die wonung angenomen, hatt min eigne kost. Etlich speck und fleischs hat ich mitpracht und etlich galt ich daselbst, kocht selbst und ass, wat ich hatte. Ich wart auch von dem rectoir daselbst domino Petro HompheoEin Schüler von Hegius. Vgl. Dillenburger, Gesch. d. Gymnasiums zu Emmerich, Progr., 1846, Krafft in der Ztschr. d. Bergischen Geschichtsvereins Bd. 6, S. 205 ff. nach Heinr. Bullingers Aufzeichnungen, Paulsen, Gesch. d. gel. Unterrichts S. 118, Dederich a. a. O. S. 310. Sehr lehrreich sind Bullingers Aufzeichnungen.Cochemensi ingeschriben, der ein stracker gelerter man war und der folgens canonicus und decanus, auch predicant daselbst wart. Disser ordineirte mich in septimam classem, war on die nullariosWahrscheinlich sind Schüler gemeint, welche nur einen vorbereitenden Kursus durchmachten, in die regelrechten Klassen noch nicht aufgenommen waren.das underste. Heir leirt ich kurzlich minen Donat uff das neut, leirte declinern und conjugern, horte auch in lectionibus communibus Petrum MosellanumVgl. über ihn Paulsen a. a. O. S. 64, wo man sich weiter orientiren kann.. Darnach in octobri ascendeirten ich ad sextam classem, da hort ichFehlt.grammaticam Aldi ManutiiBd.1, S.74.
 
Anno 1531, als ich zu Emerich sult zehen, hat mir min fatter laissen machen einen eselsgrauwen paltrock mit fil falten und weisse hoissen, hoich schoin, und einen swarzn hoit uff dem heubt. Also war gemeinlichen mine tragt, so lang als ich zu Emerich war, dan besser kleider hetten mir nit gedeint, dieweil die scholer daselbst uff keinen benken dan uff dem gebone sitzen moisten. Sunst hat ich noch wol etlich lichte somer alte kleidergin, aber geringer werdenBd.1, S.74.
 
[46'] Anno 1531 den eirsten octobris, do ich ein half jar min eigen kost gehat und der winter heranquam, hab ich mich das ander halbjar bei die monchen im fraterhaus in die kost getain, dan das hat min fatter vur gut angesehen, wie er mir zugeschriben hat. In dissem fraterhus wonten bei 80 scholer, darunden waren wol zehen Colner, meine lantzleut: Tilman Schuif, Marx Kessel, Gladbach und mehe andern. In dissem fraterhaus waren etliche kostgenger und etliche hatten ire eigne kost, und mir gingen zu scholen und hatten im fraterhaus auch unse eigne ubungen in sonderheit, darzu uns die monche als stracke uffsehner hilten. Und in dissem jar bin ich nehezitz in der scholen gesclagen worden dan eins im fraterhaus van den monchen, darumb das ich nach Hernberge bei Emerich war gelaufen und sach da einen firtelen und hat kein erleubnis herzu gehatt. In eim gansen jar, sidder ich im fraterhaus gewont hab, ist gein wein in mein leib komen, dan der wein war da seir teurBd.1, S.74.
 
Anno 1531 ist Iheronimus Hersbach ein eliger son Petri Hersbachs und Drutgin van Weinsberch mineß ohem und moenen uff der Hoeportzen zum Hollender geboren. Und zu sant Peter geteuft worden. Hat folgenß daß fasbender ampt geleirt, hat sich oistwartz, zu Venedich in Itala und Franckrich versoicht, und do er bestetlich war, verstarb er unbestatt.
 
Anno 1531 ist Mergk Kuckelmanß van Aich ein elige dochter Johan Kuckelmanß van Aich borggreven und Mariæn van Weinsberch mineß ohem und monen, uff sant Severinß portzen geborn, [47] und zu sant Severin geteuft worden. Und ist nach irer moder thoidt ein conuentz suster van sant franciscus orden, zu Marien beth lehem in der Reimerßgassen worden.
 
Anno 1531 ist ein irtumb der religion tuschen den Switzeren untstanden. Dan die von Zurch und Bern samt irem anhang sint luters und sacramenterer worden und haben den von Uri, Switz, Underwalden, Lucern die strassen verlacht, umb dess willen das sei catholischs sint verpleiben, und haben innen nichtz willen zuforen laissen, dess sich die van Uri, Switz etc. hoichlich beclagt und ir gluck mit dem swert versoichen moissen. Sint also zu beiden seiten an einandern gehitzt und sich drimail samen gesclagen, die catholischen Uri, Switz, Underwalden, Lucern mit irem anhank haben uberwonden und der Zurcher und irem anhank uber veirtausent man ersclagen. In der eirster sclacht ist der Ulricus Zwinglius selbst personlich toit pliben, den die fiant zu kleinen stucker gehauwen, und hat ein jeder sich an sinen leib willen rechen; der kein stuck von im hat bekomen mogen, der hat ein stucklin von eim andern gelint und sin gewer, swert, speis ader helpart darmit gesmirtWeinsberg, der im übrigen in diesem Abschnitt der Erzählung der Epitome folgt, giebt hier im Satze wieder, was man sich mündlich erzählte.. Als disser irtumb uber 6 wochen geweren, sint sei zu beiden teiln von den nachparen Strasberch, Costenz und andern vertragen, das sei vortan frit under sich hilten. Disse sclachtW. schrieb hier noch ein überflüssiges: hat<img src=[47'] und nidderlach der Zuricher und Zwinglii hat sich Joannes Oecolampadius, von Weinsberch burdich, also hart angenomen, das er diss jar gestorben ist von betrobnis, wie man sagen will, und licht zu Basel begraben. Disser Oecolampadius ist ein uberaus gelerter menschs gewesen; wolt got, das er catholischs wer verplibenBd.1, S.75.
 
Anno 1531 ist Weisgin Ripgin van Neus, ein schones jonges frauwenmenschs, die bei Engel Ernst an der Witzgassenort, irer suster man, plach zu wonen, diss jar an Paulum van Kauffe, einen widman, uff der Bach wonhaftich, umb s. Bartholomei missen24. Aug.bestadt worden, dieweil ich zu Emerich was. Ich hab sei wol gekant, ehe sei bestadt wart. Und disse ist folgens, doe ir man gestorben war, min eirste hausfrau worden.
Dissen somer ist auch die hiltumsfart gewestBd.1, S.76.
 
Anno 1531, do ich zu Emerich war, hatten die durworter und botten eins raitz zu Coln das fur vur der raitzkamern verwarloist, das das raithaus in der nacht angink und bestont zu brennen; der wechter war boven uff dem torn, sach das fuir under sich, scloich frei uff die brantclock, doch wart das fuir gestilt und dede sonderlichen keinen schaden, aber es macht ein grois geschrei binnen und baussen Coln. Unden langs den torn und raitzkeller, da man vam Altenmart uff den platz geit, stunde ein hulzen trap und hulzen gank, ein unveledich foil loch, wanBd.1, S.76 [48] es regentich weder war. Die trap wart umb sorgen des brandes abgebrochen und a. 1540 ungeferlich leis her Arnt van Bruwiler, rentmeister, ein herliche weite uberwolfte trap bauwenBd.1, S.76.
 
Anno 1531 ist min fatter uff s. Thome tag uff dem Swarzenhaus veirundveirzich gekoren worden und haben disse veirundveirzich also fil uff imD. i. auf sich.. Der verbuntbreif aller amten und gaffeln a. 1396 uffgericht bringt mit, das ein rait zur zit aller sachen mechtich und mogich sin soll, uisgescheiden etlicher sachen im verbuntbreif uisgetruckt; wan die vurfallen, alsdan sall man van allen gaffelen zwein man schicken zu eim rade, die sullen von wegen der ganser gemeinden volmechtich sin. Nu ist es aber im gebruch, das man zu allen halben jaren sulch veirundveirzichen kuist, wilche die ganse gemeinde presenterenVgl. Chroniken d. D. Städte 14, CCXX ff., Ennen, Quellen z. Gesch. d. St. Köln 6, S. 424..
 
Anno 1532 angefangenBd.1, S.76.
 
Anno 1532 ist mein fatter amtman zu Arsberch worden. Der ist fast vil und ist ir befell und gewalt, das sei uisgenge und verzichnichFür verzichnis?uber erf und erfzalen mogen vur sich laissen geschehen und die an das schrein verurkunden. Sei mogen auch die boich in die hant nemen und selbst lesen und soichen, was in gefelt. Man plegt auch uis innen die schreinmeister zu erweln. Diss amt gilt man und was inkomt, teilt man zu seltmalen und gift jederm sin teil, das nennet man den knoden, und einer mag wol uff vil orten an schrinen amtman sinBd.1, S.77.
 
[48'] Anno 1532 uff fritag den 8. marcii uff den rechten mittach ist min broder Gotschalk von Weinsberch, ein ehelicher son Christian von Weinsberch und Sophiae Korth, eluden, miner lieben elteren, im haus Weinsberch oben uff der kamern zur straissen warz boven der groisser stoben geboren und hat ein helm mit uff die welt bracht, das ist ein felgin uff dem heubt gewassen, das geinem andern von miner elter kindern widderfaren ist. Es hat fillicht got etwas sonderligs uber in versehen, das er in mit dem helm bezeignet hat. Er ist folgens zu s. Jacob geteuft worden und nit nach sinen patten, dan uis begerten mines fatters, der in uis liebden sines fatters Gotschalk genant wolt haben. Er hatt beinger, waren im binnen gebeugt wie eim ruter, das im die knehe van einander etwas stonden; solt daher sin komen, das min moder in siner tragtAls sie mit ihm schwanger ging.oft an den herrn Don Galzera de Cardona uis Hispanien, der mit dem keiser zu Coln war und zu Weinsberch lag, gedacht het, wie sei domails verzalt, der sin lebtag geritten hat, das im die bein van einandern mit den kneen stundenBd.1, S.77.
 
Anno 1532 in der wechen nach halffasten10. März., als die letzen zu Emerich ungeferlich aus waren, sint unser, Colner, veir nach Coln gezagen: Tilman Schuff, Werner von Gladbach, Marx Kessel, und haben uns eirst beratsclaget, dieweil man dasmal sunde macht, botter und keis in der fasten zu essen, was wir vur profant mit sulten nemen baussen zitz uff dem wege zo essen, namen derhalb 2 duppen honichs mit mel gesoden mit uns und davon zerten mir den tag uis, den abent moisten mir bei dem wirde zeren. Und als ichBd.1, S.77 [49] zu Coln quam, fant ich mine motter im kram, dar sei mines broders Gotschalks noch in gelach. Ich fant auch min studorium ader kamerlink mit aller siner rustung, dess ich gar frohe war, und dieweil ich im fraterhaus strack gehalten wart, wiewol ich das eirste jar wol zu nutz angekeirt hatte, noch dannest clagte ich minem fatter daruber und bracht vil ursachen vur, das es in der stat besser were in burgershusern dan bei den monchen im fraterhaus, und min fatter gaff mir darin erleubnis zu doin, was mich duchte gut sinBd.1, S.77.
 
Anno 1532 in der wechen nach Colner gotzdrachtÜber die Kölner Gottestracht, welche am zweiten Sonntag nach Ostern statt fand, vgl. v. Mering u. Reischert, Die Bischöfe u. Erzbischöfe von Köln Bd. 1 (1842), S. 7 ff.zauch ich widder hinab nach Emerich mit Adolf van Wipperfurt, Johan van Euskirchen, minen scholgesellen, die ich am schiff uberquam. Ich het dissmail wol lieber zu Coln pliben und etwas anders angetriben dan studeirt; dieweil aber min fatter ernstlich vurhatte, mich zu der ler zu halten, derhalben moist ich fort. Und als ich zu Emerich quam, verleis ich das fraterhaus und zauch in ein herberge in bei Johan Pass in der Steinstraissen. Da waren bei 10 ader 12 scholler zur herberch, daunden ein pater war, und hatten alle samen ir eigen kost. In disser herberch hatt ich etwas, ja vil mehe freiheit dan im fraterhaus, das mir nit zu gutem quam. Dan wiewol ich speck und fleischs, auch zimlich zu miner noitturft geltz genoich mitpracht, dieweil ich aber mines frihen willen mit ausgeben gebruchte und frei praste, nit sparte, nach kindischer art kein achterdenken hat, auch dem einen hie leinte, dem andern da gab und mitteilt, auch durch andere jongen verfort wart uff orter, dar mir zopger, gut bisger und bastartEin süsser spanischer Wein, vgl. Mittelniederd. WB. 1, S. 157., met und derglichen aissen und drunken, derhalb wart ich in dreien manat ungeferlichBd.1, S.78 [49'] alles quit, was ich hatte; do moist ich armoit leiden; nemans deilte mit mir, nemans van den scholern wolt mir auch etwas lenen. Dartuschen leit ich zu zeiten groissen honger und durst den somer durch, das ich duck ganse wochen anders nit ais dan appel, biren, kirschen, prumen, dicke melch und drank wasser. Ich leinte auch gelt von einem burger zu Emerich, Groisbeck, etliche gulden, gab im ein hantschrift. Disser handlet mit winen, schickten die hantschrift mit sinem diener zu meinem fatter und min fatter hatt auch vernomen, wie ich in Johan Passen haus so unordentlich handleten und lebte, befalch im, er sult mich in sin haus nemen. Do es bei s. Bartholomei zit neikdeDa es sich S. Barthol. zuneigte, auf den 24. Aug. zuging., troig ich mine kleider uis Passn haus und bezalt die frau im haus, was ich ir schuldich war. Dissen somer hat ich wol studeirt, aber nit so fleislich wie vurhin im fraterhaus. Ich hatt dissen somer auchÜberflüssig davor ein: aus.meisteils im felde gewest, dan es warn vur der alten porzen vil hupscher weiden, darin ich nach den letzen mit den scholern spaceren ginkBd.1, S.78.
 
Anno 1532 im somer wart einer zu Emerich gericht, genant Clais von Geller, der hat einen dollen menschen Johan Moir vermordet und in den Rhein geworpen, der uber 6 wegenSo für weken, Wochen.darnach von den fischern gefangen und zu Emerich uff das lant pracht wart. Und wie der richter und scheffen in besahen, hoif er an friss zu bloden; do sprach das folk: hie ist emantz an dem doit schuldich. Disser Clais stunde darbei und wart sich winkelen zu felde zu; algemach als das uisprach, eilte im der richter zu perde nach mit etlichen gerichtzdienernBd.1, S.79.
[50] Als Clais das sach, sprank er oben van einem gemaurten dich und wolt untlaufen, doch wart er balt ereilt und gefenklich gesatzt. Disser beclagte zwein burger van Cleif, die des doitsclachs mit schuldich sulten gewest sin, aber felschlich, hoffte durch dero fruntschaft loss zu komen; sei worden alle 3 grulich gepinigt. Clais hat bekant, wolt die andern nit erlaissn, die andern waren unschuldich und launten. Derhalb wart Clais verordelt zum toit. Und als er uisquam ans gericht, wolt er dem richter heimlich bekennen; der richter sagt, er sult offentlich bekennen, do sagt Clais, er het den mort allein getain, die andern weren unschuldich. Walan, sprach der richter, wan das urtel nit ergangen were, so moist du gefirdelt werden, und als Clais kneen solt, kont er nit kneen vur pinen, so stach man im wrastenDas soll wohl heissen: man schob ihm einen ausgestopften Kranz unter. Herr Prof. Franck in Bonn erklärt wrast, wraste mit: ausgesopfter Kranz, der zur Unterlage beim Tragen dient (kringel, wriddel)., daruff wart er gesatzt und als im der scharfrichter den kop wolt abhauwen, zouch er den kop in den nachken, das er nit zu treffen war on sorg, zauch auch das doich van den augen und want den kopp umb, sach den scharfrichter an und wolt den kop lang nit uisrecken, das nit moglich war in zu richten; man bant im das har an einen knechtspeis, wolt im zu zwen seiten also den kop uisrecken, es half nit. Nu hatten die von Emerich sorg vur den herzoch van GellerWohl wegen der Verhältnisse, welche Nijhoff, Gedenkwaardigheden uit de gesch. van Gelderland Bd. VI, 3, S. XXI ff. bespricht., dorften nit lang im felde sin. Do sprach ein edelman Hoffeling zum scharfrichter: hau ab, wa nit zu einem hau, so hau hondertmal; der dir leide doit, sol mir auch leide toin, ich will bei dir leben und sterben. Also sprachen alle andere burger und reckten die finger eintregtichBd.1, S.79 [50'] uff. Do kreich der scharfrichter einen moit, drank eins und heif dem Claissen zosehend den kop mit einer scholder ab mit sulcher macht, das er uff die erde feil; und alsbalde worden die zwein burger van Cleif loss und stunden darnach vur den kirchen bedlen. Disse handlung hab ich gesehen und gehortBd.1, S.80.
 
Anno 1532 nach Bartholomei24. Aug.zauch ich zu dem andern mail nach Coln, hat nit dan einen scholgesellen bei mir; die ursach war, ich sorgt, were ich da pliben, so hette ich moissen ascenderen e sexta ad quintam classem ordinarie per examen praeceptoris und die armut was auch also grois dissmail bei mir, das ich wol mogt sagen: ad patriam remigrare meam me cogit egestasCitat oder eigene Kunst? Es gelang nicht die Quelle ausfindig zu machen.. Und als ich bei Urdingen quam, wart ich indechtich, wie ich ein moen zu Lank het wonen, miner freuwen zu Dormagen suster. So gink ich uff Lank zu ir und gab mich zu erkennen, und sei untfinge mich erlich und erfragt nach allen frunden, miner freuwen kinder, leis mir ein foisbat zurusten und dede mir gutlich und ich bericht sei, so vil ich wost. Nach den andern tag nam ich einen fruntlichen abscheit und zouch fort nach Coln, und als ich zu minem fatter quam, gaff er mir gein fruntlich dan ein strack gesicht, dieweil er vernomen, das ich zu Emerich unordentlich haus gehalten hette, und leis mich auch die hantschrift sehen, die ich Groisbeick von dem untfangen gelde geben hat, und schickt im sin gelt erlich weder. Es verdraus auch minen fatter, das ich on erleubnis und on das er mir geschriben hett, hinuff komen wereBd.1, S.80.
 
[51] Anno 1532 war im herbst ein uberaus gross Turkenzoch, dan der Turk Soliman war mit aller siner magt uff und wolte die Ungaren und christenheit uberfallen. Darumb war vurhin zu Regenspurch (wilche richstat das neigstW. schreibt nur neigt.gelegen) ein richstag gehalten, daruff keis. und koninkl. majestaten samt vil chur- und fursten und stende des richz erscheinen und uff die turkensteur handleten. Dieweil sich aber die protesternde weigerten einich hilf widder den Turken zu geben und sich selbst, dar sei der catholischen besorgt weren, zu unthelfen, begernde eirstlichen einen fritstant, derhalb wart durch die churfursten Meinz, Palz und Saxen zu beiden teilen gehandlet, das die protesternde sultenW. schreibt nur: sulte.einen anstant und friden haben bis uff ein consilium ader, so das nit vortginge, bis uff einen andern richstag; und als disser fride und anstant ingewilliget, hat man zu allen seiten die hilf gegen den Turken richlich ingewilliget. Also hat man das folk eilend in allen landen uffbracht, einen sulchen groissn hauf, als man lang in Dutzlant nehezitz vernomen, bei 80,000 foisknecht und 24,000 zu perde, on die Ungeren, Behem, Hispanier, der kein geringer anzall war. Die stat ColnBd.1, S.80 [51'] schickte als ein richsstat auch etliche knecht dahinVgl. den Erläuterungsband hierzu und zum folgenden.. Darzwischen galt es samlen und gelt an allen orten uffzubringen. So wart zu Coln auch ein schatzung angesclagen, das ein jeder burger mois, nachdem er rich war, zur steur gegen den Turken geben. Darzu worden etliche herrn, die des raitz gewesen, zu verordnet, die sulche schatzung von den burgeren insamlen und untfangen sulten. Darunden war min fatter Christian mit van eim erparen rade zu verordineirt. Es zogen vil leut in dissen kreich; min hospes zu Emerich, Johan Pass, zauch auch dahin und quam nit widder. Phalzgraff Fridrich war disses zogs der oberster heubtman, der fast Turken ersclagen und verjaget hat, bis entlichen ein vertrag und bestant mit dem Turken gemacht ist wordenDie Beziehungen auf Köln ausgenommen, ist der Abschnitt eine Verkürzung der Epitome S. 159-164..Bd.1, S.81
 
Anno 1532 nach Remigii1. Oktober., als ich neue zergelt zuwegen pracht samt anderer noitturft, haff ich die letz gedronken zu Coln und hatte mich den abent wat geirret mit minen eltern, umb ursachen das sei mich fillicht gescholten hatten, das ich sclaifen gink ungesonet und den andern tag zu schiff gink, half stilswigend, mit des vaigtz son zu Mulhem, der auch nach Emerich zehen solt. Foren den abent zu Mulhem und weiters nit. Do ich aber am Rhein Coln vur mir ligen sag und gedacht, das ich halfBd.1, S.81 [52] mit unwillen von minen eltern geschiden was und worde noch lange nit widder zu in komen, nehe leider ist mir min lebtag gewest. Ich dede den abent und ganse nacht nit anders dan karmen und hulen, mogt essen noch drinken, man wolt mich vil troisten, lachten mich uff das bedde, dar der furst van Gulich uff plach zu sclaffen, es half allet nit. Wir foren fort hinaff, ich hat ein bedroifde reis. Auch sagen mir in der affart davur und darnach ein groissen cometen abentz und morgens mit eim langen swanzEpitome S. 167 gleichfalls., daruff hat das folk vil redens und machten ein dem andern den moit noch swarer. Und als mir zu Emerich quamen, begaff ich mich in die herberge bei einen schiffknecht Johan von Heusten und sin hausfrau Bingin ader Sabin, ein betagte frau, und waren seir gutte leut, wonten seir nach bei dem Altenmart gegen Wilach uber; er for uff und aff zu Coln, zu Deventer, und sei war ein fodenersche. Disse leut hatten nu befelch von minen eltern, das ich etwas sperlicher sulte haus halten und fleissiger studern, wie ich auch eigentlicher vurhatte, und leis mich examineren ad quintam classem von magistro Mathia Bredebachio KirspensiVgl. Dillenburger a. a. O., Dederich a. a. O. S. 311. Bredenbach aus Kierspe., der vurhin secundanorum gewesen und jetz durch uberlieberung Petri Homphei des rectoratz rector worden wasBd.1, S.81.
 
[52'] Anno 1532 umbtrint s. Simon und Jude tagUm 28. Oktober.kreich ich das feber und kalde uff den andern tag, also das ich einen tag frei hatt, den andern das feber, und gink mir mit einer groisser hitzden an; darnach wart ich schrecklich freren und behilt diss feber lang zit, gink doch und stunde darmit und lach zu zeiten heilicheNicht heilige, sondern ganze Nächte.nachten, das ich nit sclaifen kunt, und quam auch selten in die scholl, das mich seir vil hinderten an miner leir. Ich wart so gell im angesicht wie wass und was mir diss feber fillicht von dem gronen fischwirk komen, das da goden kauf was, das ich gern ass und fillicht nit gar kochte, dieweil ich allet min eigen kost hatte; fillicht hatt auch die forige armut im somer, do ich aiftz ganse wechen ass und wasser drank, nit wenich zu dissem feber geholfen. Was raitz ich dede, so mocht mir doch nit geholfen werden. Der statphisicus sagte, ich moist sauberlich leben und der zit verbeitenBd.1, S.82.
 
Anno 1532 war ein uberaus kalter winter, dieweil ich das feber hatt, und der Rhein bestach sich glich oben Emerich und auch glich under der stat und uff s. Andreis tag30. November.froir der Rhein vur der stat glich und glat zu, wan das man den tag stein uff das eis warf, der ein feil durch, der ander bleib uff demBd.1, S.82 [53] eis warf, der ein feil durch, der ander bleib uff dem [53] eis ligen. Man sag auch den nachmittag einen hont uber den Rhein laufen; den andern tag zu morgen frohe quamen arm leut uber den Rhein laufen, hatten holzgin gelesen, das sei in die stat trogen. Umb den mittach gab der rector den scholern urlob, das sei spilen sulten gain; hat an den Rhein nit gedacht ader verboden daruber zu gain. Do die scholer loss waren, leifen sei uber den Rhein, so mang jonge so manichen wech, der ein scloich die ban, der ander spilte ball, dop, klotz, boil, was ein jeder wolt, und die burger und burgerschen quamen zu wonder an den Rhein und sagen das spectakel, und war gewislich ein wonder ansehen. Und wiewol ich krank war, so gink ich mit minem gesellen Tilman Schuff mit uber den Rhein, und war sulche breite, das ich es nimer gelauft hette, und gink etwas hoher der stat spaceren. Und als ich mit minem geselln widder heim uber den Rhein wolten gain und mitz uff dem Rhein waren, do horten wir, das alle menschen nach uns winkten und schreien: halt, halt, halt; wan wir dan stil stunden, mienten, sei woltenW. schrieb nur: wolte.nach den kraen scheissen, so swigen sei auch still; als wir widder for uns geingen, so reifen sei noch harter undBd.1, S.82 [53'] wir konten nit verstain, was sei wolten, bis zulest etliche zu uns fan ferns neikden und sprachen: lauft den wech zuruck, sunst moist ir versaufen; und mir deden, wie wir geweist worden. Als wir an die stat quamen, sagen wir, das ein offen grois wintloch im eis stunde, dess wir uff dem Rhein nit sagen, der so blank was als ein spegel, und die son schein daruff und mir mirkten do, hetten wir noch etwas weiders fortgangen, so weren mir recht in das loch gegangen und weren darin versoffen. Disser forst daurten, das das eis nit brach, bis in die christhillige tageWeihnachten., aber es war vurhin wol 6 tag doewidder gewest, das das wasser boven dem eis stunde, das man gein eis sach. Und uff christabent quam ein bode uber den Rhein uff dem eis gurtelsdeifte im wasser gangen nach der stat, hat groisse geschefte eilens, das stunde, als hett er im Rhein gangen; wie er nuhe vur die stat quam uff knechtspeis lengde, war es vur abgeduwet van dem warmen wasser uis der stat und da feil er vam eis under wasser, das man in mit haiken heruis moist trecken; nemans durft sich uff dem wasser mit schiffen wagen umb des uffbrechens willenBd.1, S.83.
 
Anno 1532 ist konink Henrich uis Engellant mit groisser macht in Schotlant gefallen, aber konink Jacob von Schotlant hat in mit gewalt zuruck uis Schotlant getribenAus Epitome S. 166..Bd.1, S.83
 
[54] Anno 1532 wart konink Christernus von Norwegen und Denmark, da er von sinen reten gegen konink Fridrich von Denmark gefordert wart, widder gegeben geleide gefangen und uff SudenburchIn Epitome S. 166, woher der Grundstock des Berichts stammt, besser: Sunderburg, d. i. Sonderburg.gesatzt, da er sin lebtach gefenklich gesessen, und ist konink Fridrich bei dem rich in friden bliben, bis er starbBd.1, S.83.
 
Anno 1532 starb herzog Hans von Saxen, churfurst, der den Martinum Luther eirst underhilt, do er anfink zu predigen gegen willen des pabst und keisers und aller catholischen; war der fatter herzog Hans Fridrichen churfursten zu Saxen, und ist zu Wittenberch herlich begraben wordenErweiterung des Satzes in Epitome a. a. O. Man bemerkt, wie allmählich die eigene Erinnerung des Verfassers an die Zeitereignisse seiner Jugend erwacht..Bd.1, S.84
 
Anno 1532 uff s. Thomas tag ist min fatter Christian zum sexten mall van der geselschaft des Swarzenhaus gegen das zukunftich christmiss zu rade gekoren, ist auch dissen raitzgank woichmeister und clagher worden. Bei dissem raitzgank hat sich min fatter eirst in der dutzer retorik gebraucht, die er gegolten und durchlesen hat; und bei der clagherrn amt ubte er sich weilich, half vil leuten, das sei sich vertrogen, dede auch manichem sin wort in eim erparen rade, das er im rade vur einen bescheiden geschickten leilichen ratzman angesehen wart und von dem gemeinen raitman umb sines geneigten willen und deinst seir gelobt und geleibt wart. Umb disse zit quam er auch in zemlich gehoir und worden im fil sachen befollen.Bd.1, S.84 [54']
 
Angefangen anno 1533.
 
Anno 1533 ist min neif Christian Hersbach canonicus zu s. Severin worden. Diss canonicat hat im sin ohme doctor Conradus Heresbachius, des furstn rait van Gulch, gegeben; er hat aber noch zu Cleif und Deventer darnach scholen gegangen und ist so balde zu der residenz nit komenBd.1, S.84.
 
Anno 1533 im fastabent23. Febr. Vgl. oben S. 79 Anm. 4.ist ein heimlich stil gerucht in der stat Emerich ausgangen, als hetten die Gellerschen, wilche heimliche viant der stat waren, die stat ingenomen und felen mit gewalt uber die maur in die stat; und min wirtfrau komt in der nacht in min kamer, dar ich neben Tilman Schuven uff dem bedde lach, und schrei: mordio, mordio, die stat ist ingenomen, die fiant sint darin, sclaint allet doit, was in vurkomt, darumb stait uff, das ir nit uff dem bedde erworgt werdt. Ich hadde uff die stunde das feber und kalt uff dem hals, kunt vur zittern nit vil ausrichten, doch holfen sei mir, das ich in die kleider quam; und wie ich uff die strais sach, war es gar still und uff dem mart und allen straissen vur jeder deur hink ein lucht mit brennenden kerzen und ich erschrack seir und sweischten in der bangicheit und auch uis folgender hitzden als minen toitsweischs, und jonker Wilach, uns nachpar, schickten sinen diener aus zu erfaren, was zu doin were; desglichen leifen vilBd.1, S.84 [55] nachparen gewapnet mit harners und gewer hin und widder zu dem raithaus, zu den mauren und porzen und vernamen keinen fiant, war sei quamen, dan das nachtzgeschrei war also uiskomen. Die wechter gingen uber die maur und waren foll; der feil einer von der mauren in eins burgers haus uff ein tag, das es das gesinde wacker macht; die horten und sahen die wechter mit irem gewer, meinten, es weren viant gewest, brachten sulchs under die nachparen, die vur den Gellerschn stetich besorgt waren; einer sagtz dem anderen und also quam das gerucht durch die stat. Diss erschrecken vermeirden mir das feber noch fil mehe, auch quam die fast heran, das ich herink, buckink, spirlinkEin kleiner Fisch, cyprinus aphya, vgl. Mittelniederdeutsches Wörterbuch 4, S. 329.und moschelen ais und derglichen, was mir wal smachte, verhoffende, das feber sult mir vergain. Ich wart aber tag fur tag kranker und sulchs schreif und untbout ich minen eltern, die darumb herzlich bedroift waren, hetten wol mogen liden, das ich zu Coln bei in were gewest, es war aber in der swacheit nit wol zu machen gewest, und leissen mich troisten, so vil moglich warBd.1, S.85.
 
Anno 1533 uff saterstach nach parschen19. April.untfinge ich einen troistlichen breif von minem lieben fatter nachfolgenden inhaltz:
Minen grutz zu dir, min son. So ich vernomen han, dat du krank biss, ist mir herzlich leit, want ich einen sonderlichen willen zu dir haffe. Derhalven ich und din moder dich auch mit gelt und ander versein und dir zugeschickt hant, mit beger, du willes mir under anderemBd.1, S.85 [55'] schreiven, mich wissen laissen, wat du untfangen hast, dabei ich vernemen moge, off it dir auch worden ist. Damit du aber gewiss seis, dat ich dich in sonderheit von herzen leif han, so ich vermirk, dat du die genade van got hass, dat du kunst leif hast, wolde ich dir gern ein underricht doin, so vil min leilich verstant ussforen kont, so ich montlich mit dir reden mogt; so ich aber nit bei dir bin, sall mine rede van deir us dissem meinem schreifen verstanden werden. Vernim, min son, de rede mines moins sal disser meinunk sein. Het ich in minen jongen dagen de gnade van got gehat, dat mich min alderen zu kunst und lere gezagen hetten, dess het ich mich boffen alle goitheit und gnade, mir van got und minen elteren gescheit ist, hoich und grouslich zu bedanken. So aber solchs nit gescheit is, hab ich solchs mit gedolt moissen vertragen. Ich hab mich aber in borgerlichen sachen des allwege geflissen, so vil min verstant vermogt hat, das ich mich sonderlich also fruntlich gegen allermallich erzeigt han, als ich allerbest kunt, han dadurch auch dannich etlichermassen dines wissens nach minem stat in burgerlichen sachen ehren genoig erlangt; so ich aber die genade van got nit han gehat, dat ich mich in hoen kunsten han mogen gebrauchen, dat mich seir verdruist, han ich doch sonderlich vermoden und hoffen, solchs an dir als an minem lieven son zo sein mit freuden etc. Nu so du eizons uis minem schreifen vernomen hast, dat ich vur dat eirst sonderlich ruwen han in dinen krenkden, zom andern groissenBd.1, S.85 [56] freude, dat du leifde zu der konst hast, han ich min zuversicht daruff gestalt, du werdes dich der genaden gotz und deines verstandes also gebruchen und dich dermaissen also halden, dat du zu groissen dingen komen machs; dat allet komen mach durch weisheit und weiser lude rait, dess du dich zu allen zeiden gebruchen sals; so du aber minen geneigten willen hie uis dissen minen schriften wol ermessen kans, darzu dat ich mich bedroff dines ungefals und erfreu dines wolfarens, kans du wol gedenken, waemit du mich erfreuwen off bedroven machs. Darom were nit billich, das du mich in einichen wech bedroifen sols, want neit ist mir zuweder, dan du get fur dich nemes, dat dir an dinen eren hinderlich sin mogt. Nu, min lieber son, han ich dir geschreven mancherlei, wie und wess gemoitz ich gegen dir bin, derhalven bin ich fruntlich an dir begeren, du willes mir dissen breif mit schriften beantworten na dinem verstande, zu gelegen zeiten mir zuschicken, damit ich etlichermaissen vernemen mach, wie und wilcher gestalt du in dinem verstande geschickt biss, dauss ich dan etlichermaissen mich mit dir forder nach geschicklicheit dines verstantz wissen zu richten. Nu han ich dir in dissem breif geschreven einen artickel, nemlich dat nit billich weir, dat du mich verzornen sols, den sals du dermassen nit verstain, off het ich einechen missfallen zu dir, damit du meins mich verzornt zo haffen; dem ist nit also, ich hab an dinem wissen gein missfallen, du hast mich auch neit verzornt, dan die feder hatBd.1, S.86 [56'] den artickel also mitbracht, want ich mir vurgesatzt hat dir ein gefatte feine rede zuzoschreifen, dabei du auch verstain mogs etlichrmaissen min leilich verstant, um dat du daruss mochtz verstain, hetten mich min eltern zu konst gezagen, warzu ich hett mogen geraden, und dabei, so ich sulche zimliche geschicklicheit forder nit uis konst ader leren dan uis leilichen beiwesen, so dat ich mich alwege geflissen haffe, wat ich van einem andern gesein han, dat wol stonde, mich darnach zu halten, kans du wol ermessen, wat man uis ler der kunst erlangen mach. Aber du biss seir blode, du mois dich mit gewalt in der jugent, so vil dir moglich is, zu sprechen koinlich oifen, so sals du so vil geschickter werden, die blodicheit wirt dich manen zu bedenken, wat du sags. Derhalfen, so ich dir nu vil van miner meinonk geschreven haffen, lais ich dich nu wissen, wie dat Keirstgin ein kanonich zu s. Severein is, dess du dich freuwen sals, want wan it deinen frunden wal geit, konnen sei dir eir und fruntschaft bewisen, dabei dat dir nutz ist. Vur gode zeidunk, wie dat ich und dein fruntliche moder, dein sustern und broder noch alle samen van der genaden gotz stark und gesont, dess got gebenedeit mosse sin, der dich und uns alle samen in walfart geluckselich, frolich und gesont sparen wil. Datum zo Kollen etc. Leber son, wil dich doch oeffen, feine, gefatte, hoffliche wort und reden zu gebrauchen, konlich, it sei im latin ader im dotzen, wil din gemot alle zit daruff stellen, off soldes du mit groissen herrnBd.1, S.86 [57] kallen, dadorch mag man groisse eir und gut erlangen. Min meinunk is doch, wolt dir got die genade geifen, dat ich uss dir einen schonen wal geschickten redener und dokter machen wol. Hiebei halt dich wol, min son, das dir nemans unehre konne zuermissen; daran dois du mir goden gefallen, ken got, der uns alle gesont spar. Leber son, nu kans du wal uss minem schreifen vernemen, warzu ich dich gern brengen wolt; doch so wirt min ansclach mit dir all vergeffs sein, wa du selver nit fleis in allen dingen, wie ich dir geschreven han, vur en keirs. Ich hoff aber, du werdes deich wal he innen mit der zeit wissen zu halden, want it ist dein sach und nit mein sach, it ist ein klein sach umb ein wetzges freuden, die ich davan mach haifen; der nutz davon is din allein. Hemit vil goder nacht. Dat mutzgen und dat wammis han ich noch nit, will ich dir diss gotzdrachtVgl. oben S. 78.mit anderen klerken schicken. Geschreven uff godestach nach parschen16. April.a. 1533.
Wil doch dissen breif verwaren und nit verwerpen, mir zo ehren, want du wirs in offer 4 jar bess verstain dan nu, und auch off ich storf, dat du miner dabei woldes gedenken, dat ich dich in trouwen gemeint han und ich Keirstgen Weinsberch van Swellem, dein vatter, dir dissen breif mit miner hant han zogeschreven.
Dissen vurs. breif hab ich bis uff heutigen tag mit fleis verwartEr findet sich noch im Original im Sammelbande des Verfassers, welcher die Vorarbeiten enthält, als Bl. 173 und 174; die Adresse hat gelautet: Dem zuchtigen studenten Herman Weynsberch van Swellm, wonhaftich binnen Emerich uff dem Aldenmart bi einem schiffknecht genant Johan Gerretzen van Hoissen, kome diss breif, minem soun.und van worde zu worde, wie in min fatter mit eigner hant geschriben hat, hir uisgeschriben und nitz dan hier und dar im boichstaben zu meherem verstande, so vil das tragt, gebessert. Und hat mir disser breif groisse freude beibracht, derhalb hab ich dissen und folgen breif vur allen anderen verwartBd.1, S.87.
 
[57'] Anno 1533 uff godestach in der karwochen9. April.war ich zu bichten gewest, wolt den mendeldach zum hilligen sacrament gain. Wie ich aber zum altar wolt gain, quam mir das feber mit gewalt heran dringen, wart also seir fresen und zittern, das ich mich nit kont berichten laissen; gink heim zu bedde ligen, faste den tag, wie ich auch den godestach gedain hadde. Den weisfritag bereit ich mich aber, faste den tag, wie es sich doch geburt hette. Den parschabent wolt ich widder hoichzit halten, dieweil do abermail das zittern anquam, moist ich heimgain ungeschafft, lacht mich und faste den tag umb swacheit. Den parschtag hilt ich hoichzit, untfinge das hoichwirdich hillich sacrament, ais darnach ein klein wenich; do hat sich das feber untsatzt und kreich es den nachmittag zitlich. Den montach zu parschen war ich hongerich und hat groisse begerte zu der neuwen speis, aes fleischs uber fleischs und bleib das feber darnach wol 14 tag aus. Ob das villicht umb des veirtagigen fastens willen zokomen ist ader was ursachen, ist mir unbewost. Aber darnach hoif das feber widder an, war doch unstandhaftlich, dan uff den zwiten, dritten, funften tag, und darzu scloich mir ein gebrech tuschen parschen und pinschn, das ich half lam wart, kunt arm noch bein mehe wegen. Ich war auch under disser zit mines febers voll worm und placks uber min gans leib gewesen, die leus deden mir groissen gedrengs, das heuft und alle glider waren vol placks und leus, darzu kreich ich ein gebrech in den hals, das ich an seesBd.1, S.88 [58] wechen nit vil redens kunt, neulich, das man mirken an mir kont, was min meinung war. Der mont stank mir, das heubt war ronzumb vol leus und placks wie ein korst. Ich bleif ein weil platt zu bedde ligen und konne nit gain noch stain; lach do ganse tag und nachten allein, hat wenich troist, dan min wirtfrau dede ir best, was sei kont. Ein jeder versagt mir das leben; min gesellen sagten, ich worde nimmer zu Coln komen. Diss hort ich zu zeiten; was freud mir disse reden prachten, kan ein jeder mirken. Ich gedacht duck: och, were ich vom leide, auch were ich bei minen eltern, mogt die gesegnen, wie gern wolt ich sterben. O du edel stat Coln, sprach ich duck, ich sehen dich nimmer, o ir herzliebe elter, suster, broder und frunde, ich werde uch nimer zusprechen; was ist es doch uff disser welt anders nit dan jamer, ellend und leit uber leit. Aber was half all min karmen, clagen und weinen. Ich reif got den allmechtigen in miner hoichsterIn der Handschr. hoichter.noit an, stalt mich in sinen willen und gewalt und troich min leiden gedultich. Aber nemans dede minen eltern disse herzliche krankheit kunt, ich kunt auch nit schriben, mallich warde des einen ader andern. Darnach fogde got, das mir die sprach zum teil widder quam, das man mich verstain konde, aber es hat mir an der zongen und hals sulchen schaden getain an miner spraich, das ich es an langer zit nit verwinnen konde; ja, uff heutigen tag befinde ich noch etwas mangels daran, das ich domails geledenEbenso: geladen.hadde. Und bestonde do auch etwas widder zu essen und starker zu werden. Min wirtfrau mit rait und hilf noch einer anderen frau beiden und laugten mir das heubt, schoren mir das harBd.1, S.88 [58'] mit einer scheren ab, smirten salf daruff und kemten mir darnach die ruff und plack ab, das mir das heubt ein rohe fleischs ware, und verdriben mir die leus und lachten mich reinlichEbenso: reilich.und heilten mir do das heubt mit weschen, drogen, smeren algemach, das es auch heil wart. Und hiemit ist der somer verlaufen, das ich nit fil in die scholl quam und wenich leirte. Min eltern hatten mir auch ein fesgin weins zugeschickt und gelt zu miner noitturft. Ich war auch gegen die wirtfrau dankbar vur ir treu, die sei mir beweist hatt. Darnach, als ich nu bess dede, schreif ich minem fatter alle ergangen handlunk und er war seir bedroift, schrifft mir duck widder troistlichBd.1, S.89.
 
Anno 1533 uff s. Gillis abent, ultima augusti, hat min fatter einen breif geschriben, den er mir zugeschickt hat, den ich mit fleis bewart hab, und laut van worde zu worde, wie nachfolgt.
Ich Keirstgen Weinsberch van Swellem, din fader, und moder, suster und broder sint van der genaden gotz noch alle stark und gesont.
Von der kraft und macht, die ein fatter hat sin kint zu gebenediden mit gotlicher gebenedidungen, so wonschen ich dir, dat dir got der her will geven genade und barmherzigheit und vur sigticheit und starkheit, dadurch du dich also schicken mags, dat got darmit geeirt werde und alle dein gesclecht. Fort lais ich dich wissen, wie dat du mir sonderliche fruntschaft und ehr beweist hast mit dem latinischen breif, den du mir geschreven hast, wilchen breif ich han laissen lesen, wilche leser sich bedunken laissen, du soldes den breif nit uis dinem heubt gemacht haifen, du soldes ein vurgedigtEin Briefmuster ist gemeint.van einem andern gehat han und den breif daruisBd.1, S.89 [59] geschreven. So, min lieber son, dess wil mich doch berichten, off du den breif uss dinem heuft gemagt hast off neit. Fort hastu mir geschreven, wie du nou zu s. Michels messen neit heim wils komen, in betragtungen, dat it dir schedelich sin sulde etc. Weils dan ein sonderliche vursigtigheit van dir ist, dat du dinen schaden (dir davon komen mocht) vurseust und auch ein fonkelgin der dogent der starkheit ist, so du dinen schaden vursust und dich doch neit mit der wallust, dat du heimzehen wols, mit dinen susteren und brodern frolich zu sin, darvan leist zein etc. Da ich mich dan sonderlich innen erfreuwen, mich bedunken laissen, dat ich min gelt neit unnutzlichen angelacht haven, und lais dich darumb wissen, dat ich ein sonderliche freude in dir haff; derhalven wil mich wissen laissen, was dir van noden ist, dat will ich dir zuschicken nach meinem vermogen. Get neues weis ich nit zu schriven sonderlichs. Dan hie ist ein ketzer gefangen, der ist auch ein widderteufer, den sal man verbroen. Auch sitztWeinsberg schrieb nur sitz.auch noch einer van Monster gefangen, der hat auch up dat heilich sacrament gesprochen. Noch sitzen 4 gefangen, die den luterschen pretgaten nachgelaufen hant; der ist dat jonge Hontgen ein in der Butgassen. Wie it in noch gain wirt, dat weis gotDer dies schrieb, konnte gute Kunde haben, weil er an den Geschäften des Rathes theilnahm; er hatte sie, wie der Vergleich mit den Akten lehrt. Das Jahr 1533 war in Köln durch hervorragenden Eifer gegen Neuerungen ausgezeichnet, wozu das kaiserliche Mandat vom 30. Juni 1532 besonders Anstoss gegeben hatte. Der Rath spähte nach den Lutherischen, hielt die Thurmmeister in Bewegung, bewachte seit dem Mai u. a. Joh. Gerlachs von Münster, den Weinsberg d. ält. meint, kämpfte mit den Augustinern, überlieferte den im Brief erwähnten Wiedertäufer Merten van Yffenem am 11. Juli dem Gericht, welches ihn, nach einer Verhandlung mit dem Erzbischof, vor Ausgang des August verbrannte, und suchte namentlich nach denjenigen Lutherischen, welche das Abendmahl nach neuem Brauch in Frankfurt genommen hatten. Konrad Hundt, von dem der ältere Weinsberg seinem Sohne schreibt, wurde freigelassen. Näheres im Erläuterungsbande. Das Bild in Ennens Gesch. d. Stadt Köln Bd. 4, S. 336 ist falsch.. Hiemit vil goder nacht. Datum zo Kollen up s. Gillis avent a. 1533.
Alle ander breif, wilche mir min fatter vur und nach geschriben, hab ich verwarloist, uisgescheiden disse vurs. zwein breifVorhanden in dem Sammelband der Vorarbeiten als Bl. 172., und hat mir in sonderheit disser breif umb der benedidung angeneim gewesen, hab wol so vil daruff gehalten als der patriarcha JacobBd.1, S.90 [59'] uff sines fatters des patriarchen Isaac benedidunk. Gott der himmelscher fatter und almechtiger her wil sei alzit bestetigen, das ich alle dingen zu sinem lob und ehren mogt anrichten und auch minem gesclechtW. schrieb: geschecht.etwas zu ehren und nutz mog denen. So vil aber den latinischen breif belangt, den hatt ich nit alle uis meinem heubt gemacht, umb swacheit willen, aber andern hatten mir geholfen, wie ich minen fatter nachfolgens bericht hadde. Der breif war auch nit so kunstich, als er von andern gelobt wart, aber min fatter meint, er were uberaus kunstich geweist, dieweil er wenich, ja gar wenich latinischer wort verstundeBd.1, S.91.
 
Anno 1533 bei s. Remeis mess1. Oktober.hat min wirt Johan van Hoist und Bingin, sin hausfrauwen, ein ander haus gemeit am Altenmart, hart neben der Kranenporzen, und gink das haus oben uff die maur, das man nacht und tag uff die maur kont komen und nach allem gefallen in den Rhein sehen. Diss haus war nu etwas widers dan das ander, hat mehe kameren. Her zauch ich auch den winter aus wonen und leit groisse blodiche kelde, das holz und koln waren seir deur. Mir studeirten seir im bedde sitzende. Unser pater heisch Petrus Treverensis, ein seir geleirt menlin, bei dem wonte ich uff einer kamer und scleif uff sinem bedde samt noch einem scholer, war bei Wesel zu haus, vom adel, und mir lerten hie zemlich. Auch wonte einer bei uns, heischs Johan von Urdingen, sin fatter wonte im Ham bei den Steinen. Und diss s. Bartholomei mess24. Aug.war ich nit in mein heimat gezagen, sonder verhilte mich in quinta classeBd.1, S.91.
 
Anno 1533 ist Ludger Hersbachs ein ehelicher son Petri Hersbachs und Drutgin van Weinsberch mineß lieven ohmen und moenen zum Hollender [60] uff der Hoeportzen in Coln geboren, und zu sant Peter geteuft worden. Hat den namen von einem canonichen her Ludger van Rodenberg sant Severin erhalten, hat folgenß ein cano nicat zu s. Severin bekomen und hat sin hauß nach sineß patten doit bewont. Disser Ludger hat studeirt zu Deventer zu Coln, zu Pariß in Italia und Burgundia.
 
Anno 1533 ist Beilgin Kuckelmanß van Aich ein elige tochter Johan Kuckelmanß van Ach und Merien von Weinsberch mineß oehmen und moenen uff sant Severinßportz geboren, zu sant se uerin geteuft, und ist nit alt worden.
 
Anno 1533 ist Margret Baechmans, alte tolnersche zu Dormagen, minfreu und miner motter motter, an der borstkrenkden (daran sei lang vil qualen gelitten) in gott den almechtigen gestorben uff s. Marthen tag den 17. octobris, ires alters von 73 jaren; hat iren zweiten man ohm Thonis van Beick nachgelaissen; wan sei aber dissen zur ehe genomen, ist mir unkondich. Ist zu DormagenW. schrieb: Dormangen.uff den kirchof an des herrn pastoir Widdenhoffs maur begraben worden, bei iren vurhauswirtDem ersten Manne., minen hergin Herman Korth, zolner zu Dormagen, der a. 1509 gestorben, in sin graff gelacht worden, ist a. 1540 ein gehauwen steinwerk, Christus im garten, vur ein epitaphium uff die maur bei das graff gesatzt worden, da min hergin und freu beide mit iren kindern in gehauwen staint. Sei hat 4 kinder verlaissen, Wilhem, Johan, Neis und Feigin, min moder, ire erben. Der nachman ohm Thonis wost, wamit er sulte abstain. Disse kinder haben in die kirch ein weis damast geger mit eim gulten crutz gegeben. Und bemelte minfreu hat 3 alrunenVgl. alruneken im Mittelniederdeutschen Wörterbuch 1, S. 60: kleines Bild des Elfen Alraun, aus der Wurzel des Krautes atropa mandragora oder der Zaunrübe bryonia geschnitten., 2 mengerBd.1, S.92 [60'] und 1 weibgen; ein jeder van den erben hette diss alrunen gern gehat, sagten, sei bedeuten gluck. Sei waren miner freuwen vurmails getain zu verwaren van einen ritter; zauch in den kreich, bleib aus, das war nit grois gluck. Es ist war, minfreu hatte gluck, solte on zweivel wol daher komen sin, das sei den armen miltiglich mitgeteilt hadde und auch arbeitsam und fleislich in der haushaltung ware gewesen. Nu wonte bei ir Leisgin, miner monen dochter zu Ichendorf, ein metgin, das hat das kistgin mit den alrunen vur spildink nach sich genomen, min moder wart dess gewar, handelte mit Leisgin, das sei die alrunen van im kreich. Diss jar hat auch die pestilenz an vil orten in Deutzlant regeretBd.1, S.92.
 
Anno 1533 haben die Hispanische schiffleut etliche unbekante insulen im mer gefonden, darin unsprechlich vil geltz, goltz und silbers fonden. Disse insulen sint keiser Carolo undertenich gemacht wordenWoher stammt dieser Abschnitt? Gemeint ist doch die Entdeckung der Südspitze von Californien durch Fortun Ximenez, vgl. Peschel-Ruge, Gesch. der Erdkunde, 2. Aufl., S. 268..Bd.1, S.92
 
Anno 1533 ist min fatter uff s. Thomas tag uff des Swarzenhaus 44 gekoren worden, dan van der zalen hatten sei den namen, dweil irer in al so vil waren. Und nachdem er sines 6. raitzgank abginge, wart er uff den christabent zum salzmeister von eim ersamen rait gekoren; ir befelch war, das sei die keuf des salz mit den schiffleuten vur ein ganze gemeinde machten. Ich hab auch im folgenden herbst duck gesehen, das min fatter den kauf im haus Weinsberch gar getrulich mit den schiffleuten machte.Bd.1, S.93 [61]
 
Anno 1534 angefangen.
Anno 1534, als konink Henrich der achte von Engellant sin hausfrau koningin Catharin von Portugal von sich gestossen und Annam Boulein, ein kamerjonfrau, leib gewonnen und getreuwet und derhalb entlich vom pabst Clemente in ban getan, hat er diss jar dem pabst willen trotzen, sich mit sinen fursten, herrn und lantschaft verbunden und den pabst mit allem sinem anhank verworfen und sich vur ein uberst heubt der kirchen und koninkrichs in Engellant erkleirt. Wilche auch den zweiten ehestant nitFehlt.bewilliget und innen vur das oberst heubt der kirchen nit erkant, hat er groulich laissen marteren und doiden, darunden der canzlar Thomas Morus und fil Carthuser gewesen, und hat grausame tyrannei angericht. Uff das im sulchs auch deste bass hat mogen gelingen, so hat er darnach Bucerum und anderen mehe ins lant laissen komen, ist den lutherschen und protesternden zugefallen und das evangelium, wie sei es nennen, durch gans Engellant laissen predigen, alle kirchen und cloister verstoret und was catholischs abgestaltZu Grunde liegt der Bericht in Epitome S. 193, 211-224. Die Verfasser jener Schrift widmen dem Gegenstande ausserordentliche Aufmerksamkeit, Weinsberg beschränkt sich auf einen eiligen Auszug..Bd.1, S.93
 
Anno 1534 im anfank disses jars haben die widderteufer, so allenthalben zugeflouwen waren, sulche gewalt und oberhant zu Munster in Westphalen bekomen, das sei nit allein die catholischen, geistliche und weltliche, die besten in der stat, dan auch die neulich die lutherei angenomen, der auch seir vil waren, uis der stat vertriben, on die vurhin geflauwen waren. Und als disse widderteufer die stat ingenomen, haben sei alle kirchen und cloister verstoret, die boicher verbrant, die ornamenta zu weltlichem gebrauch ordineirt und alles verdorben,Bd.1, S.93 [61'] was zu gotlichem kirchendeinst gehorte; namen auch alle gutter der uisgeflauwen und verjagten inwoner zu sich, satzten eirstlich einen neuwen rait, darnach 12 herzogen, zulest machten sei Johan von Leiden uis Hollant zu einem konink, war ein snider. Disser nam sich des regimentz gern an, erwelte fil rete, nam vil weiber, nante sich konink von Neu-Hierusalem und dreif fil grausame tyrannei. Es erhoben sich auch vil propheten, die sachten, got het in diss und das befollen, und dreuweten dem folk, das nemans durfte etwas widder sei sagen, klein ader groissen; wer sich dargegen satzte, wart getoidt, erschossen und gemartert. Und driben sulche lecherliche narrische dingen an, das es hernachmails nit wol gleulich sol lauten, und ist dannest war. Under dissem hatt sich der bischof von Munster beworben bei dem romschn rich, bei den Burgundischen und filen fursten und herren. Disser bischof war einer van Waldeck, und belachte die stat in dissem jar. Darzu half bischof Herman von Coln, herzoch Johan von Cleif, lantgraff Philips von Hessen, die mit gewalt vur die stat zogen, versuchten die stat zu gewinnen, aber wie sei mit gewalt nicht vermochten, haben sei 7 blockhuser darumb uffgesclagen, in meinungen sei uiszusmachten, wie auch geschach, das sei uis honger leder van boichen und grass gessen habenSehr summarisch giebt W. die ausführliche Erzählung seiner Hauptquelle wieder. Zur Sache selbst vgl. man den Erläuterungsband zu der Weinsberg-Ausgabe..Bd.1, S.94
 
Anno 1534 bin ich im anfank disses jars gans vol bloitsweren gewest, dan min natur ist widder umb disse zit krefftichBd.1, S.94 [62] worden, das sei fortan alles uberich unflat van sich hat werfen und uistriben willen. Disse sweren machten mir do im winterzit auch groissen smerzen, doch moist ich mich leiden und gedolt tragen. Und ich hadde hinden uff dem rucken oben hoich an der linker scholtern einen sweren, daran leide ich groisse quail; dan wiewol er reif wart und uffginge, so kunt er doch nit heilen und kleffden mir lange zit das hemt und kleider darin, dan ich moist scholen gain, kleider andoin und moist im haus nit pleiben, also das entlich ein hesliche wonde daruis wart, ein ungeschickt loch, das ich den barberer daruber leis gain. Ist doch nach groisser qualen geheilt worden, aber das linzeichen steit mir noch heutiges dages uff dem bestimten ort, breit genoich, und, waschenFür: wachsen.klein horger darinnen, und wan ich verloren worde, kunt man mich dabei erkennen. Das feber hat ich ungeferlich 10 manat gehat, darunden gerechnet die anhangende und daruis gefolgte krankheit, und wart nuhe nach dissen sweren allerdinge frisch und gesont mit gotz gnadenBd.1, S.94.
 
Anno 1534 uff montag den 23. februarii zu 5 uren vurmittage, ist min broder Hieronimus van Weinsberch eliger son Christian von Weinsberch und Sophie Korthen miner lieber eltern, zu Weisberch im haus oben uff der kamern zur straissen wartz oben der groisser stoben, dar min broder Christian, Gotschalck, und ich selbst, alle samen, geboren. und ist darnach zu sant Jacob geteuft wor den, und hat den namen, van sinem patten Hieronimo van Kriptz zum Berren, uff der Hoportzen einem stadtlichen trefflichen ratzman bekomen, da von folgenß weiterß.
 
[62'] Anno 1534 ist gestorben min neifgin Jaspar Kuckelman van Ach ein eliger son, Johanß Kuckel manß van Aich, und Marie van Weinsberch mineß ohmen und monen, uff sant Severinßportz, und ist begraven uff dem Kirchoff. War sineß alterß von zehen jaren gewest.
 
Anno 1534 nach halffastenNach 15. März.zauch ich zom drittenmail van Emerich nach Collen mit einem minen besondern goden gesellen, Joanne Urdingensi. Disser hatte frunde zu Urdingen, da worden mir wol untfangen. Ich nam in auch mit zu Lank bei min moen Leisgin; ir man heischs Rembolt, wonten uff der herrn hoff van Keiserswert; es gingen wol 14 perde uis dem hoff und gaven wol 350 daler jarlichs zu pacht. Da waren mir auch frolich. Mein moen war ein sulche dicke frau, als ich min lebtag ehe gesehen hab, ir stoil war weiter dan ein halber weinboddem van einem foderfass; kunt nit weit gain, neulich in die kirch, die hart bei dem haif lach. Van dannen zogen mir in den Ham, da hat der Johan von Urdingen sine elter wonen; da sprach ich minen ohemen Henrich Bachman uff den Steinen gegen Neus und sin husfrau, min moen, gnant Dilge oder Odilia, an, machte mit denen auch kuntschaft. Van dannen quam ich zu Coln in mines fatters haus, dess sei alle fro waren, dieweil ich so lang krank gewesen. Und ich war dasmail auch voll leus, wie vurhin oftmail, dess sei, min sustern und eltern samt dem gesinde, gnogsam verwonderten, dieweil sei solcher mangfaltigheit der leus nit fil mehe gesehen hatten; hosen, wambis, hemt, rock, es war allet foll. Ich fant auch dissmail minen broder Iheronimum in der wegen, war neulich geboren. Aber min broder Gotschalk von zweien jaren, ein kurz knoblin, hat einen dicken kop,Bd.1, S.95 [63] und wan er leif, so kont er nit wol rechtaus laufen, dan rinkumb, als were im der kop zu swar gewest und het dem moissen folgen; also viseirlich hat das gestandenBd.1, S.95.
 
Anno 1534 in der charwochen vur parschen hab ich s. Jacob in der kirchen gestanden und gesehen einen gutten swank van miner suster Tringin. Dieselb wolt bichten, knehet neder vur den herrn und bichtzfatter und lacht den bichtzpenink oben uff das heubt uff die heuk und bichte; als sei uffstonde, untfele ir das gelt, das er noch sei dess nit gewar worden. Ich stunt nach darbei, fragte, warumb sei das gelt oben uff das heubt gelacht hette; sei sprach: da untfengt id der her, ich sehen, das er mallech die hant uff das heuft lacht, da, denk ich, holt hie das gelt. Diss sagt ich nach und es wart genoich gelacht. Bei dissem swank mois ich miner suster Marien und Agnesen auch gedenken, die auch etwas lecherlichs angetriben. Es lach einmail ein grois feur zu Weinsberch im haus am herde, daruff waren vil eichen kolen, die knapten und sprongen die fonken hin und her, auch kreich min suster Merg einen fonken in den hals, sei stunde, bedacht sich ein klein weil, leuft darnach eilens zu der beirkannen, war foll beirs, und deit einen herzlichen drunk; als sei gefragt wart, warumb sei so hart drunke, sagt sei: ich moist den fonken leschen, er mogt mir im leib angain und brennen. Mein suster Agneis hat miner freuen, mins fatters motter, abgesehen, das sei die brocken van broit ass und die kursten hinlacht, hort, das sei sacht: ich bin alt, kan die korsten nit beissen; darnach stach Agneis die brocken in den reippertIst wohl das heutige rippet, vgl. Hönig, Wörterbuch d. Köln. Mundart S. 134, Tasche unter dem Frauenkleide., ass die korsten, und als id gefragt, was es mit den korsten im reippert wolte machen, sprach id: ich wil die kursten verwaren, bis ich alt werde, etcBd.1, S.95.
 
[63'] Anno 1534 nach Colner gotzdrachtNach 19. April.bin ich zum drittenmail zu schiff gangen nach Emerich zu faren, und min fatter ist mit mir zu Dusseldorf gefaren, da er zu schaffen hadde. Zu Dusseldorf hab ich mitFehlt.Wilhelmo Mutzhagen, Wilhelmo und Joanne Steingin, minen bewanten, und andern mehe scholern van Dusseldorf kuntschaft gemagt und bin mit mines fatters willen bei in verpliben und hinab gefaren bis zu Emerich, hab minen alten wirt und herberg verlaissen und bei dissen in ir herberge bei einem schroder in der Hoher Fergassen ingekeirt; diss herberge lach nuhe fast naher bei der scholen. Dissmail hab ich mich auch von dem rectore examineren laissen und hab ascendeirt ad quartam, dar ich ein half jar sitzen bleif. Hie war ich nuhe zimlich wol. Der pater heisch Holzwiler, ein geschickter knecht, keirte vil fleissesW. schrieb: fleisches.an. Ich hatte bis hieher grammaticam Aldi Manutii gehort, Murmellium de componendis carminibusWohl die Tabulae in artis componendorum versuum rudimenta, von 1515 bis 1534 in 15 Ausgaben aufgezählt bei Reichling, Joh. Murmellius S. 157, 158, wozu das. S. 104., horte Ovidium de tristibus, metamorphoseosWohl auch in den Ausgaben von Murmellius u. a., epistolas, evangelia, Erasmum de constructioneErasmi de octo orationis partium constructione libellus, Deventer 1515, vgl. Reichling a. a. O. S. 107.. Extraordinarie lass man in grecis. Ich schriff epistolas, macht carmina und exerciteirden mich zimlich. Min fatter hat mir vurhin geschickt Ambrosium, Calepinum, vocabularium, colloquia Erasmi, Erasmum de conscribendis epistolis und derglichenZu allen genannten Büchern vgl. man Reichling.. Diss halb jar erholte ich mich mines schadens etwas, das ich in miner krankheit versumet hat, nach minen verstande, das geringe war, so vil moglichBd.1, S.96.
 
Anno 1534 im mei und somer sint mine eltern, fatter und moder, oft zu Dormagen mit minen ohmen Wilhem Korthen, Johan Korthen, Neis Koppen, miner monen, in irer aller verstorbener moderBd.1, S.97 [64] haus gewest und sich daselbst der teilung irer anerstorben gutter und erbfals zu besprechen und zu beratsclagen understanden. Erstlich haben sei einen irtumb mit irem steiffatter, ohm Thonis van Beeck, miner freuwen man, kregen, der sich des gereiden gutz (dess zimlich fil war) underwan laude und vermoge des lantrechten im lande van Gulich, da der lest lebenticher alle gereide gutter behelt und leist des verstorben kinder das ungereide erfgut und erfrentRichtig, vgl. R. Maurenbrecher, Die rheinpreussischen Landrechte 1, S. 232, Anm. 35, S. 267, Anm. 77, auch R. Schröder, Gesch. des ehelichen Güterrechts 2, 2, S. 112 (H. Loersch).. Aber es befant sich durch die heilichsfrunde, der noch etliche in leben waren, das uff dem heilich vertragen were, das er, ohm Thonis, im fall er minfreu uberlebte, mit iren kinderen teilen sulte undW. hat: und und.so wol ein teil des gereiden haben sulte als der kinder ein, am erfgut sult er nitz haben. Als disser bericht an den tag komen, haben sei sich allenthalben fruntlich vertragen und ohm Thonis gegeben, das im genogt hat, das er nach sich genomen und bei sin kinder zu Glen gezagen und das gut zu Dormagen, haus und hoff, lant und sant und alles uberich gereit gut und was im felde stunde, verlaissn, das min eltern darnach lieflich mit iren mitgedelingen deilten. So vil die erbgutter betraff, die konten sei so balde nit deilen, gaben eim jeden zu bedenken, wie man dieselbich teilen sulteBd.1, S.97.
 
Anno 1534 under disser handlung, do min eltern zu Dormagen lagen, haben sei mit einen hausman, genant Lenhart von Netteshem, und Mergen, siner hausfrauwen, gehandelt sines erfs halber, dar er uff wonte gegen miner freuwen erb uber, samt allem lande dazu gehorende, das sei minen eltern das vur einem anderen gunnen und verkaufen wolten vurBd.1, S.97 [64'] die rechte wirde, dan min eltern wosten wol, das minfreu zu Dormagen oft mit innen der ursachen gehandelt hette, aber mitlerzit gestorben were. Das haben innen gedachte beide Lenhart und Merg vergont und zugesacht. Es hatt aber disse meinung mit dem gut. Vurmails wonte einer zu Dormagen neigst dem kirchoffe, genant Peter zum Giren, dissem hatt das gut zugehort, der hatt es obgedachten Lenhart und Mergen vur einen erfpacht uisgedain mit dem underscheide, das ers losen mochte; behilt nit dan 6 malder korns daruff mines behaltz, die mogt man loesen. Auch galt es den Nesselrader von alters 3 malder korns und Herman van Burgen 1 malder. Ich achte, er hab dem Peter zum Geiren auch etwas in die hant moissen geben. Nu haben gedachte Lenhart und Merg minen fatter und moder in ire stat laissen stain, innen die breif van Peter zum Giren uberliebert, sei geerbt und sich unterft. Dess haben min eltern innen gegeben in stat der gunst, ufftragt, ubergaff und kauf so vil, als sei dess gutlich eins worden sint. Diss haben obbemeltes Lenhartz kinder bewilliget und ist min fatter also an das gut komen. Dess moist min fatter geloben, das er Lenhart und Merg ir leben lank und nach innen irer kinder ein uff dem erf und gut als pechter wolte pliben laissen, wie er getain hat. In dem breif staint bei 46 morgen lantz, on was im breif nit steit. Disse handlung ist meisteils in minen abwesen gescheit, bin auch domails jonk gewest, das ich es so gruntlich nit vernomen ader verstanden hab, wie es eigentlich allenthalben darmit gelegenBd.1, S.98 [65] war. Nach des obgenanten Peters zum Giren toit war Derich van Oss, tolner zu Dormagen, an die vurs. 6 malder korns erfrenten komen und dieweil dieselb loisbar, hat sei min fatter mit idellem radergelde geloist; wie vil aber des geltz gewesen, weis ich eigentlich nit, wiewol ich es uis dem haus Weinsberch in eim korfgin an den Neusser getragen hab und van Zons zo Dormagen. Und umb disser loesen willen wart bemelter Derich tolner mines fatters viant und bleif es auch sin lebtag. Die 3 malder korns an den Nesselrader die hat jonker Emond van Ruischenberg beheilichet mit siner hausfrauwen, die wolt min fatter auch loesen. Dargegen lacht sich j. Ruischnberch, sagt, die 3 malder weren nit loisbar, wolt das gelt nit untfangen; min fatter nam das gelt weder. Daruis untstonde ein groisser lankwiriger pleit, der nit entlich nedergelacht wart, so lang als min fatter lebte. Das ein malder korns an Herman van Burgen moist man auch geben und honer und derglichen beswernisBd.1, S.98.
 
Anno 1534 uff s. Gereons tag10. Oktober.hat min fatter und moder den obbemelten Lenhart und Mergen das vurs. erf und gut zu Dormagen, am ende, boven am dorf, nach Woringen warz, neben der gassen zur Drenken gelegen, ir leben lank verpacht, und wan sei beide ableivich sint, irer kinder ein, mit sulchem bescheide, dat sei den hoff und gut in gewontlichem noitbau halten, dat ein malder korns, die honer, den schatz bezalen und minen elter frei, loss, ledich 11 malder kornsW. schrieb: karns.lievern sullen uff s. Remeis tag1. Oktober.; hat sich und sinen erben auch vurbehalten allen willbauIm Gegensatz zum vorigen noitbau, Neubau aus eigenem Antrieb.zu doinBd.1, S.99.
 
[65'] Anno 1534 in augusto haben min elteren ire verlassne erbgutter zu Dormagen und zu Dusseldorf geteilt und ist miner moder gefallen haus und hoff (mit etlichem lande zu Dormagen), daruff ire elteren plagen zu wonen, und iren andern brodern und sustern war auch ir teil gefallen zu Dusseldorf und Dormagen. Nu gefele disse teilung minen oehem Wilhem Korth nit. Der wonte zu Dusseldorf, hatte da wenich narung und beclagte sich, er hette das snoitste teil bekommen; war auch ein seltzamW. schrieb anfangs: seltzzum.man, das sich nemans gern mit im irren wolte. Do worden sei alle zu rade, das man nochmails inwerfen und lossen sulte. Do feil minen ohem das erfhaus und hoff zu Dormagen mit etlichem lande darzu, und war ein vernoimde herberge; damit genogde im do und gedachter min ohm Wilhem zauch darin wonen und es gink im zimlich wol. Mein moen Neis zu Ichendorf die kreich ein hupsch weirtzhaus zu Dusseldorf uff dem markt und etlich lant zu Dormagen; das haus verkaufte sei balde und lachte das gelt zu irem nutz an. Johan Kort und min moder kregen 3 zinshuser zu Dusseldorf und kemp, garden und lant daselbst, desglichen kregen sei auch beide lant zu Dormagen, und was sei also an beiden ortn in der teilung bekomen hatten, das verpachten seiFehlt bei W.und bauten es insgemein wol 2 jar lank, darnach deilten sei es und feilen minem ohm Johan Kort 2 zinshuser zu Dusseldorf samt etlichem lande. Die 2 huser leis der furst darnach abbrechen und gab im uff dem zol zu Dormagen erflich gelt darvur. EinBd.1, S.99 [66] zinshaus zu Dusseldorf in der Kremerstrassen samt eim bongert, garten und lande veil miner moder, das wart darnach umb irtumbs willen verkauft. Das lant zu Dormagen deilten min oehm Johan und min moder samen und felen miner moder zu teil bei 21 morgen. Was min moder zu Dusseldorf hatte, war uis verpacht, aber das lant zu Dormagen bauten min eltern, so lange Lenhart von Netteshem lebteBd.1, S.99.
 
Anno 1534 hat sich Philips lantgraff zu Hessen im Munsterschen kreich mit ruter und knecht beworben und hat sinen ohmen herzoch Ulrich van Wirtenberch mit gewalt in sin lant gesatzt, dem keiser Karolo und sinen broder Ferdinando zuwidder, der vur 15 jaren umb siner tyrannei entsatzt war. Dan er hat Reutlingen, ein richzstat, ingenomen, einen edelman Hutten (mit dess weib er boleirte) uff der jagt erstochn und einen edeljongen, den er under guttem glauben stupen solt, mitz im leib mit eim swert von einandern heifSo für: gehouwen.. Und als herzoch Ulrich ins lant quam, hat er die lutherei angenomen, darumb es villicht zu toin gewesen. Der lantgraff hat sin folk auch nit beurlaubt, bis im von keiser und konink frit zugesagt wart. Bemelter Ulrich ist der eirste geboren herzoch von Wirtenberch gewesen, dan keiser Maximilianus hat sinen fatter, graif Eberhart, a. 1495 eirstlich erhaben und Wirtenberch die graffschaft zum herzochtumb gemagtDie letzten Daten sind bekanntlich richtig..Bd.1, S.100
 
Anno 1534 ist konink Fridrich in Denmark gestorbenKönig Friedrich I ist vielmehr i. J. 1533 gestorben. Weinsbergs Auszüge sind hier in Verwirrung gerathen; er hatte den deutschen Sleidan (Baseler Ausgabe 1557) S. 254 gelesen.und haben sich darnach groisse kreich umb des koninkrichs willen mit dem von Holstein, Oldenburch, Lubeck, Hamborch und ander mehe herrn und stet erhabenBd.1, S.100.
 
Anno 1534 ist der Sophi, konink in Persien, dem Turken ins lant gefallen und den hoichlich beschedigtEbenso, man vgl. die gangbaren Chnonologien..Bd.1, S.100
 
[66'] Anno 1534 hat sich uis Grecia ein gewaltiger merreuber hervur getain, genant Barbarossa, besass das mer umb Genua lang zit, hat Ostiam in Italia ingenomen und geplondert, ist in Africam gefallen, den konink van Tunis Altzachenum vertriben und klein Africam und das ort, dar Carthago gelegen, ingenomen und herschet daselbst nach sinem willenEbenso. Den 'König von Tunis' Mulei Hascen nennt Sleidan Muleassa..Bd.1, S.100
 
Anno 1534 haben die Sibenburger in Ungaren den herzogen von Venedigen Lodowicum Gritti, der dem Turken behilflich, genzlich ersclagen und vertilgetKurzer Auszug aus dem deutschen Sleidan (Baseler Augabe 1557) S. 219, 220..Bd.1, S.101
 
Anno 1534 in septembri hat mir min fatter geschriben, das ich eilens van Emerich nach Coln queim. Also macht ich mich uff, zauch mit den obbemelten min scholgesellen, bewanten und beiwoneren hinuff, dede in das geleide nach Dusseldorf und machte dar kuntschaft mit etlichen minen bewanten, dem scholaster Steingin und andern me frunden, zouch van dan nach Coln, und wie ich zu minen elteren quam, vernam ich, das min fatter bei den provisoren der universiteten vur mich solliciteirt hatte, das ich ein stat in der Cronenbursen mocht haben. Und er fort mich vur die provisoren und begert der prebenden vur mich; sei sagten zu im, er sulte zufriden sin, sei wolten samen komen und besehen, wa moglich, so wolten sei mir behulflich sin. Und als sei samen komen waren, haben sei mich in ein stat eines van Lubeck, der geiner dasmail da war, verordnet und die stat gegeben. Diss war ein ursach, das ich Emerich verlaissen moiste. Da solt ich do fortan eirst nutz geschaft haben; eirst hat ich nit vil daselbst uisgericht, dan ich war meisteils krank gewest. Min fatter hat sonderlich nit vil renten undBd.1, S.101 [67] wart auch mit kindern uberfallen; die handlung kunt es zu allen seiten nit zum uberfluss uisrichten, derhalb suchte min fatter allen fortel, wa er kunte und mogte. Die provisoren durften im sulchs nit wol absclain, dan er war angeneim bei den hernDes Stadtrathes.. Und war nu feirtehalb jar zu Emerich gewest, die mir nit so gar zu nutz sint komen. Die freiheit, wilche die scholer haben, irret vil daran. Der es im vermogen hat, mag wol sinen kinder einen scholmeister im haus halten, dan baussen der scholen, im haus, leirt man oft mehe dan in der scholen, privatum studium hilft groislich, das man zu haus repiteir und dar man an zweivelt, koenlich fragen mag, das man nit weisBd.1, S.101.
 
Anno 1534 den 25. septembris ist der pabst Clemens 7. von gift gestorben und den 12. tag octobris ist Paulus 3. zum pabst erwelt worden, sin nam war vurhin Alexander Farnesius, bischof zu Ostien, ein seir betagter alter RomerErweiterung der Nachricht in der Epitome S. 207, zugleich Benutzung von Nauclerus..Bd.1, S.102
 
Anno 1534 im herbst hat mich min fatter mit hin uff die Mosel genomen, uff das er an mir geselschaft hett und ich auch das ort landes besege, und war hin bis zu Brem gezagen. Da hat ich fast zu vil getronken, das ich zu s. TalgenD. i. S. Aldegund unterhalb von Alf a. d. Mosel, oberhalb von Bremm.moist pliben, dartuschen gink min fatter etliche flecken hoher, versucht die wein, und ich warte, bis er widder zu mir quamBd.1, S.102.
 
Anno 1534 den 6. novembris bin ich hinaff nach Emerich gefaren, etliche nachparen uff der Bach, scharzewever, und sunst mehe folks uis Coln foren mit hinab und es wair ein seir windich ungesteur wetter die ganseBd.1, S.102 [67'] affart. Und als mir zu Wesel quamen, hatt das schiffgin einen schaden geleden, das man ferners darin nit durfte faren. Also haben die scharzewever ire packter uff Deventer verfragt einem forman und alle, die im schiff waren, haben sich uff den wech gemacht, und war gar nass und unfletich zu wandeln. Und als mir nu bei 2 meilen samen gewandelt hatten, moist ich zu beseiden den wech uff Emerich innemen, die andern schir al wolten uff Deventer und nemans zauch mit mir dan 2 frauwenmenschen, wolten nach Nymmagen, die deden mir geselschaft. Und wie wir fort gingen, hoif es an zu widderluchten, winde, hagelt, regenet und war ein schrecklich wetter, der abent feil heran, das es stichduister wart, das keiner ein hant vur den augen hett sehen mogen. Da ginken mir 3 durch dick und dun, fielen hin und her in die graben glichs den helsen und worden mist nass und vol drecks. Das duret etliche stunden, zulast quamen mir an eines hausmans hoff durch anzeigunk der honde. Die 2 frauwen wolten da pleiben, weinten und huleten, weren gern geherberget; die leute wolten uns lang nit innemen, zulast erbarmden sei sich unser, namen uns in nach grosser bit, machten uns ein gut fuir an, mir moisten alles uiszehen, was wir hatten, und drogent das; sei gaben uns auch, was sei hatten, graif speis, und beir zu drinken. Wir hatten wenich lust mehe dan vam feur, dan wir waren durchher nass und kalt, und als wir uns zum teil gedroget hatten und sclaifen sulten gain, weist man uns alle 3 inBd.1, S.102 [68] duister kemergin, dan sunst war kein gemach me ledich, dar stunde nit mehe dan ein betBd.1, S.103. Ich war schamhaft wolt nit bei in ligen, sei sachten ich sult es doin, sunst worde ich doit verfresen. Die kelde dranck mich uff daß bet, do quamen die beide frauwen. die ein lacht sich hinden, war ein gardenerßfrau uff der Fresenstrassen zu Coln, die ander war ein jonge magt van sexundzwentzich jar ungeferlich, ein preister dochter hat in Coln lang zit gedeint, und nehen geleirt, war allenthalben wolgestalt van angesicht und leibe, die lacht sich zu mir vur uff daß bedde, also daß ich tuschen quam zu leigen. Mir moisten die hemtder alle drei viß doin, uff daß sei die magt im hauß mogt drogen. Die frau lach still im bedde, sagt ich hab einen man behelft ir uch under uch beiden. Die jonge person war gar geck, koin, und geil, nam mich in iren arm, druckt mich an ire borst, machte mich und sich selbst warm, hort nit uff kalfens die gansse nacht. Ich war noch etwaß bloede, und einfeltich, war auch half unpesslich, het lieber gesclaiffen, doch ginck die nacht umb daß mir gott half daß ich mine jonferschaft nit ver lore. Es hat mir darnach manche selsame gedancken gemacht. Mir bezalten unse zerrunk und unkosten, ginken fort den morgen nach Emerich. Da zogen sei van mir; ich mirkte an irer beider reden, das sei etwas lichtfertich waren. Zu Emerich aber packte ich min boicher und kleider in ein kist, befalch die eim schiffman nach Coln zu foren, macht minen abscheit mit minen wirde und kundigen gesellen und zauch darnach allein nach Coln und uber ein weil quam die kist auch zu ColnBd.1, S.103.
 
[68'] Anno 1534 den 1. decembris bin ich von dem regenten magistro nostro Henrico TongerensiHeinr. Buschers aus Tongern, Lic. theol., Pfarrer zu Klein Martin, Bianco a. a. O. S. 278.in bursa Laurentiana in der SmirstraissenHeute Komödienstrasse.zu Coln examineirt und ingeschriben worden. Dan als ich mich von der particularscholen zu Emerich begeben hatt, bin ich in die universiteit zu Coln komen und hab daselbst in artibus angefangen zu studeren, wie man es nennet, bin auch von den studenten zu Weinsberch im haus deponeirt wordenD. i. er hat die 'Fuchstaufe' empfangen.. Dan alsulche gewonheit haben sei in den bursen. WanW. verschrieb sich: van.ein neuwer student ankomt, den nennet man beanum, stuist dem die horner und das grob ab, sol so vil zu beduden haben, als das man die grabe rauw sitten verlaissen sulle und zirlicher sitten annemenVgl. u. a. Bianco a. a. O. S. 258.. Uff disser bursen hab ich nit gar vil nutz geschafft, das quam zum teil bei. Man scloich keinen studenten, er quam zu spait ader bleib uis ader wiste sin letze nit; ein jeder dede sinen willen; wan sei lustich waren, quamen sei, ader gingen spaceren. Zum andern hat min fatter pleitsachen zu Dormagen, darnach moist ich duck gain und versaumde derhalb duck die letzen. So wart ich auch sunst nit ernstlich zu der bursen gehalten. Man lass hie auch loicam ader dialecticam TrapezontiiGeorg von Trapezunt, Herausgeber von Ciceros Reden, vgl. Reichling a. a. O. S. 112., Rodolphum Agricolam de inventioneDe inventione dialect., 1523 u.ä. in Köln herausgegeben von Joh. Phrissemius, vgl. Krafft in der Zeitschr. d. Bergischen Geschichtsvereins Bd. 6, S. 217. S. auch Allgem. Deutsche Biogr., Art. Agricola., quedam opuscula CiceronisAusgaben und Commentare s. bei Reichling a. a. O.und man argumenteirden oft. Das waren die meiste exercitia, sunst war man zum latin zu redden nit gezwongen. Sunst in grammatica wart hie nitz gelesen, do es am meisten mir nodich war, moist ich grammaticalia zu minem groissen schaden verlaissen, also das ich nehezitz ein recht fundament in grammatica bekomen. Uff disser bursen wart ich neh mit roten gesclagen. So bin ich auch zu Emerich nehezitz darmit gesclagen worden,Bd.1, S.103 [69] wiewol es zu Emerich eins so weit war komen, das ich umb des uispleibens des scholenganks gesclagen sult sin worden und uff den kneen sass, doch vertadingt ich mich und wart dasmal auch nit gesclagen. Also moist ich bei dem studern pleiben nach mines fatters willen. Hett er mich ein hantwirk leren laissen ader het mich bei einen kaufman disszit gedain, dess were ich auch zufreden gewest. Ich hab allezit minen eltern heirin gefolgt und bei dem studio verplibenBd.1, S.104.
 
Anno 1534 den 11. decembris, als ein stat in der Cronenbursen hinder den MinderbroderenMinoritenkloster, wovon heute ein Theil das allgemein bekannte Museum Wallraf-Richartz.ledich worden, hat mich doctor Joannes Pauli ab Horst, rector daselbst, angenomen, hab minen eit getain die statuta der bursen zu halten und hab min essen und introitum gehalten, dar min eltern und Herman Koppen bei waren. Der rector hat mir ein kamer ingegeben und hab also die possession ingenomen. Sulchen gestalt aber hatz mit der bursen. Einer genant Herman Dwerg, zu Hervorden geboren, arm van patrimonio, hat studeirt zu Hervorden, darnach zu Paris, da hat er mit doppeln von etlichen kaufluten vil cronen gewonnen, hat sich heimlich nach Italien verstrichen, ist zu Bononia doctor juris worden, ist zu Rom komen, ein curtisan worden, vil prebenden und prelaturen allenthalben erworben, das er grois unsprechlich gut erobert hat. Disser hat a. 1431 sin testament gemacht und vil hospital vur alt arm leut, fort arm dochter zu bestaden bestift, hat ein burs zu Hervorden bestift und gelt darzu besatzt vur 12 studenten uis 6 steden, 2 uis jeder stat, als Coln, Hervorden, Lubech, Deventer, Bressla und Lutgin; die sulten 4 jar zu Hervorden pleiben, studern in grammatica, sulten darnach zu Coln zukomen und daselbst 5 jar studerenBd.1, S.104 [69'] in der universiteten, und darzu hat er vur die 5 jar zu Coln zu fundern 6000 goltgulden in golde belacht an einen ersamen rait, darvon sei jarlichs geben 240 glg.; und sint diss 12 studenten in die Cronenburs in die behausung, dar schole juris sint, mit der wonung ordineirtDas Nähere über Bestimmungen dieser Stiftung aus dem Jahre 1430 (nicht 1431) vgl. m. bei Bianco, Die alte Universität K. Bd. 2 (2. Aufl.), S. 148 ff. Über Hermann Dwerg, den Stifter, welcher auf dem Konstanzer Konzil eine hervorragende Rolle gespielt hatte, päpstlicher Protonotar war, 1430 Dec. 14 starb und in S. Maria Maggiore in Rom begraben wurde, vgl. L. Pastor, Gesch. d. Päpste seit dem Ausgang d. Mittelalters 1 (1886), S. 187, wo die übrige Litteratur über den einflussreichen Westfalen zu finden ist. Man übersehe aber nicht, wenn man ihn und sein Wesen sich vergegenwärtigen will, was der Deutschordens-Prokurator in Rom über ihn berichtet, indem er ihn als einen grossen Gönner des Ordens preist, in H. Hildebrands Liv-, Est- und Kurländ. Urkundenbuch Bd. 7 u. 8.. Zu disser zit zogen wenich nach Hervorden, dan da waren sei korzlich luthers wordenSeit dem Frühjahr 1532 ist das entschieden, vgl. Cornelius, Gesch. d. münster. Aufruhrs Bd. 1, S. 87.und pliben auch etlicher stet studenten aus. Also quam ich in ein stat eins von Lubich, bis ein Colnische stat ledich wart. Darzu hatten mir principalich verholfen her Arnt van Bruwilr, her Aloff Rink, her Gerhart vam Wasserfass und her Arnt von SiegenDie genannten waren Bürgermeister und Provisoren, bezw. Kuratoren der Universität. Im Jahre 1534, als der Verfasser eintrat, war von ihnen Arnt von Brauweiler grade im Regiment als Bürgermeister, Adolf Rink als Rentmeister: Wasserfass hatte das Bürgermeisteramt hiervor i. J. 1533 inne, Siegen danach 1535, Provisor war er seit dem Sommer 1531. Rathslisten und Protokolle im Stadtarchiv.als provisorn der universiteten und disser bursen. In disser bursen hab ich lang zit, bei 8 jar in all, gewont, in artibus und in jure studeirtBd.1, S.105.
 
Anno 1534 kurz nach der vurs. zit bin ich under dem erwirdigen hoichgelerten herrn Bernhardo Georgii, officialen, der rechten doctorn, dechen s. Cunibertz und ad Gradus Marie, rectoren der universiteten zur zit des studii in Coln intituleirt und ingeschriben in matriculam universitatisUnter dem Rektorat von Bernh. Georgii von Paderborn zum 20. November 1534 schreibt die vierte Matrikel, 1502-1559 (im Stadtarchiv), fol. 144': Hermannus Wynsberch ad artes juravit et s(olvit). Gleichzeitig mit ihm: Johannes Monetus de Borgundia ad artes juravit et solvit. Über Dr. Bernh. Georgii vgl. man Krafft, Aufzeichnungen des Reformators Bullinger S. 83, Varrentrapp, Hermann v. Wied S. 53, 54, 251, Krafft, Adolf Clarenbach S. 94., bin menbrum ader suppositum worden, mach derhalben aller privilegien der universiteten gebruchenBd.1, S.105.
 
Anno 1534, in dissem jar haben die kirchmeister s. Jacob den alten choir abgebrochen und minen fatter zum baumeister gemacht, der hat in uff das neut uffgebauwen, wie er etzunder noch steit. Das gelt war nit mehe dan 100 radergulden, quamen her van Paulo vam Kauf van wegen eines vertrags, so er mit den kirchmeistern uffgericht hatt. Vurhin a. 1532 hatten die kirchmeister so vil platzen van dem capittel s. Georgen uis des canonici hoff erworben, das man umb den hohen elter mogt hin gaen; so vil zu weiter haben sei den choir gebaut, das vurhin nit plach zu sin,Bd.1, S.106 [70] do es ein klein dunkel choirgin plach zu sin mit einer finster allein, inhalt des vertrags tuschen den kirchmeistern und capittel uffgericht, dar min fatter mit uber und an gewesen, aber die kirchmeister sint zu vil darin verfortelt. Min fatter hat auch ein finster in den choir zu s. Jacob gegeben. Zu dem hat man folgens auch so vil platzen uff dem cloister erworben, das man die sacristei ader gegerkamer daruff gebaut hat, darin min fatter auch ein finster geben hat. Folgens hat min fatter auch einen Drachenfelder grabstein von sins fatters graff genomen und den uff den hohen altar gelacht und geschenkt und die eltertaifel mit eim fois und cronement laissen machen und malen. Er ist auch baumeister pliben, hat das gans corpus procureirt, mit peilern und gewolferen und mit dem tag laissen bauwen uis miltigheit etlich gutter nachparnBd.1, S.106.
 
Vur disser zit, 2, 3 ader 4 jar, war verstorben Paulus van Sichen, ein richer burger zum Oberstolz uff der Nederbach bei dem Mergerstader hoffHof des Klosters Marienstatt in Nassau.wonhaftich, war lang kirchmeister s. Jacob gewesen. Disser hat auch fil bei der kirchen und armen getain, hat s. Jacob die fritagsmess und das tenebre fundeirt und die spende, das man 24 armen alle fritags einen raderalbus sol geben, darzu er 50 bescheiden goltgulden erfrentn an eim ersamen rait zu Coln gegolten hat. Er hat einen einichen son, meister Johan von Sichen, canonichn s. Georgen, der starb balde nach dem fatter und ist uis sinen testament auch ein leismissBd.1, S.106 [70'] zu s. Jacob fundeirt worden, auch drei gewolf mitten in die kirch und andere ornamenten und noittorft komen, und ligen disse, fatter, motter und son mitten in der kirchen vur unser lieber frauwen altar neben jetzigem grab mines hergin Gotschalks van Weinsberch und Mergen Keppel, miner freuen. Got sei in allen gnedich und barmherzich.
 
Anno 1535 angefangenBd.1, S.106.
 
Anno 1535 im fastabent7. Februar.hat es sich zugetragen, das uns rectoir in der Cronenbursen doctor Johannes Pauli van Horst executoir war des hoichgelerten doctor Joisten van Wilburch, ordinarii primarii in jure canonico, der neulich in decembri verstorben warDr. Jost Wilpurg von Erbach starb am 18. Dec. 1534 und bestellte nach einem Notariatsinstrument vom selben Tage (im Stadtarchiv) zu Exekutoren (truwehender) seines Testaments den städtischen Stimmmeister Gerhard v. Wasserfass, Arnold vom Damme, Pastor von S. Columba in Köln, Dr. jur. Goddart Gropper, Dr. jur. Johann Horst, Dr. med. Hermann Agris von Bracht., uis sinem testament procureirt hat alle seine boicher in jure und sunst auch. Und uns rectoir leis uns studenten die boich holen uff einen abent und die studenten und ich selbst trogen eilens die boich in die burs, und das wart den andern truhendern verkuntschaft. Die verboden, man sult die boich nit laissen folgen, da hatten mir die boich schoin hinwech. Sei machten vil wort und lachten sich darwidder, aber mir studenten sprachen die truhender an und erheilten die boich. Es waren schone boich, wilche mir uff die liberei in die Cronenbors lachten und namen die alt und geschriben waren van dannen. Disser doctor Horst gaff mir auch so vil swarzs doichs, als zu einem rock gehortDies Wort hat W. ausgelassen., dan ich machte michBd.1, S.107 [71] deinsthaftich mit im, wilches mir min fatter zu toin befollen hatt; das doich gaff er mir uis d. Joisten testament und ich gink mit im 1, 2 ader 3 jar, wan sin knecht nit moissich war, auch zu zeiten mit dem knecht. Ich hab im oft in s. Laurenzkirch, da er ein vicari hat, zu messen gedeint, das geschach darumb, das ich im deste leifzelliger worde und auch von der geselschaft abgehalten worde. Uis den gutter d. Joisten, als die verkauft worden, galt min fatter bla kussen und stoillaken, ein kist mit altem linwat und dischs, stoil und derglichen, auch 2 groisse gemalde doicher, dar die jachten uff staint, das ein henget im vurhaus zu Weinsberch, das ander wart in zwei teil zersnitten, ein teil hengt oben uff dem sale am bedde, das ander uff der sclaffkamern an der wantBd.1, S.107.
 
Anno 1535 umb die zit, als ich in die Cronenburs quam wonen und in bursa Laurentiana visiteirte, und ein weil zit hernach war min kleidung also. Ich hatte zwen langer rock mit langen mauen unden zugefronzelt; der ein war geblait engelsgra, uis mines fatters rocke einem gemacht, der ander war swarz, beide ungefodert; ich droich wollen paltrock, sanguinen, dannet ader swarz, ledere wambis, dannet, swarze ader eschfarben hosen; die bonet war eirst ein sclapmutzgin eitletzich unden mit hangenden orenBd.1, S.107.
 
Anno 1535 im quatertemper in der fasten17. Februar ff.hat mich der erwirdiger herr Quirinus von Kempen, bischof zu Sirenen und weibischof zu Collen, geweihet und primam tonsuram geben in sinem haus uff s. Maximinenstraissen, da er wonte, und hat mirBd.1, S.108 [71'] davon einen besiegelten schein, wie gebruchlich, mitgeteilt. Unser prebendaten einer in der Cronenbursen, Cornelius Bars, war min anforer, der mich weiste und berichte, wie ich mich halten solte, und ich moist von dem tage alle tag den psalmum, miserere mei deus etc. bidden, und das dede ich steitlich mines behaltz, bis ich bestadt wart, und darnach auch oft. Die weihunk geschach darumb, ob villicht ein benefitium fele, das mir werden mochte, das ich qualificeirt und bequeim geschickt were, sulches anzunemen; dan min fatter hatt wol lust, das ich geistlich were wordenBlos worde schrieb W., aber das gluck wolte mir geine prebenden bescheren und es fele minen elteren auch zu swar, das sei fil darumb uisgeben sulten. Sunst were ich vur min person darmit, das ich geistlich were worden, wol zufriden gewestBd.1, S.108.
 
Anno 1535 in der fasten erhoif sich ein pleith am gericht zu Dormagen, tuschen, Wilhelmen und Joahn Korthen und neiffen Koppen, miner motter broder, und suster einßz und minem fatter und moder andertheils, von wegen eineß stuck landeß tuschen Zonß und Dorma gen gelegen, wilchs min elteren im gebruch hatten, und war alsuß gestalt. Ein bur gersche zu Coln uff der Santkuylen bei sant Loen capel wonhaftich, der diß stritich stuck landeß zu gehort, hat es miner frewken zu Dormagen vur etliche penningen zu pande gesatzt, und einen besiegelten breif van den scheffen zu Dormagen dar van genomenn, daß sei sich die loiß vurbehalten, daß wan sei ir untfangene penninck dar lachte so wolter sei ir landt damit gefreihet, daß pant und landt widder an sich loesen. Diß war lang vur miner freuwen dhoit geschein, und sobalt [72] min frewe verstorben war, hat min fatter mit der frauwen uff der Santkuylen gehandlet, und den beseigelten loißbreif sampt dem eigenthumb, von ir gegolten, fillicht umb ein gering gelt, dan sei war bedurflich und viß dem grunde nam min fatter daß lant an sich. Nu erscheinen vurst. mine ohmen, und Herman Koppen, van wegen siner moder, Nesen, und lachten daß gut in einen kommer und verbot und wolten es als vur motterlich erb getheilt haben. Min fatter sagt dar gegen, der eigenthumb weir sin, kunt sulchs durch den loißbreif und käuf beweisen. Als sei daß mirckten, daß eß pandtz stunde, wolten sei daß gelt so min freu uff daß landt geben hat getheilt haben. Als diß vißschallerten, quamen deß steiffatters ohem Thoniß van Beicks kinder, und sagten sulch gelt queme in zu. Min fatter handleten mit dissen auch fruntlich, daß sei zu friden waren, und minem fatter ire gerechtigkeit ufftrogen. Als diß min oehmen vernomen, leissen sei nach, und swigen still, do der pleidt lang gestanden hadde, aber sei warn miner eltern lang zit unfrunde, darumb. Herman Koppen min neiff, den min fatter an Greit Hachen ein riche frau zu Dormagen hat helfen bestaden, leiß sich gar unfruntlich mircken, daß minen fatter seir verdrauß, dieweil er im so fil fruntschaft beweist hatte.In dissem pleit hab ich allzit mit minem fatter ab und an moissen zehen, hat mich auch duck allein dahin geschickt; es hat mir auch an miner leir geschat, das ich nit stedich darbei kunt pleibenBd.1, S.108. Also ist es mit dissem lande geschaffen, und hat der pleidt daß mail sin ende genomen.
 
[72'] Anno 1535 in hangendem vorigen pleidt hat sich ein ander gerichtzhandel zu Dormagen zugetragen, tußchen dem erentfesten joncker Emondt van Ruyschenberch her zu Sitterich einß, und minem lieben fatter Christian van Weinsberch andertheils, von wegen der loesen drier mald. kornß wilche min fatterß gemeint war zu thoin daß loißgelt hinder gericht lacht, und joncker Ruyschenberch deß nit wolt untfangen, sonder lachte daß alige gut und hof in komer und verbot wilch min fatter van Lenhart von Netteshem gegolten hatt, wie im forigen jar an gezeigt ist, und wolt daß in all vur die dri mald. kornß umbsclain, sagt die dri mald. weren erflich und nit loißbar, daß gansse gut were dar vur vißgethain. Als min fatter diß vernam, nam er daß loißgelt so er hinder gericht gelacht hatte, auch widder, ent scloich den kommer, untsatzt daß verbott, und wolde dem jonckern widderstandt dhoin. Diß wart minem fatter allet zugelaissen, darviß er woiß ein harter lanckwiliger pleidt. Eirst lich wolt j. Ruyschenberch den eigenthumb bei prengen bracht etliche breif und siegel richtlich vur wie im drei mald. kornß von wegen siner hausfrawen zugetheilt weren, die ein von Nesselraidt waß, aber die sulten stain uff den gebranden hof zu Dormagen, und sulche specificerung und bestimpnunng deß under pandtz war nit vißtrucklich vurhanden, daß sei uff daß gegolten gut von Lenhart verstanden mogt werden. Als aber Ruyschenberch den eigenthumb nit clarlich beibrengen mogte, bracht er allerlei inzoge bei, und verweilet die sach und ginge der pleidt also van einem jar zum andern. Min fatter hat auch ein mail etwaß schriftlich ubergeben, dar uff wolt der joncker nit antworten, also daß der punt [73] sich biß an daß heubtgericht Gulich verleiff, da wart erkant der joncker sult antworten, und wart daneben in die kosten verdammet, daß verdrauß den jonckern ubell. Zu last als diß forderung nit wolt geraten, und lange hat gestanden, do sich der joncker auch gnogsam berathen hatt, hat er den vaigt und scheffen zu frunde gemacht, hat uff sin possession, heben und burren einer langer zeit gestanden, hat sich in ein theil gutter von lenhartz gutter laissen anrichten. Der vagt hat im die ingeben vur ein pandt, hat die laissen umbsclain, und schatzen, und daß theil willen verkauffen, unser moder halfen hat daß gelt dar gelacht. Und disser pleidt hat in mineß fatterß leben kein ende genomen, wiewol man sich oft hat vertragen willen, hat aber etlich jar still gestanden, bis nach mines fatters doit hat min moder nit willen pleiten, hat irem halfen Gorden sin uisgelacht gelt von dem umbgesclagen teil landes van wegen der versessen pensionen widder geben, die breif, so er vom jonker untfangen, widder geloist und ir lant gefreihet und die pension der 3 malder korns erfliche rent fortan jarlichs bezaltDiese Auszüge genügen hier, um die Erzählung auf grader Strasse zu erhalten. Sie selbst birgt keine Züge für die Rechts- oder Wirthschaftsgeschichte der Zeit..Bd.1, S.108 Disser pleidt hat vur und nach bei veirzehen jar gestanden Ich hab manichen gank darumb gegangen, geritten und gefaren und fil darbei versaumtBd.1, S.109. Do min fatter im pleidt stach konth er nit wol dar viß rachen, er het auch gern die drei mald. kornß abgelaust, und hat disser pleidt minen fatter ein groist gekost.
 
Anno 1535 ist minfreu, mines fatters moder, in einen unwillen komen mit miner monen uff der Hoeporzen zum Hollender, dar sei nu lang zit gewont hatt, und ist von ir uff den WeitmartBd.1, S.109 [73'] in ein zinshaus seir nach, das allerneigst bei s. Jacobskirch, zehen wonen, hat ir hausratgin mitgenomen, ein magt gemeit und hat da von irem rentgin neulich geleft; balde, die ursach ist mir sonderlich nit kundich, dan ich acht, sei ist alt und drusslich worden, ist seiDas Wort fehlt.des haus moitWeinsberg schrieb hiervor wieder: balde.worden, hat darnach ein ander haus gemeit, auch uff dem Weitmart, zum Swanen neben Gulich; als sei daselbst gewont, ist sei gar verkindet worden, also das sei zulest min fatter uis barmherzigheit bei sich zu Weinsberch ins haus widder genomen und sei daselbst erlich underhalten, bis sei gestorbenBd.1, S.109.
 
Anno 1535, in dissem jar ungeferlich hat min suster Merg und min broder Churstgin mallich einen swank gerissen. Min suster Merg wart van miner moder in den keller geschickt, sei solt ein schosgin, das ist ein wenich, in ein half quartflesgin zappen. Sei gink hin on gedanken, zapt das flesgin vol und uff der trappen wart sei gedenken: du sultes nit mehe dan ein schosgin zappen, satzt sich neder, drank es so nach ledich, das es ein schosgin wart, bracht es do uff, war frolich, sagt: moder, da ist ein schosgin. Min broder Curstgin weir gern zu minem fatter und bei die fasbender in den keller gewest, das er het wein drinken mogen, reif hart: fatter, sal ich bei uch in den keller komen; nein, sprach min fatter, bleif da boven, du salt nit herin komen; daruff sagt Churstgin, do er nau 6 jar alt war: fatter, wa ich hie boven bleif, so mag ich gezenk. Das hat er oft van sinen eltern und andern gehort, das sei zu im sprachen; off ers zu toin plach ader nit, lais ich pleiben. Meister Lambert Hack, fasbender, hatz oft untwagen und gelachtBd.1, S.109.
 
Anno 1535 uff s. Johansnacht mitzsommersBd.1, S.110 [74] war ein kreichsknecht, genant Hensgin van der Langerstraissen, uis der stat Munster gefallen, hat etliche des bischofs kreichsleut himlich hin in die stat gefort, wilche die Crutzporz offneten, die wechter erstaichen und das ander folk also hinin prachten, alles doit sclogen, was sich zur wer stalt, und die stat fortan geweldigen innamen, dar sei uber jar und tag und lenger vur gelegen hatten. Und ist die stat also widder uis der widderteufer handen erlost worden, den konink Johan von Leiden und zwein siner reit, KnipperdullinkW. schrieb: Qnipperdullink.und Krechting, gefangen, durch die landen umbgefort und a. 1536 den 22. januarii mit gloenden zangen getodet und ire corper in isere korf getain, und haben die 3 korf oben an den domtorn gehangen, den konink etwas hoher, zu einem ewichen gedechtnis des grausamen handelsDen Abschnitt hat W. aus der umständlicheren Erzählung der Epitome zusammengezogen, S. 205 ff., indem er das Datum der Urtheilsvollstreckung (aus 23. Jan.) abänderte; blos den Namen des Einfallsthores setzte er hinzu und Krechting nannte er nach Nauclerus. Zur Sache vgl. den Erläuterungsband..Bd.1, S.110
 
Anno 1535 in julio hat keiser Carolus uff fleislich ansoichen des koninks Altzachei von Tunis, der im in Dutzlant lang nachgezagen, in Africam geschiffet mit groismechtiger kreichrustung und hat den merreuber Barbarossam verjaget und konink Altzacheum widder in die stat und koninkrich Tunis ingesatzt. Disser moist dem keiser vur sin kreichskosten jarlichs tribut reichen und das scloss Goleta mit allem sinem lande, gebiet und zubehuir inreumen, aber Barbarossa hat im abzehen die insul Minoricam uberfallen, jamerlich beraubet und verderftW. folgte wieder seiner Hauptquelle (Epitome S. 208, 209), doch veränderte er die Monatsbezeichnung (Juni in Juli) und ergänzte den Namen des Königs von Tunis, vgl. oben S. 101..Bd.1, S.110
 
Anno 1535 hat des koninks Sigismundi in Polen son, auch Sigismundus genant, des romischen koninks Ferdinandi tochter Elizabetam getruwetWeinsbergs Auszüge hatten sich verwirrt, als er dies niederschrieb; die Heirath fand erst 1543 statt und unter diesem Jahre berichtete Sleidan von ihr, dem W. die Nachricht entlehnte..Bd.1, S.110
 
[74'] Anno 1535 hat palzgraff Fridrich, herzoch zu Beiern und churfurst, ein betagter man, des verjagten koninks Christerni tochter Dorotheam van Denmark, ein jonge jonfer, auch zur ehe genomen, wilche beide zu Coln gewesen, da ichich ich Handschr.sei gesehen habDie Chronik des Nauclerus rief ihm das ins Gedächtniss..Bd.1, S.111
 
Anno 1535 haben die Denmarkschen herzoch Christianum von Holstein umb hilf gegen den von Oldenburch angeroifen und zum konink in Denmark erwelt. Disser hat den von Oldenburch, Teckelburch und die von Lubeck gesclagen und also Denmark behaltenDies erinnert an Weinsbergs Beschäftigung mit der Chronik des Sleidan..Bd.1, S.111
 
Anno 1535 hat sich der konink Franciscus van Frankrich mit groisser macht erhaben und ist mit gewalt in das herzochtum Meilan und Saphoi gefallen und ursach zu eim grossen kreich gegebenNach Epitome S. 208, dort aber zum Anfang 1536 eingereiht..Bd.1, S.111
 
Anno 1535 uff s. Thomas tag21. Decbr.ist min fatter Christian uff dem Swarzenhaus gegen das neigstkunftich christmiss zu rade gekoren, und war sin sevender raitzgank; er wart auch clagher und urtelsmeister. Zu disser zit war es gar still vur den urtelsmeister, aber min fatter samt sinen gesellen, her Johan van Spiegel, ritter, brachten allereirst zuwegen, das die urtelsmeister zu gericht saissen und processn gehalten worden; folgens hat man dahin einen gerichtzschriber ordineirt und alle appellationsachen sint daselbst tracteirt worden. Nachmails haben die urtelsmeister ein raitzkerf erlangt, do her Leiskirchn diss amt verwalte; und ist eiz ein ansehentlich amt wordenBd.1, S.111.
 
Anno 1535 hat konink Henrich in Engellant Thomam Morum, einen obersten richter und canzlar, Joannem Phischerum, episcopum Roffensem, die heubter laissen abhauwen und JoannemBd.1, S.111 [75] Hauthon samt etlichen andern Cartusern zu Londen und anderswa laissen hangen, umb willen das sei in die ehescheidung nit wolten bewillechn und den konink vur ein heubt der kirchen in Engellant erkennen. Disser konink hat auch im selben jar ungeferlich die ingeforte frau Annam Boleins umb des ehebruchs mit irem eignen broder, zwen rittern, eins sangmeisters, begangen, uff das sei einen manlichen erben zum koninkrich mogt verlaissen, laissen untheubten; hat ein tochter Isabellam dem konink verlassen. Darnach hat der konink Johannam von Somerset zum dritten getruwet und damit Eduardum, den folgenden konink, gezilt. Zum lesten hat er des fursten von Gulichs suster getruwetBeinahe ganz genau nach Epitome S. 227..Bd.1, S.111
 
Anno 1535, als Franciscus Sfortia, herzoch in Meilain, verstorben und der FranzoisW. schrieb: Frantzoichs.in groisser rustung war, ist die lutherei in Frankrich heimlich ingerissen, aber der konink hat sei mit groisser marter uisgerot, das sich Frankrich fast hart bei der romscher kirchen gehalten hat, das seir bei den Teuschen gefalet, da diss jar die stat van Auspurch und der graff Wilhem van Nassau das evangelium und die ler Lutheri angenomen habenAus der angeführten Quelle; aber den inneren Zusammenhang hat W. herzustellen versucht..
 
Anno 1536 angefangenBd.1, S.112.
 
Anno 1536 hat der konink von Frankrich mit hilf der von Bern in Switzen den herzogen von Sophoen verjaget und das lant ingenomen; sprach, es gehort im zu von wegen siner moderEine kurze Inhaltsanzeige aus dem breiten Abschnitt der Epitome S. 228-230..Bd.1, S.112
 
[75'] Anno 1536, als der Franzois also wutet und der pabst durch die finger sach, das keiser Carl dadurch gereizt wart, ist der keiser diss jar mit groisser rustung in Frankrich gezagen, Marsiliam die stat in Provinz belagertViel ausführlicher in der Vorlage, Epitome S. 229, 230..Bd.1, S.112
 
Anno 1536 hat der neu konink Christian in Denmark Copenhagen belegert und erobert, ist darnach in den Smalkaldischn bont angenomen worden, hat Pomeranum von Wittenberch zu sich gefordert, sich mit den sestetten vertragen, die bischof im lande vertriben und ist auch der leir Lutheri anhengich wordenÜberarbeitung des Berichts in Epitome S. 233; Berücksichtigung der Angabe der Cronica Carionis (Ausg. 1554) Bl. 235..Bd.1, S.112
 
Anno 1536 hat der konink Joannes von Portugal scheir gans Indiam ingenomen in korzer zitWoher?.Bd.1, S.113
 
Anno 1536 ist der stetich brennende berch Aetna in Cicilia durch ein lange erdbibung bewecht worden, das er etliche milen ront umbher mit dem feur und eschen vil verderbt hatEpitome S. 232..Bd.1, S.113
 
Anno 1536 hat der erzbischof Hermannus ein provincialconsilium zu Coln gehalten, dahin er die 5 bischof under das stift Coln gehorich, als Lutich, Utricht, Münster, Osnabruck und Minden, beroifen hat; dar wart tracteirt von den gebruchen und ceremonien der catholischer kirchen und ander ketzerische ler wart widderlacht, inhalt eines boichs, wilches her Johan Gropper, der rechten doctor, gestalt hatEpitome S. 231. Über das Provincialconcil und Groppers Enchiridion vgl. Varrentrapp, Hermann v. Wied S. 72 ff., besonders S. 73 Anm. 3; auch Histor. Jahrb. 7, 392 ff..Bd.1, S.113
 
Anno 1536 ist Erasmus Roterodamus zu Basel gestorben und begraben, sins alters von 70 jarenEbendaher.. De cujus mortis anno talem versum confeci:
Hic is doctiloquus cecidit lux orbis ErasmusBd.1, S.113.
 
[76] Anno 1536 die 13. calend. junii20. Mai.bin ich in baccalaureum artium in scholis artium de domo Laurentiana von magistro Hermanno Blankeforst MonasteriensiÜber Herm. Blankfort, Pfarrer von S. Columba in Köln, Inquisitor, vgl. Varrentrapp S. 134, 137.promoveirt worden. Diss ist min allereirste promotion, die sol anreizung geben ad altiora. Darnach hab ich in phisica studeirtVgl. Paulsen, Gesch. d. gelehrten Unterrichts S. 17, 18..Bd.1, S.113
 
Anno 1536 ist min moder in einen irtumb gefallen, das sei vermeint, sei were bezaubert. Sulche unkundige wehetumb hat sei umb das herz und under der borst, und diss was ein ursach, das ein nachparsche, die frau in den Zwen Tauben, beruchtiget war, sei sult ein zubersche sin, wie ich oben a. 1528 angezeigt hab. Ein warsager hatz sich also vernemen laissen, das war vur min moder komen, jonker Stammel und der pastor zu Rodekirchen, beide duvelsfenger, sachten dasselb auch und reten miner moder vil. Min fatter und mir alle waren ubel daran, wolten ir die fantasei gern uis dem sin bracht haben, aber sei stunde lange und hart druff, sei leis missen im dom van der hilliger drifelticheit lesen, sei geprauchte medicin in eim kruchelgin, das stonde lang in der erden begraben, und derglichen; zum lesten leissen mir uns bedunken, es sulte vam spinnen komen, dan sei span sonder underlais und hink also uber die borst, sagten, sei sult sich dess miden. Das geschach und darnach wart es bess. Sunst vernam man von keiner zauberei, waher aber die pein komen, weis gott; min fatter wolt auch nit haben, das sei sich mit den teufelsfengeren vil sulte anlagenBd.1, S.113.
 
[76'] Anno 1536 ist Peter Hersbach ein eliger son Petri Hersbachs und Drutgin van Weinsberch mineß ohmen und moenen zum Hollender uff der Hoeportzen geboren, und zu sant Peter geteuft worden,hat darnach etwas studeirt und ist zu Wischel im lande van Cleif canonicus worden, nachmals zu BonBd.1, S.114.
 
Anno 1536 ist die stoif zu Weinsberch gemailt worden, der meler heischs meister Johan, war ein jong gesell, hat minen fatter und mich auch mit einem kolen uff papir abcontrafeitHier sind die Aufzeichnungen Weinsbergs vor der Reinschrift in Verwirrung gerathen. Man besitzt beide Bildnisse noch, geschickte Kohlenzeichnungen; auf ihnen steht das Datum 1539, dazu auf dem des Vaters: aetatis 50 annorum, auf dem Hermanns: etatis 22 fere..Bd.1, S.114
 
Anno 1536 uff christabent, als min fatter des raitz abginge, ist er amtman und richter uff dem raithaus gekoren worden gegen das kunftich jar.
 
Anno 1537 angefangenBd.1, S.114.
 
Anno 1537 ipsis idibus martii15. März.bin ich de domo Laurentiana, nachdem ich in examine gewesen, mit andern mehe baccalaureis von doctore Hermanno Deithart Hammonio, als stathelter vicecancellarii universitatis in scholis theologorum, licentiatus artium promoveirt wordenBd.1, S.114.
 
Anno 1537 den 19. mai bin ich selbstdrit mit Josepho Goltberch und Goswino Winteren de Berka von magistro Hermanno Blankenforst Monasteriensi in scholis artium in magistros septem artium liberalium promovert worden, das ist in grammatica, dialectica, rhetorica, musica, aritmetica, geometria, astronomiaastronimia, Schreibfehler, Handschr.. Von den 7 konsten haben die magistri artium den namen, sulten darin verfaren sin, aber der regent samt den meistern sehent mehe den nutz an, den sei und die bursen darvon haben, dan die geschicklichitBd.1, S.114 [77] und laissen gemeinlich einen jeden zu, er sei geschickt ader ungeschickt, wan er sin zit uisstudeirt hat und sin jura und gelt gibt, so laissent sei sei zu. Wenich sint, wilche der kunsten alle, ja nit halb, verfaren sint. Und haben mich die vurs. promotiones baccalaureatus, licentiae et magisterii gekost 47 gulden currentis gelde; der raderalbus galt diss jar 15 heller. Es waren uff dissem unsern meistersessen die 6 herrn burgermeisterVgl. oben S. 105, dazu die 2 regierenden.und vil ander, prelaten, raitzgnosen, herrn und frunde, das es ein herlich actus war. Zu dissem meistersessen hatten mir min eltern einen worstein paltrock machen laissenFehlt in der Handschr., war der eirste woirsten rock, den ich getragen hab; und minen langen swarzen rock leissen sei mir binnen mit einem swarzen kamlotten fodern; daruber hatte ich in actu magisterii ein kogel umb die scholtern hangen und ein sanguinen bonet uff dem heubt; das waren insignia magistrorum artium. Magister Bernhardus Afflensis, der nachmals pastor Petri wart, opponeirden mir, sin materia war de republica gubernanda a doctis, daruff moist ich im publice responderen. Min beide gesellen waren Colonienses und worden folgens geistlich. Mag. Joseph Goltberch genous siner promotion, dan er bequam dardurch prebendam universitatis, das er canonicus wart ad divum Georgium; dan facultas artium hatt die freiheit, dass in allen stiften 2 prebenden nemant gegeben mogen werden dan magistris artium zu Coln promoveirt. Er wart auch folgens licentiatus juris. Aber mag. Goswinus begab sich zu dem predigen, darumb wart er bischof Adolfs von Coln capellan, der gaff im zu s. Cunibertz und zu s. Cassio zu Bon ein prebendam. AberBd.1, S.115 [77'] mir quamen min promotiones nit zu nutz, dieweil ich folgens weltlich wart, und het min fatter das gelt, so er an disse promotiones in artibus an mich gelacht hat, wol mogen sparen, dan sei sint mir wenich profitlich gewestBd.1, S.115.
 
Anno 1537 glich nach minen promotionibus in artibus hab ich mich ad studium juris in den keiserlichen rechten begeben; darzu hat min fatter und ich vil mehe lust; und her Goddert HittorfGelehrter und Buchhändler in Köln, vgl. Hartzheim, Biblioth. Colon. S. 104; mit Hermanns Vater sass er um diese Zeit im Rathe der Stadt, vgl. Rathslisten. Weiteres über ihn in der Allg. Deutschen Biographie Bd. 12, S. 506 (von Kelchner).half minen fatter, das er mir von her Johan Ruisch utrumque corpus juris und opera BartoliDie juristischen Kommentare des Bartolus, welche einen Hauptgegenstand des älteren juristischen Studiums bildeten, um diese Zeit aber doch nicht mehr in ihrer unbeschränkten Autorität anerkannt wurden, wie das Urtheil von Ulrich Zasius bei Stintzing, Gesch. d. deutschen Rechtswissenschaft 1, S. 161 lehrt. Die Vertreter der alten Schulweisheit werden u. a. Bartolisten genannt, das. S. 268. Die vor wenigen Jahren erschienene Haloandersche Ausgabe des Corpus juris, über welche a. a. O. S. 185 ff., ist hier nicht gemeint., waren in all 13 boicher in den rechten, galt, nemlich umb 14 daler; das corpus juris civilis war seir alt. Umb disse zit wonte ich allet in der Cronenbursen, nach bei der scholen, die mir im haus stonde. Zu disser zit waren die ordinarii und lectores doctor Petrus ClapisBekannt als Vertheidiger des alten Bekenntnisses, als städtischer und als Jülicher Rath und wiederholt als Gesandter. Die oben genannten Personen begegnen mehrfach. Eine interessante Notiz über Eichholtz vgl. bei Varrentrapp, Hermann v. Wied S. 92 Anm., ordinarius in jure civili, lass codicem, doctor Goddert Gropper, ordinarius in jure canonico, lass decretales, doctor Hilgerus Born, lass Sextum et Clementinas, doctor Lodowicus Falkenburch, lass pandectas, doctor Eicholtz, lass decretum, doctor Joannes Pauli ab Horst, lass institutionesDiesen Satz druckt Ennen, Gesch. d. Stadt Köln Bd. 4, S. 669 ab. In den Rathsprotokollen, die er seine Vorlage nennt, steht hiervon selbstverständlich nichts. Unter Sextum ist das 6. Buch der Decretalen zu verstehen, welches den Gegenstand besonderer Vorlesungen zu bilden pflegte (vgl. u. a. Stintzing a. a. O. S. 210), unter Clementinae die Decretalensammlung Papst Clemens' V..Bd.1, S.115
Die studiosi juris hatten ein collegium under sich, das sei alle sontages samen quamen den nachmittag zur vesperzit und argumenteirden; alle sontags gab einer conclusiones aliquas in jure, daruff moist er zum neigsten sontag respondern; ir presidens wart dictator genant; hatten ire statuta, iren fiscum. In diss collegium hab ich mich auch inschriben laissen, hab successu temporis mit argumenteirt und zu miner zit respondeirt. Bei mir in der Cronenbursen wonten min neif Christianus Hersbach, Josephus Goltberch, Johan von Dutz, studeirten auch in den rechten. Mir haben unse exercitia under uns gehat, samen codicem uisgelesen, processus fictos under uns gefurt, allet exercitandi gratia. Zu uns versellichten sich folgens mehe andern. Uber einBd.1, S.116 [78] gutte weil darnach hat das vurs. collegium studiosorum juris frei zugenomen, die statuta sint verbessert. Sulchs wart Conrado BetztorfDieser Kamerad des Verfassers wurde später Syndicus der Stadt Köln, nahm einen hohen Platz ein. Vgl. über ihn Allg. Deutsche Biogr. Bd. 2, S. 583., Johanni Anholt und mir befollen, mir haben die statuta in ein bestendigere ordnung gefast und ich hab die 3 allereirste statuta darzu gesatzt samt etlichen andern, und haben darnach ein bestendich boichlin mit pergamenen bletteren hubsch laissen inbinden und die statuta zirlich darin schriben. Ander exercitia haben unser etliche auch mit declameren, institutiones zu lesen und derglichen under einandern gehatBd.1, S.116.
 
Anno 1537 sint geborenTilgung: nicht lesbar; durchgestrichenGotschalck und Feigin zwillinck son, und tochter, Johanß Kuckelmanß van Aich borggreven und Mergen van Weinsberch eheluthen, uff sant Severinß portz wonhaftich, und sint geteuft wor den,Tilgung: nicht lesbar; durchgestrichenzu sant Severin. Min neif Chris tian Hersbach und ich haben den Gotschalck gehaben.
 
Anno 1537 im fastabent ist Herman van Kaub eheliger son Pauli van Kaub und Weisgin Ripgin eheluthn zu Coln uff der Bach geborn und sant Jacob geteuft worden. Disser Herman ist folgenß min steifson worden, dan ich hab Weisgin sin moder zu der ehe genomen.
 
Anno 1537, umb diss zit vur und nach hett ich wol uff der luten ader virginailNach freundl. Mittheilung von Hrn. Prof. Crecelius (unter Hinweis auf Eitner, Monatshefte f. Musikgesch. 1880, S. 37) ist dies die in England gebräuchliche Bezeichnung für das Spinett.ader clavicordio ader peifen leren spilen umb ein geringt vur zitverdreif, dan gemeinlich alle studenten leirten dermaissen etwas. Aber min fatter wolt es mir nit gestaden, sprach, ich sult daruff uis sin, das mir ein ander spilte und das ich nit andern spilte. Min fatter meint es wol, hatt allet etwas grois im sinne, wan mir got die gnade ader gluck darzu verlenet hett; aber ich wolt, das ich es gelert hette,Bd.1, S.117 [78'] zu zeiten swarmoit damit zu vertriben. Aber in figurativisIn der Vokalmusik.hab ich etwas geleirt, das ich ein partei in discant mit kunte halten. Das war zu zeiten min recreation und kurzweil, auch kunt ich zum teil cantum GregorianumDen kirchlichen Gesang überhaupt..Bd.1, S.117
 
Anno 1537 vur und nach haben ich samt minem neven Christiano Hersbach und Johanne Dutz angefangen zu malen, zu elumineren die bilder in boichern und papeir mit farben, haben auch reifstein bekomen, farb geriben und gemacht, oli- und wasserfarb, und allerlei damit gemailt, kistger, schreifladen, bilderwapen, der mir uberaus fil mit sonderlicher lust leren kennen. Und Hersbach hat uns in der malereien ubertroffen. Ich hab auch mines fatters stam mit hilf mines vurs. neven diss jar angefangen zu malen im haus Weinsberch oben uff einer kamern zu haif warz, van herrn Henrich van Weinsberch ritter bis uff minen fatter, van mansstam zu mansstam heraff, mit iren frauwen und kinderen samt iren wapen etcDen Wortlaut des Textes theilt der Verfasser in seinen Vorarbeiten Bl. 202 mit; er bemerkt dazu: Diss vurs. gemeils war mit farben uisgestrichen und jeder person ire kleidong und habit, wie er bedochte, das sulchs bei iderm man, frau, kinten, geistlichen und weltlich gedragen was, wie auch die schilder und wapen mit irer farben underscheidlich gemacht. Aber etliche nachfrauen und nachman und steifkinder sint herzu gesatzt, die nit zum stam Weinsberch eigentlich gehoren, kan doch nit irren, das sei darbei staint. Diss gemeils ist gemacht gewest, ehe dan suster Feigin in der Reimersgassen geboren was. Es mach noch lang da pliben stain, wa es nit versteurt wirt, sunst mach man derglichn zu gedechtnis des stams uf ein ander ort nach laissen malen. Mich verdrust der arbeit, hab auch nit wol die zit, sunst moist ich es zurusten, ein ander mach auch etwas darzu doin.. In boichern und an den wenden wirt man min gemeils wol findenIn erdrückenden Massen in den verschiedenen Bänden seiner Aufzeichnungen.. Min neif Hersbach hat sich zum Hollender in siner elter haus und zu s. Severin in sinen hausern mit malen gebrauchtBd.1, S.117.
 
Anno 1537 hat die stat Nymmagen mit den anderen stetten im lande van Gelren iren fursten untsatzt, nemlich herzoch Carl von Gelleren. War siner herkomst halber einer von Egmont, hat kein kinder, sin hausfrau war ein von LunenburchVon Epitome S. 233 ausgehend, verwerthet der Verfasser hier seine eigenen Erinnerungen, welche durch fliegende Blätter und Kölner Rathsverordnungen ergänzt wurden. Zur Sache selbst vgl. Nijhoff, Gedenkwaardigheden uit Gelderland Bd. VI, 3, Einleitung S. XXVIII ff. Die Gemahlin des Herzogs war bekanntlich Elisabeth von Braunschweig.. Dissr war van jongs uff in Frankrich erzogen, dahin geneigt, derhalb zanket er sich stetich mit den Brabandischen, Hollander, Utricher,Bd.1, S.118 [79] Fresen, Cleifschen, dan er hat stetich steur und gelt uis Frankrich, darhin er das lant Gelren gern bracht. Disser hat die rider und snaphanen vur sin munz gesclagen, dan ruter, kreger, snaphanen waren sin beste gesellenMan meint dieses Urtheil, welches einmal selbständig ist, auf die Nachwelt übertragen zu sehen, wenn man bei Busken-Huet, Rembrandts Heimath, deutsch herausg. von G. von der Ropp, Bd. 1, S. 283 von Herzog Karl von Geldern liest: 'ein Seeräuber ist sein Handlanger, ein Bandit sein Marschall, die schwarze Bande sein Werkzeug'., der er stetich im kreich gebrauchte, und siner lantsaissen und adel hat er wenich acht. Das hat in widder veracht, dan wie er des landes untsatzt, haben die stet munz gesclagen und das vers im psalter zur umbschrift gebraucht: Ecce alienigenaeW. schrieb: aheniginae.et Tyrus et populus Aethiopum, hi fuerunt illicPsalm 86, 3. Auf die Münzverhältnisse wird der Erläuterungsband zurück kommen.. In dissem vers soll der datum stain. Disse untsetzung und munz truckte in, das er darnach nit lang lebteBd.1, S.118.
 
Anno 1537 ist der steinen krain an der Haseporzen angefangen worden zu bauwen. Bischof Herman von Weidt lachte sich darwidder, meinte, er wurde dadurch an sinen regalien und linpat verkurzt. Die sach wart am kamergericht stritich gemacht, ist also bliben stain. Meister Tilman van der Ordenbach, miner suster Merjen swegerher, ist baumeister daruber gewest in stat des umblaufs zur zitBd.1, S.119.
 
Anno 1537 ist das mer im koninkrich von Neapolis verfallen und 8 meilen wegs druch lant wordenNach Epitome S. 233..Bd.1, S.119
 
Anno 1537 hat der Turk im koninkrich Croatien gewutet, oberhant behalten, hat den christen zu groissem schimf und spott die nasen abgesnitten, darnach getoit ader eigen gemagetEbenso..Bd.1, S.119
 
Anno 1537 bin ich eirstlich verfort worden, das ich in geselschaft lichtfertiger leut komen bin. Dan schir alle mine gesellen, darbei ichBd.1, S.119 [79'] wonten, bei den ich studeirten, wie geschickt, fleislich und geleirt sei auch waren, noch dannest redten sei van hubschen frauwenleutn, der ein verzalt diss, der ander jenes, unverschamt, hesslich und koinlich; die unzucht wart also zwischen den studenten getriben, der ein sagt, er het bei disser boleirt, gelegen, gesclaifen, der ander, was er uis- und inwendich angetriben hatte. Es war ein geistlicher, im Dall wonhaftich, der underricht mich sonderlich, wie er vur und nach mit horen mit unzucht gehandlet hette, fragte mich fil und fil, dess ich nit woste, und bericht mich vil boser sachen. Ich war einfeltich, noch dannest hort ich so fil, das ich daran gedacht und bose anreizung machte. Min gesellen gingen oft uff die bolschaft. Zulast bracht mich meister Joseph Goltberch uff ein ort in die Schemmersgass, dar wonte ein alt weib, damit er kontschaft het, und leis hin nach zweien seidespennerschen schicken; die quamen alsbalde. Mir hatten vurhin zimlich gedrunken und er leis win holen, das mir noch mehe dronken. Es war uff Davids tag30. Decbr.nach den christhilligen tagen. Hie mois ich min sunde bichten und bekennen mit dem hilligen David, das mirs herzlich leit istPs. 6.. Dan wie wir saissen und trunken, hat es sich verlaufen, das ich min jonferschaft mit der einer, genant Trein Hoestirne, verloren hab, do ich hart bei 20 jar alt war. Diss ist min eirster unfall, das ich in sulchen gebrech und geselschaft komen war. Sulchs leben gefeil mir nit seir wol, dan mich dochte esBd.1, S.119 [80] ein grausam untugsam handel sin, mit alsulchen lichtfertigen horen zu leben. Darnach hab ich in drunkentschaft noch 4 ader 5 mail mit horen haus gehalten, darzu mich die geselschaft und der drunk bewechte. Aber als die franzosenpocken ader hispanische krankheit zu disser zit noch gewaltich regeirteDerselbe Haselberg, welcher (vgl. oben S. 76 Anno 3) vor einigen Jahren die Sehenswürdigkeiten von Köln beschrieben hatte, beschäftigte sich eingehend auch mit diesem Gegenstande in einer Schrift, die 1533 im Druck erschien, vgl. den 175. Lagerkatalog von Jos. Baer in Frankfurt a. M., 1886, S. 10. Haselberg war ein geschäftiger Herausgeber von 'neuen Zeitungen', vgl. Weller, Die ersten deutschen Zeitungen (Bibl. d. liter. Vereins zu Stuttgart Bd. 111), Register., davon vil leut in jamerlich gebrech quamen, hab ich gott dem almechtigen gedankt, das er mich behut hat, und hab mich gar fleislich fortmehe vur den lichtfertigen frauluten, horen und horenforer gehut, das ich noch nehe gebrech krigen hab. Diss mois ich bekennen, wan mich got nit gnediglich behut hett, ich were on schaden nit darvan komen, und es mogen alle und jede alteren wol mit fleis acht uff ir kinder haben, war sei hin gaint und staint, dan lichtlich mogen sei verfort werden, wie genau man auch daruff seut.
 
Anno 1538 angefangenBd.1, S.120.
 
Anno 1538 uff den tag conversionis s. Pauli25. Jan.hat der rector und wir prebendaten und gesellen alle samen in der Cronenbursen am dischs gesessen und zu abent gessen und van allerlei sachen geredt. Mit dem hat einer mit eim groissen keselstein, bei 6 pont swar, zu der finster durch das glass geworfen. Mir sint alle erschreckt worden, etliche felen under den dischs, die ander leifen zur stoben hinuis, die uberichen zitterten alle. Als man uff die strass sach, ersach man nemans, und weis nit, wers getain hatt. Der stein war gefallen uff die bank zur straissen zu, und war ein moitwillige taitBd.1, S.120.
 
[80'] Anno 1538, in dissem jar, mines behaltz, hat min fatter und auch min moder irer beider testament gemacht vur meister Johan Cortessum, notario, offerman s. Jacob, in beisin Johan von Gulichs zur Dannen uff dem Numart und Theis Muller uff der Haneporzen als gezeugen. Wie er aber herzu bewecht ist, ob es min moder, die swanger war, begert hat ader sunst uis anderer ursachen, weis ich nit. So ist mir auch eigentlich nit kundich der inhalt des testamentz, doch mach man diss in meister Johans vurs. protocol finden. Ich hab aber mines fatters eigen hantschrift fonden, darin van worde zu worde geschriben, wie nachfolgt: Item ist dit uns testament und lest wil, dat alle unse godere, gereit und ungereit, dem lest levendigenW. schrieb: lest levedigen.bleiven sollen, also dat der lest leventiger die behalten sall sin leven lank sonder einiches menschen indracht und sall sinen kindern damit helfen nach sinem vermogen, also dat hie selber in sinem alder gein gebrech en leide; und ist dabei auch unser wil, dat geiner van unsern kinderen den lest levendigen dar untboven besweren sall noch auch zu einicher deilung dringen sall, sonder sall ein jeder zufreden sin mit demselben, dat im der lest lebentiger gift. Und wan dan gott uber den lesten van uns beiden gebeut, sollen alsdan unse kinder datselbiche under sich goitlich deilen, und wes eim eiklichen dan also zur teilong felt, soll derselbich gutlich annemen, sulches zu der eren gotz und zu sines leibs noitturft gebruchen, auch nach sinem doede uff sine kinder erfen, wie recht und pillich ist. Were aber sach, dat einicher van unserenBd.1, S.120 [81] kinderen sonder leifserfen sturf, so soll datselve goit, dat demselben unsem kint an siner noitturft over bleiven weir, widderumb zuruck sterfen an unse neigsten, diewilche dan im leven weren; heirin sullen broder- und suster-kinder alwege stain in stat irer aldern und glichs iren omen und monen mit deil daran han, off wal ire alderen doit weren. Und uff dat dit nou also vestlich und unverbruchlich gehalden soll werden, hant mir elude Keirstgin van Weinsbeirch, genant van Swellem, burger der stat Kollen, und ich Feichen Kort samen und eindrechtlich doin schreiven diss unse testament und lesten willen und sulches gelacht an drei ort, nemlich zu Kollen in dat schrein zu Airsberch, zo Dusseldorp in der scheffen schrein und zu Dormagen auch in der scheffen behalt, mit gewontlichem urkunde, ungeferlich im jar etc. Hucusque scripsit pater. Aber diss testament ist nit vollenzogen, auch nit ingrosseirt ader ingelacht worden, min elteren haben auch nit acht daruff geben, sonder das triben laissenBd.1, S.121.
 
Anno 1538 uff godestag nach druzehnmess9. Jan., Mittwoch nach hl. 3 Könige.hat man zu Dormagen gedingt. Do hat min fatter des probsten Speis, s. Georgens, pert und mines ohmen pert zum Hollender gelint und sint under uns dreien, min fatter, Joannes Strubbe van Deventer, ein geschickter gesel, des rechten erfaren, und ich zu Dormagen an das gedinge geridden und der gerichtzhendel daselbst gewartet. Den anderen tag darnach sint mir bei minen ohmen Wilhem Korthen gewesen, da mir zur herberch lagen, war uberaus kurzwilich und viserlich van heubt, sagt oft: ich gebe mehe umb einen rechtschaffen gesellen und kreichsman dan umb 100 pauren, und derglichen. Von dan sintBd.1, S.121 [81'] mir nach Polhem geritten, da hat Johan Strubbe, min mitgesell in der Cronenbursen, groisse kunschaft uff einem haif, gehort Jaspar Imhaif uff dem Altengraven und sinen elteren. Dissen hoff bracht er minem fatter an zu gelten und min fatter besach den hoff und das lant, buschen mit allem sinem zubehuir, wolt den hoff gelten. Dieweil er aber zu hoich angesclagen und zu vil beswernis und stritige pleiten im keiserlichen camergericht uff im hatte, bleib disser kauf achterwegen In dem heimriden hat ich die roit Gulichsche kleidung an, die mir min ohm geleint hatt, und wie sei nach Koln eilten und mit den perden ranten, in dem wegen war mir ein buddel van der teschen uffgangen und das gelt feil mir daruis; als ich das sach, wart ich verfeirt, steich vam perde, soicht das gelt und hilt das pert nit mit dem zugel; das pert leif widder zuruck und Strub eilte dem perde lange nach, ehe er es erlangen mogt; des geltz kreich ich etlich widder, etlich mangelten, und verleif sich die zeit darzwischen, das mir scheir alle vur die porz sulten gesclossen sinWegen des abendlichen Thorschlusses..Bd.1, S.122
 
Anno 1538 im fastabent3. März. Es ist hier wohl Graf Johann IV. (1537-1555) gemeint.lach der graif van Reifferscheit und zur Dick in der herberche zu Gulch ader eiz zum Wissen Perde genant, da war er gemeinlich. War auch ein doller hillich. Er leis zu Weinsberch dissmail die laiskessel und sturzbutger vol weins holen und wan die geselen, smit, gewantmecher, wisgerber und andern mit den tromen quamen, den schenkt er den win, sauf uis den kesselen und butger, das moisten die andern auch toin; wan dan einer darzu unwillich war, damit scloge er sich. Sunst dreif der graif auch wonderliche dingen in der herbergen und vur der dur uff dem Weitmart an, was er erdenken mogtBd.1, S.122.
 
[82] Anno 1538, in dissem jair hat min ohme Peter Hersbach sin haus zum Hollender uff der Hoeporzn im grunde affgeworpen und hat es schoin und neu widder uffgebaut uff groisse kosten und hat ein hupschs haus daruis gemacht. Dieweil er aber oft zu hoffEr war jülichscher 'Bestellmeister', vgl. oben S. 26.moist sin, war min fatter sin baumeister. Es worden schone finster ins haus gemacht mit den wapen; mines ohem wapen war ein hirz in einer bach; min moen fort mines fatters wapen, den spar mit den 3 klebletteren. In der kamer unden in den ronden der finsteren staint 8 reimen, dubbel, dar im eirsten boichstaben eins ederen vers soll minen namen und zunamen mitprengen. Diss haus hat fil geltz gekost. Das haus zum Grein uff der Hoeporzen war dasmal umb 800 taler feil gewest, ein schon gehause. Min fatter ret minen ohem, er sulte das haus gelten und den bau beresten laissen, aber min om hat lust zu bauwen und verbaute wol 1200 daler. Nachfolgens wolt min ohm auch einen brukessel setzen an das neist haus zur Setzroven, wie geschach. Dar durch die maur ginge der rauch und fonken, das der bau verpotten wart; die nachparsche Eva Maubach fink einen pleit mit minen ohmen und monen darumb an, darzwischen starf min ohm, die sach wart verwarloist, min moen werte sich weilich, reif ir frunde an, mir holfen ir mit aller macht, das alles nit half, Eva Maubachs hilt uberhant, verfolgte min moen zu penden zu, das es ir bei 300 daler schatte. Dess magte her Arnt van Bruwiler die soeneBd.1, S.122.
 
Anno 1538 ist herzoch Carl von Gelre und Gulch, graif van Zutphen, gestorben van truricheit, dan man sagtDoch wohl in Köln, wo man sich mit dem Herzog viel zu beschäftigen hatte. Die Erzählung reihte W. hier an nach der Notiz der Epitome S. 235. Herzog Karl starb am 30. Juni. Vgl. Nijhoff a. a. O. S. XXXVI über die Verträge mit Kleve., sin herz sult innint so grois gewest sin als ein baumnuss. Und die lantschaft namen herzoch Wilhem von Cleif, Gulich und Berg, graffenBd.1, S.123 [82'] van der Mark und Ravensburch etc. vur iren fursten und herrn an, der sich auch darnach bei 5 jar herzoch von Gulch, Gelre, Cleif und Berg etc. schreif und fort das GellersW. verschrieb sich: Gerlers.wapen mit under sinen anderen wapen namDies Wort fehlt.. Herzoch Wilhems fatter sach nit gern, das er das Gellerlant annam, dan er besorgte sich der Burgundier, wilche sich anmaisten, das Gellerlant stunde in zu, die es vurhin gegolten und bezalt hetten. Der herzoch maiste sich an, er were der neigste erf darzu. Aber es mogt im zulast nit verpliben, wie nachfolgen wirtBd.1, S.123.
 
Anno 1538 starf der cardinal und bischof zu Lutgin Erhardus de Marca, ein richer furst, der binnen Lutgin ein schoin pallast und begreffnis gebaut hatNach Epitome a a. O. Der Bischof starb am 18. März..Bd.1, S.123
 
Anno 1537Korrigiert aus: 1538; teilweise durchgestrichenuff montag zu pinsten den 21. mai zu 5 uren vurmittag, ist geboren min suster Sibilla van Weinßberch, eheliche tochter Christian von Weinsberch, und Sophie Kort, minen eltern, im hauß Weinsberch, oben uff der sclaifkamer dar uff min broder, und ich auch gebo ren sint. Sei ist darnach geteuft worden sant Jacob, und Sibilla genant worden, die beide godden heischen Beil aider Beilgin, so duchte mich es laute besser Sibilla. Min motter heisch sei Beilgin ich arbeite darin daß der nam Sibilla in den brauch quam dar bei sei pliben ist.
 
Anno 1538, wie min moder miner vurs. suster noch im kram lach, hatten des geweltrichters dener ein jonfer, wonhaftich zum Hirz vur s. Laurenz, uff dem Weitmart gegriffen, die an das leif gepant was, und wie sei minen fatter zu Weinsberch in der duren stain sach, sprach sei: last mich den herrn ein wortBd.1, S.124 [83] ansprechen. Und als min fatter das vernam, sprach er zu der magt: wan sei mit mir spricht, so treckt sei in das haus. Die dener leiten sei zu minen fatter, der hilt mit ir sprach. Mit dem ware die magt samt der wartzfrauwen vurhanden, treckten sei frei in das haus, ehe sich die dener darvur hutten. Die dener wolten sei uis dem haus trecken, do sprach min fatter: die frau im haus licht im kraim, es ist frei; do warten die dener, aber min fatter leis sei hinden am Buchel uis, das sei darvan quamHermanns Vater war ein Glied der städtischen Obrigkeit.. Also genaus sei miner suster Sibillen geburt und miner moder kram. Die scholtherrnDes Rathes.beclagten sich uber minen fatter; er sacht: ich hab ir nit bot geschickt, hab sei auch nit ins haus getreckt, damit quam er darvon. Disse jonfer hat vil schaffens an allen gerichten und gebruchte mines fatters vil, do er des raitz, amtman und clagher war; sei schenkt im einen rink mit einem hyacynthgell steingen. Ir manSie Jungfrau.war ein doctor, und die pocken hatten im das angesicht uisfressen; er war auch stetich an den gerichten, das er mines fatters hulf begerte. Der schenkten mir corpus canonicum und noch 2 boich in jure, mit wissem leder ingebonden in breder, der boich waren samen 5Bd.1, S.124.
 
Anno 1538 hat der pabst Paulus zuwegen pracht, das der keiser Carolus und konink Franciscus van Frankrich zu Aquamort in Provincia personlich samen quamen, sich fruntgrutzten und sprachen und einen bestant van 10 jaren machtenVerkürzt aus Epitome S. 234..Bd.1, S.124
 
[83'] Anno 1538 hat min neif her Carl Kuckelman van Aich uff s. Severins porz die kap zu Knechtsteden (ein meil wechs hinder Zons) angezagen und ist ingekleidt worden. Disse monch sint Premonstratenser, tragen gar wiss wullen habiten. Er hat auch das jar darnach sin profess darin getain und uber ein weil ist er preister worden. Darnach hat in der abt zum pastoir zu HoengenEntweder Hoengen im Landkreise Aachen oder H. im Kr. Heinsberg, wahrscheinlich ersteres.im lande Gulich gesatzt, da er bei 10 ader 12 jar ist verpliben. Disser her Carl hatte Dwerchs prebendeVgl. oben S. 105.gehat, war 4 jar zu Hervorden gewest uff der scholen, darnach etliche jar hie zu Coln studeirt in der Cronenbursen, bei mir gewont; war in grammatica nit seir verfaren, drank gern wie sin fatter, hat zu der leer wenich lust. Die eltern hatten auch gein groisse narung, sonder vil kinder; darumb half im min fatter zu Knechtsteden ins cloister. Und Christian Hersbach und ich sint gar oft zu im gezagen spacern, in visiteirt und mit im geschefft, dan dar war gnoich zu drinken. Her Carl war nachfolgens nit so gern im cloister, doch bleib er, dan mir schriben im oft zu, ermanende in, das er pleiben sulteBd.1, S.125.
 
Anno 1538 ist ein grois brant zu Dutz uff einen abent gewest, so spait, bis das man die porzen an der stat zuscleissen solte. Man sach, das die juden und christen zu Dutz ire gutter in die schiff fluweten. Diss hat ein burger uis Coln getain, war manich jar ein pistor s. Joris gewest, ein broder her Servais Reuenach, scholasters s. Severin; war verdorben und scholt halber zu Dutz geflouwen, dar im die scholtherrnBd.1, S.125 [84] nachfolgten, in bekommerten und mit recht anspreichichW. verschrieb sich: anspreicheich.magten, das sei in zulast an das leif verfolgten und in haftung und gefenklich hilten. Do er nit bezalen mogt, leis man in aus, do er lang zit gesessen hatte; sagt zu sinem gesinde und kinder: ich mois dissen abent die van Dutz bezalen irer beweister fruntschaft, und stach sin selbst wonhaus an; davon gingen der nachpar heuser an und verbranten vil heuser, pert, koe, ferken, schaif, auch etliche leut und vil goitz. Disser pister wart gegriffen und in die iser den abent gesatzt, bekant, das ers uis missmoit gedain hatt. Des andern morgen zauch graulich folk nach Dutz den schaden zu besichtigen, ich zauch auch mit hinuber, do ich 20 jar alt war, und war das allereirst mail, das ich ehe zu Dutz gewest war van minen leven, das seltzam ist, da ich Dutz so nach war. Darnach hat man in verbrant am gericht. Disser war ein frolicher man gewest und miner elter gefatter, dan sei hatten im ein kint gehaben, und er war ir becker. Durch die scholt quam er zu dissem ellende; wie er aber die scholt gemacht hat, weis ich nit, got vergebe im sin sonden. Er war sunst leifzellich van meniglich, hat ein fein erlich weibgin und feine zuchtige kinder; ich hab mannich ewich weck, broit, platz, gobelgin in sinen haus uff s. Joris cloister geholtBd.1, S.125.
 
Anno 1538 haben einmail Nederlendische schiffknecht zu Weinsberch im hause zu gelaichBd.1, S.126 [84'] gesessen, haben sich werden zenken und sclain; etliche haben dissen gehalten, sint im vurhaus bleiben stain, die andern haben uff den vurstenWohl = vordersten?steinwech gain stain; damit ist einer uis dem haus uff den steinwech komen, hat sin swert uisgezagen und under die alle gestochen, oben am bein hat er einen getroffen, das er zur erden gefallen, als er doit were. Man hat in mit wein, essich, ruchende wasser gewassen, aber er hat nit gesprochen, gein verstant mehe gehat; man hat in an die Hoeporz in eines bartscherers haus getragen zu verbinden, da ist er des andern tags gestorben. Der deder ist zum Rhein gelaufen, ubergefaren und also mit der flocht darvan komen. Diss ungemach ist im haus Weinsberch dasmail geschehen, sunst hab ich nit gehort, das ehezitz einer daselbst umb das leben komen sei dergestalt. Sunst hat dabefor einer in eim nachpargelaich gesessen, ist am dischs geracht worden, und alsbalde er heim quam, ist er in gott verstorbenBd.1, S.126.
 
Anno 1538 hat min fatter ein weiliche gasterei gehaltenDieses Wort fehlt in der Handschr., wiewal er sunst nit vil gest plach zu roifen dan sin bewanten, nachparn und da er mit handlete. Noch dannest hat er diss jar den probst her Johan Speiss van Bulleshem, probst zu s. Georgen und domher zu Lutgin, zu gast geladen und im zu den ehren her Jacob Rodenkirchen, burgermeister, doctor Herman Bracht und ein jonfer, sin nicht van Bre, doctor Joannem Horst, jonker Jaspar EicheisterVgl. Mittheilungen aus dem Kölner Stadtarchiv Heft 7, S. 110.und mehe anderen und tracteirde sei herlich. In die eirste gleser leis er sclechten wein schenken, in die groissere besser wein; so wolte nuhe ein jeder uis den kleinen glesern drinken umb desBd.1, S.126 [85] sclechten weins willen; do als min fatter das mirkte und gern gesehen hett, das sei frolich weren worden, dorft sei auch nit zu hart notigen, befalch er den taffeldenern, sei sulten ratzwein in die kleine gleser schenken. Das geschach, die herren mirkten dar neit uff, drunken dess und worden frolich. Der probst Speiss war sein besonder her und frunt, wolt in stetich bei im haben. Er hilt groisse fruntschaft mit den nachparen, burgern und kirchmeistern s. Jacob; er vermogt mich auch wol, wolt mir ein prebende zu s. Andre verlaissen, aber min fatter kont das gelt nit so uisgeben, er hat mehe zu schaffen dan mit mir allein. Der probst offereirt minem fatter, er wolte mich coadjutoren der probsteien machen, dieweil es aber vil geltz kosten sult, pleib es achterwegen.
Diss probst Speiss hat stetich einen zank mit her Wilhem Wischs van Reis, doctor und dechn s. Georgen. Disser war von neit uffkomen, wolt das capittel allein regeren; dess kunt der probst nit dulden, er wolt auch etwas sin, darumb hasten sei sich, so lang sei beide lebten. Etliche canonici hilten es mit dem probst, etliche mit dem dechen, der probst und kirspel s. Jacob hilten samen, der dechen war gemeinlich widder das kirspel. Der probst lode mich einmail zu gast samt Johan und Gerhart van Dutz und etliche jonfer s. Merjen; da dansten mir die ganse nacht; der probst gink zitlich sclaifen, leis uns gewerden bis den morgen. Disser probst licht s. Georgen mitz in der kirchen begraben. Aber der dechen feele in einen irtumb mit den canonicis, leis sich zu den Carthusern begrabenBd.1, S.126.
 
[85'] Anno 1538 hat sich ein irtumb im convent Marien Betlehem zugetragen, licht in der Reimersgassen hinder den Minnerbroder. Da hatten die observanten ire zuflucht und herberge. Wan sei quamen, hatten die susteren etwas gekocht, das moisten sei untberen und den monichn zustellen; sei leissen ire hemder, hosen und placken da weschen und reinichen und hatten wenich nutz dan den uberfall van innen. Diss beclagten sich etliche sustern bei iren guten- frunden; etliche sustern hilten es mit den observanten, waren ire geistliche gekoren sustere, jeder hat eine, und war also ein seltzam handel. Die moder zur zit horte minen fatter zu, wart darnach krank und starf. Dero frunt und vureltern hatten das cloister seir nach gestift und uffgebaut, also das min fatter sin bewanten darin hatte und das cloister van den sinen untstanden; hatte das cloister sonderlich leif, beherziget den handel der beswernis der observanten, die im doch nit so gunstich und angeneim waren, umb desswillen, sei einen siner verwanten erschossen hatten; und er berede sich mit gutten herrn und frunden, nam her Gerhart vam Wasserfass, burgermeister, zum besten, auch doctor Bellinkhausen, des ratz canzlar zur zit, und doctor Herman Bracht, der ein gutter frunt des cloisters was. Uff einen abent, als die monch spade uis essen waren, schickten etliche sustern den munchen zuwidder minem fatter botten und clagten uber sulch regiment, das sei in die nacht sulch gegenge hetten. Es waren noch 3 ader 4Bd.1, S.127 [86] ander gutter frunde darbei, die besclossen sich kurzlich und bolwirkten die dur binnen zu, bliben im cloister. Do die monch quamen, kunten sei nit inkomen; etliche beginen wolten, man sulte sei inlaissen, etlich, man sulte sei nit inlaissen; daruber wart ein grois geschrei im cloister und auch uff der gassen, das sich die monchen uff das last van dan verkroffen. Des andern tag war ein grois geschrei durch die stat, am rait und cleriseien, und man schickte zu allen seiten herrn dahin die sach zu verhoren. Summa, es quam also fern, das die monchen da von dannen moisten pliben bis uff dissen tag. Minem fatter wart groislich gedreuwet, dieweil im uffgelacht wart, er het diss spil helfen triben. Darnach hat man visitatores verordnet und haben die beginen einen weltlichen preister zum pater bekomen, davon sei geinen schaden gehat haben. Darnach wart suster Entgin van der Wehe moder gekoren und doctor Herman van Bracht hat ein neuwe kirch dar willen bauwen, wie gescheit, und ander gebeu mehe, daruber min fatter baumeister was. Der doctor ist daruber gestorben, das cloister hat sich etwas des baus halber an irer rentn besweirt und ist darnach der bau nit entlich vollenfort wordenBd.1, S.128.
 
Anno 1538, als ich in der Cronenbursen wonte, hat ich fast irtumb mit den anderen, etlichen minen mitgesellen, besonder mit einen gnant Valentinus LubecensisIn der Handschr. nur: Lubensis., einem boissen lecker. Der hat mich vur, wolt mich stetich regeren und sclainBd.1, S.128 [86'] und sclain und dreif vil moitwillens mit mir an, verachtet mich, spotte meiner, floichten mir, scloich und streift sich stetich mit mir. Einsmails quam er in die burs, war fol weins, sach mich bei andern uff dem steinwech sitzen, sachte: du pefferlecker, unflat, spitzhut etc., floichten mir, heischs mich aus zu sclain, scloich auch nach mir. Ich war seir blode und verzacht, durft mich nit mit im anlagen, dieweil ich aber nitz mit im zu schaffen hat, dan etliche mail dem rector uber sinen uberlast geclagt, saissen min ander gesellen und lansleut bei mir, sprachen: wer dich frei, und schimften uber mine bloitheit. Ich greif einen moit, das bloit wart mir warm, der zorn merden sich und wie gedachter Valentin nochmails nach mir scleit, stunde ich uff, werten mich, warf in uff die erden und hilt in still, scloich in nit, er kont nichtz uisrichten dan floichen und schelten; darnach leis ich in uffstain; do firt er mir widder ins har, ich ergreif in zum andern mail, warf in widder under mich und lappden in mit flacher hant uff die backen, hilt in so fast, das er sich nit wegen kunt, und das also lang, das er geloben moist still zu sein und friden zu halten, do leis ich in uff. Alsbalde er uffquam, greif er einen groissn unkelstein, halbs heubtz dickten, warf gewaltich und nicktich zu mir in, solt mich uff der stat doit geworfen haben, aber im worf want ich den kop umb und wart hinden den kop tuschen den oren getroffen, das ich daselbst ein groisse wonde kreich, das mir das bloit seir herab ran. Als ich das vernam, feil ich grimmich zu im hinin, warf in zum dritten mail uff die erde, lach im uff dem leib, nam in mit den oren und stous in uff die stein mit dem kop, scloich in,Bd.1, S.128 [87] das im nais und maul bloite, und der kop hinden swall und bloite im. Darnach fragte ich, ob er bess daran wolt, er sprach: scleist du mich nit doit, so will ich dich erstechen, und schalt und floichte grausam wie ein rasen mensch. Die ander gesellen stunden umb uns her, leissen uns gewerden, nemantz het uns gescheiden, einer durft es vur dem andern neit doin, dan etliche hilten mit den Valentino zu, waren dem gunstich, etlich mir. Als ich aber des spils kein ende sach, stunde ich uff, leif zum haus in, sclous die dur nach mir zu und sclous mich uff min kamer, bis die hitzde uber war. Ich schickte zum bartscherer, leis mich verbinden und hab das linzeichen nachmails im kop behalten. Als der rector diss tragedie und sclacht vernam, uns zu allen seiten verhort, gab er dem Valentino unrecht und suspendeirten in vam dischs; do gink er mir lang nach, wolt mich erstechen; mir war ubel zum moede mit dissem viant, das herz dede mir wehe, zulest handleten sin gesellen tuschen uns, das er mir friden zusagt und soinde, uff das er widder zum disch mogt komen. Der rector leis in uff min furbit zum tischs, do pleib es ein weil frideBd.1, S.129.
 
Umb disse zit hat ich mit Joseph Goltberch und Petro Berwy van Lutgin, minen gesellen, gutte fruntschaft, studeirten samen, einer schreif zu dem andern carmina, epistolas und declamationes, dialogos; gingen samen spitzern, wonten auch nach bei einandern. Nu waren 2 kostgenger in der bursen, einer heischs meister Thomas Romer, des scholtissn son zu Gulich, und Stephanus Vell, eins probsten son zu s. Cunibertz; disse hasten uns all drei und belachten uns mit schimp und spot, schriben uff ire durren schimfreden uberBd.1, S.129 [87'] uns samen und besonder, hinken den Valentinum Lubicensem an sich und hitzden in auch uber uns, aber der Petrus Berwy, unser frunt, war auch geherzt und scloich sich oft mit dem Valentino, also das er mit gewalt nit fil uis kunt richten, dan allein mit schelten und floichen. Einsmails hat ich ein carmen gemacht, laudt also: praestat utrique notho fatuus documenta magister; diss vers hab ich mit rait miner gesellen uff min kamerdur geschriben. Als sei das gelesen und bekeuwet, haben sei dem rectoir uber uns geclaget. Dieweil sei aber derglichen oft getain, verbaut der rector, einer sult sich des andern mit worten noch mit werken kroden; wem das nit geleibt, mogt uis der bursen bliben. Meister Thomas zauch daruis und wart der irtumb auch gestillt. Das vers hat so vil zu bedeuten: m. Thomam hilt man vur einen narren, dan er stalt sich narrischs und hat wol 3 seir nach bewanten, die plat nar waren; Stephanus war eins geistlichen son; so war der Valentinus auch ein bastart, daruff sclous das vers. Der Valentinus kreich nachfolgens s. Cornelis krenkdeVeitstanz, Fallsucht., lach vur toit; darnach bidlet er gelt zum offer, zucht zu s. CornelioCornelimünster.und bleib darnach lang gut; uber ein lang weil sagt erDas Wort fehlt in der Handschr.einsmails uis wrevel: ei, es ist auch narrenwirk mit den hilligen und ist nitz mit s. Cornelio; denselben abent, als er das gesagt hat, ist er mit derselbecher krankheit widder beladen worden, zauch uber ein weil nach Lubich und fort in den kreich und sol doit sin, wie ich folgens hab vernomen. Es quam ein ander gesel in sin stat, Johannes Lubecensis, der war aber sinnich; den reizden sei auch an mich, das mir uns samen sclogen, und er scloich mich, das mir nas undBd.1, S.130 [88] wolt mich nit lichtlich mehe sclain. Disser Johannes und ich sointen uns balde und leis einer den andern ungesclagen. Aber einer, Joannes Berkei von Hervorden, wolt sich plat mit mir versoiken und sclain, er war etwas groisser dan ich, aber ich fore im in sin geil krous haer und hilt in under, das er mir nit fil abgewinnen mocht. Darnach mirkt ich, das ich starker war, dan ich mich versehen hett, aber ich hat allet gein genoigde zum sclan. Uff ein ander zit solten mir samen in gutter borden schirmen und jeder hatt ein swert ader rappeir in der hant und stachen und sclogen schimfsweisen zum anderen in. Ich stunde in der kamer, stach hin zur durren aus. Wie ich die hant zu weit herfur reckte mit minen gewer, stunde einer, genant Arnolt Deus von Deventer, vur der deur, scloich mich mit einem alten berosterden swerde uff mine rechte hant, ein wenich under den daumen, das ich min metz fallen leis, und das untfangen wontgin bloite seir. Ich leis es verbinden, aber es mogt nit so gar geheilet werden, das mailzeichen bleib mir uff der hant seir kentlich stain, und wan das ritswert nit plomb gewesen, sonder scharf ader ein knechtzdegen, er hett mir die rechte hant ader abgehauwen ader den daumen mit der hant gelemt. Diss komt von sclegerei und gecksspilBd.1, S.130.
 
Anno 1538, umb dese zit vur und nach plagen mir geselln vurs. in der Cronenbursen wol heimlich zu zeiten uff den kameren im bret zu spillen umb ein gelaich und sunst umb etwas anders, aber das moist heimlich geschehen, das es der rectoir nit gewar moist werdenBd.1, S.131.
[88'] Diss bretspil hat mich min moder allereirst geleirt, die hat van minem fatter etwas geleirt, und als min fatter sach, das min moder mit mir spilte, sagt er: was? leirt ir in spiln, das ist ubel getain. Min moder antwort: ich mois in das bretspil leren, ich besorg, dieweil es so gemein ist, ein ander wirt es in mit sinem schaden leren, so ers doch wissen wilt. Und diss war ir nit ernst, dan sei schimften selbst darmit. Min fatter plach auch wol mit mir in der carten zu spilen; wan er mir dan abgewan, spottet alzit mit mir, das er mich zergte, uff das ich einen widdersin im spilen kregen worde. Darnach umb disse zit und folgens ein weil hat ich groisse lust im pretspil, dan gewan ich, dan verloir ich; gewan ich, so hat ich es kleinen nutz, dan ich verzert es widder; verloir ich, das dede mir leide, und ich hab eirst wal gespilt, aber nehezitz uber einen daler uff einmail verloren, aber oftmails umb ein kan weins ader umb zitverdreif, und zulast ist mir das bretspil und cartenspil gar zuwidder worden. Mir gesellen plagen uns auch im felde, uff dem graven und sunst mit dem balspil und mit dem springen zu uben. Ich hab oft uber den galgen van gerden hoher gesprongen dan bis an min herz, und wonder istz, das ich mir nimmer wehe getain habBd.1, S.131.
 
Anno 1538 ist auch ein irtumb tuschen uns veiren besten gesellen und lansleuten untstanden, dan Christian Hersbach und ich irten uns mit meister Joseph Goltberch und Johann van Dutz und waren lang unreuwich und gehessich uff einandern gewest. Als disser unwilBd.1, S.131 [89] lang zit gestanden, haben mir uns genzlich und zummal vereinigt, vertragen, verbonden, versworen und verglicht gutte frunde zu sein und zu bliben, zu leben und zu sterben und umb gein geschehn uns darvon abschrecken und wenden laissen. Damit sulches auch deste bestendiger bliben und gehalten worde, haben mir unse artickel und gebrech und noitturft in schriften verfast und dieselb underschriben und ider mit sinem signet besigelt und hat ein jeder einen breif kregen, dar eins jedern hant under stunde und signet anhinge. Und haben darnach die beste fruntschaft samen geleist, mir 4 hilten samen, wurden mechtich in der bursen, also das uns eiz nemans durft mit unpillicheit anmoten. Mir waren alle 4 von Collen; Hersbach war min neif, canonich s. Severin, war kostgenger; Goltberchs fatterReinard G., vgl. die Rathslisten.und min fatter waren samen des ratz; Dutz fatter und min fatter waren samen kirchmeister zu s. Jacob. Ich hat den beiden auch mit geholfen, das sei in die bors quamen, derhalb was ich bei iren altern wonderlich angeneim. Aber in Johan van Dutz haus uff der Bach zum Overstolz waren mir steitlich; sin fatter heischs Johan, die moder heisch Johan, der son heischs Johan, ein knecht, ein magt im haus uff ein zit heischen Johan; in dissem haus war stedich geselschaft, geistlich und weltlich, und durch den son quam ich duck zu in, das ich dach und nacht da verbleifBd.1, S.131.
 
Anno 1538 hatten sich unser gesellen in der bursen und auch andern wol 13 vergadert, zogen zum AldenberchKloster Altenberge., da hatten etliche kuntschaft und frunde wonen, lagen daselbst 3 ader 4 tag still, brasten und suffen, das mir alle, nemantz uisgescheiden, ubergaben, wie die swein hilten mir hausBd.1, S.132.
 
[89'] Anno 1538 hat doctor Horst der rectoir ein magt in der Cronenbursen, SteinHeute noch 'Stina', von Christine.genant, die war zimlich betagt, noch leiß sei sich vil küssen und hat vil schertzens mit den gesellen. Min kamer stunde hart neben irer kamer, und wie sei uff einen abent von irer kamer hinab gink, leiß (sie) ire kamer bei stain. Als ich diss horte, dede ich min kamer heimlich zu, gink in ir kamer in einen winkel sitzen, sweich still, darnach quam sei widder in die kamer, sclous die kamer heimlich hinder ir zu, dede sich aus, gink im hembt an das bet knehen, lachte die hende samen, als het sei sich gebedt, dede die kertz aus und nam sich an, als hett sei miner nit gewar worden, lacht sich zu bedde, und uber ein weil laute sei, als were sei ingesclaifen. Ich woste nit, wie ich es verstain sult, zulest gedacht ich allerleis, verkonigden mich, dede mich heimlich uis, krauf stillich bei sei under, sei scleif allet wie sei laute, sei hat sich in ein laken gewickelt, das macht ich los, sei scieif allet. Ich handelt, wie ich wolt; was ich ir dede, sei scleif allet. Entlich, da ich scheiden wolt, wart sei gelich waker und reif stillich dissem und dem off dem: Sit ir es, sit ir es, wer sit ir, und umbfinge mich, sacht: Ir sult mir sagen, wer ir sit. Do ich es sagt, redten mir allerlei, sei sagt, sei wolt mich bei dem rectoir beclagen. Ich magt fruntschaft, bat sei, sult es nit sagen, und dede mich an und gink uff min kamer. Den morgen schickt mir der rectoir bot, ich gedacht, sei wird uber mich geclagt haben, gab ir einen scleifer in die hant und bat, sei sultz nit arch machen. Der rectoir sagt, die magt wolt uber mich clagen, schickt nach der magt, sei sult ir gebrech untdeckenBd.5, S.01 [90] do sagt die magt, ich het die ganse nacht ligen bolderen und sei im sclaif verirret, er sult mir sagen, das ich sei mit freden leiß. Der rectoir sagt mir, ich sult miner sachen warten, und gab mir ein ander kamer in, das ich nit mehe neben ir wonteBd.5, S.02.
 
Anno 1538 ist die hiltumsfart zu Treir gewest, das man unsers herrn gotz Jhesu Christi rock zaunte. Dar ist diss fart min fatter, moder, min suster Tringin und broder Christgin gewestBd.1, S.132.
 
Anno 1538 haben die kinder min suster und broder die sop sullen essen, die war bereit, und uff ein klein dischgin gesatzt. Dar an ginck vur daß eirst min broder Gotschalck sitzen, und het gern gessen, aber die ander kinder leiffen noch fast umb, ehe sei quamen, daß es fast lanck wart. Gotschalck hoif an, und schree und weinet, sprach sol ich diß zop allein essen. Nein sprach die magt, eß du, und wan du sat biß, so hoir uff, aber er weinet als biß die andern quamen, und siner wart genoich gelacht.
 
Anno 1538 quam min suster Agneis und min nicht Barbar zum Hollender zu Weissenfrauwen ins cloister sich zu versoichen, in meinungen, das sei da pleiben sulten. Da waren sei etliche manat uber das jar, aber miner moen zum Hollender gefeil das regiment nit so gar wol, dan sei waren fast schuldich; darumb worden sei beide daruis genomen und min suster Agneis quam nachfolgens zu Marien Bethlehem in die Reimersgass wonen. In dissem cloister hat ich balde kuntschaft gemacht. Ein jonfer, heisch Fridrich, ein basterzdochter van Nuwenar und Mors, wart mein lehen; die schickte mirBd.1, S.132 [90'] ein britzel, ich schickte ir den mei. Noch ein, zum Loickentlant ein dochter, wart min geistliche suster, ich moist allet etwas gebenDie Gebräuche, auf welche hier Bezug genommen wird, sind mir nicht bekannt, aber ich denke an einen Zusammenhang mit dem weltlichen Mailehen, an eine Verwandtschaft zwischen den Sitten geistlicher und weltlicher Minne. Über letztere vgl. Weinhold, Die deutschen Frauen im Mittelalter, 2. Aufl., 1, S. 285, 286.. Als aber min suster uis dem cloister zu Weissenfrauwen komen was, vergink disse kontschaftBd.1, S.133.
 
Anno 1538 uff sant thomaß tag ist min fatter von der gesellschaft deß Swartznhus zum achten mail zu rhaidt gekoren worden gegen daß kunftich jar. Ist darnach uff den christabendt im rhaidt urthelßmeister woichermeister zu den sidmecherschen und garnmecherschen gekoren worden.
 
Anno 1539 angefangen.
 
Anno 1539 ist hoichloblicher gedachtnis herzoch Johan von Cleif, Gulch und Berg gestorben und ist zu Cleif begraben worden, war ein gut from herr gewesen, daher man in den barmherzigen Johan van Cleif nante, es laute aber besser, dan het man in den tyrannen genant. Disser furst war ein geboren herzoch van Cleif und graif van der Mark; herzoch Wilhem der alt van Gulch und Berch, graif van Ravensburch, gab im sine einich dochter, die genant war [Maria] Weinsberg liess hier eine Lücke, weil ihm der Name entfallen war. Johann III, geb. 10. Nov. 1490, Herz. von Kleve 1521, von Jülich und Berg 1524, Herr zu Ravenstein 1528, starb 6. Febr. 1539. Der Kölner Rath veranstaltete eine grosse Gedächtnissfeierlichkeit am 15. April, wofür auch der bekannte Maler Jasper Woensam von Worms beschäftigt wurde. Vgl. den Erläuterungsband.; sunst hat er geine menliche erben, und sint bei disses fursten zeiten die landen Cleif, Gulch, Berch, Ravensburch, Mark, Ravenstein, Hensberch etc. samen komen und sint von einem herrn regeret wordenBd.1, S.133.
 
Anno 1539 ist der durchluchtiger hoichgeborner catholischer furst herzoch Georg von Saxen gestorben, der hart bei der alter religion hilt und Luthers leir nit anhengich wolt werden, derhalb er groisse widderwirdicheit leit. Er hat kein leibserben verlaissen, dan in sinem testament hat er sinen fetter herzochBd.1, S.133 [91] Henrich von Saxen zum erben ernant mit der condition, das er bei der alten religion sult verpleiben. Als aber herzoch Henrich das lant in siner gewalt hatte, ist er evangelischs worden und hat Luthers leir angenomen, ist auch balt on leibserben verstorbenSo nach Epitome S. 236, wo Herz. Georg, der ihrem Autor so genehm gewesen war, warme Erinnerungsworte gewidmet sind. Bei der Verkürzung wandelte Weinsberg Herz. Georgs Bruder Heinrich in einen Vetter um..Bd.1, S.133
 
Anno 1539 ist ein geistlicher man zu Westphalen gestorben, genant her Liborius Missink, hat zu s. Jacob ein mess ader vicarei gehat, die unser liever frauwen saterstachsmess heischs, vormals von einem, genant Henrich Pennink von Hagen, fundeirt und bestift. Diss mess war nuhe verfallen und vaceirden. Min fatter war dissmail kirchmeister, der solliciteirden bei dem pastoir und andern kirchmeistern zu s. Jacob, meinende, dieweil die mess in irer kirchen gelegen, sei hetten die gift. Der pastoir und kirchmeister waren mir gunstich, gaben die mess doctor Johan Horst, minem rectorn in der Kronenbursen, under guttem glauben, edoch zu minem behoif, dieweil er preister war und ich noch nit gestalt war mess zu doin. Diss presentation und gift geschach uff den weisfritagKarfreitag den 4. April. Weinsberg schrieb: weisfritagsh.. Darnach leis sich jonker Peter Furstenberch bedunken, er were der neigste gifter von dem geblode des fundatoirs, der in Coln were, doch war zu Bon ein cloisterjonfer zum Engeldal, genant jonfer Catharin vom Sande, die were etwas naher; bei der bracht er zuwegen, das sei sinen neifen Georgen van Syndorf, des graven van Nuwenars secretarium, zu der vurs. messen presenteirden und vom pastoir begerten, denselben zu instituern, anzunemen und zu proclameren. Dess weigerten sich der pastoir, er wart vur den official in den sall geladen, da erschein er und sagt, die kirchmeister hetten einen presenteirt, derHier am unteren Rande der Seite macht Weinsberg die Bemerkung: a. 61 prima februarii incepi hic.Bd.1, S.134 [91'] het die possession schon innen, bedeinte die mess, und die kirchmeister understunden denselben auch darbei zu handhaben, er kunte es nit keren, es were im gliche vil, wer die mess bedeinde, wan sei nur geschege. Damit wart der pastoir erlediget. Zu der meissen gehorten 32 goltgulden jarlicher erbrenten, an den deutzschen hern zu MastrichtDeutschordenskommende zu Maastricht.belacht, das underpant war der dutzer herrn hoff zu Ramerstorf, gegen Bon uber, aber dem comtur zu Seirstorf wart ufferlacht die rent zu bezalen. Nu leis her Liborius in sinem leben die 32 goltgulden jarlichs heben, gaff eim preister, der sei bedeinte, nit mehe dan 12 goltgulden, das uberich, bei 20 goltgulden, stach er in sinen budel. Diss fetgin het dem Syndorf wol gedeint. Es het mir zu minem studio auch wol gedint. Darumb namen Furstenberch und Syndorf den dechen s. Georgen, doctor Wilhem Wisch, zu rade, der wart ir advocat, machte ein grois articuleirt libel und ansprach, darin er gern die gerechtigheit der gift, id est jus presentandi, uff jonker Furstenberch und sine erben bracht hett, aber die mess mit der rent uff sinen neven Syndorf, und war die ansprach und libel fundeirt super possessione presentandi, wie wilant Henrich Pennink, der fundator, sin testament gemacht, die mess fundeirt, die presentation ader gift sinen bloitzbewanten, alzit dem elsten und neigsten, zubetirmtVom latein. terminare, bestimmen, zutheilen.het, und deduceirte da van linien zu linien, wer die gift vur und nach gedain hett bis uf etzige Catharin vam Sande, Furstenberchs moene. Dis libell ubergaff der Syndorf im sael uber und loede die kirchmeister s. JacobBd.1, S.134 [92] vur den herrn official in den sall. Die kirchmeister erscheinen, antworten uff die artickel, glaubten nit, das die mess ein mortificeirt beneficium ader vicarei were, dan ein blois officium, das sei bedenen leissen. Also wart Georgen Syndorf principail actor und cleger und die kirchmeister rei und beclagten; beide parteien constitueirten ire volmechtige mombare, Sindorf den Georgen Haltern, die kirchmeister Petrum Botter de Coisfeldia, Henricus Sobbe ware notarius causse, Furstenberch half mit solliciteren vur Syndorf, ich solliciteirden vur die kirchmeister. Also hatte disser pleit sinen anfank und wart ein groisser pleit daruis und groisse acta geschriben, an die acta sich gezagen, darin man den process finden mach, was gehandelt, was vur gezugen gefort, van irem sagen. Aber in disser sachen ist noch kein endurtel uisgesprochen, dan ein beiurtel mit den kirchmeister, darvan Georgen Syndorf zu Rom appelleirt, die sach da anhengich gemacht, dar sei dan noch hengt. Min fatter, Georgen van Altena, Johan van Dutz, Paulus van Kauf sint kirchmeister gewest, die in den acten staint. Darnach haben beide parteien nach der rentn getracht und sint die kirchmeister eirstlich in die possession in heven und burrenDer thatsächliche Besitz ist gemeint, heven und burren (boren) ist das Erheben der Rente.komen, wie nachfolgen wirt. Aber diss hab ich domails verstanden, das vur 15 jaren auch ein grois pleit disser sachen halber gewesen ist, dan etliche von den parteien und Penninks nachfolger haben diss mess confereirt, so solt sei ein ander zu Rom impetreirt und erworben haben; dartuschen were her Liborius vurs.Bd.1, S.135 [92'] komen, sich mit einer parteien ingelaissen und hab entlich die mess durch einen vertrach erhalten. Auch hab ich wol gehort, das j. Peter Furstenberchs fatter, genant Henrich Furstenberch, 3 ader 4 frauwen gehat hette und sulte die gerechtigheit uff der frauwen ein gestanden haben, die j. Peter moder ader freu nit gewest were, also das j. Peter ader die Catharin vam Sande nit berechtiget gewest weren. Disse dingen sint noch nit im process discuteirtdiscutieirt, Schreibfehler bei W..Bd.1, S.135
 
Anno 1539 uff montag den 10. februarii deß morgenß zu 5 uren ist Johan van Kauf min steifson, eliger son Pauli van Kaub kirch meister sant Jacob, und Weisgin Ripgin van Neuß zu Coln, uff der Bach, in sines fatters wonhauß geboren worden, und hat die tauf sant Jacob untfangen.
 
Anno 1539 ist Henrich Hersbach elicher son Petri Hersbachs, und Drutgin van Weinsberch mineß omen, und monen, zum Hollender uff der Hoportzen geboren, und sant Peter geteuft worden. Ist disser sonTilgung: da; durchgestrichenir leste kindt gewest, und folgenß daß eirst vur allen andern kindern gestorben.
 
Anno 1539 ist Johan Kuckelman van Aich eliger son Johan Kuckelmanß van Aich, und Marien van Weinsberg uff sant Severinßportz in Coln geboren und zu sant Severin geteuft worden. Hat folgenß daß peltzer ampt geleirt, ist ein half leufer und half bitler worden, gott will in bewaren und uns alleBd.1, S.136.
 
Anno 1539 tuschen parschen und pinsten war ich zu Knechtsteden gewest, minen neven besocht, der sin profess gedain hat, und hab etliche tauben mitbracht. Min moder sacht: worge der tauben etliche, do sacht ich zu minem broder Christgin: koum, ich will 2 tauben toeden. Ich greif sei und wreis sei herumb, das in die helse brachen und storben, warf sei dar, min broder sach sei etwas lang an, sagt zu mir: broder,Bd.1, S.136 [93] broder, [93] der sei den andern wech herumb drede ader wriss, sulten sei auch wol widder lebentich werden? Er war ein kint und jamert der tauben, het sei gern lebentich gehattBd.1, S.136.
 
Anno 1539 haben min 3 broder Christgin, Gotschalk und Jheronimus zu s. Georgen scholen gangen bei meister Thonis WiperfurtEs wäre nachzutragen, dass W. diesen in seinen andern Bänden, nämlich im eigentlichen 'Buche Weinsberg', einmal so kennzeichnet: 'Qui proficit in scientiis et deficit in moribus, plus deficit quam proficit: his verbis hortatus est m. Anthonius Wipperfurdis primus meus ludimagister circa a. 1527 me aliosque discipulos suos', Bl. 263'., uff das sei allein von der straissen moichten komenBd.1, S.136.
 
Anno 1539 den 24. augusti bin ich von doctor Goddert Gropper, ordinario in jure canonico in scholis canonum, baccalaureus juris civilis promoveirt worden; hat noch 3 gesellen zu mir, der eirst war ein geistlich man und ein canonum studiosus, die ander legum studiosi. Min punctus war in examine l. qui accusare c. de edendoGemeint ist l. 4 Cod. de edendo II, 1.. Den mittach hatten mir unse opponentes in die Cronenburs zu gast geladen, und hat mich disser actus 11 goltgulden gestanden, ein mit dem andern, was darzu gehortBd.1, S.136
 
Anno 1539, als der process im sale vur den herrn official zwischen Georgen Syndorf eins- und den kirchmeistern s. Jacob anderteils jetz hart vur sich ginge, machten sich min fatter, meister Johan Cortessum, offerman, und ich uff, ridden zu Muckenhausen und Vernich, da hat die kirch etwas zu doin. Den abent scleifen mir zu Disterich, da wart meister Johan krank, das er widder zu Coln moist reiten. Min fatter und ich ritten fort, in der furstat zu Duren aissen mir die zop, warn nit in die stat komen, ritten fortan zu Gulich und Altenhoven bis zu Seirstorf bei her Frans Ruyschenberch, comtur zu Seirstorf. Dem was vam orden und baleien zu Tricht ufferlacht, die rent der 32 goltgulden zu der messen zu bezalen van sinen hausDer Kommende., unangesehen das special-underpant zu Ramerstorf ware. Wie min fatter der rent und erscheinen pension an im gesan,Bd.1, S.137 [93'] antwort er, wie er der pension gestendich were gewesen, aber Georgen Syndorf were bei im gewesen mit vurbitschriften des graven van Nuwenar, das er die rent nemans folgen sult laissen, dieweil die sach noch stritpar, bis zu erkentnis des geistlichen rechtens. Do wir aber daselbst nitz erhalten mochten, sint mir durch Gulich geritten, zu Gusten uber nacht pliben, des andern tags zu Knechtsteden geritten, her Carl visiteirt und wir da auch benachten, des andern tags zu Dormagen komen, da min fatter sin sachen verricht, und also widder zo Collen. Balde darnach sint mir nach Ramerstorf geritten gegen Bon uber, wilches haus und hoff das benant underpant war, und her Johan Goir umb die rent und erschinen pension gemanet, haben auch die underpende besichtiget, uns mit den scheffen zu Kudinkhoven, Dollendorf und Honff samt dem amtman Haitzfelt, abt van Heisterbach, her Lei und dem rentmeister zu Honff beraten. Der comtur zu Ramerstorf gaff uns gutte wort, er wost wenich van disser sachen, nam sin bedenken; mir zogen heim, quamen balde widder, leissen in die copei des heuftrentbreifs sehen, da sich clarlich befant, das das haus Ramerstorf verunderpandt ware. Daruff sacht er, wie dem comtur zu Seirstorf ufferlacht were van sinem oberhern und lantcomtur, er sult das beswernis tragen und die 32 goltgulden bezalen, weis uns darhin; mir sagten, mir hetten am comtur zu Seirstorf angehalten, aber er wolt uns nit bezalen; der comtur zu Ramerstorf nam sin weiters bedenken, wa moglich, wolt er uns zur bezalung verhelfen; mir zeigten an, wa das nit geschein worde, so wolten sich die kirchmeister richtlich an die underpende laissenBd.1, S.137 [94] weldigen. Darmit ginge diss jar umb. Etliche mail war der comtur zu Ramerstorf zu finden, etliche mal nit zu finden. Georgen van Syndorf hat uns vurnemen auch vernomen und in unwillich gemacht, hat auch mit dem comtur zu Seirstorf practiseirt, das er den eirsten termin 32 goltgulden uffgehaben und untfangen hat. Die mess s. Jacob leis ich bedennen durch her Herman Bilvelt, vicarium s. Georgen, uff min kosten; van Syndorf hat er nehe heller vam eirsten jair bekomen. Es waren auch fast unkosten heruff gegangen, die nit gering waren, und ist folgens noch fil und fil daruff ergangen, on das geschenk, schade und leifnisBd.1, S.137.
 
Anno 1539 hab ich einmail bei gotz liden und wonden gefloicht, wie ich das bei den woisten gesellen, die es fil plagen, geleirt hatte; wart ich van doctor Horst gestraift, der mich mit gutten worten berichte, was groisser sund und ubeltait die gotzlasterung wereGegen dieses Fluchen hatte sich auch der Rath durch Verordnungen geäussert, vgl. den Erläuterungsband.. Disse ermanung ginge mir dermaissen zu herzn, das ich einen uffsatz magte mich darvur zu hoeten, so vil mir moglich wer, hab mich auch gans und gar des floichens begeben und darnach nit fil gefloicht, ich were dan zu groissem zorn gereizt und bewecht wordenBd.1, S.138.
 
Anno 1539, umb disse zit quam min moder einmail bei mich in die Cronenburs des abentz umb 7 uren im somer, clagten mir, wie min fatter mit ir gekeven hette und sich bister gestalt. Ich gink eilentz zu Weinsberch, da min fatter an der weinkisten sass, dan er zapte das mail wein, und wolt mit im sprechen, wolt in underrichten. Do wart er gar unlustich, das min moder sulchs uis dem haus geclagt hett, sagt, es were nitz wert, darumb sei sichBd.1, S.138 [94'] geirret hetten, und clagten noch vil mehe uber min moder; doch wart die sone den abent widder gemacht und alle dingen waren gut. Ich weis wol, das min fatter zu seltmail recht wolt haben, nichtz nachlaissen, und for alsdan wol etwas mit hast heruis. So weis ich auch, das min moder zemlich peinlich und krutlich war, aber sunst waren sei beide from und narhaftich. Aber ich acht, wie andere ehelut nit alzit den engeln glich leben, so deden min altern auch zu seltmalen wol, dan die menschen sint nit perfect ader volkomen, wie geschickt sei auch sint, das doin die affectn und menschliche gebrechen. Dan im heuslichen regiment wiltW. verschrieb sich: weilt.ehe einer vur dem andern recht haben, wilt regeren, steit daruff, sin meinung sei die best, daruis folgt dan irtumb, wan ein teil nit wichen will. Doch moist min fatter oft etwas gedulden und nachlaissen, dess er doch nit gern dede; darumb sagt er oft: hausfrau, laist uns dissen vertrag ingain, ein wech sult ir regeren und recht haben, die ander wech soll ich regeren und recht haben. Und wan es sich dan wol etwas verleif, dan fragte min fatter: hausfrau, wess wech ist heut; wan sei dan uff irer meinung bestonde, sagt er: wolan, regeret ir heut und diss wech, ich will die andern wech regeren, hatt damit sin kurzweilBd.1, S.138.
 
Anno 1539, als min suster Agneis zu Weissenfrauwen ein weil zit gewesen und das regiment min altern nit wol anstunde, haben sei sei uis dem cloister bei sich genomen zu Weinsberch ins haus. Als sei daselbst auch ein weil zit gewesen, hat sei begert, das sei in das convent Marien Betlehem in die ReimersgassBd.1, S.139 [95] moicht komen, dan da hat sei gutte kuntschaft und bewanten wonen, und min eltern holfen ir darin. Diss cloister haben mines fatters vurelter und frunde meisteils gebaut und bestiftBd.1, S.139.
 
Anno 1539, diss jar ist keiser Carl in Frankrich uis Hispanien gezagen und hat in konink Franciscus herlich untfangen, und der keiser ist durch Frankrich zu lande gereistDies zog W., indem er Vorgänge von 1539 und 1540 gleich hier mit einander verschmolz, aus Epitome S. 241 und Sleidan (Baseler Ausgabe) S. 324, 325 eilig zusammen. Doch macht sich auch die eigene Erinnerung des Verfassers geltend. Das 'Schloss' ist das 'Spanjaerds Kasteel', in welchem später Egmont und Hoorn gesessen haben.. Dess man sich hoichlich verwondert hat, das sich der keiser so bei sinem gesointen frunde durft wagen, der doch wenich und nit lang glaub plach zu halten, wie man sagte. Etlich wollen auch, es sulte schon ein bedroch und list vurhanden gewest sin, ist nit vollenzogen. Do er aber in Flandern ankomen, hat er durch verkuntschaft des Franzosen die uffrur zu Gent gestillt, fil laissen koppen, in ire freiheit genomen und hat in ein fast scloss in die stat gebaut uff ir eigen kosten, daruis er sei bezwingen mogtBd.1, S.139.
 
Anno 1539 den 1. mai ist frau Isabella, des koninks tochter uis Portugal, keiser Carli hausfrau, an eim sontgin gestorben, das auch balt darnach starf; ir elste son Philippus ist ir verpliben und noch ein tochter, die Maximilian, ires fatters broder son, zur ehe hat; sunst hat sei noch ein dochterlin, ist auch balt in got gestorbenDie Notiz vom Fortsetzer des Naucler ergänzte W. aus eigener Kunde. Unter der Tochter Isabellas ist Maria, Gem. Maximilians II, zu verstehen.. Darnach hat sich der keiser nit widder verheilichtBd.1, S.139.
 
Anno 1539 ist doctor Joannes Pauli von Horst, unser rectoir in der Cronenbursen, krank worden an der borstkrenkden, hat ein weil gelegen, ist balde darnach uff s. Materni tag, den 14. septembris, in gott verstorben in der Cronenbursen unden in der kamer, und ist zu s. Reinolt in das jonferncloister, da er pater was, begraben worden. DisserBd.1, S.140 [95'] doctor Horst war ein from einfeltich man gewest, war in der borsen doctor worden und hat groissen uberlaist van den prebendaten und gesellen leiden moissen. Vur im war einer, genant magister noster Hack van Halvern, rectoir in der Cronenbursen gewest, wart nachfolgens pastoir s. Peter und canonicus Apostolorum; vur dem war magister noster Wilhelmus Zons rectoir gewest, wart darnach canonicus Cuniberti. Die executorn doctor Horsten hilten die kost etlich tage bis uff weitern bescheitBd.1, S.140.
 
Anno 1539 ist vil aiftz, appel, birenW. verschrieb sich: biner., prumen, druben, vil sclechtz weins gewassenVon dem Überfluss an Wein erzählt der Fortsetzer des Naucler, danach Epitome S. 241.und hat der rode bauchDissenterie, rooden buyck, rooden deurganck, Kilian Dufflaeus 2, S. 539.seir vil leut getoidt. Min moder wart auch krank darvan, Reimer Goltberchs frau macht ir brei von geissenmilch, dede ir fast mehe raitz, bis sei widder genassBd.1, S.140.
 
Anno 1539 haben etlich vil mortbrender stet, dorfer und haif angestechen, Embeck und Northusen sint schir gar verbrant. Man hat der ubelteter fast gefangen und grausam gemartert und getoidt. Es ginken allerlei reden diss brennens halben, die darmit bezegen worden, got weis, wer scholt daran hatteVgl. Chron. Carionis (Ausgabe von 1554) S. 236: doch nur von Eimbeck..Bd.1, S.140
 
Anno 1539 ist der bau der neuwer fasbendergaffel zum Oberstolz im Filzegraben vollenzogen und gans bereidt worden. Dan ungeferlich vur 3 jaren hat das fassbenderamt ire alde gaffelhaus in der StraisbergergassenW. schrieb nur: Straisbergassen.vur diss neue gaffelhaus verbeut van einem, gnant Aloff Nidecken, und gaben im und siner husfrauwen irer beider leben lank zu alle jars 50 radergulden. Der man starfstraff, Handschr.balde darnach, aber die frau wart folgens an herrn Goswin van Lommershem bestadt und starfAuf den unteren Rand der Seite schrieb hier Weinsberg: a. 61, a 23. februarii continuavi hic, hactenus impeditus.Bd.1, S.140 [96] folgens a. 1555 und war also die gaffel van den 50 radergulden leifrentn gefrihet. Als sei aber den kauf ader butung eirst getain hatten, damit ein amt die jarliche beswernis und den bau doin mogten, dan das haus war gar grois, alt und onbauwich, so satzten sei in, das jeder leirjong, den ein meister anneim, so balde er ingeschriben worde, van stunt an geben sulte 4 goltgulden einem amt. Diss 4 goltgulden von eim jedern brachten grois gelt bei, dan ein fasbenderamt war dasmail in groissem floir. Die vurnemste baumeister waren Henrich Ross, Georgen van Altena, Gerhart Pilgrum der alt, Frank van der Ketten, Theis van Polhem und vil andern. Da befor hatte der vurs. Nidecken minem fatter das vurs. haus Overstolz vur das haus Weinsberch angebotten zu verbuten, aber min fatter wolt es nit doinBd.1, S.141.
 
Anno 1539, am ende diss jars bin ich rector in der Cronenbursen worden und das war seltzam beikomen. Nach absterben doctor Horsten stunden zwein principalich nach der bursen, magister Sebastianus Duisberch, ein lector in domo Montana Under-16-heusern, und magister Theobaldus van Aich, scholmeister zu s. Laurenz. Wie min fatter diss vernam, quam er zu mir in die Cronenburs und sprach, er het an mich gedacht, das min 5 jar seir nach verlaufen weren, ich sult darnach stain, das ich rectoir worde, so blib ich lenger in der bursen, sunst mois ich balde daraus; man het doch sonderlich dar nitz uiszurichten dan haus zu halten, darzu wolte er mit miner moder wol behilflich sin. Sulchs stunde mich wol an, min fatter und ich gaben sulches minen alten gutten mitgesellen und prebendaten zu erkennen, begerende, sei wolten mir darzu behilflich sin. Nu waren Johan StrubBd.1, S.141 [96'] von Deventer, baccalaureus juris und ein konner, geschickter gesel, samt Johan Lemgo von Bilfelt, m. Josephus Goltberch, Johan Bruck van Dutz und gemeinlich alle gesellen darzu geneigt und gunstich. Min fatter underricht uns, mir sulten uns zuchtich halten, uff das man nit spreich, wir hilten uns ungeschicklich wie jonge kalfer; und er gink zu den provisoren der universiteten, die auch regiment uber die Cronenburs hatten. Als er zu her Arnt van BruwilerVgl. oben S. 105., dem eltsten und dechen der provisoren, quam und bei im anhilte, der scloich es im gar ab und wolt m. Theobaldum, der siner kinder pedagogus war, dar insetzen. Min fatter handlet fort mit her Aloff Rynken, der war m. Sebastiano zugeneigt. Er gink zu herrn Gerhart vom Wasserfass, der war mines fatters gaffelgenoisIm Schwarzhaus., und zu her Arnt von Siegen, sinen alten herrn, nachpar und sonderlichem frunde. Diss beide waren minem fatter und mir gunstich. Uff dasmail konten sich die beide herrn Arnten viller sachen halber nit wol vertragen, das sei uneinich waren; her Bruwiler hilt uff Theobaldum, trang hart daruff, so trang her Arnt von Siegen hart uff mich, darzu her Gerhart vam Wasserfass. Die gesellen suppliceirten vur mich und gaben fur, ich were ir senior, ich worde es wal verwaren, sei wolten mir auch gehorsam sein. Sei treuweten auch den andern, wa irer ein dahin queim, sei woltenwolte die Handschr.sich dermaissen erzeigen, das er sich dess nit bedanken sult. Diss dreuwung machten magistrum Sebastianum Dusberch widderwendich, das er ableis, aber her Arnt van Bruwiler hilt gliche stark vur her Theobaldum an. Dem feil her Aloff Rynk domails zu, also das sich die 4 provisornBd.1, S.141 [97] spalten; Theobaldus hat eiz zwein, die eltestn, zum besten und ich die beide andern, aber dieweil ich mit den gesellen eins sins war und doctor Horsten truwhender nit lenger kost halten wolten, wart mir von den provisorn befollen ein weil zit kost zu halten bis uff weitern bescheit. Also wart ich in stat eins rectoirs ordineirt, das her Arnten van Bruwiler seir verdraus und mir seir gram darumb wart. Ich was im alle zit zu jonk und kunte im lange zit nit wol doin, bis das folgens einer zu s. Severin starb, hat prebendam universitatis de prima gratia, wilche die vurs. provisoren auch zu vergeben hatten; do half herr Arnt van Bruwiler dem Theobaldo, das er die prebende van dem provisorn bequam und canonicus Severini wart; und van den tag an hilten mich die provisoren vur den rechtmeissigen rectoren. Disser Theobaldus wart auch pastoir s. Severin, darnach pastor s. Albain. Der vurs. magister Sebastianus wart folgens der siben preister einer im domVgl. Herm. Hüffer, Forschungen a. d. Gebiet des französ. und des rheinischen Kirchenrechts (Münster 1863) S. 291., auch darnach pastor s. Columben. Sint beide licentiati theologie worden. Das rectoiramt in der Cronenbursen hat uff sich, das man uffsicht uff die gesellen haben moist, das sei ires studii warten moisten, und das man sei mit kost und drank versorgte. Diss war mir nuhe beswerlich, diewil ich nit uber 21 jar alt war, das ich sulch regiment sult foren, und hab do eirstlich die heusliche sorg uff den halz genomen umb die bloisse kost allein, dan sunst hat man nit vil mehe darvan, dan ein magt und einen jongen mogt ich mit in der kost halten; die andern beide haben bessere conditiones bekomen. Ich mogt hiebei wol mit studern, aber der zufallender irtumb und heusliche sorgBd.1, S.142 [97'] hinderten mich seir an meinem studio. Doch war mir diss amt darzu nutzlich, das ich mich eiz moist strack halten und nit stellen wie die jonge kalber, dess sich die gesellen gar verwonderten, sprachen: eirst plach er mit wilde zu sin, zu spillen, springen, ringen etc., eiz ist er so balde verandert. Aber ich folgten seir mines fatters raitz, der teglichs zu mir quam, und min moder half mir auch mit inkaufen und wegweisung darzu geben. Doch kunde ich nit so gar unstraiflich leben, wiewol mir geburte andern zu straifen, dan ich war jonk und jonge leut weis ist seltzame speis. Ich fant zemlichen vurrait in der borsen, dan doctor Horst hat die burs wol 100 goltgulden zuvoren bracht. Dieweil ich aber anfenklich mit widderwerdicheit rectoir wart, moist ich mich mit den gesellen halten, deste frier anrichten, das ich ire fruntschaft mogte behalten, und darzwischen wart des haus nutz nit gebessert. Wie ich nu rectoir war, nam ich Conradum Betztorf, der nachDanach, später.doctor wart, und Christianum Heresbachium, minen neven, vur kostgenger an. Auch so half ich Tilmanno van der Duyssel, minem alten gesellen, und Herman Kort, minem neven, das sei prebendaten in der bursen in stette der uisplibenden worden. Min eirste gesinde war ein alte magt, Trin genant, hat lang zit geistlichen gedenet, und ein jong, Lambertus LeodiensisBd.1, S.143.
 
Anno 1539, umb disse zit war min klidung und dragt ein swarzer wollen rock mit einen swarzen wullen affsclach, auch winterzeitz ein swarz rock mit swarzen spanschn fellen gefodert, on absclach; ich troch arnersche samarien uber hosen und wambis, troch auch ronde bonetten. Umb disse zit galt mir min moder auch einen stoisdegen mit 13 loiden silbers anhabendeBd.1, S.143.
 
[98] Anno 1539, als min fatter des raitz abgangen, wart er uff den christabent zu einem rheinmeister in raitzstat erwelt. Dess war her Arnt von Siegen ein ursach, der war im floir umb disse zeiten und zoich gern diejenigen an sich, die er wost, die geschickt, koin und bei dem gemeinen raitzman angeneim waren; min fatter war auch van jongs uff mit im erzagen, scheir eines alters, dan min fatter war 2 jar elter dan er.
 
[Das Jahr 1540]